Das Wilde Männle
von Osten 1902
Wenn der Bergwanderer, von der Rappenseehütte kommend, die Große Steinscharte erreicht hat, sieht er im Norden, neben der Rotgundspitze, das Wilde Männle. Beim Anblick dieses eher unscheinbaren Felsgebildes wird er kaum verstehen, daß es in der Allgäuer Alpinliteratur überhaupt Erwähnung fand. So schreibt Hans Modlmayr in seinem Bericht über die Eröffnung des neuen Heilbronner Weges, am 24. Juli 1899, unter anderem: „Als man auf der Großen Steinscharte stand und das majestätische Hohe Licht in Sicht bekam, erdröhnten Dynamitschüsse, deren Wiederhall derart an den umstehenden Felsklötzen brandete, daß darob das Wilde Männle erzitterte und fast in ein verhängnisvolles Wanken gekommen wäre.
Diesem bizarren Zacken, welcher, vom Illertal aus gesehen, dem einen als Wildschütze mit der Büchse im Arm, dem Andern als gotisches Kirchlein mit schlankem Turme und dem Dritten als ein auf den Hinterbeinen kauerndes Häslein mit spitzen Löffeln erscheint, ist ja ohnedies schon von autoritativer Seite (gemeint ist Hermann von Barth) in absehbarer Zeit ein jäher Sturz unter Donnergepolter zur zerbrechlichen Firndecke der Schneeschlucht im Bacherloch prophezeit worden.” Es war also seine ursprünglich ungewöhnliche Gestalt und sein zu erwartendes Schicksal, welche das Interesse unserer Vorfahren an diesem Felsgipfel erklären.
Die Errichtung der ersten »Gipfelmarkierung« kann wohl einer Gruppe Oberstdorfer Spenglergesellen der Spenglerei Mayer zugeschrieben werden. Daß sie sich den Tag des 15. Juli 1923 dafür aussuchten, steht sehr wahrscheinlich in Beziehung zu der Kreuzerrichtung auf dem Höfats-Westgipfel durch Oberstdorfer Bergführer am selben Tag (s. Unser Oberstdorf, Heft 15, Seite 359); denn was die Gefährten auf das Wilde Männle mit sich trugen, war keineswegs ein Gipfelkreuz, sondern ein drehbarer Wetterhahn, aus Blech gefertigt, und eine Tafel mit der Inschrift:
Die Bergführer Johann I und II
gingen hier schon oft vorbei
herauf gestiegen sind sie noch nie
drum schreit der Gockl „Kikeriki”.
Auch noch verschiedene andre Führer
kann man nicht dazu verleiten
hinauf zu steigen auf den Turm
denn sie glauben er falle um.
Dieses Gebilde wurde auf ein eingemauertes Eisenrohr montiert. Bei Sonnenlicht war sein Blinken noch im Dorf zu sehen. Das war für die Bergführer — denn damit waren sie zweifellos alle gemeint — verständlicherweise kein lustiger Streich mehr. Der Vorfall hat im Dorf für erheblichen Streit gesorgt. Warum konnte es dazu überhaupt kommen? Der eigentliche Anlaß zu dieser Tat ist möglicherweise weniger im persönlichen Bereich zu suchen. In jener Zeit war das sogenannte führerlose Bergsteigen im Kommen. Man zeigte damit den auswärtigen Touristen, daß auch schwierige Anstiege ohne Bergführer möglich waren, und hin und wieder hat wohl ein »Führerloser« die Kunden durch einen billigeren Tarif abgeworben. Noch im Herbst des gleichen Jahres sägten Bergführer den Hahn ab, er flog hinab ins Bacherloch.
Drei Jahre später schmückte dann ein Kreuz das Wilde Männle. Im Protokollbuch Nr. 2 der Sektion Oberstdorf des DAV ist in der Niederschrift über die Gene ralversammlung vom 4. Dezember 1926 u.a. zu lesen: „ Zum Schluß berichtete der Vorstand (Andreas Hofmann), daß von einigen Bergfreunden auf dem Wil den Männle ein Kreuz gepflanzt wurde. Diese außerordentlich kühne Tat verdient die Anerkennung aller Mitglieder.”
