Oberstdorf vor 50 Jahren

1931

• Das Jahr ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von politischen Versammlungen. Als besonders aggressiv fällt dabei der ehemalige Borkumer Pfarrer Münchmeyer auf, der für die NSDAP Wahlreden hält.

• Heftige Kritik übt der Gemeinderat an den Plänen der Bundespost für das neue Postamt. So froh man ist, dort arbeitslosen Bürgern Arbeit zu verschaffen, so wettert man gegen den „häßlichen Baustil“.

• Die Schneemassen drücken das Dach der Loritz-Großgarage (heute C + C Pfersich) ein. Eine größere Anzahl von Autos wird erheblich beschädigt.

• Am 27. Mai fliegt Professor Piccard mit seinem Stratosphären-Ballon über Oberstdorf. Er landet auf dem Gurgler Ferner.

• Kraftfahrzeugbesitzer aus dem Walsertal richten immer wieder vergeblich Anträge an den Marktgemeinderat, um mit ihren Autos die gesperrte Straße Oberstdorf - Walserschanz befahren zu dürfen.

• Auf Grund der Gemeindeverordnung darf „die Höchstgeschwindigkeit für Fuhrwerke aller Art einschließlich Kraftfahrzeugen 20 Kilometer in der Stunde nicht überschreiten“ (Bekanntmachung vom 17. Juni).

• Willi Nieberle legt die Schwimmlehrerprüfung ab und gibt als erster Schwimmunterricht im Moorbad (Kurs 10 Tage = 10,- Mark).

• Pfarrer Kollmann segnet am 28. 6. 31 das neue Rubihornkreuz ein.

• ln der Brauerei „Sonne“ stürzt der Brauer Anton Maier in einen Gärbottich und kommt dabei ums Leben.

• Am 13. Juli brennt in Kornau die „Tobelwirtschaft“ durch Blitzschlag ab.

• Auf dem Weg von Schrattenwang ins Tal erliegt Wilhelm Kruijer einem Schlaganfall. Ein dort aufgestelltes Gedenkkreuz wird namengebend für den Bereich: „Kruijars Kritzle“.

• Die neuerbaute Kempter Hütte wird am 19. Juli eingeweiht. Die baufällige alte Hütte war im Spätsommer 1930 abgebrochen worden.

• Am 29. September weiht Pfarrer Schiebel die nach den Plänen von Architekt Willi Huber erbaute Breitachklammkapelle ein.

• Eine weitere Weihe erfolgte am 11. Oktober, als das frühere „Buihiesle“ zur Gedenkstätte für die 96 im ersten Weltkrieg gefallenen Oberstdorfer erklärt wird.

• Auf die Nikolauskapelle wird ein neues Türmchen aufgesetzt, weil das alte von 1866 baufällig war.

• Die beiden Schisportvereine in Oberstdorf, der „Skilauf-Verein Oberstdorf/Allgäu“ und der „Skiverein II“ schließen sich im „Skiclub Oberstdorf 1906“ zusammen (29. September).

• Am Gallusmarkt werden zum „Märtle“ auf dem Hofacker (dem damals noch parallellaufenden Viehmarkt) 44 Stück Vieh aufgetrieben. Sechs Stück können jedoch nur verkauft werden und das nur zu Tiefstpreisen.

• Wilhelm Math schafft für die vereinigten Friedhöfe St. Nicolai und die Königl. Kapelle in Danzig eine lebensgroße Madonna und einen überlebensgroßen Christus am Kreuz.

• Der Pilot Georg Joas fliegt mit dem Privatflugzeug eines sächsischen Industriellen von Zürich aus an den Viktoriasee zur Großwildjagd.

• Der „Ski-Klub Stillachtal“ wird am 14. November im Gasthaus Schwand aus der Taufe gehoben.

• Heinrich Zirkel kommt im Tausch mit Georg Rauch als Lehrer von Nürnberg nach Oberstdorf.

• Vom Bayerischen Hotelierverband werden Dr. Boeckner (Hotel Luitpold) und Wilhelm Ortlieb (Wittelsbacher Hof) in den Vorstand berufen (20. November).

• Im Rahmen der Arbeitsbeschaffung werden im Bahnhofsgebiet Kanalarbeiten durchgeführt. Dabei finden 80 arbeitslose Oberstdorfer Verdienst.

• Im Gasthof Traube erfolgt am 21. Dezember die offizielle Gründung der als lose Vereinigung bestehenden Sanitätskolonne Oberstdorf. Dem Hilfsdienst, dem auch die Berg- und Wasserrettung obliegt, treten 12 Bergführer und 17 junge Leute bei. Kolonnenarzt: Dr. Theo Knöckel, Kolonnenführer: Georg Strobel, Vertreter: Otto Rees, Bergführerobmann.