Gipfelkreuze auf Oberstdorfer Bergen (Teil 4)

von Helmut von Bischoffshausen am 01.12.1990

Wenn der Bergwanderer, von der Rappenseehütte kommend, die Große Steinscharte erreicht hat, sieht er im Norden, neben der Rotgundspitze, das Wilde
 Männle. Beim Anblick dieses eher unscheinbaren Felsgebildes wird er kaum verstehen, daß es in der Allgäuer Alpinliteratur überhaupt Erwähnung fand. So schreibt 
Hans Modlmayr in seinem Bericht über die Eröffnung des neuen Heilbronner
 Weges, am 24. Juli 1899, unter anderem: „Als man auf der Großen Steinscharte
 stand und das majestätische Hohe Licht in Sicht bekam, erdröhnten Dynamitschüsse, deren Wiederhall derart an den umstehenden Felsklötzen brandete, daß darob das Wilde Männle erzitterte und fast in ein verhängnisvolles Wanken gekommen 
wäre.

Diesem bizarren Zacken, welcher, vom Illertal aus gesehen, dem einen als
 Wildschütze mit der Büchse im Arm, dem Andern als gotisches Kirchlein mit
 schlankem Turme und dem Dritten als ein auf den Hinterbeinen kauerndes Häslein mit spitzen Löffeln erscheint, ist ja ohnedies schon von autoritativer Seite 
(gemeint ist Hermann von Barth) in absehbarer Zeit ein jäher Sturz unter Donnergepolter zur zerbrechlichen Firndecke der Schneeschlucht im Bacherloch prophezeit worden.” Es war also seine ursprünglich ungewöhnliche Gestalt und sein zu 
erwartendes Schicksal, welche das Interesse unserer Vorfahren an diesem Felsgipfel erklären.

Die Errichtung der ersten »Gipfelmarkierung« kann wohl einer Gruppe Oberstdorfer Spenglergesellen der Spenglerei Mayer zugeschrieben werden. Daß sie sich 
den Tag des 15. Juli 1923 dafür aussuchten, steht sehr wahrscheinlich in Beziehung zu der Kreuzerrichtung auf dem Höfats-Westgipfel durch Oberstdorfer Bergführer am selben Tag (s. Unser Oberstdorf, Heft 15, Seite 359); denn was die
 Gefährten auf das Wilde Männle mit sich trugen, war keineswegs ein Gipfelkreuz,
 sondern ein drehbarer Wetterhahn, aus Blech gefertigt, und eine Tafel mit der 
Inschrift:

Die Bergführer Johann I und II

gingen hier schon oft vorbei

herauf gestiegen sind sie noch nie

drum schreit der Gockl „Kikeriki”.

Auch noch verschiedene andre Führer

kann man nicht dazu verleiten

hinauf zu steigen auf den Turm

denn sie glauben er falle um.

Dieses Gebilde wurde auf ein eingemauertes Eisenrohr montiert. Bei Sonnenlicht 
war sein Blinken noch im Dorf zu sehen. Das war für die Bergführer — denn
 damit waren sie zweifellos alle gemeint — verständlicherweise kein lustiger Streich
 mehr. Der Vorfall hat im Dorf für erheblichen Streit gesorgt. Warum konnte es
 dazu überhaupt kommen? Der eigentliche Anlaß zu dieser Tat ist möglicherweise 
weniger im persönlichen Bereich zu suchen. In jener Zeit war das sogenannte führerlose Bergsteigen im Kommen. Man zeigte damit den auswärtigen Touristen,
 daß auch schwierige Anstiege ohne Bergführer möglich waren, und hin und wieder hat wohl ein »Führerloser« die Kunden durch einen billigeren Tarif abgeworben. Noch im Herbst des gleichen Jahres sägten Bergführer den Hahn ab, er flog 
hinab ins Bacherloch.

Drei Jahre später schmückte dann ein Kreuz das Wilde Männle. Im Protokollbuch Nr. 2 der Sektion Oberstdorf des DAV ist in der Niederschrift über die Gene
ralversammlung vom 4. Dezember 1926 u.a. zu lesen: „ Zum Schluß berichtete
 der Vorstand (Andreas Hofmann), daß von einigen Bergfreunden auf dem Wil
den Männle ein Kreuz gepflanzt wurde. Diese außerordentlich kühne Tat verdient 
die Anerkennung aller Mitglieder.”

