Vom Sporthotel zur Eliteschule des Sports

von Peter Fink am 01.07.2019

Die Geschichte des Skiinternats Oberstdorf

Am 28. Dezember 2008 fand im Schattenberg-Skisprungstadion, anlässlich der Vierschanzentournee, die offizielle Prädikatsübergabe „Eliteschule des Sports“ statt.

Der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), in Person seines Präsidenten Alfons Hörmann, gab dem Standort Oberstdorf damit das zurück, was 2006 verloren gegangen war und was nach zahlreichen Umstrukturierungen und großen Bemühungen aller vor Ort Verantwortlichen seitdem wieder den Standort Oberstdorf auszeichnet.

Im Einladungsschreiben zu dieser Veranstaltung im Jahre 2008 am Schattenberg heißt es: „Dadurch (als Eliteschule) sind wir in der Lage, unsere jungen Nachwuchsathleten auf dem Weg zum Spitzensport, optimal im schulischen wie auch im sportlichen (Bereich) zu fördern.“

Dass diese Vorgabe von allen Verantwortlichen in den letzten 10 Jahren hervorragend umgesetzt wurde, bewies die Jubiläumsfeier am 12. Juli 2018, die in der Aula des Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium stattfand. Das Gymnasium Oberstdorf feierte sein zehnjähriges Jubiläum als Eliteschule des Sports mit der Einweihung der „wall of fame“. Auf dieser sind alle erfolgreichen Sportler, die das Gymnasium besucht haben, verewigt. Die Staatssekretärin im Kultusministerium Carolina Trautner beehrte die Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit und würdigte in ihrer Rede die großen Verdienste der Eliteschule.

An dieser Stelle möchte ich kurz erklären, wie die neue „Eliteschule Oberstdorf“ strukturiert ist. Den sportliche „Kern“ dieses Konstrukts bilden das „Skiinternat Oberstdorf“ und der Olympiastützpunkt Bayern (Außenstelle Oberstdorf), welche sich im Eissportzentrum befinden. Hier wohnen und trainieren Sportler aus vielen Bundesländern und von dort aus besuchen sie die jeweiligen assoziierten Schulen.

Dies sind neben dem Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium, die Mittelschule Oberstdorf, die Realschule Sonthofen und die Fachoberschule Sonthofen. Oberallgäuer Nachwuchstalente sind als Externe dem Internat und den Stützpunkten (Ski Alpin, Eiskunstlauf, Ski Nordisch, Snowboard-Cross, Short Track, Curling) angeschlossen. Das Skiinternat wird seit 2007 von der Marktgemeinde Oberstdorf, dem Deutschen Skiverband, dem Bayerischen Skiverband, dem Schwäbischen Skiverband und seit 2016 auch vom Snowboard-Verband Deutschland innerhalb der „Skiinternat Oberstdorf GmbH“ finanziert und vom DSV organisiert.

Aber zurück zur Feier am Gymnasium und zur „Wall of Fame“. Während meiner Recherchen zu dieser Auflistung erfolgreicher Sportler an unserer Schule musste ich mich natürlich auch in die sportliche Historie unserer Schule vor 2008 vertiefen. Zurück bis zum Jahr 1995 war diese Zeitreise eine Begegnung mit meinem Werdegang als Lehrer am Gymnasium.

Ich war ein Jahr zuvor als junger Lehrer endlich nach Oberstdorf versetzt worden und 1995 kam dann der damalige Schulleiter Dr. Popp auf mich zu und meinte: „Herr Fink, Sie sind Sportlehrer und Sie wohnen nicht weit vom Eisstadion. Haben Sie Interesse als `Verbindungslehrer zum Leistungszentrum für Eiskunstlauf´ unserer Schule zu fungieren?“ Ich hatte Interesse und ich habe es seitdem nicht verloren, auch wenn meine Funktion heute die Bezeichnung „Koordinator Leistungssport“ trägt.

Ab 1995 war mir also vieles vertraut, aber davor? Seit wann existierte das Internat, welche Sportler lebten dort, wer hat das Internat organisiert, welche Rolle spielte „meine“ Schule? Also, Recherche, Gespräche führen, im eigenen Gedächtnis kramen.

Die Geschichte des „Skiinternats Oberstdorf“ ist untrennbar mit der Entwicklung des Eisportzentrums verknüpft. Und die Geschichte des Eisportzentrums reicht bis in das Jahr 1958 zurück. 1958-2018 - Also noch ein kleines Jubiläum!

