Oberstdorf vor 100 Jahren

von Eugen Thomma am 01.06.1987

1886

  • Der Mesner Karl Schedlerwird „für Besorgung der Glockengeläute” für 1885 mit 75 Mark entlohnt. Für den gleichen Zeitraum verdient sich der Schneider Joseph Geiger mit Anzünden der Petroleum-Straßenlampen 25 Mark.
  • Für den Straßenbau Sonthofen - Oberstdorf wird die Lieferung des Deckenmaterials „öffentlich versteigert”.
  • Im „Anzeigeblatt” erscheint folgendes Inserat:

„Sennalpe Hierenalpe oberhalb Spielmannsau im Steuergemeindebezirk Oberstdorf gelegen für 26 - 28 Kühe, auch geeignet zur Sommerung von schwerem Jungvieh ist auf ein oder mehrere Jahr zu verpachten. Nähere Aufschlüsse erteilt der kgl. Förster in Oberstdorf.”

  • Das kgl. Hüttenamt Sonthofen liefert der Gemeinde Oberstdorf 60 Wasserleitungsrohren. Die 180 lfd. Meter (a 4,85 M) kosten 873 Mark. Damit beginnt in Oberstdorf der Bau einer eisernen Wasserleitung; die hölzernen Deichel werden fortlaufend ersetzt.
  • Bei der "Kultur” (Pflanzarbeiten) am Faltenbach erhalten Männer einen Taglohn
    von 2,50 Mark. Für 1.000 Fichtenpflanzen aus dem Staatsforst bezahlt die Ortsgemeinde 24 Mark.
  • Der Lohn eines Schlossers für einen Zehnstunden-Arbeitstag wird mit 2, 40 Mark und der des Zimmermanns mit 2,80 Mark in Rechnung gestellt.
  • Die (pferdebespannten) Postomnibusse zwischen Sonthofen und Oberstdorf verkehren nach folgendem Fahrplan:

Sonthofen ab 8.10 Uhr, 11.50 Uhr, 3 Uhr nachmittags;

Oberstdorf ab 4.30 Uhr, 1 Uhr nachmittags, 4.35 Uhr abends.

  • Die Milchkäufer bezahlen in Oberstdorf für die „Wintermilch” 1885/86 pro 1.000 Liter 75 1/2 Mark. Der Lieferant des größten Quantums erhält eine Mark mehr.
  • Die Gemeindewaage im Rathaus ist für 145 Mark an Augustin Rietzler verpachtet, der berechtigt ist, von den Benutzern Waaggebühren zu verlangen.
  • Der 1802 geborene Müllerssohn Josef Anton Seeweg war 1819 auf Wanderschaft gegangen und ist seither verschollen, weshalb er für tot erklärt wird.
  • Prinz Luitpold von Bayern übernimmt am 10. Juni die Regentschaft über das Königreich. Am 13. Juni kommt König Ludwig II. auf bis heute ungeklärte Weise im Starnberger See ums Leben. Das kgl. Bezirksamt weist alle Bürgermeister an, bis auf weiteres keine Konzerte, Lustbarkeiten, Schauspiele usw. zuzulassen.
  • Die Gemeinden Hindelang, Sonthofen und Oberstdorf richten an Prinzregent Luitpold eine Ergebenheitsadresse und erhalten über Bezirksamtmann Riederer ein Dankschreiben.
  • Karl August Reiser veröffentlicht Aufsätze über das „Sturmannsloch” und die Fallenbachhöhle”.
  • Der Buchbinder Xaver Volderauer eröffnet in seinem käuflich erworbenen Anwesen am Marktplatz den Betrieb.
  • Im Auftrag des Verschönerungsvereins erscheint im „Anzeigeblatt” eine namentliche Fremdenliste, wonach vom 1. Mai bis 1. Juli in den Gasthöfen Mohren, Hirsch, Sonne und Löwen „171 Parthien mit 195 Personen” Wohnung genommen haben. Bei den privaten Vermietern waren es in dem Zeitraum „81 Parthien mit 131 Personen”.
  • Schlüssel für die Rappenseehütte werden verwahrt bei den Gasthöfen Mohren, Sonne und Hirsch sowie bei Dr. Reh und den autorisierten Bergführern. An Hüttengebühren sind zu entrichten:

Benützung ohne Übernachtung 50 Pfennig,
Benützung mit Übernachtung 1 Mark,
Benützung des Heulagers 50 Pfennig,
Feuerung 1 Person 50 Pfennig,
Feuerung jede weitere Person 20 Pfennig.
Mitglieder des DuÖAV und deren Angehörige bezahlen halbe Preise.

  • Prinz Luitpold kommt am 5. September erstmals als Regent nach Oberstdorf. Am Eingang in den beflaggten und bekränzten Ort ist ein Triumphbogen mit dem Spruchband „Willkommen in den Bergen” aufgestellt. Ein präparierter Adler mit erhobenen Flügeln krönt den Bogen. Die Bürgermeister von Oberstdorf, Schöllang und Tiefenbach mit den Gemeindeverwaltungen, Honoratioren und Vereinen empfangen den Regenten.

Nach dem „Gala-Empfang” stellen u. a. in Rechnung:

Josef Anton Vogler: 39 Pfund Schießpulver a 55 Pf. 21,45 M;
Ludwig Gschwender: 53 Pfund Schießpulver a 55 Pf. 29,15 M;
Josepha Enzensberger: 46 1/2 Maß braunes Bier a 26 Pf. 12,09 M;
„Zum Adler” für: 95 „Brode” a 3 Pf. 2,85 M;
Xaver Volderauer: 140 Fahnen für Schulkinder a 4 Pf. 5,60 M;
Kaspar Rietzler: 186 Stück kleine Blumebuget gemacht daß Stück zu 10 dl,
600 Stück gepreßte Edelweiß auf ein blaues Band genäht, daß 100 Edelweiß kostet 3 Mark.

  • Es laufen Planungen zum Verbau der Wildbäche, insbesondere des Warmatsgundbaches und der Stillach.
  • An der Höhe der eingenommenen Standgelder für die vier Jahrmärkte kann deren Bedeutung abgelesen werden:

1. Sebastiani-Markt: 5 M;
2. Johanni-Markt: 22 M 09 Pf;
3. Galli-Markt: 17 M 30 Pf;
4. Heilig-Abendmarkt: 8 M 50 Pf.

  • Die 2.640 Gäste Oberstdorfs haben im Jahre 1886 insgesamt 1.661 Mark und 70 Pfennig an Kurtaxe entrichtet.

Anmerkung:
Als Grundlage für die Ausarbeitung der Jahreschronik „Oberstdorf vor 100 Jahren” diente auch der Jahrgang 1886 des „Allgäuer Anzeigeblattes”.

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