Nicht alle dachten jedoch so über diese „kühne Tat”, wie das Protokoll der Hauptversammlung vom 1. Dezember 1927 beweist: „Des weiteren bringt der Vorstand
 eine Beschwerde des Sektionsmitgliedes Zitzelsberger zur Verlesung, in welcher 
das Vorstandsmitglied Sepp Müller beschuldigt wird, daß derselbe ein vom Ersteren
 auf dem Wilden Männle an Allerheiligen angebrachtes Kreuz abgerissen und in
 das Bacherloch geworfen hat. Ebenso wurden von demselben die angebrachten
 Handgriffe an dem Aufstieg zum Wilden Männle entfernt. Nach Aufforderung
 der Vorstandschaft, zu dieser Beschuldigung Stellung zu nehmen, erklärt Sepp 
Müller, daß er es nicht für notwendig Finde, daß auf jeden kleinen Gipfel Markierungen und Kreuze angebracht werden und aus diesem Grunde habe er das Kreuz 
entfernt.

Der 1. Vorsitzende mißbilligt das Verhalten des Sepp Müller, es darf nicht Vor
kommen, daß durch andere mit großer Mühe und echtem alpinem Geist aufgestellte Wahrzeichen ohne vorherige Vereinbarung mit der Sektion entfernt werden.

Er ersucht das Mitglied Sepp Müller sich mit Zitzelsberger in Frieden auseinanderzusetzen und den geforderten Schadenersatz von Mk. 18.- in die Sektionskasse zu bezahlen.

Bergführer Müller hat dieser Aufforderung nicht Folge geleistet, vielmehr trat
 er von seinem Amt in der Vorstandschaft zurück und beteiligte sich nicht mehr 
am Sektionsleben. Der verbliebene Eisenstumpf wurde von den Bergsteigern gerne als Abseilfixpunkt in Anspruch genommen.

Lange Jahre blieb es ruhig auf dem Felszahn, bis sich Ende der fünfziger Jahre 
wieder etwas tat „in Sachen Kreuz”. In dem in der Rappenseehütte aufbewahrten 
Gipfelbuch ist am 21. September 1958 eingetragen worden: „Mit Meißel und Ham
mer zum geliebten Wilde Männle - Vorarbeiten zur Kreuzerrichtung. - Wetter 
luftig-frisch, angenehm für Steineklopfen.

Heim Josef, Röthenbach/Allgäu
Straub Albert, Hergatz

Die Liebe zu den Oberstdorfer Bergen weckte in den beiden Westallgäuer Bergsteigern der Wohmbrechtser Pfarrer Hermann Rädler, ein Neffe des Langenwanger Oberlehrers und bekannten Bergsteigers Hermann Rädler, dem Erstbegeher 
des Rädlergrates am Himmelhorn. Er hatte die Gipfel in seiner Zeit als Benefiziat 
in Fischen von 1918 bis 1937 als guter Bergsteiger und Skifahrer kennengelernt, und man sagte ihm nach, daß er einer jener Geistlichen war, die ihrem Herrn lieber in der freien Natur dienten als in der Enge des Dorfes.

Währendessen fertigte Albert Dirr, Schmied in Heimenkirch, ein schmiedeeisenes Kreuz mit Strahlenkranz. Die dazugehörige Bronzetafel trug die Inschrift:

Das Ewige ist stille,

laut die Vergänglichkeit,
schweigend stehen

Gottes Berge

über dem Erdenstreit
.

19 in Dankbarkeit 58

Straub Alb., Heim Jos., Dirr Alb., Specht T.

Thaddäus Specht hat für Kreuz und Tafel einen finanziellen Beitrag geleistet. 
Anfang Oktober 1958 weihte es Pfarrer Rädler in Wohmbrechts, ein Aufstieg zum
 Wilde Männle war ihm durch eine schwere Krankheit verwehrt. Josef Heim und 
Albert Straub besorgten die Errichtung auf dem Gipfel.

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Das Wilde Männle
von Osten 1902

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Das Wilde Männle
von Süden, um 1960
mit bereits abgebrochenem
Gipfelblock

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Ansicht von Südwesten,
1987 nach dem Blitzschlag

In der Gewitternacht des 8. Mai 1962 (Thaddäus Steiner, Allgäuer Flurnamen,
Teil II, Seite 381) trat das Ereignis ein, das man schon seit Jahrzehnten erwartete:
 Der Gipfelaufbau des Wilde Männle stürzte um. Das Strahlenkreuz fand man auf
 der Südseite im Geröll und lehnte es am Fuße neben einer Gedenktafel an den
 Fels. Die Kreuztafel nahm Josef Heim mit nach Hause. Heute steckt das Kreuz 
auf dem nun wesentlich niedrigeren Gipfel in einer Felsspalte.

