Gipfelkreuze auf Oberstdorfer Bergen (Teil 3)

von Helmut von Bischoffshausen am 01.06.1989

Wenn man vom bereits erwähnten Jahr 1906 (s. „Unser Oberstdorf”, Heft 13, S. 269) absieht - außer der nicht zutreffenden Bildunterschrift war ein Nachweis nicht aufzufmden -, erfuhr der Westgipfel der Höfats seine zweite Kreuzerrichtung am 15. Juli 1923. Wieder waren es die Oberstdorfer Bergführer, die den mühevollen Aufstieg auf sich nahmen. Benefiziat Ludwig Merk war mit dabei und nahm die Einweihung des Holzkreuzes vor, der Fotograf Heimhuber aus Sonthofen hielt das Ereignis in Bildern fest. Anhand der Bildnummem konnte im Archiv des Fotohauses Heimhuber das genaue Datum festgestellt werden; denn schriftliche Aufzeichnungen darüber gibt es offenbar nicht.

Knapp drei Jahrzehnte später war es die Sektion Oberstdorf des Deutschen Alpenvereins, die das dritte Kreuz auf dem Westgipfel errichtete. Am 29. Juni 1951 beteiligten sich zahlreiche Sektionsmitglieder am Transport und an der Aufstellung. Im neuangelegten Gipfelbuch wurden der Anlaß, die Spender und Helfer aufgezeichnet:

„Dieses Kreuz, zum Gedächtnis der gefallenen und tödlich abgestürzten A.V. Mitglieder der Sektion Oberstdorf wurde von folgenden Mitgliedern gestiftet:

Hans Ausberger - Beschlag
Klemens Krach - Holz
Müller Fritz Eisenhdl. - Drahtseil
E.W. Oberstdorf - Seil u. Verspannung
Hofmann Karl sen. - Gipfelbuch
Rees Georg - Kassette f. Buch
Högerle Sepp - Bucheinband
Fritz Otto - Plakette

Das Kreuz wurde in Gemeinschaftsarbeit unentgeltlich in der Werkstätte H. Ausberger von folgenden Mitgliedern fertiggestellt:

Hans Ausberger, Willi Klein, Högerle Sepp, Rees Georg, Artner Otto.

Am Transport des Kreuzes auf den Gipfel waren folgende Kameraden beteiligt:

Hans Ausberger, Anneliese Waibel
Fritz Dorner, Anneliese Berktold
Karl Wackerl, Hansi Ausberger
Josef Geiger, Willi Klein
Müller Ludwig, Irene Ausberger
Pfeiffer Edi, Fedor Göpfert
Hüttner Otto, Peter Niederacher
Werner Fuchs, Noichl Schorsch
Meinhard Kling, Hugo Huber
Josef Thannheimer, Högerle Sepp
Georg Rees, Dr. Toni Burkhard, Mitläufer’”

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

1923
Rast in der Scharte zwischen Mittel- und Nordgipfel der Höfats.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

Benefiziat Ludwig Merk weiht das Kreuz der Bergführer auf dem Westgipfel.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

1951
Schwierige Querung auf dem
Gufel-Schneefeld, unweit des heutigen 
Bergwacht-Stützpunktes.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

Die Einweihung des Holzkreuzes - später wurde es mit Blech ummantelt - fand einige Tage darauf statt: Anfang Juli 1951, als Kaplan Elmar Schnitzler im Beisein zahlreicher Bergfreunde eine Messe zelebrierte.

Auf dem Westgipfel der Höfats,
von links: Willi Klein, Sepp Högerle, Schorsch Noichl, Fedor Göpfert, unbekannt (mit Hut), Josef Geiger, Ludwig Müller.

Nochmals drei Jahrzehnte danach wurde es, mittlerweile am Boden angefault und umgestürzt, durch ein viertes, ein Lärchenholzkreuz, ersetzt.

