Kirchen und Kapellen waren, trotz höchster Strafandrohungen, schon immer Ziele von Dieben. Es gab zu allen Zeiten Menschen die lieber stahlen und raubten, als sich durch ehrliche Arbeit etwas zu verdienen. Edle Metalle, Kunstschätze, wertvolle Messgewänder und Bargeld hofften die Strolche in den Gotteshäusern zu finden. Oft war der angerichtete Schaden höher als die Beute.
In den meisten Fällen handelte es sich um reisende Täter, die über eine gewisse Zeit Kirchen und Kapellen eines eng umrissenen Gebietes „besuchten“ und dann wieder verschwanden. Vor nahezu 300 Jahren hielten sich solch ungebetene „Gäste“ auch im Raum Oberallgäu auf.
Im Band III „Geschichte des Marktes Oberstdorf“ ist auf Seite 285 zu lesen:
„1707 erhielten die Loretokapellen eine Sakristei, die an einem überwölbten Verbindungsgang zwischen der Marien- und Josefskapelle angebaut wurde. Sie besteht aus zwei Kreuzgratjochen und ihre Eingangstür wurde durch Eisenblechbeschlag und Kreuzbänder gesichert, nachdem 1727 Kirchenräuber eingebrochen waren und silberne Gegenstände (2 Ampeln, 2 Leuchter, ein großes Kruzifix, 4 vergoldete Opferkästle u.a.m.) im Werte von 1000 Talern gestohlen hatten. Es war nicht das letzte Mal, daß man sich an Kirchengut draußen in Loreto vergriff. In neuester Zeit wurde sogar die Figur des Auferstehungschristus aus der Appachkapelle gestohlen, aber Gott sei gedankt, verborgen im Buschwerk wieder aufgefunden.“
So schrieb Gymnasialprofessor Werner Grundmann im Jahre 1976 in dem Geschichtswerk. Der Autor ließ aber offen, wer die Räuber waren und ob sie je gefaßt wurden. Auch über den Verbleib des Diebesgutes schweigt sich das Buch aus. Sicher waren dem Heimatgeschichtsforscher all diese Daten nicht bekannt.
In der „Schöllanger Chronik“ findet sich nur ein kleiner Eintrag:
„Den 8ten Oktbr. ist zu Maria Lorete ein Diebstahl geschehen welchen man über 1000 Taler geschätzt hat.“
In der Chronik des Johannes Haneberg aus dem Jahre 1791 ist unter dem Jahrgang 1727 zu lesen:
„Den 9. Oktober ist der Diebstahl zu Maria loretho geschehen so man den Diebstahl iber tausend thaler geschätzt hat, in diesem Jahr hat Lukas Jeger Pfarrer den cor altar in S Josephs Kierchen machen laßen.“
Die Chronik des Oberstdorfers Joseph Ignaz Math sagt zu dem Thema etwas mehr aus:
„1727 sind die Kirchen Reiber zu Lorethe in die Sakristey eingebrochen, und haben geraubt zwei silberne amplen zwei silberne Leichter Ein großes silbernes Chruzifix, 4 silberne vergulte opfer kretle, mer viel silberne Borten wo sie von Unserer Lieben frauen Röcken getrent und von den Meßgewändern, welchen man Iber 1000 Thaler geschätzt.“
Wer nun von wem abgeschrieben hat ist schwer zu ermitteln und ist auch nicht wichtig. Die Berichte sind in ihrer Art unterschiedlich, in der Höhe des Schadens sind sich alle Chronisten einig.