Das erste Kreuz auf dem Linkerskopf war wiederum das Werk der Kolpingfamilie Oberstdorf, Ende der fünfziger Jahre. Bevor es dazu kam, prallten im Verein
 erst einmal zwei entgegengesetzte Meinungen, teils heftig, aufeinander. Hier waren 
die Befürworter, die meinten, ein Kreuz wie jenes auf dem Hohen Licht sei das 
Richtige. Da waren die Gegner, die den Gipfel am liebsten unberührt gesehen
 hätten. Der Kompromiß war dann ein kleines Holzkreuz, etwa eineinhalb Meter
 hoch. Albert Vogler, Theo Brucksch und weitere Kolpingsöhne besorgten die 
Errichtung. Da auf dem erdigen, grasigen Gipfel für das Fundament kein Mate
rial zu finden war, trug man alles Nötige, gesichert durch ein Seilgeländer, über
 den südöstlichen Verbindungsgrat, von der Rotgundspitze her zum Gipfel.

Das 
Kreuz stand nur wenige Jahre, dann verschwand es plötzlich spurlos, wahrscheinlich von Menschenhand entfernt. Ende der sechziger Jahre brachte ein Kolpingbruder — sein Name ist nicht mehr bekannt — das zweite Kreuz, aus Aluminium 
und mit der Aufschrift „Ehre sei Gott in der Höhe” versehen, zum Gipfel. Bei 
Nacht und Nebel, wie sich Heinrich Geißler, der ehemalige Wirt der Rappensee
hütte erinnert, da er allein und ungestört bleiben wollte.

Einige Jahre später beobachtete der Oberstdorfer Benefiziat Manfred Gohl während einer Rast beim Waltenbergerhaus durch das Fernglas einen Mann, der sich 
am Kreuz auf dem Linkerskopf zu schaffen machte und mit ihm verschwand. Da
 er den „Übeltäter” erkannt hatte, sprach er ihn danach an und redete ihm wiederholt ins Gewissen. Monate darauf stand es wieder an seinem Platz. Kurze Zeit 
„schmückte” den Gipfel auch eine Fahne aus weißem Tuch; nur die Fahnenstange steht heute noch.

Obwohl die Berge unmittelbar im Süden der Rappenseehütte auch schon in der 
Vergangenheit oft begangen wurden, ist erst in jüngerer Zeit ein Kreuz errichtet 
worden. Der bereits erwähnte Badener Bergsteiger Erich König berichtet in seinem Büchlein »Mit Rucksack und Eispickel« von einer „kleinen verfaulten Stange” auf der Hochgundspitze, Ende des vergangenen Jahrhunderts; möglicherweise der Rest einer Signalstange.

Seit einigen Jahren steht nun ein Metallkreuz auf dem Rappenseekopf, ca. zwei 
Meter hoch und mit Drahtseilen gesichert. In seinem Querbalken ist zu lesen:
„LOBET UND PREISET IHR VÖLKER DEN HERRN”, im senkrechten Balken: „Unserem Bergfreund Hermann Recher zum Gedenken.” Am Sockel befindet sich die Inschrift: „1985 errichtet durch Carl Martin Eß und Hermann Eß.”
Hermann Recher, ein gebürtiger Fischinger, verunglückte tödlich am 14. Juli 1984
 beim Gang über die Pfannenhölzer über Hinterstein.

Für das Kreuz auf dem Biberkopf, dem südlichsten Gipfel des Gemeindegebietes, zeichnet die Ortsgruppe Obergünzburg der DAV-Sektion Kempten verantwortlich. Nachdem man in Oberstdorf die Zustimmung eingeholt hatte, wurde im Sommer 1959 das Fundament gemauert. An zwei Septembertagen des gleichen Jahres 
wurde das kupferbeschlagenen Lärchenholzkreuz bei Regenwetter von Lechleiten aus zum Gipfel getragen und aufgerichtet. Gestiftet hat es Sepp Maier aus Wil
lofs, gefertigt hat es der Obergünzburger Schreinermeister Rudolf Althaler und 
der Spengler Hermann Schuster. Das später angebrachte Bronzeedelweiß wurde 
von Steinmetzmeister Hermann Rudolph hergestellt. Seither feiern die Obergünzburger alljährlich im September eine Bergmesse, je nach Wetter auf dem Gipfel 
oder in Lechleiten. Nach mündlichem Bericht soll schon vor dem Krieg auf dem 
Biberkopf ein Kreuz gestanden haben, vermutlich von Gebirgsjägern errichtet,
 das dann vom Blitz zerstört wurde.