Es trägt eine Bronzetafel mit der Inschrift:

„Den Gefallenen

u. tödlich im Berg verunglückten

Kameraden

der Sektion Oberstdorf

im Deutschen Alpenverein

29. 6. 51
NEU ERRICHTET IM OKTOBER 1983"

Beim Transport zum Gipfel bediente man sich diesmal der modernen Technik; ein Hubschrauber der Firma Meravo brachte die Balken hinauf. An einem kalten, regnerischen Oktobertag trugen Peter Ege und die beiden Oberstdorfer Bergführer Andi Heckmair und Rudolf Frick Material und Werkzeug über die Gufel zum Gipfel und richteten das Kreuz auf. Einige Männer der Bergwachtbereitschaft Kempten, die als „Edelweißposten” an der Höfats ihren freiwilligen Dienst versahen, haben sie tatkräftig unterstützt.

Vom ersten Kreuz der Bergführer auf dem Ostgipfel der Höfats war schon seit vielen Jahren nur noch der Stumpf des Längsbalkens übriggeblieben, als Karl Brutscher aus Börwang und Martin Waibel aus Kempten im Sommer 1957 den Gipfel betraten. Beiden tat es in der Seele weh, diesen Ort derart „geschmückt” zu sehen; das war dieses schönen Berges nicht würdig. Man beschloß, nach reiflicher Überlegung, sich für eine neuerliche Kreuzerrichtung einzusetzen. Während Waibel bei den Rechtlern und der Alpgenossenschaft die Zustimmung einholte, trug Brutscher dem Kolpingverein Börwang die Bitte um Unterstützung vor. Auch er fand Hilfe und so begann er alsbald mit der Herstellung des Kreuzes, das eine Höhe von vier Meter haben sollte und mit der Inschrift:

„Herr beschütze unsere Heimat”

versehen wurde. Inzwischen hatte Waibel mit Gefährten Zement, Sand, Wasser und eine U-Schiene hinaufgetragen und damit das Fundament gefertigt.

Am 20. September 1958 wurden Längs- und Querbalken zur - heute nicht mehr vorhandenen - alten Gutenalpe hinter dem Prinzenkreuz gefahren. Über Älpelesattel und Ostgrat wurden sie hinaufgetragen, dann zusammengefügt und aufgestellt. Der Ostgipfel hatte sein zweites Kreuz nach beinahe fünf Jahrzehnten. Nach einem fröhlichen Hüttenabend und der Nächtigung in der damals noch unbewirtschafteten Käseralpe wurde am darauffolgenden Tag, einem Sonntag, von Kaplan Ludwig Scherm bei einer Messe die Weihe vorgenommen.

Ein langes „Leben” war diesem Kreuz aber nicht beschieden. Dafür sorgte ein Blitzeinschlag im Sommer 1962. So wurde von Brutscher ein neuer Längsbalken angefertigt; der Querbalken hatte keinen Schaden genommen. Am Samstag, 16. September, wurde der Balken ausgewechselt, und das Kreuz Nummer drei stand. Wiederum nächtigte man in der Käseralpe, um am nächsten Tag mit Pater Jordan Fenzel die Einweihung zu feiern. Für die nicht ganz Schwindelfreien und wohl auch wegen Platzmangel auf der kleinen Gipfelfläche wurde noch eine Messe auf dem Älpelesattel gelesen.

Über 15 Jahre hatten die Börwanger nun Ruhe, bis 1977 die Witterung dem Kreuz so zugesetzt hatte, daß eine Erneuerung dringend notwendig wurde. Wiederum war es Karl Brutscher, der ein neues anfertigte, diesmal schlichter in der Ausführung und ohne geschnitzte Inschrift. Am 2. Juli wurde das vierte Kreuz hinauftransportiert und aufgestellt. Auf dem zwischenzeitlich gebauten Alpweg konnte man bis zur Käseralpe fahren. Traditionsgemäß wurde in der jetzt bewirtschafteten Alpe übernachtet. Am Sonntag, 3. Juli, zelebrierte Kurat Salzmann die Einweihung; drei Bläser der Musikkapelle Haldenwang trugen dazu bei, diesen Tag für die Anwesenden unvergeßlich zu machen. Zur gleichen Zeit las Pfarrer Meisburger auch eine Messe auf dem Älpelesattel.

Der alte, geschnitzte Querbalken wurde mitgenommen nach Börwang und restauriert. Er ziert nun das dortige Pfarr- und Jugendheim.

Im Jahr 1983 erhielt der Ostgipfel der Höfats sein fünftes und vorläufig letztes Kreuz. Ein heftiger Sturm hatte im Vorjahr jenes von 1977 umgerissen. Nochmals machte sich Brutscher an die Arbeit und fertigte das neue nach dem Vorbild von 1958.

