In diesem nunmehr dritten Teil unserer Reihe rund um die Oberstdorfer Tourismuswerbung beschäftigen wir uns mit den Prospekten aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Dabei betrachten wir stets nur den „Hauptprospekt“ also keine anzeigenfinanzierten Broschüren, Prospekte der Ortsteile oder Nachbargemeinden und auch nicht die Reklame der Bergbahnen, Hotels oder anderer Leistungsträger. Diese werden demnächst gesondert in einem der nächsten Teile dieser Reihe behandelt.
Meine Sammlung ist bei weitem nicht vollständig, doch kann sie auch aus dieser Epoche die Meilensteine der Entwicklung der Oberstdorfer Tourismuswerbung in eindrücklicher Form wiedergeben. Trotz intensiver Recherchen im Internet, in Antiquariaten, auf Sammelbörsen, im Gemeindearchiv des Marktes und im Archiv von Tourismus Oberstdorf sowie einem Jahrzehnt andauernder Sammelleidenschaft bleiben Prospekte aus vielen Sommer- und Wintersaisonen weiter „verschollen“. Ich bleibe weiter dran.
Neuanfang nach dem Kriege
Während und nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Tourismuswerbung für Oberstdorf aus naheliegenden Gründen erst einmal eingestellt, so dass zwischen 1939 und 1950 keine Ortsprospekte erschienen bzw. zumindest heute nicht mehr auffindbar sind. Vieles spricht dafür dass es während dieser Zeit keine Neuauflagen gab und durch den Krieg und die entbehrungsreiche Nachkriegszeit auch keine Ressourcen hierfür zur Verfügung standen da der Tourismus selbst fast vollständig zum Erliegen kam.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurden die Verlage und Druckereien von den Besatzungsmächten kontrolliert, Altverleger erhielten Berufsverbot und es wurden nur langsam Lizenzen für Zeitungen oder die Produktion von Drucksachen vergeben. Die für das Oberallgäu wichtige Druckerei und Verlag J. Eberl KG durfte erst ab 1948 eine Landkreisausgabe des „Allgäuers“ in Immenstadt drucken. Ab 1950 konnte auch das „Allgäuer Anzeigeblatt“ wieder erscheinen.
In den folgenden zwei Jahrzehnten durchlief der Ortsprospekt als wichtigstes Werbe-Instrument des Oberstdorfer Verkehrsamtes eine faszinierende Entwicklung — beflügelt durch die langjährige Tätigkeit und Erfahrung der Kurdirektoren Hermann Schallhammer (bis 1952) und Fritz Geiger (ab 1952). Ausgestattet mit einer visuell stets aktuellen und ansprechenden Bildwelt von Eugen Heimhuber Sen. und Fritz Heimhuber Jun. passte es sich stets dem Zeitgeist an. Ende der 50er Jahre brachte dann Franz Josef Tripp mit seinen Zeichnungen und Grafiken eine unverwechselbar freundliche und verspielte Note ein und prägte damit den Auftritt des Ortes nachhaltig.