Nicht alle dachten jedoch so über diese „kühne Tat”, wie das Protokoll der Hauptversammlung vom 1. Dezember 1927 beweist: „Des weiteren bringt der Vorstand eine Beschwerde des Sektionsmitgliedes Zitzelsberger zur Verlesung, in welcher das Vorstandsmitglied Sepp Müller beschuldigt wird, daß derselbe ein vom Ersteren auf dem Wilden Männle an Allerheiligen angebrachtes Kreuz abgerissen und in das Bacherloch geworfen hat. Ebenso wurden von demselben die angebrachten Handgriffe an dem Aufstieg zum Wilden Männle entfernt. Nach Aufforderung der Vorstandschaft, zu dieser Beschuldigung Stellung zu nehmen, erklärt Sepp Müller, daß er es nicht für notwendig Finde, daß auf jeden kleinen Gipfel Markierungen und Kreuze angebracht werden und aus diesem Grunde habe er das Kreuz entfernt.
Der 1. Vorsitzende mißbilligt das Verhalten des Sepp Müller, es darf nicht Vor kommen, daß durch andere mit großer Mühe und echtem alpinem Geist aufgestellte Wahrzeichen ohne vorherige Vereinbarung mit der Sektion entfernt werden.
Er ersucht das Mitglied Sepp Müller sich mit Zitzelsberger in Frieden auseinanderzusetzen und den geforderten Schadenersatz von Mk. 18.- in die Sektionskasse zu bezahlen.
Bergführer Müller hat dieser Aufforderung nicht Folge geleistet, vielmehr trat er von seinem Amt in der Vorstandschaft zurück und beteiligte sich nicht mehr am Sektionsleben. Der verbliebene Eisenstumpf wurde von den Bergsteigern gerne als Abseilfixpunkt in Anspruch genommen.
Lange Jahre blieb es ruhig auf dem Felszahn, bis sich Ende der fünfziger Jahre wieder etwas tat „in Sachen Kreuz”. In dem in der Rappenseehütte aufbewahrten Gipfelbuch ist am 21. September 1958 eingetragen worden: „Mit Meißel und Ham mer zum geliebten Wilde Männle - Vorarbeiten zur Kreuzerrichtung. - Wetter luftig-frisch, angenehm für Steineklopfen.
Heim Josef, Röthenbach/Allgäu
Straub Albert, Hergatz
Die Liebe zu den Oberstdorfer Bergen weckte in den beiden Westallgäuer Bergsteigern der Wohmbrechtser Pfarrer Hermann Rädler, ein Neffe des Langenwanger Oberlehrers und bekannten Bergsteigers Hermann Rädler, dem Erstbegeher des Rädlergrates am Himmelhorn. Er hatte die Gipfel in seiner Zeit als Benefiziat in Fischen von 1918 bis 1937 als guter Bergsteiger und Skifahrer kennengelernt, und man sagte ihm nach, daß er einer jener Geistlichen war, die ihrem Herrn lieber in der freien Natur dienten als in der Enge des Dorfes.
Währendessen fertigte Albert Dirr, Schmied in Heimenkirch, ein schmiedeeisenes Kreuz mit Strahlenkranz. Die dazugehörige Bronzetafel trug die Inschrift:
Das Ewige ist stille,
laut die Vergänglichkeit,
schweigend stehen
Gottes Berge
über dem Erdenstreit
.
19 in Dankbarkeit 58
Straub Alb., Heim Jos., Dirr Alb., Specht T.
Thaddäus Specht hat für Kreuz und Tafel einen finanziellen Beitrag geleistet. Anfang Oktober 1958 weihte es Pfarrer Rädler in Wohmbrechts, ein Aufstieg zum Wilde Männle war ihm durch eine schwere Krankheit verwehrt. Josef Heim und Albert Straub besorgten die Errichtung auf dem Gipfel.