Es trägt im Querbalken wieder die Worte:

„Herr beschütze unsere Heimat”.

Im Längsbalken ist das Kolpingzeichen, ein „K”, ins Holz geschnitten, und eine Gipfelbuchkassette ist angebracht.

Auf einer Bronzetafel ist vermerkt:

„Erstmals errichtet von den Bergführern
Oberstdorfs am 20. Mai 1911
Wiedererrichtet von der Kolpingfamilie
Börwang und ungenannten Bergkameraden
am 20. Sept. 1958
Erneuert am 2. Juli 1977
Erneuert am 10. Juli 1983”

Errichtet wurde es am 9. Juli und am gleichen Tag durch Pfarrer Schmid aus München auch geweiht. Am 10. Juli wurde auf dem Älpelesattel eine Messe gefeiert.

Im Südwesten der Höfats, über dem Dietersbachtal, erhebt sich der Kegelkopf. Dessen Gipfel war im Oktober 1981 das Wandertagsziel der Abiturklasse des Gertrud-von-le-Fort-Gymnasiums Oberstdorf. Man war vom Westen her aufgestiegen und wählte dann den Ostgrat als Abstieg. Etwas unterhalb des Gipfels stürzte die Schülerin Sabine Metz tödlich ab - keiner hat gesehen, wie und warum dieses Unglück geschah. Zwei Jahre danach errichteten Freunde und Schulkameraden an der mutmaßlichen Unglücksstelle das von ihnen gestiftete schmiedeeisene Kreuz mit einer Gedenktafel:

„Zum Gedenken an unsere Freundin 

Sabine Metz 11. 2. 63 

die hier am 20. 10. 81 abstürzte"

Gefertigt wurde es vom Kleinwalsertaler Kunstschlosser Bernhard Wimmer, die Tafel beschriftete der Oberstdorfer Cornel Dünßer. Im darauffolgenden Jahr, im Oktober 1984, wurde es von Benefiziat Manfred Gohl geweiht.

Der Riefenkopf, südöstlich von Gruben, ist einer der unscheinbaren, weglosen Berge, dessen Gipfel sehr selten Besuch bekommt; obwohl er eine schöne Aussicht auf Oberstdorf bietet. Meist waren es Einheimische, die hier heraufkamen und hin und wieder ein einfaches Kreuz, aus Ästen gefertigt, aufstellten. Auch eine Signalstange zierte schon einmal den Gipfel, wie Erich König, ein Bergsteiger aus Baden-Baden, berichtete. Er bestieg um 1893 viele Gipfel um Oberstdorf, mit Vorliebe weglos, und schrieb darüber in seinem Büchlein „Mit Rucksack und Pickel” (Ferd. Staib’s Verlag, Schwäbisch Hall, 1896).

Ein schlichtes Holzkreuz unbekannter Herkunft stand in den fünfziger Jahren oben, bis es im Frühsommer 1959 ersetzt wurde durch ein kupferummanteltes Kreuz, auf ein Betonfundament gesetzt. Errichtet haben es die Brüder Franz, Josef und Alois Ohmayer und Herbert Gruber aus Oberstdorf.

Überm Trettachtal, im Westen, erhebt sich der Himmelschrofen, dem Riefenkopf an Höhe, Form und Bewuchs sehr ähnlich; auch er wird wenig besucht. Ihn hatten sich die Oberstdorfer Ministranten ausgesucht für „ihr” Gipfelkreuz. Eine Gruppe von 15 Buben, im Durchschnittsalter von 14 Jahren, war im August und September 1986 damit beschäftigt, Beton, Befestigungsmaterial sowie Längs- und Querbalken hinaufzuschaffen. Das Wasserwirtschaftsamt war ihnen mit seiner Materialbahn bis zur Lawinenverbauung behilflich.

Das drei Meter hohe Fichtenholzkreuz steht auf einem Betonsockel, ein Gipfelbuch ist vorhanden. Gestiftet wurde das Holz von Timotheus Schöll, die Eisenträger von Jodok Krumbacher, die Verstrebungen von der Schlosserei Göttle, der Blitzableiter von der Spenglerei Rees und der Beton vom Wasserwirtschaftsamt. Das Kreuz fertigte die Zimmerei Geiger. Am 14. September feierte der Oberstdorfer Pfarrer Karl Rottach mit den Ministranten die Einweihung.