Der für Bergsteiger weniger attraktive Gipfel des Griesgundkopfes hat seit August
 1987 sein Kreuz. Der Vorgänger, ein kleines Holzkreuz, bereits 1986 aufgestellt,
 stand nur zwei Wochen. Die Oberstdorfer Fritz Gelhard, Karsten Menzel und Her
bert Waibel sowie Andreas Ziegler aus Tiefenbach, Arthur Mehlan aus Langen
wang und Norbert Palme aus Mekatz waren seit dem Frühsommer mit der Mate
rialbeschaffung und dem Transport zur Kühgundhütte beschäftigt.

Bei Umbauarbeiten im evangelischen Pfarrhaus in Oberstdorf war im Jahr davor das über zweieinhalb Meter hohe Kreuz gefunden worden, eingebrannt die Jahreszahl 1956.
 Da auch die Einweihung der Kreuzkirche in Hirschegg und des Erweiterungsbaus 
der evangelischen Kirche in Oberstdorf in diesem Jahr gefeiert wurden, ist es naheliegend, daß es dafür ursprünglich angefertigt wurde. Präpariert für seine neue 
Aufgabe, brachte man es am 2. August auf den Gipfel. Die Gipfelbuchkassette
 folgte eine Woche später. Im Sommer 1988 weihte Pfarrer Uwe Bartels aus Hirsch
egg mit einem Berggottesdienst das über 30 Jahre alte Kreuz ein.

Überm Warmatsgund, im Westen, stehen nacheinander Fellhorn, Kanzelwandkopf und Schüsser (von den Walsern Hammerspitze genannt), deren Gipfel ebenfalls Kreuze tragen. Im Protokollbuch der Kolpingfamilie Oberstdorf wird von
 Bergmessen am Fellhornkreuz in den fünfziger Jahren berichtet. Es war ein schlichtes Holzkreuz mit Dach, die Errichter sind nicht mehr bekannt. 1974 feierte die
 Freiwillige Feuerwehr Oberstdorf ihr hundertjähriges Gründungsfest. Dies war
 für einige Feuerwehrler der Anlaß, den Fellhorngipfel erneut mit einem mächtigen Holzkreuz zu schmücken.

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Nach der Errichtung des
Fellhornkreuzes,
im August 1974

Von links: Andi Heckmair, Franz Eberle, Georg Rees, Albert Vogler, Gustl Stempfle, Franz Eberle jun., Michl Martin, Thomas Neidhart, Hans Amann, Hans Benz, Andreas Speiser;
fotografiert von Franz Schmid

Neuschnee lag schon auf den Bergen, als am 28. September der damalige Augs
burger Weihbischof Manfred Müller die feierliche Einweihung vornahm, unter 
Mitwirkung der Musikkapelle Oberstdorf. Die angebrachte Erinnerungstafel aus 
Aluminium wurde im Laufe der Jahre von den zahlreichen Gipfelbesuchern dazu
 benützt, um ihre Anwesenheit mit eingekratztem Namen zu bestätigen. So beschloß 
der Verein im Jahr 1984 diese Tafel abzunehmen und dafür die Inschrift „Im
 Gedenken an unsere verstorbenen Feuerwehrkameraden” in Form von Einzelbuchstaben aus Bronze im Querbalken anzubringen. Die Schriftvorlage schuf der Gra
fiker und Maler Josef Scheuplein, den Bronzeguß fertigte Werner Hofmann, beide aus Würzburg. Am Längsbalken wurde das Wappen der Oberstdorfer Feuerwehr angebracht.

Über die Kreuze auf dem Kanzelwandkopf und auf dem Schüsser waren nur sehr 
spärliche Auskünfte zu erhalten. An beiden Errichtungen soll die Kleinwalserta
ler Bergrettung maßgeblich beteiligt gewesen sein. Das Kanzelwandkreuz erinnert an die Gefallenen des Krieges. Das Kreuz auf dem Schüsser wurde 1987/88 
erneuert.

