Oberstdorf vor 50 Jahren

von Eugen Thomma am 01.06.1990

1939

  • Am 1. Januar geht die Eisenbahnlinie Sonthofen - Oberstdorf, die im Besitz der Lokalbahn-AG ist, an die Deutsche Reichsbahn über. Die Abwicklungsarbeiten laufen noch bis zum 1. Februar.
  • Die Bannmeisterschaften der HJ im Ski- und Eislauf finden vom 6. bis 8. Januar in Oberstdorf statt.
  • Der Reichssender München nimmt im Rathaussaal das Spiel der Musikkapelle Oberstdorf und Solostücke des Zithervirtuosen Spiwak auf. Zusammen mit einem Interview mit Nebelhornbahndirektor Linkenheil, das in der Bahn-Kabine entsteht, soll dies eine Sendung über Oberstdorf werden.
  • Veranstaltet von der Ortsdienststelle der NSG „Kraft durch Freude” (KdF) führt die Spielgruppe Memmingen der Bayerischen Landesbühne München in der Turnhalle Oberstdorf Schillers Schauspiel „Maria Stuart" auf. Die gleiche Bühne bringt im Laufe des Jahres noch: „Frauenlist und Liebe”, „Der Frontgockel”, „Der Sprung aus dem Alltag”, „Emilia Galotti” von Lessing, „Babett und die schwarzen Raben”, Schneeweißchen und Rosenrot”, „Spiel an Bord” u.a. zur Aufführung.
  • Die Arbeiten an der Reichsstraße (heute B 19) zwischen Langenwang und Oberstdorf werden trotz Schnee, Regen und Kälte fortgeführt.
  • Das Standesamt veröffentlicht für 1938 folgende Statistik: Einwohner 5.507, davon 2.208 männlich und 2.299 weiblich; 134 Geburten, davon 112 Kinder von Ortsansässigen (54 männlich und 58 weiblich). 86 Paare haben geheiratet und 58 Personen sind verstorben.
  • Das Freundschaftsspiel der Mannschaft von Hammerby aus Schweden gegen den ECO sieht die Schweden mit 4:0 als Sieger.
  • Bei der Kunstausstellung im Rathaussaal zeigen Rudolf Scheller, sein Schüler Wilhelm Berktold, Jörg Wiesbeck (Schüler von Gulbransson), Manfred Kaunders, Fritz Rosen und Hildegard Hölscher ihre Werke.
  • Mit einem riesigen Zeitungsinserat wird in der Fasnacht auf die „Internationalen Winterspottwettkrämpfe” im „Leachtlar-Stadion” (Oberes Oybele - Kühbergschanze) und auf ein „Eis-Hocker-Tournier” hingewiesen.
  • Die Forstliche Hochschule Hannover-Minden verleiht dem Oberforstverwalter Wolfgang Hohenadl aus Oberstdorf die Ehrendoktorwürde. In jahrzehntelanger Forschung hat der Forstmann heute noch gültige Werte in der Zuwachslehre und Ertragskunde erarbeitet.
  • Rudolf Heß, der „Stellvertreter des Führers”, verbringt einen Ski-Kurzurlaub im Berghotel »Höfatsblick« am Nebelhorn.
  • Massive Beschwerden über „koffergroße Schlaglöcher” in der Walserstraße gehen bei der Gemeinde ein.
  • Die Eintopf-Sonntag-Sammlung im Februar 1939 erbringt in Oberstdorf 1.808,10 RM, im Walsertal 1.035,04 RM, in Sonthofen 616,40 RM und in Immenstadt 757,60 RM. Man sieht, die Kurgäste waren spendabel!
  • Die „Reichsbodenschätzung” richtet kurzfristig in Oberstdorf eine Beratungsstelle ein.
  • „Die Tschecho-Slowakei hat zum Bestehen aufgehört”, lautet am 15. März die Schlagzeile des »Allgäuer Anzeigeblattes«. Wenige Tage später ist zu lesen: „Böhmen und Mähren Teile des Reiches.”
  • Zum Jahrestag der Schaffung des „Großdeutschen Reiches” wird in der Turnhalle eine Feierstunde abgehalten.
