Oberstdorf vor 50 Jahren

1959

Januar

• Das Standesamt meldet für das abgelaufene Jahr 1958: 170 Geburten, 126 Paare gaben sich das Jawort und 106 Todesfälle wurden beurkundet.

• Apothekerin Gerda Düll eröffnet, zur viele Jahre in Oberstdorf einzigen Pharmazie, der „Kurplatzapotheke”, in der Nebelhornstraße einen Schwesternbetrieb .

• Die Bayerische Opernbühne München führt in der Oberstdorfer Filmbühne die Oper „Tiefland” von Eugene d’ Albert auf und das Schwäbische Landesschauspiel bringt „Der Mann mit dem Zylinder” zur Aufführung.

• Bayerns Ministerpräsident Dr. Hanns Seidel verbringt Urlaubstage in Oberstdorf.

• Max Bolkart wird beim Springen auf der Schattenbergschanze Allgäuer Sprunglaufmeister.

• Die Verkehrswissenschafltiche Gesellschaft München besichtigt die Nebelhornbahn.

• Unter dem Titel „Rund um die Skiflugschanze” gehen die Internationalen Versehrten-Skimeisterschaften über die Bühne.

Februar

• Der Bayerische Rundfunk nimmt die Aufführung des Schwankes „Die drei Dorfheiligen” des Oberstdorfer Theaters auf Band.

• Der dänische Botschafter in Bonn, Frants Hvass, und der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Kai-Uwe von Hassel, erholen sich in Oberstdorf.

• Mit dem Lustspiel „Die deutschen Kleinstädter”, von August v. Kotzebue, gastiert das Schwäbische Landesschauspiel in der Filmbühne.

• Mit Einsatz der Schneefräsen schafften die Räumfahrzuge rund 30.000 cbm Schnee aus dem Ort.

März

• Tasmajdan Belgrad und der EC Oberstdorf kreuzen die Eishockey-Schläger im Eisstadion, wo auch die Bayerischen Meisterschaften im Eiskunstlauf und Eistanz stattfinden.

• Die Pianistin Elly Ney gastiert mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Prof. Willem van Hoogstraten in der Filmbühne.

• Nur 61 Jahre alt, verstirbt der Ägyptologe und Kunsthistoriker Kurt Lange in seiner Oberstdorfer Wahlheimat.

• Welch glückliche Gemeinde! Im Verlauf des bisherigen Haushaltjahres können 100.000, – DM erübrigt und für zusätzliche Maßnahmen verwendet werden.

• Am 20. März gedenkt man des vor 100 Jahren 45-jährig in München verstorbenen Oberstdorfer Malers Joseph Anton Fischer.

April

• Die internationale Eiskunstlauf-Elite trifft sich zum Abschluss der Wintersaison im Oberstdorfer Eisstadion.

• Oberstdorf führt als erster Ort in Süddeutschland das aus Schottland stammende Curling-Spiel ein.

• Aus Anlass des Schiller-Jahres bingt das Schwäbische Landesschauspiel „Kabale und Liebe” auf die Bretter der Filmbühne.

• Die neue Kur- und Verkehrsbetriebe AG tauft die seit 1950 verkehrende Sesselbahn in „Söllereckbahn” um.

• Die Nebelhornbahn AG berichtet von 344.652 Fahrgastfahrten im Berichtsjahr 1958 (1957 = 387.089).

Mai

• Vor 50 Jahren wurde der Verein für ambulante Krankenpflege gegründet.

• 35.000 Zuschauer wohnten im Winter 1958/59 den Veranstaltungen in Eisstadion bei, außerdem betrieben in dem Zeitraum 27.000 Personen Eislauf.

• Dr. Theo Knöckel, langjähriger Kolonnenarzt des Roten Kreuzes in Oberstdorf, wird mit dem Ehrenkreuz des BRK ausgezeichnet.

• Die in Oberstdorf tätige Verkäuferin Sylvia Berger wird Kammersiegerin 1959 im Leistungswettbewerb der schwäbischen Handwerksjugend.

