Bergbahn: Markt bekommt Aktien
Aus der Allgäuer Zeitung vom 27.4.2010 VON MICHAELA SCHNEIDER Bergbahn: Markt bekommt Aktien Nebelhorn Im Gegenzug erhält Verschönerungsverein von der Gemeinde Oberstdorf rund 340 Hektar Grundstücke
Oberstdorf „Wir wissen, dass da oben am Nebelhorn etwas geschehen muss", sagt Oberstdorfs Bürgermeister Laurent Mies. Der Berg, um den sich etliche Gespräche in den letzten 15 Monaten drehten, befindet sich in Blickweite seines Büros. Jetzt sind die Würfel gefallen: Am Mittwoch hatte der Verschönerungsverein in außerordentlicher Mitgliederversammlung hinter verschlossenen Türen entschieden, sein Nebelhornbahn-Aktienpaket an die Gemeinde abzugeben. Im Gegenzug erhält der Verein Grundstücke vor allem im Stillachtal mit einer Gesamtfläche von 340 Hektar. Knapp 82 Prozent der anwesenden Vereinsmitglieder hätten dem Tausch zugestimmt, es sei relativ ruhig zugegangen in der Versammlung, erzählt der Vereinsvorsitzende.
Nur einen Abend später, am Donnerstag, fiel dann auch im Gemeinderat der Entschluss - laut Bürgermeister einstimmig. Wichtig sei ihm ein faires ausgewogenes Tauschverhältnis gewesen. Gutachter hatten das Vermögen bewertet. Insgesamt umfasst das Aktienpaket des Verschönerungsvereins, das nun an die Gemeinde übergeht, 19 508 Aktien. Der Gesamtwert liegt bei rund 2,1 Millionen Euro.
Mies betont: Die Diskussion um den Neubau der Nebelhornbahn habe sich quälend lang hingezogen. Letztlich scheiterten die Gespräche - auch, weil der Verschönerungsverein nicht zur geforderten Kapitalerhöhung in der Lage war. Der Prozess habe belegt: Die Gemeinde könne sich nicht aus einem Neubau heraushalten. Mies: „Dieser wird mittel- bis langfristig wieder ins Gespräch kommen." Bewusst habe man den Tausch jetzt ohne Druck verhandelt, um dann gerüstet zu sein.
Ohmayer ist froh, dass dieser endlich über die Bühne ist, spricht von einer „überfälligen Sache". Hintergrund: Der Verschönerungsverein hatte sich einst dem Fremdenverkehr verschrieben - das ist aber Jahrzehnte her. Heute ist er gemeinnützig und verfolgt andere Ziele - etwa die Pflege und den Erhalt der Naturlandschaften. Mit Modernisierungen der Bergbahn einher gingen zudem mehrfach Kapitelerhöhungen. Das bedeutete für den Verein unterm Strich weniger Dividenden und weniger Mitsprache. 1999 fiel im Verein der Beschluss, sich vom Aktienpaket zu trennen.
Umgesetzt wird dies jetzt. Verein wie Rathaus ist wichtig: Im Falle zukünftiger Investitionen der Nebelhornbahn AG verbliebe das Aktienpaket von 25,01 Prozent in Oberstdorfer Hand, zugleich verbleibt der Grund des Verschönerungsvereins in der Gemeinde.