„Nach dem Besuch der Olympischen Winterspiele 1956 in Cortina entstand die Idee, in Oberstdorf ein Eisstadion zu erstellen. Angetrieben vor allem vom Vorsitzenden des Eissportclubs und damaligen Kurdirektor Fritz Geiger, dem Geschäftsmann Franz Seif und dem Direktor der Kur- und Verkehrsbetriebe und Eistanzobmann Heinz Bechtel, wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Trotz großer finanzieller Schwierigkeiten, wobei alle erdenklichen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, entstand das erste durchgehend geöffnete Sommer- und Winter-Kunsteisstadion Deutschlands.

Premiere wurde am 10. Dezember 1958 mit einem internationalen Eishockeyspiel zwischen dem polnischen Meister Legia Warschau und dem vielfachen deutschen Titelträger EV Füssen gefeiert. Übrigens gewann der Allgäuer Club dieses Match mit 6:2. Der damalige Oberstdorfer Bürgermeister Schallhammer wettete zuvor um 10 Flaschen Sekt, dass das Stadion zu diesem Spiel noch nicht einsatzbereit sein werde. Er verlor diese Wette, schließlich wurden noch kurz vor dem Anpfiff der Begegnung die letzten Nägel in die Bande geschlagen. 2000 Zuschauer sahen dieses Spiel, 3000 waren es, als am 29. Dezember 1958 mit einem großen internationalen Schaulaufen die offizielle Eröffnung und Einweihung folgte.“

(Oberstdorf Magazin, 2008, Ausgabe 16)

1 Eisstadion 1960

Das Eisstadion um 1960, noch ohne „Sporthotel Oberstdorf“ 
und ohne Dach (Blick nach Norden)

2 Eisstadion 1962

Eisstadion und Sporthotel um 1962 (Heute Halle 1 und Skiinternat)

Schon bald entwickelte sich das Eisstadion zum begehrten Trainings- und Wettkampfort für die Eissportler aus aller Welt.

„Vor allem das deutsche Traumpaar, Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, mit Trainer Erich Zeller, der später zeitweise nach Oberstdorf übersiedelte, war ständig am Fuße des Nebelhorns zu Gast. Aber auch andere nationale und internationale Spitzenkräfte gaben sich die Ehre, bei großen internationalen Schaulaufveranstaltungen sahen zigtausende von Zuschauern die besten Kufenkönner der Welt, alle Olympiasieger und Weltmeister gaben sich in Oberstdorf ein Stelldichein.

Im Eishockey fanden viele große internationale Clubbegegnungen und auch Länderspiele statt, … Selbst Eisschnellläufer fanden hier ein Domizil und traten mit Wettkämpfen an die Öffentlichkeit. Die Eisfläche wurde aber auch dazu benutzt, um das bei einem Besuch in der Schweiz kennengelernte Spiel mit den Steinen einzuführen – Curling. Schnell fanden sich einige Oberstdorfer, die an dem Spiel Gefallen fanden und es forcierten. So wurde bereits 1959 der Curlingclub Oberstdorf gegründet.“

(Oberstdorf Magazin, 2008, Ausgabe 16)

3 Kilius Bäumler 1960

Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler trainieren im Sommer 1960 
unter dem schützenden Zeltdach.

„Da die Sonneneinstrahlung das Eis, trotz gegenteiliger Zusicherung der die Maschinen liefernden Eisfirmen, doch zu schmelzen begann, wurde zum Sommertraining 1959/60 ein Zelt über die Fläche gespannt, das teilweise von Pfosten, die mitten auf dem Eis standen, gestützt werden musste. (…) 1961 wurde die Eisfläche dann ganz mit einer Holzkonstruktion überdacht. (…) Eine aus der Gemeinde und dem Eissportclub bestehende Eisstadion GmbH wurde gegründet. Das im Rohbau fertige Hotel mit Restauration wurde 1962 ausgebaut, später die Tribünen erweitert und verbessert, sowie weitere Bauten für Tagungen, Presse, Sanitäts- und Arztzimmer vorgenommen, das Stadion mit einem neuen Haupteingang versehen. Es wuchs alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Der EC Oberstdorf stellte die Eisfläche in großzügiger Weise zur Verfügung.“

(Oberstdorf Magazin, 2008, Ausgabe 16)


Die zahlreichen Sportlergäste konnten jedoch noch nicht direkt neben der Eisfläche wohnen. Denn dort, wo heute die jungen Nachwuchssportler leben, befanden sich die Räume des „Sporthotel Oberstdorf“ der Familie Schmitt. 