• An einem Sonntagabend muss die Feuerwehr Teile des im Umbau befindlichen Krankenhauses mit Segeltuchplanen abdecken. Schwere Regengüsse drohten das Gebäude zu überschwemmen.

• Die kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Oberstdorf ehrt den Wirt vom Kühberg, Martin Zeller, für 50 Jahre als aktiver Schütze.

Juni

• Anläßlich der Tagung der Naturfreunde-Jugend wird das Kanzelwandhaus im Warmatsgundtal offiziell seiner Bestimmung als Unterkunftshaus übergeben.

• Ein Stern-Staffellauf zur Feier der Einweihung der Deutschen Turnschule in Frankfurt startet in Einödsbach.

• Ein Streit um Oberstdorfs Wappen ist geklärt: „Das Rößlein muss, entsprechend der Form, in der es 1835 verliehen wurde, heraldisch gesehen, nach links springen, wobei es mit einem Zaumzeug ausgestattet ist und den Schweif in die Höhe hebt”, ist in der Tageszeitung zu lesen.

• Im Kunsteisstadion findet das erste Sommer-Eishockey-Spiel in Oberstdorf statt.

• Zehn Jahre sind seit der Einführung der Schallplatten-Konzerte im Kurpark vergangen.

• Ein Hochwasser verursacht Schäden an der Wegeanlage der Breitachklamm.

Juli

• Nach 39jähriger Schul- und Erziehungsarbeit tritt Arthur Maximilian Miller, Oberlehrer in Oberstdorf- Kornau, vorzeitig in den Ruhestand

• Der Kammer- und Landessieger im Goldschmiedehandwerk von Baden- Württemberg, Jörg Gaisser aus Oberstdorf, wird Bundessieger.

• Rosemarie Gerle von der Schützengesellschaft Oberstdorf wird beim Gauschießen in Sonthofen Gaumeisterin.

• Die Schriftstellerin Gertrud von le Fort wird mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt.

• Bundespräsident Theodor Heuß übernimmt die Ehrenpatenschaft für das 7. Kind einer Oberstdorfer Familie.

• Die „Rechtler” vollenden den Umbau der Berggaststätte Gerstruben.

• Nach Beseitigung der Hochwasserschäden ist die Breitachklamm wieder begehbar.

• „Die Oberprima der Oberstdorfer Oberrealschule besucht die alte deutsche Reichshauptstadt”, ist in der »Allgäuer Zeitung« zu lesen.

August

• Mit 116 von 120 möglichen Punkten erspielt sich die Musikkapelle Oberst- dorf beim Wertungsspiel in Scheidegg den ersten Rang.

• Der Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen unternimmt eine Informationsfahrt nach Oberstdorf.

• Auf Initiative der DAV-Sektion Oberstdorf werden die Alpwanderwege im Gebiet des Söllereck erheblich verbessert.

• Innerhalb der geschlossenen Bebauung des Ortes wird der letzte Teil des Dorfbaches in Rohre verlegt.

• Der Sitzungssaal im alten Rathaus wird renoviert und neu eingerichtet.

• Das Elektrizitätswerk legt den bisher offenen Mühlenkanal von der Mühlenbrücke zum E-Werk in Druckrohre und erhöht dadurch die Kapazität der Eigenleistung.

September

• Eine evangelische Zeltmission ruft die Gläubigen zusammen.

• Erstmals kämpfen eine Reihe von Eishockeymannschaften um den „Oberstdorfer Sommerschild”, eine wertvolle Pokaltrophäe.

• Die Schülerinnen und Schüler der Oberrealschule ziehen termingerecht in das neue Schulhaus an der Rubinger Straße ein. Im alten Schulgebäude richtet sich die Handelsschule Merkur ein.

• Der Marktgemeinderat setzt einen Ausschuss zur Lärmbekämpfung ein.

• Mit dem Schauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“, von Heinrich v. Kleist, gastiert das Schwäbische Landesschauspiel in der Filmbühne.