In den ersten Nachkriegsjahren besuchten drei Bergsteiger, Willi Schneider, Robert Häberlen aus Vöhringen und Luis Lebherz aus Ay ihren guten Freund, den Oberstdorfer Josef Lingg, Hüttenwirt der Kempter Hütte. Anlaß war die gesunde Rückkehr aus dem Krieg und ein Wiederaufleben gemeinsamer Touren. Beim abendlichen Gespräch über die Begehung des Krottenspitzengrates durch die drei Freunde bemerkte Hüttenwirt Lingg: „Auf den Krottenspitz kommt auch noch einmal ein Kreuz. Aber wer das macht, bestimme ich.

Wenn ihr drei das wollt, sag ich gleich ja.” So kam es, daß am 31. Juli 1948 von den drei vorgenannten Bergsteigern ein Eisenrohrkreuz in mühevollem Aufstieg durch das Schinderkar zum Gipfel der Krottenspitze gebracht und aufgestellt wurde. An diesem Tag weilte auch Kaplan Thielen aus Bergkirchen bei Dachau mit Freunden in der Kempter Hütte. Lingg zitierte ihn auf den Gipfel, so daß die Einweihung noch am selben Tag stattfand. Eine Bergmesse wird seither alljährlich am Kreuz gefeiert. Jahre später wurden zwei runde Gedenkplaketten angebracht, mit der Aufschrift:

"Robert Häberlen
geb. 1. 4. 1912
gest. 28. 8. 1974"

"Karl Bader
geb. 2. 12. 1935
gest. 25. 5. 1974”

und

"Zur Erinnerung
an unseren am 20. 7. 1958

am Wengenkopf verunglückten

Bergkameraden

Otfried Bibus”

Im Süden der Kempter Hütte erhebt sich der Kratzer, mit seiner eigentümlichen Gestalt auch ein Wahrzeichen Oberstdorfs. Auf ihn bezieht sich ein Eintrag im Protokollbuch der Kolpingfamilie Oberstdorf für das Vereinsjahr vom 11. Februar 1951 bis 9. März 1952: „Am 15. Juli 1951 wurde von der Kolpingfamilie Kempten auf dem Kratzer das von ihnen erstellte Kreuz eingeweiht. Trotz des schlechten Wetters waren auch einige der Kolpingsfamilie Oberstdorf vertreten.” Es war vermutlich das erste Kreuz auf dem Kratzer, nähere Angaben fehlen.

Nach Auskunft des Rettenberger Pfarrers Manfred Gohl wurde das zweite Kreuz im Sommer 1967 von den Kemptern errichtet. Am 17. September feierte er bei denkbar schlechten Verhältnissen - Nässe, Kälte und Schnee - mit 18 Unentwegten die Einweihung. 1985 wurde es wahrscheinlich durch Blitzschlag zerstört. So beschloß die Kolpingfamilie Kempten 1987 ein drittes Kreuz auf den Kratzer zu bringen. Diesmal sollte es ein eichenholzenes sein, mit Kupfer teilweise abgedeckt und durch Drahtseile gesichert. Auch ein 35 Meter langer Blitzableiter war vorgesehen, ebenso eine kupferne Gipfelbuchkassette. Zuerst dachte man daran, das fertig montierte Kreuz mit einem Hubschrauber an Ort und Stelle zu bringen. Aus Kostengründen mußte dann doch die gute, alte Hand- und Fußarbeit wieder herhalten. Jungkolping und Freunde aus Kempten und Heiligkreuz, 30 an der Zahl, schleppten am 4. Juli 1987 die einzelnen Teile von der Kempter Hütte über das Mädelejoch zum Gipfel; sie wurden dort zusammengefügt. Der erste, etwas ungenaue Eintrag im Gipfelbuch lautet: „Erstes Kreuz errichtet 1953, wiedererrichtet Juli 1987 durch Kolpingfamilie Kempten. Gipfelbuch hinaufgebracht am 17. 9. 1987. Kreuzweihe am 22. 9. 1987 durch H.H. Salzmann.”

