Rund ums Posthorn - 150 Jahre Post in Oberstdorf - die Posthilfsstellen (Teil 3)

von Eugen Thomma am 01.12.2006

Unter Verwendung von Aufzeichnungen von Erwin Mittl (München) und Sigmar Stowinsky (Gütersloh)

Als im Jahr 1853 im Hause des Gemeindevorstehers Alois Rietzler am Marktplatz die Postexpedition eingerichtet wurde dachte in Oberstdorf noch niemand an weitere Poststellen in der Gemeinde. Der rasant wachsende Tourismus ließ aber bald den Ruf nach solchen Posthilfsstellen laut werden.

Oberstdorfs Natursehenswürdigkeiten in den Hochtälern lockten jährlich Tausende von Touristen an. Ein Bildkartengruß an die Daheimgebliebenen von einem Ausflug nach des „Deutschen Reiches südlichster Hochwart”, Einödsbach, war fast ein Muß. Ein Tourist, der das historische Bergdörflein Gerstruben besichtigte, den malerischen Freibergsee umrundete oder andere Glanzpunkte unserer Heimat besuchte, schickte auch von dort einen Kartengruß an seine Lieben zu Hause.

Die Motive zu so einem Gruß konnten ganz verschieden sein. Sicher herrschte der Grund, auch in der Fremde an liebe Menschen zu denken, vor. Ein bißchen Eitelkeit und vielleicht auch ein Schuß Überheblichkeit könnten aber auch mitgespielt haben. Vielleicht wollte man auch Anerkennung oder gar Neid erwecken, wir wissen es nicht. Egal auch was die Beweggründe waren, zehntausende Ansichtskarten wurden in den Gastwirtschaften der Hochtäler gekauft und beschrieben.

Um aber diese Grüße gleich mit Frankatur versehen zu können, mußte solche dort zu erwerben sein. Auch ein Briefkasten wurde gefordert, um die Karten an Ort und Stelle in den Versand zu bringen.

Spielmannsau

„Die Spielmannsauer, die trotz Schneesturm und Lawinengefahr den Winter hier ausharren, haben ihre Häuser an den Rand des begrasten Schutthügels eng zusammengestellt, den wahrscheinlich der Traufbach gelegentlich eines Diätfehlers ausgestossen hat; unter diesen ist das mit einem Gemskopf bezeichnete Wirtshaus, und dort findet man, falls das Verlangen des Bergwanderers über Bier, Brod, Kaffee, Butter und Käse nicht hinausgeht, genügende Erquickung.” So lautet ein Auszug aus dem »Reiseführer durch das Algäu, Lechthal und Bregenzerwald« (2. Auflage), in dem der Kemptener Reiseschriftsteller Joseph Buck im Jahr 1876 auch das Trettachtal beschrieb.

Zwölf Jahre später führte eine Eisenbahnlinie nach Oberstdorf, und zum Ende des Jahrhunderts blühte der alpine Tourismus auf. Auf der Oberen Mädelealpe entstand die Kemptener Hütte. Der Verkehr zu dieser Hütte und über das Mädelejoch ins Lechtal brachte der Spielmannsau weiter ein sehr hohes Aufkommen an Passanten. Der Ruf nach einer Posthilfsstelle wurde laut. Die Post übertrug dem Gastwirt Johann Thannheimer als einem der ersten im Oberstdorfer Gemeindebereich die Führung einer Posthilfsstelle.

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Spielmannsau im Trettachtal um 1908

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Der Gastwirt und Posthilfsstellenleiter Wilhelm Wiedemann.

Im »Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die Königlich Bayerischen Verkehrs-Anstalten, No. 39« vom 7. Juni 1898 ist auf der Seite 268 zu lesen: „Vom 15. Mai an wurden die Telegraphenanstalten mit Telephonbetrieb Oythal und Spielmannsau dem Publikum als öffentliche Telephonstellen zum Sprechverkehre mit sämmtlichen Telephonanlagen des Oberpostamtbezirkes Augsburg, sowie mit der Telephonanlage München (einschl. Ismaning, Pasing und Planegg) zugängig gemacht.”
In der Folgezeit waren die jeweiligen Gastwirte von Spielmannsau, nämlich Thannheimers Schwiegersohn Wilhelm Wiedemann bis zu dessen Tod 1955 und dann die Witwe Luise Wiedemann, Leiter der Posthilfsstelle, bis diese am 30. September 1968 aufgehoben wurde.

Gerstruben

Das malerische Bergdorf war immer schon ein Anziehungspunkt für Oberstdorfs Sommergäste. Im Frühjahr 1893 haben die letzten ständigen Bewohner Gerstruben verlassen. Die Gastwirtschaft war nur noch ein Sommerbetrieb, so daß in verschiedenen Wintern bis in den Mai nur der Berufsjäger oben lebte. Der Eigentümer des ganzen Tales, der Fabrikant Cornelius Freiherr von Heyl zu Herrnsheim, weilte während des Jahres zu den verschiedensten Jagdzeiten in Gerstruben und hatte sicher großes Interesse, mit seinem Industriebetrieb in Worms ständig Verbindung zu haben.

Im zuständigen Verordnungsblatt ist unter dem 4. Mai 1900 zu lesen: „Vom 1. Juni lf. Js. [Anm.: laufenden Jahres] beginnend wird in dem Kirchweiler Gerstruben Zustellpostanstalt Oberstdorf eine Posthilfsstelle errichtet u. deren Führung dem Wirtschaftspächter Franz Huber aus Oberstdorf auf die Dauer der Sommersaison jeweils übertragen.”

Wilde Fronz”, wie Huber mit Hausnamen hieß, wurde als Hilfsstellenleiter und seine Frau Bibiane zur Besorgung des Postdienstes verpflichtet. Die Posthilfsstelle Gerstruben wurde jährlich, je nach Wetterlage, Mitte Mai / Anfang Juni eröffnet und Ende September / Mitte Oktober geschlossen. Dies geschah gleichzeitig mit der Öffnung und Schließung der Gastwirtschaft.

Mit dem Pächterwechsel auf der Gastwirtschaft ging das Postgeschäft in andere Hände über. Der bis dahin als Hilfspostbote arbeitende Landwirt Anton Huber, „Boddars Anton”, und seine Frau Ludwiga übernahmen die Gastwirtschaft »Zur Höfatsspitze« im Jahr 1908 als Jahresbetrieb. Am 26. Juni 1914 wurde eine Telegraphen- und Telefonanstalt mit Unfallmeldestelle in Betrieb genommen. Nachdem Anton Huber im öffentlichen Dienst tätig war, mußte er am 26. Juni 1922 einen Eid auf die Verfassung leisten.

Das Ende der Posthilfsstelle Gerstruben kam mit der Verfügung vom 23. Juni 1923: „Da für das Weiterbestehen der Posthilfsstelle Gerstruben weder ein öffentliches noch dienstliches Bedürfnis vorhanden ist, wird die PHSt Gerstruben nebst Telegraphenhilfsstelle und staatlicher öffentlicher Fernsprechstelle mit Ablauf des 30. 6.1924 aufgehoben.” Die Gaststätte und das „Baronenhaus” waren aber mit privaten Fernsprechern ausgerüstet.

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»Gaststätte zur Höfatsspitze« nannte sich dieses Gebäude in Gerstruben, dort war auch die Hilfsstelle der Post.

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Das Wirtsehepaar von Gerstruben, Anton und Ludwiga Huber, mit ihren beiden Söhnen Hans (li.) und Wilhelm um 1920.

Birgsau

Der Weg von Oberstdorf zum Tannberg führt durch das Stillachtal. Schon früh befand sich in der Birgsau eine „Zäpflerei”, ein Ausschank. Im letzten Viertel des 19. Jh. waren Wanderungen und Kutschenausfahrten ins romantische Stillachtal groß in Mode gekommen. Das Panorama des Allgäuer Hauptkammes bildete eine märchenhafte Kulisse. Der Gasthof Adler in Birgsau bot zudem etwas fürs leibliche Wohl. Eine Bildpostkarte an die Daheimgebliebenen war hier fast Pflicht. Der Ruf nach einer Posthilfsstelle wurde laut. Gastwirt Kaspar Mayer übernahm am 1. November 1899 die Posthilfsstelle Birgsau.

Am 27. Juli 1901 wurde im Verordnungsblatt veröffentlicht: „Eröffnet wurden die nachverzeichneten, mit dem Postdienst vereinigten Telegraphenstationen mit Telephonbetrieb Birgsau, Einödsbach, Freibergsee, Langenwang und Tiefenbach dem Publikum als öffentliche Telephonstellen zum Sprechverkehr mit sämmtlichen Telephonanlagen des Oberpostamtsbezirkes Augsburg, sowie mit der Telephonanlage München (einschl. Ismaning, Pasing und Planegg) zugängig gemacht ” Die Kosten für die Herstellung der gesamten Fernmeldeanlagen (Anm.: Birgsau, Einödsbach und Freibergsee) waren mit 3.200,- Mark veranschlagt. Ob dies auch die tatsächlichen Kosten waren, ist leider nicht feststellbar.

Kaspar Mayer war bis zu seinem Tod am 7. Februar 1951 Leiter der PHSt Birgsau. Ihm folgte seine Tochter Franziska (Fanny) bis zur Auflösung der Stelle am 30. September 1966.

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Der neuerbaute Gasthof Birgsau um die Jahrhundertwende

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Gastwirt Kaspar Mayer von Birgsau, der auch die Rappenseehütte bewirtschaftete, hier im Bild mit einem Tragtier auf dem Weg zur Hütte

Einödsbach

Erster Hilfsposthalter von Einödsbach wurde 1899 der Land- und Gastwirt Johann Baptist Schraudolph, „Bapischt”, wie der Bergführer allgemein genannt wurde. Zur Telefonverbindung nach Einödsbach gilt Gleiches wie nach Birgsau.
Nachfolger als Hilfsposthalter wurde nach dem Tod von Schraudolph am 14. April 1908 dessen Schwiegersohn Alois Thannheimer und am 1. August 1941 dessen Schwiegersohn Anton Haug, bis am 30. September 1966 die Posthilfsstelle Einödsbach aufgelöst wurde. Im Jahr 1941 erhielt der Hilfsposthalter eine jährliche Vergütung von 72.- Reichsmark.

Einödsbach war auch Abgabestelle für die Alpenvereinshütte Waltenbergerhaus. Der Träger der Hütte hinterlegte dort die abgehende Post und nahm die eingegangenen Sendungen in Empfang. Mir liegt ein Schriftstück vor, wonach auch die Postsendungen für die Rappenseehütte und die Mindelheimer Hütte in Einödsbach hinterlegt worden sein sollen. Das Schreiben lautet: „Die Mindelheimer Hütte, der DAV-Sektion Mindelheim gehörend, in 2.192 m Höhe unterhalb der Schafalpköpfe, bewirtschaftete Sofie Marcher vom 15. Juni bis 15. September jeden Jahres. Ihre Post wurde bei Thannheimer in Einödsbach hinterlegt und dort vom Träger abgeholt. Thannheimer war bevollmächtigt. Bei Postanweisungen an Fremde wurde der Empfänger benachrichtigt.

Die Rappenseehütte steht auf 2.091 m Höhe. Besitzerin ist die DAV-Sektion Allgäu-Kempten des Deutschen Alpenvereins. Franz Kaufmann bewirtschaftet sie vom 1. Juni bis einschließlich 15. Oktober. Die Post wurde bei der PHSt Einödsbach hinterlegt und von dort durch Träger abgeholt. Empfänger von Postanweisungen wurden benachrichtigt.”

Ich kann das von der Praxis her nicht nachvollziehen. Der Weg zu den beiden Hütten zweigt am Eschbach hinter Birgsau nach rechts ab, so daß Einödsbach von Oberstdorf aus ein ganz erheblicher Umweg wäre. Nachdem der Birgsauer Gastwirt Mayer jahrelang auch Bewirtschafter der Rappenseehütte war und sein Nachfolger Franz Kaufmann zudem dessen Schwager war, nehme ich sicher an, daß die Ablage zeitweise in Birgsau erfolgte.

Nach meiner Kenntnis war es zumindest in den 40er Jahren und später so, daß die Post für die Rappenseehütte bei der Tochter Peppi des Franz Kaufmann in Oberstdorf abgegeben wurde. Da nahezu täglich das Versorgungsfahrzeug von Oberstdorf bis zur Schwarzen Hütte fuhr, wurde dabei auch die Post transportiert. An der Schwarzen Hütte wurden die Waren auf Muli verladen und die Post dem Tragtierführer übergeben. Der Weg der abgehenden Post verlief in umgekehrter Reihenfolge.

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Vor der beeindruckenden Mädelegabeigruppe liegt der südlichste, ganzjährig bewohnte Ort Deutschlands, Einödsbach.

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Der Wirt und langjährige Hilfspoststellenleiter Alois Thannheimer von Einödsbach.

Freibergsee

Ein Juwel in Oberstdorfs Hochtälern ist der Freibergsee, der entsprechend auch von Gästen aufgesucht wurde. Der Ruf nach einer PHSt erscholl deshalb bald.

Am 25. Juni 1900 erging daher folgende Verfügung: „Da mit der Herstellung der Telegraphenstationen in Einödsbach und Birgsau die gleiche Errichtung auch für den Freibergsee beabsichtigt wird, ist zunächst eine PHSt in der genannten Einöde zu errichten und demgemäß eine geeignete und vertrauenswürdige Persönlichkeit für die Übernahme dieser Funktion in Vorschlag zu bringen.” Mit Schreiben vom 27. Juni 1900 benannte das Postamt Oberstdorf den Gastwirt Franz Alois Schratt, der die Ausflugsgaststätte »Wilhelmshöhe« oberhalb des Freibergsees bewirtschaftete. Die Post setzte ihn als Hilfsstelleninhaber ein und seine Frau Anna als Stellvertreterin. Auf eine Anfrage der oberen Behörde nach der „Dienstbereitschaft bei den Posthilfsstellen” berichtete das Postamt Oberstdorf: „Der Postbote begeht jeden zweiten Tag die PHSt Kornau Vormittags 8.45 Uhr und die PHSt Freibergsee Nachmittags 4.30 Uhr”.

Am 19. Juli 1901 wurde die Telegraphenanstalt mit Telephonbetrieb und Unfallmeldestelle in Betrieb genommen. Franz Alois Schratt hat die Gastwirtschaft und die Posthilfsstelle aufgegeben. Über seine Nachfolge gibt eine Verfügung Auskunft: „Die PHSt Freibergsee wird am 1. 11. 1901 dem Wirtschaftspächter Anton Wiedemann unter dem Vorbehalte übertragen, daß der von der Marktgemeinde Pfaffenhausen erholte Aufschluß über Leumunds und Vermögensverhältnisse des Genannten nicht zu seinen Ungunsten ausfällt.” (Anm.: Man wird heute leichter Minister als damals Posthilfstelleninhaber.)

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Der Graphiker und Gastwirt Franz Alois Schratt hatte für kurze Zeit die Posthilfsstelle am Freibergsee geleitet.

Auf eine Anfrage der Vorgesetzten Behörde, ob ein ganzjähriger Betrieb der PHSt Freibergsee notwendig sei, erging folgende Berichterstattung: „... Der Wirtschaftsbetrieb wird auf dem Freibergsee während der Wintermonate fortgeführt, ebenso wie in Birgsau und Einödsbach. Eine Offenhaltung der PHSt und Telegraphenstation Freibergsee ist umsomehr am Platze, nachdem gerade der Freibergsee auch während des Winters ein sich starker Frequenz erfreuender Aufenthaltsort ist. Diese PHSt hat während der Wintermonate ziemlich viel Gespräche aufzuweisen. Außer den Besuchern des Freibergsees, die sich des öfteren der telephonischen Einrichtung bedienen, würde im besonderen der Fabrikbesitzer und Commerzienrat Edmund Probst von Immenstadt eine Beschränkung dieser PHSt auf die Sommermonate sehr empfinden, nachdem derselbe einen regen telephonischen Verkehr mit seiner dort befindlichen Villa und seiner Fabrik andererseits unterhält. ... Eine Bestellung dieser Hilfsstelle durch den Landpostboten besteht auf Wunsch des Inhabers nicht mehr und ist auch im Zusammenhänge mit diesem Landbestellbezirke wegen meist starken Schneefalles nicht möglich. Der PHStlnh [Anm.: Posthilfsstellen-Inhaber] läßt die gewöhnlichen Briefpostsendungen und Zeitungen beim Uhrmacher Rees hier zustellen, woselbst er sie bei Gelegenheit abholt, während er Pakete und nachzuweisende Sendungen selbst am Schalter in Empfang nimmt.”

Am 1. November 1903 übernahm der neue Besitzer des Restaurants, der Hoflieferant Gustav Stempfle, das Lokal selbst und wurde auch gleichzeitig neuer Inhaber der PHSt. Der Sohn Bernhard und die Wirtschafterin Maria Echtler wurden Stellvertreter.

Stempfle war nicht glücklich mit seiner Poststelle und bat schon 1904 um Auflassung. Das Postamt Oberstdorf schlug bei der Vorgesetzten Behörde vor, die Hilfsstelle „im Interesse des Fremdenpublikums nach dem Weiler Schwand, 5,5 km von Oberstdorf entfernt, transferieren zu wollen. Durch die Herstellung der Telephonleitung nach Schwand dürften dem Ärar keine großen Kosten erwachsen, da die nächstgelegene Leitung, welche nach Birgsau und Einödsbach führt, nur 2 km von Schwand entfernt ist.” Mit dem 29. Februar 1904 endet die Geschichte der Hilfspoststelle Freibergsee.

Oytal

Auch im 1897 errichteten Oytalhaus wurde eine PHSt eingerichtet. Der amtliche Bescheid hatte folgenden Wortlaut: „In der Verhandlung vom 12.4.1901 wurde der Besitzer der Oythalwirtschaft Max Kappeler als PHStlnh verpflichtet, seine Tochter Louise als Stellvertreterin, sowie der Dienstknecht Stephan Drexl als Bote zwischen der PHSt und dem Abrechnungspostamt Oberstdorf.”

Auszug aus der Verfügung vom 29. Mai 1901: Die bei der PHSt aufgegebenen Postsendungen sind täglich durch das Personal des Hilfsstellen- Inhabers in geschlossenem Beutel kostenlos zum Postamte befördern zu lassen, woselbst gleichzeitig die gewöhnlichen Brief- und Paketpostsendungen einzuholen sind. Mit der Annahme von Einschreibsendungen, Wertsendungen, Postanweisungen, Nachnahmesendungen und Postaufträgen hat sich die PHSt Oythal nicht zu befassen. Für die Führung des PHSt-Dienstes, sowie die Einlieferung und Abholung der Post wird eine Vergütung nicht gewährt. ...” Das ganze Postgeschäft war für den Gastwirt reiner Kundendienst an seinen Gästen.

Eine Telegraphenanstalt mit Telephonbetrieb und Unfallmeldestelle im Oytalhaus ging am 12. Mai 1902 in Betrieb. Die kgl. bayerische Post hat dafür die Summe von 1.600,- Mark aufgewendet. In den folgenden zwei Jahrzehnten war das Oytalhaus nur jeweils von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet, und auch die PHSt war in der übrigen Zeit geschlossen.

Von 1913 bis 1919 haben verschiedene Pächter oder Bedienstete des Oytalhauses die Hilfsstellenleiter-Position bzw. Stellvertreterdienste innegehabt, bis am 22. Mai 1919 der Metzger und Gasthofpächter Otto Fischer und dessen Bruder, der Gasthofpächter Wilhelm Fischer, verpflichtet wurden. Otto Fischer legte am 20. Mai 1922 noch den Eid auf die Verfassung ab.

Das Oytal scheint kein großes Geschäft für die Deutsche Reichspost gewesen zu sein. Den Schlußpunkt setzte die Verfügung vom 22. Februar 1924: „Da für das Weiterbestehen der PHSt Oythal weder ein öffentliches noch dienstliches Bedürfnis vorhanden ist, wird die PHSt Oythal mit Ablauf des 29. 2. 1924 aufgehoben.”

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Das Oytalhaus wurde auch schon um die Jahrhundertwende zur Posthilfsstelle erhoben.

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Das Wirtsehepaar vom Oytal, Wilhelm und Hanna Fischer, mit den Söhnen Seppl, Joachim und Mäxl.

Kornau

Auf Weisung des Oberpostamtes suchte im Mai des Jahres 1900 das Postamt Oberstdorf nach einer geeigneten Person zur Betreuung einer PHSt in Kornau und konnte schließlich die Volksschullehrerin Kreszenz Wiedemann gewinnen. Eine jährliche Vergütung von 20,- Mark war für die Frau ein kleines Zubrot für ihre doch sehr dürftige Besoldung als Dorfschullehrerin.

Der folgende Bericht des Postamtes Oberstdorf an die Vorgesetzte Behörde läßt uns heute etwas schmunzeln: „Nachdem die Lehrerin Wiedemann nach Oberstdorf versetzt worden war, übernahm am 5.10.1901 die Lehrerin Maria Wagner den PHSt-Dienst. Die Vergütung für die Zeit vom 1.- 4.10. in Höhe von 21 Pf [Anm.: Pfennige] wurde Kreszenz Wiedemann überwiesen.”

Die Hilfslehrerin Marie Merk übernahm am 1. Juni 1912 die Stelle, als Frau Wagner Kornau aus beruflichen Gründen verlassen hat.

Der Ökonom Ludwig Schäffler löste 1913 die Pädagogin ab, seine Frau Franziska wurde als Beihilfe zugelassen. Im Verkehrsministerialblatt vom 18. Juni 1914 war zu lesen: „In Betrieb genommen wurde eine Telegraphen- und Telephonanstalt mit Unfallmeldestelle am 26. 5. in Kornau. Telegrammvermittlungsstelle Oberstdorf.”

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Viele Jahre besorgte Ludwig Schäffler die Geschäfte der Hilfsstelle Kornau.

Wie es scheint, hat Frau Schäffler den ganzen Ersten Weltkrieg über die Geschäfte erledigt, denn ihr Mann war ja über Jahre im Felde gewesen. Erst 1922 hören wir wieder von Ludwig Schäffler, als er eine Gehaltsaufbesserung in der Inflationszeit anmahnt: „Oberpostdirektion! Möchte mich einmal Erkundigen, wen auch etwas verspetet, wie es im neuen Jahre mit der Aufbesserung bei den Posthilfsstellen aussieht, mit den 100 M Jahresgehalt weis ich nicht mehr viel anzufangen, wen ich einen Tag an der Straße Kieß oder Schutt fahre hab ich auch so viel, dan brauch ich nicht immer die Ohren spitzen wens wieder schellt, dan die 30 Pf. Botenlohn, man lacht mich direkt aus, das ich so dum sei und um 30 Pf. da überall rumlaufen möge und gerade jetzt wo es so viel Schnee hat und die Häuser stehen auch nicht alle beisammen. Im Sommer gibts jetzt auch Arbeit, da man sich in Kornau in den meisten Häusern für Fremde eingerichtet hat und das Telephon deshalb so notwendig wie in andern Ortschaften ist ...’’Wir wissen nicht, wie sich die Besoldung entwickelt hat. Den Amtseid auf die Verfassung legte Posthilfsstellen-Inhaber Ludwig Schäffler am 19. März 1922 noch ab, und am 29. Februar 1924 wird die Hilfsstelle aufgelöst.

Eine Neuauflage der Posthilfsstelle erfolgte im Jahr 1961. Die Geschwister Miller vom Berggasthof Kornau zeichneten für deren Betrieb verantwortlich. Das allgemein eingeführte Selbstwählverfahren machte in der Folgezeit viele öffentliche Telefone entbehrlich. Kornau war auch in die Landzustellung des Postamtes Oberstorf eingebunden. So kam es, daß am 31. Januar 1966 das Kapitel Posthilfsstelle Kornau abgeschlossen wurde. Hubert Miller war der letzte Hilfsstellenleiter.

Fortsetzung folgt

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