Im Süden, verbunden durch den Hammerspitzengrat, schließt sich die Hammerspitze, von den Walsern Schüsser genannt, an. Ihr Kreuz, aus Stahlrohr und mit 
Gipfelbuchkassette, wurde errichtet im Sommer 1959 durch Hans Scherzi, damals
 Wirt der Fiderepaßhütte, sowie Josef Schraudolph und Adolf Echtler, gespendet 
und gefertigt wurde es von der Spenglerei Kling in Oberstdorf. Davor soll schon
 ein Holzkreuz oben gewesen sein, allerdings schon längere Zeit verfallen.

Wenn man, von der Fiderepaßhütte kommend, den Mindelheimer Klettersteig
 begeht, betritt man als letzten Gipfel, vor der Mindelheimer Hütte, das Kempter 
Köpfl. Es ist gewiß nicht abwegig, wenn man annimmt, daß auf diesem Gipfel
 schon im Sommer 1914 eine Kreuzerrichtung geplant war. In den Aufzeichnun
gen der Sektion Mindelheim des Deutschen Alpenvereins ist zu lesen: „Am 28. 
Juni 1914, dem denkwürdigen Sonntag, zur selben Stunde, in welcher der ruchlose Mord an Erzherzog Ferdinand und dessen Gemahlin, durch die Serben Cabrinowitsch und Princip geschah, stellten dreiundzwanzig Mindelheimer auf ihrem
 neuen Besitz in der südlichsten Spitze des Reichsgebietes, hart an der Grenze zu 
Österreich, ein prächtiges Eisenkreuz auf, das deutlich Kunde tun sollte von der 
Besitzergreifung eines herrlichen Fleckchens Erde von paradiesischer Schönheit.


Bis heute trotzt es allen Stürmen. Nach dieser Einleitung folgt ein genauer und 
umfänglicher Bericht über das Unternehmen, dem auch folgender Hinweis zu entnehmen ist: „Anfänglich war die Aufstellung des Kreuzes auf einem der Gipfel 
der Schafalpkopfgruppe geplant. Da aber die noch vorhandenen ungeheuren 
Schneemassen der Ausführung dieses Vorhabens unüberwindliche Schwierigkei
ten entgegengestellt hätten, wurde das Kreuz vorerst als Markierung auf den Hüttenplatz gestellt.” Vom gleichen Tag datiert auch das „Alleruntertänigste” Dank-
und Huldigungstelegramm an seine Majestät, König Ludwig III. von Bayern, der 
als „Allerhöchster Jagdherr seine wildreichen Jagdgründe der Allgemeinheit geöffnet” hatte.

Tatsächlich erhielt das Kempter Köpfl dann im Sommer 1947 das erste Kreuz,
 als Zeichen der Erinnerung an die gefallenen Sektionsmitglieder und an die Wiederinbesitznahme des Hüttengebietes nach der Besetzung durch französische Truppen. Am 14. und 15. Juli errichtete es die Mindelheimer Jungmannschaft. Gefertigt und gestiftet wurde es von der Zimmerei Fischer. Fast 20 Jahre später, am
 8. und 9. Oktober 1966, wurde es ersetzt durch ein weithin sichtbares, mächtiges 
Kreuz, mit Aluminiumblech ummantelt und mit einem zwölfteiligen Strahlenkranz
 geschmückt. Seitlich, an einem Felsen angebracht, ist eine Bronzetafel mit der
 Inschrift:

UNSEREN GEFALLENEN

BERGKAMERADEN

VON DER SEKTION

MINDELHEIM

und verziert mit einem Kreuz und einem Edelweiß. Gestiftet und gefertigt hat das
 Kreuz Ludwig Engelmann.

Südwestlich der Scharte, die den Zugang vom Wildental zur Mindelheimer Hütte
 ermöglicht, erhebt sich die Sechszinkenspitze. Sie ist eine der weniger besuchten Berge, nicht zuletzt wegen ihres brüchigen Gesteins. Den Aufzeichnungen der 
Sektion Mindelheim ist zu entnehmen, daß der Berg am 16. November 1922 sei
nen heute gebräuchlichen Namen erhielt. Zur feierlichen Krönung erstellt die 
Sektion auf ihm ein Holzkreuz. Von diesem ersten Kreuz stand nur noch ein
 Pfahl, als der Mindelheimer Heinz Ostler, mit Freunden der AV-Jugendgruppe, 
im Juli 1949 das zweite zum Gipfel brachte. Angefertigt hat es der Zimmerer Rudi
 Grob.