Und manch älterer Oberstdorfer wird sich daran erinnern, dass sich im dortigen Szenelokal der 50er und 60er Jahre Einheimische und Gäste näherkamen.


4 Treppe Sporthotel

Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler im Sporthotel Oberstdorf. Heute erreichen die „Internatler“ über diese Treppe ihre Zimmer.

„(Aber) Mitte 1969 entschloss sich der nationale Verband (DEU), das Bundesleistungszentrum für Eiskunstlauf in Oberstdorf zu installieren. Es vergingen allerdings noch einige Jahre, ehe dann erst 1976 die Marktgemeinde mit tatkräftiger Unterstützung von Bürgermeister Eduard Geyer und dem Gemeinderat das „Sporthotel Eisstadion“ und dazu gehörendes Gelände erwarb und somit die Voraussetzungen für das Leistungszentrum schuf, das dann 1979 das offizielle Prädikat „Bundesleistungszentrum“ erhielt. Der Um- und Neubau begann 1977/78 und fand seine endgültige Fertigstellung 1981, wobei der Trainingsbetrieb jedoch fortgesetzt werden konnte. Schon 1979 folgte der Umzug des Sportamtes, des Eissport- und Skiclubs in das neue Verwaltungsgebäude.“

(Oberstdorf Magazin, 2008, Ausgabe 16)

1981 wurde das Internat für Eiskunstläufer eingerichtet. Norbert Schramm war der elfte Sportler, der in das Internat einzog. (Der spätere mehrfache Europameister stammt aus Nürnberg und war mit seiner Familie schon 1971 nach Oberstdorf gezogen um dort zu trainieren und das Gymnasium zu besuchen. Seine ältere Schwester Claudia, auch eine Eiskunstläuferin, war zeitweise eine meiner Klassenkameradinnen.)

Insgesamt waren es 15 „Internatler“ und hinzu kamen einige Externe, die im Stützpunkt und im Internat betreut wurden. In den 80er Jahren wuchs die Zahl der „Internatler“ dann auf 25 an, die jetzt auch pädagogisch (Nachhilfe, Tutorenprogramm) begleitet wurden. Unter anderem waren Lehrer vom Gymnasium für einige Stunden an das Internat abgeordnet, um dort die Sportler schulisch zu betreuen und 1989 zog der OSP-Bayern (Olympiastützpunkt) mit seiner Außenstelle Oberstdorf in das Eissportzentrum ein und damit durfte der Stützpunkt erstmals das Prädikat „Eliteschule des Sports“ führen. Sonderbar erscheint aus heutiger Sicht, dass mit der Bezeichnung „Eliteschule“ nur das Internat und der Stützpunkt, jedoch nicht die Oberstdorfer Schulen ausgezeichnet wurden.

Den größten Erfolg für den Stützpunkt in dieser Zeit erzielte ein „Externer“ - Thomas Müller (Nordische Kombination, SCO, Abitur 1981) errang 1988 in Calgary Mannschaftsgold.

Trotz aller Bemühungen war Mitte der 90er-Jahre ein deutlicher Rückgang der „Internatler“ zu verzeichnen. Als Reaktion auf diesen Aderlass wurde 1997 deshalb das Sportinternat auch für andere Wintersportarten außerhalb des Eiskunstlaufs geöffnet.

Diese Öffnung führte auch dazu, dass gerade das Gymnasium nun vermehrt Anstrengungen unternahm, um die einheimischen und aus der Region stammenden Leistungssportler gezielter zu unterstützen. Es wurde ein personell deutlich effektiveres Tutorensystem installiert, in dem leistungsstarke Gymnasiasten die Sportler schulisch unterstützten.

In enger Zusammenarbeit mit dem Internat wurde auch die schulische Betreuung durch die Lehrer gesichert, wenn sich die Sportler wegen Trainings- oder Wettkampfterminen nicht vor Ort befanden. Dazu wurden eigens tragbare Fax-Geräte (So etwas gab es tatsächlich!) angeschafft, um den Kontakt zu gewährleisten.