Wenn man vom Kratzer in südwestlicher Richtung über die Schwarze Milz weiterwandert, kommt man bald zur Mädelegabel. Dieser Berg ist einer der bekannteren im Allgäu, einer, den man bestiegen haben „muß”. Schon in den Anfängen des Oberstdorfer Bergführerwesens war er ein von Touristen sehr geschätztes Ziel. Ein Auszug aus dem „Interview” mit Johann Baptist Schraudolph im Jahr 1902, das Hans Modlmayr in seinem Buch „Bunte Bilder aus dem obern Allgäu” wiedergibt, macht dies deutlich.

Ich: Wie viel Touristen oder vielmehr Partieen haben Sie wohl schon auf die Mädelegabel geführt?

Er: 416 zählen meine Führerbücher; gegen 40 Partien führte ich aber schon vorher hinauf, die rechne ich aber nicht, weil ich sie nicht nachweisen kann. . . .

Ich: Wer führte außer Ihnen noch hinauf?

Er: Der Häfner Hipp führte gegen 70 Partien auf die Mädelergabel (Schraudolph nannte stets den Berg in dieser Form) mit seinem einen Arm, denn der andere war lahm, weil er, d.h. der Besitzer des Anhängsels, einmal im Rausch von Tiefenbach her einen Steg hinunterfiel. Hilfe hätte Hipp mit seinem Körperfehler nicht leisten können.”

Es ist erstaunlich, daß diesen Berg erst seit Anfang der sechziger Jahre ein Kreuz ziert. Vorher war lediglich eine kleine Steinpyramide als Markierung vorhanden. Max Förderreuther erwähnt nur ein Gipfelbuch in seinem Aufsatz „Gerettet”, einem Bericht über eine Bergrettungsaktion im September 1903 (Bunte Blätter aus dem Allgäuer Volksleben).

Im Sommer 1960 war eine Gruppe der Kolpingfamilie Gersthofen unterwegs im Gebiet zwischen Rappenseehütte und Kempter Hütte. Bei der Gipfelrast auf der Mädelegabel beschloß man, sich für eine Kreuzerrichtung auf diesem Berg einzusetzen. Zu Hause entspann sich eine lange, lebhafte Diskussion darüber. Schließlich setzten sich die Befürworter durch, und es wurde sogleich mit den Vorarbeiten begonnen. Ein Bauer spendete eine Eiche; Zimmerleute, Schreiner und Spengler des Vereins fertigten das fünf Meter hohe Kreuz an. In seinen Querbalken wurden die Worte „Im Kreuz ist Heil” geschnitzt, eine Gipfelbuchkassette und eine Tafel angebracht mit der Inschrift:

„Errichtet von der

Kolpingfamilie 

Gersthofen

1961.”

Bei der Probeaufstellung am Ort wurde auch gleich die Einweihung gefeiert. Für ein Allgäuer Kreuz wohl einmalig: Ein indischer Geistlicher, Bischof Raymond aus der Stadt Alahabad, gab den christlichen Segen.

In den ersten Augusttagen 1961 fuhr man das zerlegte Kreuz mit allem Material nach Spielmannsau. 40 Personen besorgten dann den Weitertransport bei Regen und Schneefall zur Kempter Hütte, um sich für drei Tage bei Hans Schraudolf einzuquartieren. Am 13. August stand das Kreuz, zur Feier des Tages las Kaplan Gündele für die Beteiligten eine Messe. Da zu jener Zeit Funk und Radio auf den Berghütten noch nicht selbstverständlich waren, erfuhr man erst nach der Rückkehr, was sich an diesem 13. August 1961 politisch ereignet hatte - der Mauerbau in Berlin. Seitdem fragt man sich in der Kolpingfamilie Gersthofen hin und wieder: Was steht wohl länger, unser Kreuz oder die Mauer?

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

1902
Die Oberstdorfer Bergführer auf dem Schneefeld unter der Trettach-Nordwand;
von links: Johann Rietzler II, Franz Schraudolph, Franz Braxmair, Otto Rees, Wilhelm Geißler, Georg Mayer (Spengler), Josef Heim (Goldschmied), Josef Rietzler.

