1936
- Das Standesamt veröffentlicht zum Jahresbeginn die Statistik 1935. Von 88 Geburten (76 ehelich und 12 unehelich) waren 49 Knaben und 39 Mädchen. 50 Ehen wurden geschlossen. Gestorben sind 87 Personen, von denen 23 auswärts wohnhaft waren. Von diesen „Auswärtigen” kamen allein 11 durch Bergabsturz ums Leben.
- Gleich zum Jahresbeginn war folgende amtliche Bekanntmachung zu lesen:
„Betreff: Winterhilfswerk
Am Sonntag, den 12. Januar 1936 findet der 4. Eintopfsonntag statt.
Für die Hotel-, Gaststätten- und Pensionsbetriebe sind nachstehende Eintopfgerichte bestimmt worden:
1. Graupensuppe mit Rind- oder Hammelfleisch;
2. Fischgericht nach freier Wahl;
3. Gemüsetopf vegetarisch oder mit Fleischeinlage.
- Am 12. Januar dürfen in der Zeit von 10 bis 17 Uhr keine anderen Gerichte als vorstehend angeführten drei Eintopfgerichte abgegeben werden.”
- Am 11./12. Januar finden hier die Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften statt. Bei den Damen siegt die erst 16jährige Maxi Herber.
- Der Mesner Leo Kennerknecht (Bärbelas Leo), der sein Amt von Karl Schedler übernommen hat, ist seit 25 Jahren im Dienst.
- Bei den Deutschen Skimeisterschaften in Oberstdorf (14.2. -19 2 ) starten für ihren Heimatort
im Langlauf 18 km: Die Gebrüder Kaspar, Ludwig und Fidel Schwarz, Ignaz Vogler, Otto Zwick, Hans Hindelang;
im Spezialsprunglauf: Hans Zschörnig, Heini Klopfer, Hans Sehrwind, Hans Schratt;
in der Kombination (18-km-Langlauf und Sprunglauf): Franz Faschingsleitner;
im 50-km-Langlauf: Ignaz Vogler, Georg Klopfer, Hans Hindelang
in der Abfahrt Frauen: Senzl Kaiser, Herta Tauscher, Hanni Zwick, Marie Anwander, Hanni Tauscher.
- Den „Goldenen Ski” und damit die Meisterschaft erringen Willi Bogner und Christi Cranz.
- Am 28. Januar findet eine Luftschutz-Verdunklungsübung statt.
- An bedürftige Bewohner werden vom Winterhilfswerk Mehl- und Fleischkonserven ausgegeben.
- Im Alter von 66 Jahren verstirbt Altbürgermeister Magnus Haas.
- Für die Reichstagswahl im März wird Oberstdorf in sieben Stimmbezirke eingeteilt Diese Wahlen (Einheitsliste: Einzige Partei ist die NSDAP) sind verbunden mit der Frage, ob die Politik Hitlers (Besetzung der entmilitarisierten Zone des Rheinlandes) gebilligt wird. Bei hundertprozentiger Wahlbeteiligung stimmen 5.412 Wähler mit „Ja”. Ungültig sind 90 Stimmen.
- Um die Meldung der „Münchner Neuesten Nachrichten”, wonach zwei Münchner die Winter-Erstbesteigung der Rubihorn-Nordwand ausgeführt haben sollen, entspinnt sich ein öffentlicher Streit. Die Erstbesteigung war längst erfolgt, und die „Alpinisten” haben eine falsche Route angegeben.
- Christoph Graf Vojkffy findet bei seinen archäologischen Grabungen Spuren frühester Siedlungen um Oberstdorf.
- In den Räumen der Münchner Künstlergenossenschaft wird eine Ausstellung zum Gedenken an den in Oberstdorf ansässig gewesenen Kunstmaler Maximilian Schels eröffnet.
- Pfarrer Josef Rupp wird Nachfolger von Oberstdorfs Pfarrherrn Isidor Kohl, der in den Ruhestand geht.
- Max Thannheimer läßt auf seiner Alpe Hochleite eine Skihütte erbauen.
- Erstmals empfangen Oberstdorfs Firmlinge das Sakrament im eigenen Ort. Bisher wurde immer in Sonthofen gefirmt. Mit der neuen Orgel wird der Tag festlich begangen.
- Es ist Ortsgespräch, daß der 81jährige Schuhmachermeister Hans Kreittner eine Amerika-Reise (auf dem Luxusdampfer „Bremen”) zum Besuch seiner Schwester in Philadelphia antritt.
- In einem Zeltlager in der Zimmeroy verbringen insgesamt 4.000 Buben (in vier nacheinander folgenden Gruppen zu jeweils 1.000 Buben) aus Chemnitz abenteuerliche Ferienwochen.
- Das Gebirgsartillerieregiment 69 führt am Schlappoldsee ein Scharfschießen durch. Zielgebiet: Griesgundkopf - Schafalpköpfe. Im Nebelhorngebiet läuft gleichzeitig ein MG-Scharfschießen des Gebirgsjägerregiments 99 mit Schießrichtung Laufbach.
- Die Regierung von Schwaben und Neuburg verfügt die Sperrung der Oberstdorfer Talstraßen für den Kfz-Verkehr. Bisher war die Sperrung nur ortspolizeilich angeordnet.
- Das als Kurhaus geplante und dazu im Umbau befindliche Fuggerhaus brennt ab. Wegen des gewaltigen Funkenfluges muß das Schindeldach des Gasthofs „Zum Adler” ständig naß gehalten werden.