Es folgten weitere Initiativen, die zum Ziel hatten, die jungen Sportler aus der Region zu fördern. 1997 wurde der Verein ProSport-Allgäu/Kleinwalsertal ins Leben gerufen, der bis heute junge Athleten und Athletinnen mit fast 2 Millionen Euro unterstützt hat. Neben dem Skiinternat und anderen Institutionen profitierten vor allem die jungen einheimischen Sportler von diesen Hilfen. Einige dieser Sportler haben es auch mit der Förderung durch ProSport bis in die Weltspitze geschafft. U.a. Johannes Rydzek, Katharina Althaus, Lucia Anger, David Speiser, Dominik Stehle, Gina Stechert, Christina Geiger, Georg Späth, Tobias Stechert, Vinzenz Geiger. Übrigens haben all diese Sportler das Oberstdorfer Gymnasium besucht!

Aber nicht nur aus der Region stammten die großen Talente. Schon im Jahr 1996 war Florian Eckert von Bad Tölz nach Oberstdorf an das Internat gekommen. Er galt als eine der größten deutschen Hoffnungen im Alpinen Skilauf und eigentlich war sein Weg an die Eliteschule in Berchtesgaden (Christopherus-Gymnasium) vorgezeichnet. Doch dank seines damaligen Trainers Mathias Beck aus Gunzesried, Bruder des jetzigen OSP-Leiters in Oberstdorf Florian Beck, entschloss er sich nach Oberstdorf zu ziehen. 1998 bestand er mit Bravour sein Abitur am Gymnasium und auch sein sportlicher Werdegang war von Erfolg gekrönt. 2001 holte er sensationell Bronze bei der Alpinen WM in St. Anton (Abfahrt) und 2005 wurde Teamweltmeister in Bormio.

Dies veranlasste den DSV im Jahre 2000 weitere Nachwuchsathleten im Internat Oberstdorf unterzubringen, allerdings wieder nur auf „Probe“.

2001 wurde die „Kraftalp“ (2011 Neubau) errichtet, was manche Trainingswege erheblich verkürzte und 2004 wurde das Oberstdorfer Gymnasium zur „Partnerschule des Wintersports“ ernannt. Dieses Projekt entsprang einer Initiative des Bayerischen Kultusministeriums und des DSV und gewährleistet bis heute die „organisatorische Harmonisierung der konkurrierenden Ansprüche von Schule und Hochleistungssport.

Dabei liegen drei wesentliche Strukturprinzipien zugrunde:

1. Aufgabentrennung zwischen Schule und Sport für die schulische bzw. leistungssportliche Ausbildung.
2. Heimatortnahe Förderung in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 an den Partnerschulen.
3. Konzentration ab Jahrgangsstufe 9 an einer der beiden Eliteschulen des Sports (Anm. Berchtesgaden und Oberstdorf)

(www.pzw-bayern.de).

All diese Aktivitäten hatten zur Folge, dass ab 2004 weitere Skispringer, Alpine und nun auch Snowboarder das Internat bewohnten. Dass die Snowboard-Crosser heute ihren gesamten Nachwuchskader in Oberstdorf zusammengeführt haben, ist auch ein Verdienst des zweifachen Olympiateilnehmers aus Oberstdorf, David Speiser (Abitur 2001), der als „Einzelkämpfer“ in den frühen 2000er Jahren große sportliche Erfolge feierte und der heute als Trainer die jungen Snowboardtalente am Stützpunkt betreut.

Doch dann erlitten all diese Bemühungen schwere Rückschläge. 2004 führte der DSB (heute DOSB) eine Zwischenevaluierung durch und stellte gravierende strukturelle Schwachpunkte hinsichtlich der Realisierung der Vereinbarkeit von Ausbildung und sportlicher Karriere an der Eliteschule des Sports in Oberstdorf fest.

Fast schon folgerichtig wurde im Jahre 2006 der Bundesstützpunkt Eiskunstlauf aufgelöst und das Prädikat „Eliteschule des Sports“ wurde aberkannt. Dies ging mit erheblichen finanziellen Einbußen an Fördergeldern einher, sodass Oberstdorf große Gefahr lief, seinen Status als überregionales Zentrum des Spitzensports zu verlieren.

