Oberstdorf vor 50 Jahren

1934

• Im Vorrundenspiel zur bayerischen Eishockeymeisterschaft gewinnt der EC Oberstdorf gegen Wacker München 1 : 0. Was auf Oberstdorfs Tor kam, hielt Christi Jemüller alles.

• Die für die Dreharbeiten zum Film „Die drei Eisheiligen" erbaute Hütte am Bergkristallweg wird wieder abgebrochen.

• Ein Zeitungsinserat berichtet, daß Oberstleutnant a. D. Knopf und Frau täglich zwischen 16.00 und 20.00 Uhr im kgl. Jagdhaus zum Bridge-Spiel einladen.

• Bei einem Rodel-Unfall auf der Wasachstraße kommen zwei Einwohner ums Leben.

• Bei einer Tour zum Großen Daumen werden zwei Skiläufergruppen von einer Lawine verschüttet. Für einen Soldaten der „Konstanzer Jäger" und den Bergführer Adolf Besler - Vater von 10 Kindern - kommt jede Hilfe zu spät.

• Anläßlich der Wintersportwoche in Oberstdorf werden hier Schlittenrennen, Schlittenkorso, Eishockey- und Eiskunstlaufveranstaltungen durchgeführt. Ehrengast ist Staatsminister Esser.

• Lehrer Zirkel beginnt, ein Gemeinde-Archiv einzurichten und veröffentlicht im „Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblatt" heimatkundliche Aufsätze.

• Nahe dem „Krankenstall" am Hinteren Taufersberg errichtet Jagdpächter Huber eine Jagdhütte.

• Der „Stabschef" der SA, Ernst Rohm, verbringt im Hotel Luitpold einen Kurzurlaub.

• Der Gemeindehaushalt für das Rechnungsjahr 1934 schließt bei Einnahmen und Ausgaben mit 698.638,54 RM ab.

• Die Oberstdorfer Bauern werden in einem Zeitungsartikel zum Flachsanbau aufgefordert.

• Zum 75. Todestag des Oberstdorfer Kunstmalers Josef Anton Fischer erscheint ein großer Zeitungsaufsatz von Charlotte Stirius.

• Sportler und Honoratioren feiern die Grundsteinlegung für die Turnhalle.

• Dem mutigen Einsatz der Feuerwehr ist es zu danken, daß der Grasflächenbrand in den Seewänden nicht den Seewald erfaßt.

• Aschersleben, Leipzig, Cottbus und Berlin sind Zielorte einer Oberstdorfer Werbefahrt mit Trachtlern und Musik. Seppl Joas zeigt jeweils einen kurzen Lichtbildervortrag über Oberstdorf.

• Sorgen bereitet der niedrige Wasserstand des Freibergsees, wie 60 Jahre zuvor auch schon. Man glaubt, der Seeboden habe vom letzten Erdbeben einen Riß bekommen.

• Am 1. Mai wird ein Umzug veranstaltet. Der von einer Filmgesellschaft gedrehte Film wird dem Ort geschenkt.

• Bei Aufnahmen zum Ganghofer-Film „Schloß Hubertus” wird an der Gutenalpe eine Windmaschine benötigt. Ein Flugzeug landet in der Rubinger Oy. Ohne „Schwanz und Flügel” wird die Maschine auf einem LKW ins Oytal transportiert. Die Feuerwehr spritzt und der Flugzeugpropeller erzeugt den „Sturm”.

• Zwischen dem 16. und dem 26. Mai führt die II. Geb. Abt. des 7. Bayer. Art. Rgt. im Gebiet Schafalpköpfe, Fürschießer, Rauheck ein Scharfschießen durch.

• Bei Rangierarbeiten entgleisen im Bahnhof Oberstdorf zwei Waggons. Die Fahrgäste nachkommender Züge müssen schon im Steinach aussteigen.

• In dem vom Gebirgstrachtenverein beschafften Zelt zeigen 76 Aussteller im Rahmen einer Oberstdorfer Handwerkerausstellung ihre Erzeugnisse auf 650 qm Fläche. Drei Monate steht das Zelt an der Fuggerstraße.