• Die DAV-Ortsgruppe Obergünzburg weiht das von ihr errichtete Gipfelkreuz auf dem Biberkopf ein.

• In dreijähriger Arbeit hat das Wasserwirtschaftsamt Kempten drei Geschiebesperren bei Einödsbach errichtet.

• Der Vizepräsident des Deutschen Freiballon-Sportverbandes Alfred Eckert und der Pressefotograf Alfred Strobel starten mit einem Ballon am Nebelhorn und landen bei Reutte.

• Das obere Allgäu meldet 134 Arbeitslose (das wäre heute ein Traum).

Oktober

• Der Verband Christlicher Hospize und Erholungheime hält in Tiefenbach seine Jahrestagung ab.

• Die Summe von 7.000,– DM gibt der Markt für die Eweiterung der „Zweiradgarage” an der Oberrealschule aus.

• „Im Allgäu wird vorbildlich gejagd und gehegt”, heißt es in dem Bericht über die Hegeschau des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes in der Oybele-Halle.

• Die Ulmer Handelsschule Merkur nimmt in der ehemaligen Oberrealschule in der Fuggerstraße den Betrieb auf.

• Hans Lacher wird neuer Skiklubvorsitzender und hat sich gleich mit dem „Flaggenstreit” mit der DDR (kommunistische

• Deutsche Demokratische Republik) auseinanderzusetzen. Man beschließt nur die FIS-Fahne zu hissen, um nicht die ganze Tournee zu gefährten.

• Die Firma Högerle & Sohn bezieht in der Nebelhornstraße ihr neues Geschäftshaus.

• Mit reicher Fotoausbeute kehrt Studienrat Fritz Lobbichler als Teilnehmer der Deutschen Karakorum-Expedition nach Oberstdorf zurück.

November

• Die Eishockey-Mannschaft des EC Oberstdorf nimmt an dem „Lanco-Cup- Tournier” in Solothurn teil.

• Baronin Gertud von le Fort und Erster Bürgermeister Hermann Schallhammer aus Oberstdorf sowie Professsor Wilhelm Vershofen aus Tiefenbach, werden, neben zwei anderen Persönlichkeiten, in einer Sondersitzung des Kreistages mit dem neu geschaffenen Ehrenring des Landkreises Sonthofen geehrt.

• Die Kolpingfamilie knüpft an die alte Tradition des katholischen Gesellenvereins an und bringt das Volksstück „Die Schatztruhe” auf die Bühne.

• Vikar Georg Dilling verabschiedet sich von der evangelischen Pfarrgemeinde und tritt das exponierte Vikariat Erlangen-Johanniskirche an.

• In der Generalversammlung der „Rechtler” wird mit dem Umbau der Wirtschaft Gerstruben und dem Neubau des Oytalhauses die große Leistung des Vereins besprochen.

Dezember

• Die offizielle Einweihung des Neubaues der Staatlichen Oberrealschule hinkt der Inbetriebnahme der Schule etwas nach.

• Die Textil-Gewerkschaft führt eine Informationsveranstaltung für Werkmeister, kaufmännische und technische Angestellte durch.

• Schüler der Oberrealschule bringen in Oberstdorf und Sonthofen Friedrich v. Schillers „Wallensteins Lager” auf die Bühne.

• Im Alter von 81 Jahren stirbt der Kunstmaler Martin Kees. Eine ganze Reihe Oberstdorfer Häuser tragen Fresken dieses Künstlers.

• Der Marktgemeinderat beschließt eine Satzung „über die Sicherung des Verkehrs auf Gehbahnen zur Winterzeit”.

• Professsor Wilhelm Vershofen aus Tiefenbach wird mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Vershofen gilt als der „geistige Ziehvater” von Wirtschaftsminister Ludwig Erhard.

• Mit einem Schaulaufen der deutschen Eislaufelite und dem internationalen Springen auf der Schattenbergschanze klingt das Jahr 1959 aus.

Quellen: »Allgäuer Anzeigeblatt«, Jahrgang 1959, und eigene Aufzeichnungen.