Dieser Schock blieb nicht ohne tiefgreifende Konsequenzen. Noch im selben Jahr fanden erste Abstimmungsgespräche bezüglich einer neuen Konzeption des Skiinternats zwischen den Fachverbänden, insbesondere dem DSV (Deutscher Skiverband) und dem Markt Oberstdorf statt, die am 27. September 2007 zur Gründung der Skiinternat Oberstdorf GmbH führten.

Erster Leiter des Skiinternats war Dr. Peter Bösl (DSV), der dann maßgeblich für die Wiedererlangung des Prädikats „Eliteschule“ verantwortlich zeichnete. Dr. Bösl leitete das Internat bis 2016 und übergab das Amt an Florian Kuiper (DSV), der seitdem das Skiinternat erfolgreich führt.

Ende 2007 erfolgten die Anerkennung des Konzeptes Skiinternat Oberstdorf GmbH durch den DOSB und im April 2008 eine Evaluierung zur „Eliteschule des Sports“.

Im September 2008 gewannen das Skiinternat und die assoziierten Schulen das Prädikat „Eliteschule des Sports“ zurück und am 28. Dezember fand im Stadion an der Schattenbergschanze die offizielle Übergabe statt.

Während der Jahre ohne Prädikate und mit deshalb eingeschränkten finanziellen Mitteln war es jedoch nicht der Fall, dass die Arbeit am Standort Oberstdorf und in der Region ruhte. Im Dezember 2005 ging das „Alpine Trainingszentrum Allgäu“ am Oberjoch in Betrieb, was die Trainingsmöglichkeiten auch für die Alpinen am Skiinternat enorm verbesserte.

5 Eliteschule

28. Dezember 2008: Alfons Hörmann (DOSB), Ludwig Haslbeck (Gymnasium), Eberhard Gienger (DOSB)

Und besonders die äußerst erfolgreiche Arbeit des örtlichen Skiclubs (SCO) und der Wintersportvereine in der Region trugen weiterhin reiche Früchte und die Schulen vor Ort förderten die jungen Sporttalente weiterhin nach Kräften. Somit konnte die „junge“ Eliteschule auf bewährte Strukturen aufbauen und mit ihren neuen und effizienten Konzepten sehr schnell große Erfolge verzeichnen. Schon bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver waren dann zwei Eliteschüler des Gymnasiums Oberstdorf am Start: Hanna Kolb aus Buchenberg, Internatsschülerin in Oberstdorf und Johannes Rydzek vom heimischen SCO.

Für Johannes Rydzek konnte unser Gymnasium sogar eine Sonderregelung erwirken, sodass er das Abitur erst im späten Frühjahr 2010 schreiben durfte (Der „doppelte“ Abiturjahrgang machte es möglich!). Olympiateilnahme und der reguläre Abiturtermin wären nicht vereinbar gewesen. Johannes’ Erfolg rechtfertigte all die Mühen (Die Lehrer des Gymnasiums mussten für Johannes ein eigenes Abitur erstellen!), denn er war der jüngste Medaillist und der einzige Schüler unter all den Medaillengewinnern in Vancouver. Logischerweise wurde er auch zum Eliteschüler des Jahres 2010 vom DOSB ernannt.

Jede Medaille besitzt jedoch auch eine Kehrseite: „Immer mehr und sportlich immer besser werdende Schüler bedeuten aber für Schule und Sportler auch zusätzliche Belastungen und vielfältige organisatorische Aufgaben (Schulleiter Gymnasium, Ludwig Haslbeck, Jahresbericht des Gymnasiums 2010).“

Auch das G8 (achtjähriges Gymnasium) mit Nachmittagsunterricht und verkürzter Oberstufe verursachte erhebliche Belastungen für Lehrer, pädagogische Betreuer im Internat und nicht zuletzt für die Eliteschüler in der Oberstufe des Gymnasiums.
Diese Probleme wurden am 8.4.2010 anlässlich des Besuchs des damaligen Kultusministers Dr. Ludwig Spaenle im Skiinternat Oberstdorf ausführlich diskutiert und Lösungen wurden gesucht.