In der Gewitternacht des 8. Mai 1962 (Thaddäus Steiner, Allgäuer Flurnamen, Teil II, Seite 381) trat das Ereignis ein, das man schon seit Jahrzehnten erwartete: Der Gipfelaufbau des Wilde Männle stürzte um. Das Strahlenkreuz fand man auf der Südseite im Geröll und lehnte es am Fuße neben einer Gedenktafel an den Fels. Die Kreuztafel nahm Josef Heim mit nach Hause. Heute steckt das Kreuz auf dem nun wesentlich niedrigeren Gipfel in einer Felsspalte.
Das erste Kreuz auf dem Linkerskopf war wiederum das Werk der Kolpingfamilie Oberstdorf, Ende der fünfziger Jahre. Bevor es dazu kam, prallten im Verein erst einmal zwei entgegengesetzte Meinungen, teils heftig, aufeinander. Hier waren die Befürworter, die meinten, ein Kreuz wie jenes auf dem Hohen Licht sei das Richtige. Da waren die Gegner, die den Gipfel am liebsten unberührt gesehen hätten. Der Kompromiß war dann ein kleines Holzkreuz, etwa eineinhalb Meter hoch. Albert Vogler, Theo Brucksch und weitere Kolpingsöhne besorgten die Errichtung. Da auf dem erdigen, grasigen Gipfel für das Fundament kein Mate rial zu finden war, trug man alles Nötige, gesichert durch ein Seilgeländer, über den südöstlichen Verbindungsgrat, von der Rotgundspitze her zum Gipfel.
Das Kreuz stand nur wenige Jahre, dann verschwand es plötzlich spurlos, wahrscheinlich von Menschenhand entfernt. Ende der sechziger Jahre brachte ein Kolpingbruder — sein Name ist nicht mehr bekannt — das zweite Kreuz, aus Aluminium und mit der Aufschrift „Ehre sei Gott in der Höhe” versehen, zum Gipfel. Bei Nacht und Nebel, wie sich Heinrich Geißler, der ehemalige Wirt der Rappensee hütte erinnert, da er allein und ungestört bleiben wollte.
Einige Jahre später beobachtete der Oberstdorfer Benefiziat Manfred Gohl während einer Rast beim Waltenbergerhaus durch das Fernglas einen Mann, der sich am Kreuz auf dem Linkerskopf zu schaffen machte und mit ihm verschwand. Da er den „Übeltäter” erkannt hatte, sprach er ihn danach an und redete ihm wiederholt ins Gewissen. Monate darauf stand es wieder an seinem Platz. Kurze Zeit „schmückte” den Gipfel auch eine Fahne aus weißem Tuch; nur die Fahnenstange steht heute noch.
Obwohl die Berge unmittelbar im Süden der Rappenseehütte auch schon in der Vergangenheit oft begangen wurden, ist erst in jüngerer Zeit ein Kreuz errichtet worden. Der bereits erwähnte Badener Bergsteiger Erich König berichtet in seinem Büchlein »Mit Rucksack und Eispickel« von einer „kleinen verfaulten Stange” auf der Hochgundspitze, Ende des vergangenen Jahrhunderts; möglicherweise der Rest einer Signalstange.
Seit einigen Jahren steht nun ein Metallkreuz auf dem Rappenseekopf, ca. zwei Meter hoch und mit Drahtseilen gesichert. In seinem Querbalken ist zu lesen: „LOBET UND PREISET IHR VÖLKER DEN HERRN”, im senkrechten Balken: „Unserem Bergfreund Hermann Recher zum Gedenken.” Am Sockel befindet sich die Inschrift: „1985 errichtet durch Carl Martin Eß und Hermann Eß.” Hermann Recher, ein gebürtiger Fischinger, verunglückte tödlich am 14. Juli 1984 beim Gang über die Pfannenhölzer über Hinterstein.