Über eine weitere Errichtung gibt das Gipfelbuch Auskunft:

„Aufstellung des neuen Gipfelkreuzes
 Sechszinken 20. Sept. 1970.”

Das ca. einen Meter hohe Stahlkreuz wurde von Schülern der Berufsschule Min
delheim in den Unterrichtsstunden nach einer Vorlage und unter der Leitung von 
Fachoberlehrer Franz Wind hergestellt.

Unmittelbar anschließend, im Westen, ragt der Angererkopf empor. Von der Idee
 bis zur Verwirklichung einer Kreuzerrichtung und der Einweihung auf diesem Gipfel vergingen allerdings einige Jahre. 1979 stiftete Albert Stadler, Wegewart der
 Sektion Mindelheim, das im Jahr 1978 gefertigte Metallkreuz mit Kassette. Zwei
 Jahre später, 1981, erfolgte dann der Transport und die Aufstellung durch die Jungmannschaft. Zweimal verhinderte Schlechtwetter die Einweihung. Auch beim drit
ten Versuch, am 17. Juni 1983, hatte man mit Eis, Schnee und Graupelschauer 
zu kämpfen. Doch mit fixen Seilen gelang der Aufstieg. So konnte der bergerprobte Trauchgauer Pfarrer Peter Mayr, mit einigen wetterfesten Mindelheimern, 
endlich dem Kreuz den kirchlichen Segen erteilen.

Der markanteste Berg, den das Oberstdorfer Gemeindegebiet im Westen berührt, 
ist der Hohe Ifen. Über seinen Gipfel verläuft im spitzen Winkel die Gemeindegrenze, zugleich die deutsch-österreichische Staatsgrenze. Schon 1908 war auf
 diesem vielbesuchten Walser Berg ein einfaches Stangenkreuz. Es wurde 1930
 ersetzt durch ein mächtiges Holzkreuz, errichtet von dem Kleinwalsertaler Berg
führer Arnold Winkel und geweiht durch Pfarrer Baumann, mit dem Vers:

„Das Kreuz auf den Bergen, erhaben und schlicht, 

sieghaft das Dunkel der Wolken durchbricht.”

(Irmin Schwendiger: „Der Große Widderstein erzählt”, Seite 258.)

Diese Worte, in eine Holztafel geschnitten, finden sich wieder an dem am 14.
September 1986 neuerrichteten und eingeweihten Ifenkreuz. Pfarrer Konrad Natter aus Riezlern feierte mit etwa 300 Bergsteigern und unter Mitwirkung von
 Alphornbläsern und der Trachtenkapelle Riezlern eine Bergmesse. Auf dem Rückweg ins Tal hielt man dann Einkehr in der Ifenhütte, um mit den Stiftern des Kreuzes, der Pächterfamilie Menz aus Oberstdorf, dieses Ereignis auch weltlich gebührend zu feiern.

An einem klaren, sonnigen Tag, wenn gegen Abend die Sonne schon tief steht,
 kann man am Westabhang des Schattenberges schon von weitem ein Kreuz blin
ken sehen. Es wurde zuerst 1947, auf Anregung von Pfarrer Josef Rupp, als »Dorfkreuz« errichtet und sollte ein Zeichen des Dankes sein für gute Heimkehr aus 
Krieg und Gefangenschaft. An einem Samstag im September schafften Mitglieder des Oberstdorfer Burschenvereins und andere Helfer in mühevollem Aufstieg
 die Teile des über 10 Meter hohen Kreuzes zum vorbereiteten Standplatz in ca.
1.800 m Höhe. Dabei mußte im oberen Teil in die dichtstehenden Latschenbüsche eine Gasse gehauen werden, um den Längsbalken mit Seilzug voranzubringen. Am folgenden Tag, am Sonntag, war dann die Kreuzaufrichtung.

Anschlie
ßend feierten Ludwig Dorn, Hans und Sepp Schedler, Ludwig Brutscher, Otto
 Jäger (Adlerwirt), Siegfried Kerle, Eugen Thomma, Peter Weiß, Martin Zeller und andere mit Pfarrer Rupp im Rah
men einer Messe die Einweihung. Die
 Blaskapelle Oberstdorf sorgte für die 
musikalische Begleitung. Nach der 
Rückkehr ins Tal soll es im Gasthof 
»Kühberg« bei Tanz und Unterhaltung
 noch recht zünftig gewesen sein.