• Im Rahmen der Arbeitsloseneingliederung darf die Oberstdorfer Musikkapelle keine Kurkonzerte mehr geben. Ein aus dreizehn arbeitslosen Berufsmusikern bestehendes Orchester wird Kurkapelle.

• Dr. Baumeister aus Nürnberg wird vom Gemeinderat als berufsmäßiger 1. Bürgermeister gewählt. Er bringt die fünf Voraussetzungen, die kein örtlicher Kandidat erfüllt:

1. „alter Kämpfer der Partei" (NSDAP)
2. Frontkämpfer
3. Jurist
4. verwaltungstechnisch vorgebildet
5. hat Familie

• Die Rankgasse wird für Fuhrwerke mit mehr als 1,50 m Breite gesperrt.

• Die Mannschaft des deutschen Hochschulmeisters TH München besiegt in einem „Propagandaspiel" den FCO mit 10:4 Toren.

• Die Herold-Film-Gesellschaft erstellt im Auftrag der Deutschen Reichsbahn, Direktion Augsburg, einen Werbefilm mit dem Titel „Sommer im Allgäu". Die meisten Einstellungen werden hier abgedreht.

• Wegen des zunehmenden Autoverkehrs wird das Parken von Kraftfahrzeugen auf dem Marktplatz, den Straßen des Ortes sowie in den Gärten und Stadeln (Schopf) ortspolizeilich verboten.

• Der Obstbau- und Bienenzuchtverein führt eine Prämierung der am schönsten mit Blumen geschmückten Häuser durch.

• Die Bergung der beiden an der Höfats tödlich abgestürzten Kemptener Bergsteiger, Baurat Bauer und Professor Wallner, gestaltet sich zur umfangreichsten Aktion dieser Art.

• Ein Wirbelsturm legt nicht nur die meisten Heinzen im Ösch um, es werden auch Bäume entwurzelt, Stromleitungen unterbrochen und Dächer abgedeckt.

• Um einen Überblick über das Verkehrsaufkommen zu erhalten, wurde am Samstag, 25. August, am Ortseingang eine Zählung durchgeführt:

• Der deutsche Botschafter in Rom, Herr von Hassel, verbringt mit Familie seinen Urlaub im Wittelsbacher Hof.

• Wegen Wasser- und Weidemangel muß die Herde des Vorderen Taufersberg schon Anfang September ins Tal.

• Der vom Gemeinderat zum 1. Bürgermeister gewählte Dr. Baumeister tritt sein Amt nicht an. Der Rat wählt deshalb 2. Bürgermeister Müller zum Gemeindeoberhaupt. Nach einer Bedenkzeit von einigen Tagen lehnt auch dieser die Wahl ab. Das Bezirksamt Sonthofen setzt daher den Bezirkskaminkehrermeister Ludwig Fink als kommissarischen 1. Bürgermeister ein. Wenige Tage später erfolgt seine einstimmige Wahl durch den Gemeinderat. Als berufsmäßiger, geschäftsführender 2. Bürgermeister wird der Kemptener Stadtoberinspektor Hans Kögler gewählt. Altbürgermeister Ludwig Hochfeichter beruft der Rat zum 3. Bürgermeister. Bei der Verteilung der Referate kommt der Kunstmaler Robert Curry als Vertreter des Marktgemeinderates in den Museumsausschuß.

• Ein von Heinrich Zirkel verfaßter Vortrag über den Wilde-Mändles-Tanz wird vom Rundfunk ausgestrahlt.

• Als Gegenstück zum Höllwiesenweg geht der neue, an der Westseite des Rubihorns angelegte Weg zur Gaisalpe (Wallrafweg) seiner Vollendung entgegen.

• Auf dem „Reichsbauerntag" in Goslar wird der Wilde-Mändles-Tanz aufgeführt.

• Die Segelflieger-Ortsgruppe Oberstdorf unternimmt in der Rubinger Oy die ersten Flugversuche.

• Mit einem Festzug durch Oberstdorf endet die Oberstdorfer Wintersport-Werbewoche.

Anmerkung:
Als Grundlage für die Ausarbeitung der Jahreschronik „Oberstdorf vor 50 Jahren" diente der Jahrgang 1934 des „Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblattes".