Die Hausbesitzer in den Ortsgemeinden Oberstdorf, Gerstruben, Spielmannsau, Einödsbach, Jauchen-Reute und Kornau (Teil 1)

Zwischen 1845 und 1895

Häuser waren früher die Sparkasse oder Rentenversicherung der Bewohner. Im Verlaufe eines Arbeitslebens erschaffte sich z. B. ein Ehepaar — ererbtes Gut miteingeschlossen — ein Haus. Waren keine Kinder da oder diese bereits außerhalb des Hauses, und die Alten waren allein, kam es sehr häufig vor, daß die Altersrente „angeknabbert” wurde: Das Haus wurde gegen ein kleineres vertauscht. Vom dafür erlösten Aufgeld und einem geringen Einkommen lebten die Leute dann recht und schlecht. Reichte das Geld nicht aus, wurde das kleinere Haus auch noch verkauft, nur der »Winkel« - das Wohnrecht auf Lebenszeit - ausgenommen.

Diese Art der Alterssicherung wurde auch bedingt durch Realteilung bei der Erbschaft, in der die Kinder mit Grundstücken ausbezahlt wurden und dann lediglich das Haus als Wertobjekt blieb.

ln der folgenden Auflistung der Hausbesitzer sind diese aus verschiedenen Aufzeichnungen, wie Gemeinde-Tagwerkslisten (Fronarbeit), Grundnutzungs- Versteigerungslisten, Hebelisten von Umlagen u.a., entnommen, haben aber keinen endgültigen Anspruch auf Genauigkeit. Es kam z.B. öfter vor, daß der Besitz einer Witwe noch Jahre hinaus im amtlichen wie im privaten Gebrauch auf den Namen des verstorbenen Ehemannes lief. Auch nach erfolgter Umschreibung auf die Hinterbliebenen tauchte nach Jahren plötzlich wieder der Name des Erblassers auf. Besonders schwierig ist die Feststellung in den Fällen, wo der nachfolgende Sohn den gleichen Vornamen wie der Vater hatte.

Wo offensichtlich Fehleintragungen Vorlagen, wurde teilweise auf andere Niederschriften zurückgegriffen, um die Fehler auszuschalten. Es dürfte jedoch nicht in allen Fällen gelungen sein.

Eine Problematik ist durch den Brand von 1865 und noch mehr durch den Wiederaufbau der abgebrannten Gebäude entstanden. Viele Häuser wurden nicht mehr am ursprünglichen Ort aufgestellt. Dies ist - soweit es sich um größere Abweichungen handelt - bei den betreffenden Hausnummern in der nachstehenden Aufstellung vermerkt.

Eine interessante Perspektive in bezug auf die alten Hausnamen ergibt sich, wenn man die Aufzeichnungen von Karl Schedler aus dem Jahre 1927 mit den Namen der früheren Hausbesitzer vergleicht. Karl Schedler zeichnete damals die jeweils älteste Form eines Hausnamens - soweit bekannt - auf einem Gebäude bzw. einer Familie auf. In dem Bildband »Alt-Oberstdorf« (1980) haben Anton Berktold, Leo Huber und Hans Kappeler neben anderen interessanten Begebenheiten aus Oberstdorfs Vergangenheit auch diese Schedlerschen Aufzeichnungen veröffentlicht.

Die Zusammenfassung der Häuser ist nicht vollzählig, weil in den Unterlagen aus verschiedenen Gründen Eintragungen fehlen. So sind z. B. keine Aufzeichnungen über Faistenoy vorhanden, weil es sich dort nur um sog. »Füetrat« (Futterstellen) gehandelt hat, die nur eine Bruchnummer als Hausnummer hatten (166 1/2, 127 1/3, 189 1/3, 36 1/2, 218 1/2). Die ganze Zahl gibt dabei jeweils an, zu welcher Hausnummer in Oberstdorf das Gebäude gehörte. Allerdings blieben die Bruchnummern, auch als die Futterhäuser veräußert wurden.

Das gleiche trifft zu für die Wohnhäuser am Christlessee: 258 1/2, 2581 1/4, 230 1/2 und 33 1/3 sowie für Truppersoy 21 1/2, Gundsoy 110 1/2. Von den Wohngebäuden am Dietersberg, Gottenried und Burgstall sind nur die Nummern 12 und 12 1/2 (Gerstruber Numerierung) aufgeführt. Später trugen diese die Nummern 349 und 350 (Oberstdorfer Numerierung). Alle anderen Gebäude zwischen Nr. 346 und 353 fehlen in allen Aufzeichnungen.

Die Hausnumerierung in Oberstdorf ist noch unter der fürstbischöflichen Herrschaft um 1789/90 erfolgt. Nachdem damals in Oberstdorf noch keine amtlichen Straßennamen gebräuchlich waren, erfolgte die Numerierung quer durch den Ort. Ganz im Osten erhielt die »Obere Mühle« an der Trettach die Nummer 1, und von dort wurde laufend weitergezählt bis zum letzten Haus im »Unteren Markt«, dem die Nummer 308 zugeteilt wurde. Mit der Nummer 309 war dann schon das Benefiziatenhaus von St. Loretto belegt. Höhere Hausnummern im Ort kamen erst Jahre später hinzu. Auch die fortlaufende Numerierung der Anwesen im Trettachtal und Stillachtal erfolgte erst später.

Für Neubauten und Teileigentum an bestehenden Häusern wurden schließlich Bruchnummern ausgegeben. Neuerstellte Gebäude erschienen meist mit der Hausnummer des Baugrundverkäufers und einer zusätzlichen Bruchzahl. Diese Praxis trieb die tollsten Blüten und führte letztendlich zu einem Verwirrspiel. Da lagen in der Freibergstraße z.B. die Hausnummern 164 1/5 und 250 1/25 nebeneinander. Noch schlimmer war es am Kühberg, wo auf ca. 200 m Luftlinie die Nummern 1 1/24 (Wasserversorgung), 54 (Cafe Kühberg) und 311 1/2 (Kinderheim Berghalde) „Nachbarn” waren. Selbst für Kenner des Ortes war eine Orientierung nach Hausnummern eine Wissenschaft. Fremde wurden durch die Nummern nur noch irregeleitet. Es war dann tatsächlich ein Segen, als 1950 auf die Numerierung nach Straßenzügen umgestellt wurde.

Wir sind der Zeit vorausgeeilt. Versetzen wir uns wieder zurück in das Oberstdorf des Jahres 1845 und versuchen wir, die Hausbesitzer und deren Rechtsnachfolger zu ermitteln.

Nr. 1 - Obere Mühle

Nr. 2

Nr. 3

Nr. 4

Nr. 5 - Mittlere Mühle

Nr. 6

Nr. 7

Nr. 8

Nr. 9

Nr. 10

Nr. 11

Nr. 12

Nr. 13

Nr.14

Nr. 15

Nr. 16

Nr. 17

Nr. 18

Nr. 19

Nr. 20

Nr. 21

Nr. 22

Nr. 23

Nr. 24

Nr. 25

Nr. 26

Nr. 27

Nr. 28

Nr. 29

Nr. 30

Nr. 31

Nr. 32

Nr. 33

Nr. 34

Nr. 35

Nr. 36

Nr. 37

Nr. 38

Nr. 39

Nr. 40

Nr. 41

Nr. 42

Nr. 43

Nr. 44

Nr. 45

Nr. 46

*Nr. 47+

Nr. 48

Nr. 49

Nr. 50

Nr. 51

Nr. 52

Nr. 53

Nr. 54

Nr. 55

Nr. 55 1/2

Nr. 56

Nr. 57

Nr. 57 1/2

Nr. 58

Nr. 59

Nr. 60

Nr. 61

Nr. 62

Nr. 63

Nr. 64

Nr. 65

Nr. 66

Nr. 67

Nr. 68

Nr. 69

Nr. 70

Nr. 71

Nr. 72

Nr. 73

Nr. 74

Nr. 75

Nr. 76

Nr. 77

Anmerkung:
Die Schreibweise der Familien- und Vornamen wie auch der Berufsbezeichnungen und Hausnamen wurde so übernommen, wie sie in den alten Aufzeichnungen stehen.

Fortsetzung folgt