  • Ein heftiger Schneesturm verhindert die Abhaltung eines Nachtspringens auf der Jugendschanze.
  • Die Aufnahmeprüfung in die „Gemeindliche Realschule Oberstdorf” bestehen 28 Knaben und 14 Mädchen. Davon kommen 21 Schüler aus Sonthofen, 9 aus Oberstdorf, 3 aus Langenwang, 2 aus Tiefenbach, 2 aus Berghofen; aus Fischen, Bihlerdorf, Sigiswang, Ofterschwang und Blaichach kommt je ein Schüler.
  • Rudolf Kaiser aus Oberstdorf gewinnt das erste Nebelhornrennen in der Zeit von 11,56 Minuten. Gisela Dünßer siegt bei den Damen mit 5,27 Minuten. Die Herrenstrecke mit ca. 1.400 Meter Höhenunterschied führt vom Nebelhorngipfel bis zur Talsohle an der Trettach. Der Damenstart liegt bei der Seealpe.
  • Die drei nicht mehr benötigten Zollhäuser in Kornau werden als Jugendherberge eingeweiht.
  • Bei der „Hundemusterung” werden dem Amtstierarzt 120 Vierbeiner vorgeführt.
  • Sepp Weiler, Oberstdorfs 18jährige große Springerhoffnung, siegt bei einer internationalen Veranstaltung in Zakopane.
  • Wie in den anderen Gemeinden des Landkreises wird auch hier „Führers” Geburtstag feierlich begangen. Weckruf, Radioübertragung der Rede im Kurpark, Standkonzert, abends Feierstunde und Fackelzug stehen auf dem Programm.
  • Die Fachschaft „Der Deutsche Handel” führt einen Schaufensterwettbewerb in Oberstdorf durch.
  • Die Rede Hitlers vor dem Reichstag wird im vollen Umfang (acht Seiten!!) im »Anzeigeblatt« veröffentlicht.
  • Der Landwirt und Schuhmacher Wilhelm Berktold und seine Frau Ludowika feiern Goldene Hochzeit.
  • Der Riesentorlauf des SCO vom Älpelesattel sieht Hans Krach (Hirtenbichl) und Frieda Nieberle als Sieger.
  • Die KdF-Wagen-Schau (VW, auch „ 1000-Mark-Auto” genannt), eine Kolonne nur bestehend aus VW, kommt am 10. Mai nach Oberstdorf.
  • Wegen der bisher schlechten Witterung werden Gassenkühe und Jungvieh erst am 30. Mai auf die Gemeinschaftsweide getrieben.
  • Das „Touristenheim” und der Mühlenstadel, beide bei der Oberen Mühle stehend, werden abgebrochen.
  • Nach 30jähriger Tätigkeit als Hebamme tritt Fräulein Josefa Hindelang in den Ruhestand. Josefa Bigelmaier wird ihre Nachfolgerin.
  • Der Alpwanderkurs des Alpwirtschaftlichen Vereins berührt auch die Oberstdorfer Sennalpen Gerstruber Alpele und Lugenalpe.
  • Bei einer Ausstellung im sog. Haus der Deutschen Kunst in München ist Rudolf Scheller mit allen fünf eingesandten Werken vertreten.
  • Der Heimatdichter Otto Hengge feiert sein 50. Lehrer-Jubiläum.
  • Für die Hindenburgstraße (heute Hauptstraße) wird ein Parkverbot erlassen.
  • Mit dem Zirkus »Europa« hat einer der damaligen Groß-Zirkusse Oberstdorf aufgesucht. Das Viermastzelt steht im Oberen Oybele.
  • Innerhalb von nur zwei Monaten hat Oberstdorf 11 Bergtote zu beklagen. Darunter ist der Oberstdorfer Georg Huber (Kadeasles Schorsch), der als Heeresbergführer bei der Gebirgstruppe war. Er stürzte an der Schneck-Ostwand ab.
  • Am 1. September beginnt mit dem Feldzug gegen Polen der Zweite Weltkrieg.