Der unmittelbare Nachbar der Mädelegabel im Norden, nur etwa 400 Meter in der Luftlinie entfernt, ist die Trettachspitze. Auch dieser Berg wird viel begangen, allerdings setzt seine Besteigung Kletterkenntnisse voraus. Wann auf dem Gipfel das erste Kreuz stand, ist nicht bekannt. Es könnte im letzten Quartal des vorigen Jahrhunderts gewesen sein, möglicherweise durch Johann Baptist Schraudolph, für den die Trettachspitze gewissermaßen der Hausberg war. Ein schlichtes Holzkreuz war jedenfalls vorhanden, als am 5. Juli 1902 die Oberstdorfer Bergführer Franz Schraudolph aus Einödsbach, Franz Braxmair, Otto Rees, Johann Rietzler, Ludwig Huber, Wilhelm Geißler und Josef Rietzler, der Spengler Georg Mayer und der Goldschmied Josef Heim den Gipfel betraten, um das, vermutlich, zweite Kreuz zu errichten.

Begleitet wurden sie von dem Sonthofer Fotografen Eugen Heimhuber. Nach einer Aufzeichnung der Sektion Allgäu-Immenstadt des Deutschen Alpenvereins waren die Errichter gleichzeitig auch die Spender. In knappen Worten heißt es weiter: „Das Kreuz wurde in 2 Teile zerlegt und auf dem Gipfel beschlagen. Abmarsch in Birgsau 02.15 Uhr früh, Ankunft auf dem Gipfel 08.45 Uhr.” Merkwürdigerweise fehlen die Namen von Rees, Heim und Rietzler. Am 24. September fand dann die kirchliche Weihe statt.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

1902
Auf dem Trettachgipfel;
von links: Wilhelm Geißler, Franz Schraudolph (Sohn des Johann Baptist Schraudolph), Franz Braxmair, Georg Mayer.

Rechts im Hintergrund das vermutlich erste Kreuz.

Wie lange dieses Kreuz dort oben gestanden hat, wissen wir nicht. Auf Fotografien aus den dreißiger Jahren und vom Sommer 1945 war eines vorhanden. Erst für das Jahr 1962 ist eine weitere Errichtung belegt. Der erste Eintrag im neuaufgelegten Gipfelbuch hält fest:

„Dieses Kreuz wurde zum Gedenken ihrer, in den Bergen tödlich verunglückten Kameraden errichtet. Von der Jungmannschaft des D.A.V. Sektion Oberstdorf.

16. 9. 62

Das Kreuz wurde von folgenden A.V. Mitgliedern gestiftet:

Krach Hans - Holz
A. Goettle - Verankerung + E.-Schienen
Kling Hans u. Sohn - Kupferabdeckung
Rees Georg - Blitzableiter
Ausberger Hans - Spiegel
Schmidt Willi Buchhdl. - Gipfelbuch
Riedl Georg - Bargeld
Anton Haug - "
Max Scheiter - "

Am Transport waren beteiligt: Palme Heinz, Freiwald Adolf, Frick Rudolf, Nagl Willi, Schraudolf Ludwig, Müller Ludwig, Raymann Maxe, Riedl Thomas, Blumrich Wolfgang, Hindelang Jockl, Pechatscheck Erich, Fritz Dorner jun., Kutschenreuther Günter, Keller Fred, Dorner Fritz sen., Wenzl Jochem.”

Nach der Aufzählung des transportierten Materials, mit genauer Gewichtsangabe - das Kreuz wog 135 kg -, folgen 37 Unterschriften.

Zum Tourenbereich der Rappenseehütte gehört auch das Hohe Licht. Dieser Berg befindet sich in seinem gesamten Aufbau im Land Tirol, also außerhalb des Oberstdorfer Gemeindegebietes. Er soll hier aber trotzdem erwähnt werden, da ihn die Kolpingfamilie Oberstdorf als „ihren” Berg betrachtet.

Nach der Erinnerung von Schneidermeister Georg Vogler begann die Beziehung etwa 1926/27, als auf Anregung von Benefiziat Ludwig Merk ein einfaches Holzkreuz zum Gipfel gebracht wurde.