Für das Kreuz auf dem Biberkopf, dem südlichsten Gipfel des Gemeindegebietes, zeichnet die Ortsgruppe Obergünzburg der DAV-Sektion Kempten verantwortlich. Nachdem man in Oberstdorf die Zustimmung eingeholt hatte, wurde im Sommer 1959 das Fundament gemauert. An zwei Septembertagen des gleichen Jahres wurde das kupferbeschlagenen Lärchenholzkreuz bei Regenwetter von Lechleiten aus zum Gipfel getragen und aufgerichtet. Gestiftet hat es Sepp Maier aus Wil lofs, gefertigt hat es der Obergünzburger Schreinermeister Rudolf Althaler und der Spengler Hermann Schuster. Das später angebrachte Bronzeedelweiß wurde von Steinmetzmeister Hermann Rudolph hergestellt. Seither feiern die Obergünzburger alljährlich im September eine Bergmesse, je nach Wetter auf dem Gipfel oder in Lechleiten. Nach mündlichem Bericht soll schon vor dem Krieg auf dem Biberkopf ein Kreuz gestanden haben, vermutlich von Gebirgsjägern errichtet, das dann vom Blitz zerstört wurde.
Der für Bergsteiger weniger attraktive Gipfel des Griesgundkopfes hat seit August 1987 sein Kreuz. Der Vorgänger, ein kleines Holzkreuz, bereits 1986 aufgestellt, stand nur zwei Wochen. Die Oberstdorfer Fritz Gelhard, Karsten Menzel und Her bert Waibel sowie Andreas Ziegler aus Tiefenbach, Arthur Mehlan aus Langen wang und Norbert Palme aus Mekatz waren seit dem Frühsommer mit der Mate rialbeschaffung und dem Transport zur Kühgundhütte beschäftigt.
Bei Umbauarbeiten im evangelischen Pfarrhaus in Oberstdorf war im Jahr davor das über zweieinhalb Meter hohe Kreuz gefunden worden, eingebrannt die Jahreszahl 1956. Da auch die Einweihung der Kreuzkirche in Hirschegg und des Erweiterungsbaus der evangelischen Kirche in Oberstdorf in diesem Jahr gefeiert wurden, ist es naheliegend, daß es dafür ursprünglich angefertigt wurde. Präpariert für seine neue Aufgabe, brachte man es am 2. August auf den Gipfel. Die Gipfelbuchkassette folgte eine Woche später. Im Sommer 1988 weihte Pfarrer Uwe Bartels aus Hirsch egg mit einem Berggottesdienst das über 30 Jahre alte Kreuz ein.
Überm Warmatsgund, im Westen, stehen nacheinander Fellhorn, Kanzelwandkopf und Schüsser (von den Walsern Hammerspitze genannt), deren Gipfel ebenfalls Kreuze tragen. Im Protokollbuch der Kolpingfamilie Oberstdorf wird von Bergmessen am Fellhornkreuz in den fünfziger Jahren berichtet. Es war ein schlichtes Holzkreuz mit Dach, die Errichter sind nicht mehr bekannt. 1974 feierte die Freiwillige Feuerwehr Oberstdorf ihr hundertjähriges Gründungsfest. Dies war für einige Feuerwehrler der Anlaß, den Fellhorngipfel erneut mit einem mächtigen Holzkreuz zu schmücken.
Neuschnee lag schon auf den Bergen, als am 28. September der damalige Augs burger Weihbischof Manfred Müller die feierliche Einweihung vornahm, unter Mitwirkung der Musikkapelle Oberstdorf. Die angebrachte Erinnerungstafel aus Aluminium wurde im Laufe der Jahre von den zahlreichen Gipfelbesuchern dazu benützt, um ihre Anwesenheit mit eingekratztem Namen zu bestätigen. So beschloß der Verein im Jahr 1984 diese Tafel abzunehmen und dafür die Inschrift „Im Gedenken an unsere verstorbenen Feuerwehrkameraden” in Form von Einzelbuchstaben aus Bronze im Querbalken anzubringen. Die Schriftvorlage schuf der Gra fiker und Maler Josef Scheuplein, den Bronzeguß fertigte Werner Hofmann, beide aus Würzburg. Am Längsbalken wurde das Wappen der Oberstdorfer Feuerwehr angebracht.
Über die Kreuze auf dem Kanzelwandkopf und auf dem Schüsser waren nur sehr spärliche Auskünfte zu erhalten. An beiden Errichtungen soll die Kleinwalserta ler Bergrettung maßgeblich beteiligt gewesen sein. Das Kanzelwandkreuz erinnert an die Gefallenen des Krieges. Das Kreuz auf dem Schüsser wurde 1987/88 erneuert.