  • Der Hohenschäftlarner Künstler Hans Pfohmann führt im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Renovierungsarbeiten in der Appachkapelle durch.
  • „Mobilmachung der schweizerischen Armee”, so ist ein großes Zeitungsinserat überschrieben, mit dem alle Eidgenossen aufgefordert werden, sich sofort bei den Behörden zu melden.
  • Die Bevölkerung wird aufgefordert, die „Häuser luftschutzbereit zu machen”. Neben anderem sollen die Kellerfenster mit Sandkisten oder dergleichen „splittersicher” geschützt werden.
  • Am Viehscheid werden 79 Tiere verkauft. Für das beste Kranzrind wird ein Preis von 800,- RM erzielt.
  • Ab sofort darf mit einem Kraftfahrzeug nur noch fahren, wer nachweist, daß der Fahrzweck kriegswichtig ist. In diesem Falle wird das Kennzeichen mit einem roten Dreieck versehen, das die Sondererlaubnis darstellt.
  • Wegen der angeordneten Verdunkelung treten auch zusätzliche Verkehrsregeln in Kraft: In Kurven sind in der Straßenmitte und am Rand weiße Linien zu ziehen. Bäume sind weiß zu kennzeichnen. Innerhalb von geschlossenen Ortschaften ist das Parken auf Hauptstraßen verboten. Die Höchstgeschwindigkeit darf 15 km/h nicht übersteigen. Hunde müssen an der Leine geführt werden.
  • Der Gallus-Krämermarkt fällt aus und beim Viehmarkt (s’ Märtle) am Hofacker werden nur 19 Stück Vieh aufgetrieben, von denen 5 Stück den Besitzer wechseln.
  • Wolfgang Weigl, Oberleutnant in einem Geb.-Jäger-Regt., ist der erste Oberstdorfer, von dem die Todesnachricht von der Front kommt. Von August Michael Wolf und Roland Karlinger erhalten die nahen Verwandten auch die traurige Nachricht vom Soldatentod ihres Angehörigen.
  • Die Dienststellen der Gemeinde, die Lebensmittelkarten, Seifenkarten, Raucherkarten, Kleiderkarten, Bezugsscheine usw. ausgeben müssen, sind total überfordert.
  • Das Landesamt für Denkmalpflege überwacht die Renovierung der Klausenkapelle.
  • Unter Fluglehrer Frimmer lernen die Jungen der „Ordensburg Sonthofen” in der Rubinger Oy den Umgang mit einem Segelflugzeug.
  • Der SG 38 ist hier die gängige Maschine.
  • Die neue Stillachbrücke und die Breitachbrücke werden in Betrieb genommen und die Reichsstraße Oberstdorf - Langenwang geöffnet.
  • Im Haus Hanselmann im Fuggerpark, das die Gemeinde erworben hat, werden Leseräume für Gäste eingerichtet.
  • Eine Reihe von Jahrgängern sind schon beim Militär, als sich der Geburtsjahrgang von 1909 im Dezember trifft. Noch können sie nach den Melodien der Konzert- und Tanzkapelle Steiner im »Baur« tanzen, aber das ist bald vorbei.
  • Die Standesämter Oberstdorf, Schöllang und Tiefenbach verzeichnen für das Jahr 1939:
GeburtenmännlichweiblichEheschließungenSterbefälle
Oberstdorf: 146 74 72 60 81
Schöllang: 13 5 8 5 10
Tiefenbach: 6 2 4 2 12

„Bekanntmachung. Auf die Abschnitte a und b der Reichskarte für Marmelade, Zucker u. Eier kann in der Zeit vom 20. - 30. Dezember je 1 Ei bezogen werden. Sonthofen, 22. Dezember 1939. Der Landrat, Ernährungsamt.” So lautet eine amtliche Bekanntmachung. Die Zwangswirtschaft beginnt.

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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