Über ein Jahrzehnt danach wurde dann ein „richtiges” Kreuz errichtet. Otto Bader schrieb 1938 hierzu ins Protokollbuch der Kolpingfamilie einen ausführlichen Bericht. In der Einleitung merkte er an: „Als unser Herr Präses Georg Zehter auf einer Bergtour auf dem Hohen-Licht war und das windige Kreuzlein aus 2 Schwärtling sah, kam ihm der Gedanke, man sollte hier auf diesem hohen Berg, mit einem so schönen Namen, ein richtiges, schönes Bergkreuz setzen.”

Nachdem die Vereinsmitglieder bei einer Aussprache voll Begeisterung zustimmten, machte man sich sogleich ans Werk. Der Zimmermeister Adolf Thannheimer fertigte das vier Meter hohe Kreuz. Von Schmiedemeister Joseph Pirkel, dem Vizepräses und Altsenior, waren Beschläge und Verankerungsmaterial, Michael Ohmayer schnitt die Inschrift „Ihr Berge und Hügel, preiset den Herrn” und das Kolpingzeichen mit der Jahreszahl 1938 in die Balken. Der Wirt der Rappenseehütte, Franz Kaufmann, besorgte mit seinen Maultieren den Transport des nötigen Materials bis zur Hütte. Das Kreuz fuhr er am 10. September bis zur Brücke am Petersälpele, von wo es durch Kolpingsöhne ebenfalls bis zur Hütte getragen wurde. Der Längsbalken soll 2 1/2 Zentner gewogen haben.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

1938
Kreuztransport von der Rappenseehütte zum Hohen Licht.

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

Kreuzaufrichtung durch die Kolpingfamilie Oberstdorf

Den vergnügten Ausklang dieses Tages beschrieb Otto Bader: „Nach dem Essen wurde von einigen Kolpingsbrüdern gespielt und gesungen und der Humor und die Gaude in der Gesellschaft wurde immer größer, daß es beinahe zu stark wurde. An Durst hatte auch keiner zu leiden und so mußte um 10 h der Sturm mit Gewalt gelegt werden.”

Am nächsten Morgen, Sonntag, dem 11. September, las Präses Zehter für die Beteiligten am Rappenseekreuz eine Messe, bevor man sich mit sämtlichem Material auf den „Kreuzweg” zum Hohen Licht machte. Nach beschwerlichem Aufstieg wurde der Gipfel um die Mittagszeit erreicht. Etwa zwei Stunden später stand das Kreuz und wurde durch den Präses geweiht. Zur Hütte zurückgekehrt, wurden sie von Franz Kaufmann mit einem Fäßchen Freibier empfangen. Bader schloß seinen Bericht:

Teil 3 Gipfelkreuze - Heft 15

Über 40 Jahre hat es dem Wetter widerstanden, nur Drahtseile und Anstrich wurden Anfang der sechziger Jahre erneuert. Am 14. und 15. Juli 1979 begannen die Kolpingsöhne mit den Vorarbeiten für eine Kreuzerneuerung. Nicht zu früh, wie sich herausstellte, ein weiteres Jahr hätte das alte gewiß nicht überstanden. Bei bitterer Kälte wurden das Fundament vorbereitet und die Ankerlöcher gebohrt. Da kaltes Bier bei solcher Witterung ohnehin nicht sehr bekömmlich ist, wurden damit kurzerhand die Bohrlöcher ausgespült.

Währenddessen wurde unten im Dorf das neue Kreuz gefertigt von den Schöllangern Max und Sepp Freudig, die Schnitzarbeiten besorgte Josef Ohmayer, die Malerarbeiten Eugen Ländle, die Beschläge Josef Göttle, die Spenglerarbeiten Georg Rees, die Verzinkarbeiten Jodok Krumbacher. Peter Weiß war für die Gravierung der Gipfelbuchkassette zuständig. Mit Spezialwerkzeugen und einem Fahrzeug waren Ludwig Dorn und die Marktgemeinde behilflich. An einem Freitag, im Frühherbst, transportierte Hüttenwirt Heinrich Geißler mit der Materialseilbahn das Ganze bergwärts. Am nächsten Morgen der mühselige Marsch zum Gipfel, um die Mittagszeit stand das Kreuz. Der Präses, Pfarrer Karl Rottach, kam am Nachmittag noch vom Tal heraufgestiegen, um mit der Kolpingfamilie die Einweihung zu feiern.

Fortsetzung folgt

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