Im Süden, verbunden durch den Hammerspitzengrat, schließt sich die Hammerspitze, von den Walsern Schüsser genannt, an. Ihr Kreuz, aus Stahlrohr und mit Gipfelbuchkassette, wurde errichtet im Sommer 1959 durch Hans Scherzi, damals Wirt der Fiderepaßhütte, sowie Josef Schraudolph und Adolf Echtler, gespendet und gefertigt wurde es von der Spenglerei Kling in Oberstdorf. Davor soll schon ein Holzkreuz oben gewesen sein, allerdings schon längere Zeit verfallen.
Wenn man, von der Fiderepaßhütte kommend, den Mindelheimer Klettersteig begeht, betritt man als letzten Gipfel, vor der Mindelheimer Hütte, das Kempter Köpfl. Es ist gewiß nicht abwegig, wenn man annimmt, daß auf diesem Gipfel schon im Sommer 1914 eine Kreuzerrichtung geplant war. In den Aufzeichnun gen der Sektion Mindelheim des Deutschen Alpenvereins ist zu lesen: „Am 28. Juni 1914, dem denkwürdigen Sonntag, zur selben Stunde, in welcher der ruchlose Mord an Erzherzog Ferdinand und dessen Gemahlin, durch die Serben Cabrinowitsch und Princip geschah, stellten dreiundzwanzig Mindelheimer auf ihrem neuen Besitz in der südlichsten Spitze des Reichsgebietes, hart an der Grenze zu Österreich, ein prächtiges Eisenkreuz auf, das deutlich Kunde tun sollte von der Besitzergreifung eines herrlichen Fleckchens Erde von paradiesischer Schönheit.
Bis heute trotzt es allen Stürmen. Nach dieser Einleitung folgt ein genauer und umfänglicher Bericht über das Unternehmen, dem auch folgender Hinweis zu entnehmen ist: „Anfänglich war die Aufstellung des Kreuzes auf einem der Gipfel der Schafalpkopfgruppe geplant. Da aber die noch vorhandenen ungeheuren Schneemassen der Ausführung dieses Vorhabens unüberwindliche Schwierigkei ten entgegengestellt hätten, wurde das Kreuz vorerst als Markierung auf den Hüttenplatz gestellt.” Vom gleichen Tag datiert auch das „Alleruntertänigste” Dank- und Huldigungstelegramm an seine Majestät, König Ludwig III. von Bayern, der als „Allerhöchster Jagdherr seine wildreichen Jagdgründe der Allgemeinheit geöffnet” hatte.
Tatsächlich erhielt das Kempter Köpfl dann im Sommer 1947 das erste Kreuz, als Zeichen der Erinnerung an die gefallenen Sektionsmitglieder und an die Wiederinbesitznahme des Hüttengebietes nach der Besetzung durch französische Truppen. Am 14. und 15. Juli errichtete es die Mindelheimer Jungmannschaft. Gefertigt und gestiftet wurde es von der Zimmerei Fischer. Fast 20 Jahre später, am 8. und 9. Oktober 1966, wurde es ersetzt durch ein weithin sichtbares, mächtiges Kreuz, mit Aluminiumblech ummantelt und mit einem zwölfteiligen Strahlenkranz geschmückt. Seitlich, an einem Felsen angebracht, ist eine Bronzetafel mit der Inschrift:
UNSEREN GEFALLENEN
BERGKAMERADEN
VON DER SEKTION
MINDELHEIM
und verziert mit einem Kreuz und einem Edelweiß. Gestiftet und gefertigt hat das Kreuz Ludwig Engelmann.
Südwestlich der Scharte, die den Zugang vom Wildental zur Mindelheimer Hütte ermöglicht, erhebt sich die Sechszinkenspitze. Sie ist eine der weniger besuchten Berge, nicht zuletzt wegen ihres brüchigen Gesteins. Den Aufzeichnungen der Sektion Mindelheim ist zu entnehmen, daß der Berg am 16. November 1922 sei nen heute gebräuchlichen Namen erhielt. Zur feierlichen Krönung erstellt die Sektion auf ihm ein Holzkreuz. Von diesem ersten Kreuz stand nur noch ein Pfahl, als der Mindelheimer Heinz Ostler, mit Freunden der AV-Jugendgruppe, im Juli 1949 das zweite zum Gipfel brachte. Angefertigt hat es der Zimmerer Rudi Grob.