2010 reifte am Oberstdorfer Gymnasium der Gedanke, es den Eliteschulen in Thüringen und Sachsen gleich zu tun. Diese Schulen räumen ihren Sportlern die Möglichkeit ein, die Schulzeit zu strecken. Die Idee war geboren, jetzt musste „nur“ noch das Bayerische Kultusministerium überzeugt werden. Also entwickelte man am Gymnasium ein Modell, das organisatorisch relativ einfach zu handhaben und das - sehr wichtig - möglichst kostenneutral ist. Und dann ging erfreulicherweise alles sehr schnell. Besonders Ministerialrat Matthias Lorenz (Kultusministerium) stand den Oberstdorfer Lehrern mit Rat und Tat zur Seite, sodass das „Modell Schulzeitstreckung“ zum Schuljahr 2011/12 an den Start gehen konnte. 13 Schülerinnen und Schüler gehörten dem ersten „Sportlerkurs“ an und am 17. Januar 2012 wurde das „Oberstdorfer-Modell“ offiziell vom damaligen Staatssekretär Bernd Siebler (Kultusminister von 2016-2018) eingeweiht.

6 Sportlerstreckung

Offizielle Einführung der „Sportlerstreckung“: Georg Späth (Skispringer und Abiturient 2001), Laura Gimmler (Langläuferin und damals angehende Abiturientin), Staatssekretär Bernd Siebler

„Schulzeitstreckung“ – Was sich für einen normalen Schüler furchtbar anhört, ist für Leistungssportler mit ihrer intensiven Doppelbelastung ein Segen. Drei anstatt zwei Jahre Oberstufe bedeuten weniger Unterricht pro Woche, also mehr Zeit für Training und Wettkämpfe, ohne zu viel in der Schule zu versäumen.

Die großen sportlichen Erfolge und die erfolgreichen schulischen Karrieren (Alle Schulzeitstrecker haben bisher ihr Abitur bestanden!) haben dazu geführt, dass das „Oberstdorfer Modell“ inzwischen an allen Eliteschulen in Bayern etabliert ist!

Jüngeren Sporttalenten am Oberstdorfer Gymnasium steht zudem das „Profilfach Sport“ offen, welches das Fach Sport zu einem Kernfach macht und damit gleichwertig neben Fächern wie Mathematik, Englisch oder Deutsch steht.

All die Erfolge aufzuzählen, die seit 2008 die Eliteschüler aus Oberstdorf feiern konnten, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen. Nur so viel: 2014 in Sotschi waren wieder zwei Schülerinnen des Gymnasiums am Start, die Skispringerinnen Gianina Ernst (jüngste Teilnehmerin überhaupt) und Katharina Althaus und zusätzlich fünf ehemalige Eliteschüler/innen.

Der Höhepunkt der bisherigen Erfolgsgeschichte der „Eliteschule des Sports“ wurde aber 2018 in Pjöngjang erreicht. Erstmals nahm mit Jana Fischer (Abitur 2018) eine Snowboarderin des Oberstdorfer Gymnasiums an Olympia teil und mit drei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen kehrten die ehemaligen Eliteschüler Katharina Althaus, Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek (Gymnasium) und Karl Geiger (Realschule und FOS) aus Korea zurück.

7 wall of fame

Staatssekretärin Carolina Trautner, Johannes Rydzek, Katharina Althaus, Vinzenz Geiger anläßlich der Einweihung der „Wall of Fame“ im Gymnasium Oberstdorf

Es war ein langer Weg vom „Sporthotel Oberstdorf“ bis zu den Erfolgen bei Olympia 2018. Viele haben an dieser Erfolgsgeschichte mitgewirkt, viele Frauen und Männer in Oberstdorf haben sich Ziele gesetzt und Widerstände überwunden. Aber um Erfolg zu haben, muss man sich immer wieder Ziele setzen, denn „Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen (Goethe).“

Das nächste Ziel ist die heimische Nordische WM 2021 mit möglichst vielen und erfolgreichen „Eliteschülern“ aus Oberstdorf!

Quellen: Oberstdorf Magazin, 2008 (Ausgabe 16), Jahresberichte Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium, Prosport e.V., Archiv des Skiinternats Oberstdorf, Archiv des Autors. Ich danke Günter Hartung (Olympiastützpunkt Bayern, Außenstelle Oberstdorf) und Florian Kuiper (Leiter Skiinternat Oberstdorf) für ihre Unterstützung und für wertvolle Informationen.

Bildnachweis: Oberstdorf Magazin, 2008 (Ausgabe 16), Archiv Skiinternat Oberstdorf, Archiv des Autors, Website Oberstdorf Lexikon von Alex Rößle, Website EC Oberstdorf, Website Skiclub Oberstdorf

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