Im Jahre 1965 wurde das Kreuz von
 dem »Wilde Mändle« erneuert und dem 
Gedenken der Verstorbenen der Gruppe und der Musikkapelle Oberstdorf 
gewidmet. Seither wird alljährlich im 
Oktober, wenn es das Wetter zuläßt,
 dort oben die Schattenbergmesse
 gefeiert.

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Im September 1947
Ludwig Dorn befestigt die
Spannseile am "Dorfkreuz"

Bei den Orkanstürmen im Februar 1990, die auch im Oberstdorfer Raum schwe
re Schäden in den Bergwäldern verursachten, wurde das Kreuz umgerissen. Kurze Zeit später stand es jedoch wieder an seinem Platz.

Steigt man vom Dorfkreuz weiter hinauf auf den Schattenberg, der sich gratartig
 bis zum Zeiger hinzieht, so kommt man auf halbem Weg auf das Seeköpfl, einer 
Graterhebung. Auf diesem steht ein schlichtes Holzkreuz, gesichert mit Drahtseilen; es wurde 1987 von dem Pächter der Seealpe, der Familie Rudolf Rothmayr 
aus Altstädten, errichtet. Auch wenn es nicht auf dem höchsten Punkt des Schattenberges steht, gebührt ihm doch die Bezeichnung Gipfelkreuz.

Unsere Runde über kreuzgeschmückte Gipfel um Oberstdorf geht allmählich zu 
Ende, wir kehren zurück zum Falkenjoch unterm Entschenkopf. Ihm gegenüber, 
im Norden, stehen die drei Gipfel der Sonnenkopfgruppe, deren erster der Schnippenkopf ist. Seit August 1985 trägt er ein Kreuz aus Kiefernholz, gestiftet von
 dem Garmischer Melchior Schneider, für die Heimkehr aus dem Krieg. Das von 
einem Sonthofer Schreiner gefertigte Kreuz wurde von acht Männern des Technischen Hilfswerks, Ortsgruppe Sonthofen, außerdienstlich hinaufgetragen, auf einen
 Betonsockel montiert und mit Drahtseilen und einem Blitzableiter gesichert. Die 
angebrachte
Tafel trägt die Inschrift:

„Groß und wunderbar sind Deine Werke,
Herr, Allm. Gott.”

Eine Ruhebank, mit Blickrichtung zum Illertal, wurde vor dem Kreuz aufgestellt.
 Die Weihe zelebrierte der Altstädter Pfarrer Hermann Völck mit zahlreichen Bergwanderern.

Das Kreuz auf unserem letzten Gipfel, auf dem Sonnenkopf, wird betreut von 
der Musikkapelle Altstädten. Aus der Chronik ist zu entnehmen, daß ein Kreuz
nach dem Ende des 2. Weltkrieges zum Gedenken der Opfer erstellt wurde. 1958
 erneuerten es die Jungmusiker. Es wurde am 28. September eingeweiht. Ein Blitzschlag zerstörte das Kreuz im Sommer 1966 und es wurde durch ein neues ersetzt. 
Die Weihe war am 18. September anläßlich der Sonnenkopfmesse.

Vor Jahren stieg ich mit einem Begleiter auf einen wenig begangenen Berg bei
 Oberstdorf. Oben angekommen, sagte ich ihm, daß wir nun unser Ziel erreicht 
haben. Zuerst sah er sich suchend um, dann kam, mit enttäuschter Miene, von 
ihm die Bemerkung: „Das soll ein Gipfel sein, der hat ja nicht einmal ein Kreuz. Im krassen Gegensatz dazu steht die Ansicht derer, die jede Spur menschlichen
 Tuns aus der Bergwelt fernhalten oder gar wieder entfernen wollen — also keine
 Kreuze, Markierungen, Weganlagen.

Halten wir es mit dem Oberstdorfer Bergführer Sepp Müller, der schon vor über
 60 Jahren, als die Erschließung der Alpen als dringliche Aufgabe galt, den Mittelweg für den richtigen hielt.

Teil 4 Gipfelkreuz - Heft 17

Auf dem Seeköpfl,
im Herbst 1987

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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