Über eine weitere Errichtung gibt das Gipfelbuch Auskunft:
„Aufstellung des neuen Gipfelkreuzes Sechszinken 20. Sept. 1970.”
Das ca. einen Meter hohe Stahlkreuz wurde von Schülern der Berufsschule Min delheim in den Unterrichtsstunden nach einer Vorlage und unter der Leitung von Fachoberlehrer Franz Wind hergestellt.
Unmittelbar anschließend, im Westen, ragt der Angererkopf empor. Von der Idee bis zur Verwirklichung einer Kreuzerrichtung und der Einweihung auf diesem Gipfel vergingen allerdings einige Jahre. 1979 stiftete Albert Stadler, Wegewart der Sektion Mindelheim, das im Jahr 1978 gefertigte Metallkreuz mit Kassette. Zwei Jahre später, 1981, erfolgte dann der Transport und die Aufstellung durch die Jungmannschaft. Zweimal verhinderte Schlechtwetter die Einweihung. Auch beim drit ten Versuch, am 17. Juni 1983, hatte man mit Eis, Schnee und Graupelschauer zu kämpfen. Doch mit fixen Seilen gelang der Aufstieg. So konnte der bergerprobte Trauchgauer Pfarrer Peter Mayr, mit einigen wetterfesten Mindelheimern, endlich dem Kreuz den kirchlichen Segen erteilen.
Der markanteste Berg, den das Oberstdorfer Gemeindegebiet im Westen berührt, ist der Hohe Ifen. Über seinen Gipfel verläuft im spitzen Winkel die Gemeindegrenze, zugleich die deutsch-österreichische Staatsgrenze. Schon 1908 war auf diesem vielbesuchten Walser Berg ein einfaches Stangenkreuz. Es wurde 1930 ersetzt durch ein mächtiges Holzkreuz, errichtet von dem Kleinwalsertaler Berg führer Arnold Winkel und geweiht durch Pfarrer Baumann, mit dem Vers:
„Das Kreuz auf den Bergen, erhaben und schlicht,
sieghaft das Dunkel der Wolken durchbricht.”
(Irmin Schwendiger: „Der Große Widderstein erzählt”, Seite 258.)
Diese Worte, in eine Holztafel geschnitten, finden sich wieder an dem am 14. September 1986 neuerrichteten und eingeweihten Ifenkreuz. Pfarrer Konrad Natter aus Riezlern feierte mit etwa 300 Bergsteigern und unter Mitwirkung von Alphornbläsern und der Trachtenkapelle Riezlern eine Bergmesse. Auf dem Rückweg ins Tal hielt man dann Einkehr in der Ifenhütte, um mit den Stiftern des Kreuzes, der Pächterfamilie Menz aus Oberstdorf, dieses Ereignis auch weltlich gebührend zu feiern.
An einem klaren, sonnigen Tag, wenn gegen Abend die Sonne schon tief steht, kann man am Westabhang des Schattenberges schon von weitem ein Kreuz blin ken sehen. Es wurde zuerst 1947, auf Anregung von Pfarrer Josef Rupp, als »Dorfkreuz« errichtet und sollte ein Zeichen des Dankes sein für gute Heimkehr aus Krieg und Gefangenschaft. An einem Samstag im September schafften Mitglieder des Oberstdorfer Burschenvereins und andere Helfer in mühevollem Aufstieg die Teile des über 10 Meter hohen Kreuzes zum vorbereiteten Standplatz in ca. 1.800 m Höhe. Dabei mußte im oberen Teil in die dichtstehenden Latschenbüsche eine Gasse gehauen werden, um den Längsbalken mit Seilzug voranzubringen. Am folgenden Tag, am Sonntag, war dann die Kreuzaufrichtung.
Anschlie ßend feierten Ludwig Dorn, Hans und Sepp Schedler, Ludwig Brutscher, Otto Jäger (Adlerwirt), Siegfried Kerle, Eugen Thomma, Peter Weiß, Martin Zeller und andere mit Pfarrer Rupp im Rah men einer Messe die Einweihung. Die Blaskapelle Oberstdorf sorgte für die musikalische Begleitung. Nach der Rückkehr ins Tal soll es im Gasthof »Kühberg« bei Tanz und Unterhaltung noch recht zünftig gewesen sein.
Im Jahre 1965 wurde das Kreuz von dem »Wilde Mändle« erneuert und dem Gedenken der Verstorbenen der Gruppe und der Musikkapelle Oberstdorf gewidmet. Seither wird alljährlich im Oktober, wenn es das Wetter zuläßt, dort oben die Schattenbergmesse gefeiert.
Bei den Orkanstürmen im Februar 1990, die auch im Oberstdorfer Raum schwe re Schäden in den Bergwäldern verursachten, wurde das Kreuz umgerissen. Kurze Zeit später stand es jedoch wieder an seinem Platz.
Steigt man vom Dorfkreuz weiter hinauf auf den Schattenberg, der sich gratartig bis zum Zeiger hinzieht, so kommt man auf halbem Weg auf das Seeköpfl, einer Graterhebung. Auf diesem steht ein schlichtes Holzkreuz, gesichert mit Drahtseilen; es wurde 1987 von dem Pächter der Seealpe, der Familie Rudolf Rothmayr aus Altstädten, errichtet. Auch wenn es nicht auf dem höchsten Punkt des Schattenberges steht, gebührt ihm doch die Bezeichnung Gipfelkreuz.
Unsere Runde über kreuzgeschmückte Gipfel um Oberstdorf geht allmählich zu
Ende, wir kehren zurück zum Falkenjoch unterm Entschenkopf. Ihm gegenüber,
im Norden, stehen die drei Gipfel der Sonnenkopfgruppe, deren erster der Schnippenkopf ist. Seit August 1985 trägt er ein Kreuz aus Kiefernholz, gestiftet von
dem Garmischer Melchior Schneider, für die Heimkehr aus dem Krieg. Das von
einem Sonthofer Schreiner gefertigte Kreuz wurde von acht Männern des Technischen Hilfswerks, Ortsgruppe Sonthofen, außerdienstlich hinaufgetragen, auf einen
Betonsockel montiert und mit Drahtseilen und einem Blitzableiter gesichert. Die
angebrachte
Tafel trägt die Inschrift:
„Groß und wunderbar sind Deine Werke,
Herr, Allm. Gott.”
Eine Ruhebank, mit Blickrichtung zum Illertal, wurde vor dem Kreuz aufgestellt. Die Weihe zelebrierte der Altstädter Pfarrer Hermann Völck mit zahlreichen Bergwanderern.
Das Kreuz auf unserem letzten Gipfel, auf dem Sonnenkopf, wird betreut von der Musikkapelle Altstädten. Aus der Chronik ist zu entnehmen, daß ein Kreuz nach dem Ende des 2. Weltkrieges zum Gedenken der Opfer erstellt wurde. 1958 erneuerten es die Jungmusiker. Es wurde am 28. September eingeweiht. Ein Blitzschlag zerstörte das Kreuz im Sommer 1966 und es wurde durch ein neues ersetzt. Die Weihe war am 18. September anläßlich der Sonnenkopfmesse.
Vor Jahren stieg ich mit einem Begleiter auf einen wenig begangenen Berg bei Oberstdorf. Oben angekommen, sagte ich ihm, daß wir nun unser Ziel erreicht haben. Zuerst sah er sich suchend um, dann kam, mit enttäuschter Miene, von ihm die Bemerkung: „Das soll ein Gipfel sein, der hat ja nicht einmal ein Kreuz. Im krassen Gegensatz dazu steht die Ansicht derer, die jede Spur menschlichen Tuns aus der Bergwelt fernhalten oder gar wieder entfernen wollen — also keine Kreuze, Markierungen, Weganlagen.
Halten wir es mit dem Oberstdorfer Bergführer Sepp Müller, der schon vor über 60 Jahren, als die Erschließung der Alpen als dringliche Aufgabe galt, den Mittelweg für den richtigen hielt.