Jahreschronik 1987

Januar

• Nach 28 Monaten Bauzeit wird der neue Funktionstrakt des Krankenhauses mit Operationssälen, Intensivstation und Versorgungseinrichtungen seiner Bestimmung übergeben. Die Baukosten dieses ersten Bauabschnittes der Sanierung des Oberstdorfer Krankenhauses betragen 20,5 Millionen Mark.

• Seinen 70. Geburtstag feiert Ernst Friederich, seit Jahrzehnten im Vorstand des Skiclubs und des Verschönerungsvereins tätig.

• Als Test für die Weltmeisterschaft finden die Deutschen Nordischen Skimeisterschaften statt; leider aber nur vor geringer Zuschauerkulisse.

• 8.023 Wahlberechtigte hat Oberstdorf bei der Bundestagswahl am 25. Januar. Als Direktkandidat wird Ignaz Kiechle (CSU) mit 71,6 % wiedergewählt. Das Ergebnis der Listenstimmen lautet: CSU 65,3 %, SPD 14,4 %, FDP 12,2 %, GRÜNE 6,2 %, Sonstige 1,9 %.

• Gerhard Schäfer heißt der Nachfolger von Klaus Hensel im Amt des evangelischen Pfarrers.

Februar

• Walter Müller, genannt „Muli”, eine Oberstdorfer Sportinstitution, feiert seinen 70. Geburtstag. Schon im 40. Jahr leitet er die Skigymnastik und hat seit 1948 Generationen junger Oberstdorfer als Sportlehrer am Gymnasium den Sommer- oder Wintersport nahegebracht.

• Der im vergangenen Jahr gefaßte Beschluß, die Mühlenbrücke in Ost-West- Richtung zu sperren, wird vom Gemeinderat wieder aufgehoben.

• Weiterhin wird vom Gemeinderat die Auslegung des Verordnungsentwurfs zum Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen verweigert.

• Vom 11. bis 22. Februar findet mit den 37. Nordischen Skiweltmeisterschaften das größte Wintersportereignis in Deutschland seit den Olympischen Winterspielen von Garmisch im Jahre 1936 statt. Über 300.000 Zuschauer machen die Wettkämpfe zu einem einmaligen, von Sportlern, Betreuern und Medien hoch gelobten Ereignis. Mit Richard von Weizsäcker kann Oberstdorf zum ersten Mal einen Bundespräsidenten begrüßen. Ein Rahmenprogramm mit WM-Dorf, Festzelt am Stadion, kulturellem Programm von Ballett bis Rockkonzert läßt den ganzen Ort im WM-Fieber stehen. Höhepunkt ist der 19. Februar, an dem der Oberstdorfer Thomas Müller als Schlußläufer der deutschen Mannschaft, gemeinsam mit Hermann Weinbuch und Hans Peter Pohl, den in Seefeld gewonnenen Weltmeistertitel in der nordischen Kombination erfolgreich verteidigt.

März

• Erneut abgelehnt wird vom Kreistag ein Zuschuß zur Finanzierung des Oberstdorfer Krankenhausneubaus.

• Peter Weiß wird von Franz Ohmayer als Ortsvorsitzender der CSU abgelöst.

• In erster Instanz wird Bürgermeister Geyer wegen Untreue und Anstiftung zur Untreue zu DM 6.000,- Geldstrafe verurteilt. Er legt dagegen Berufung ein.

• Insgesamt 761.157 km haben die Kabinen der Nebelhornbahn in den 10 Jahren seit dem Neubau zurückgelegt und dabei über 6 Millionen Fahrgäste unfallfrei befördert.

• Ein ungewohntes Bild bietet sich in der Rubinger Oy als 32 Fallschirmspringer der Bundeswehr dort im Rahmen einer Übung landen.

April

• Bei einer Versammlung der FDP wird Wolfgang Knoll wieder als Ortsvorsitzender gewählt.

• Den zweimillionsten Besucher kann das Brandungsbad nach 14 Jahren begrüßen.

• Auf einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion wird wieder einmal versucht, für die zukünftige Entwicklung des Fremdenverkehrs, im Zusammenhang mit seinen Einflüssen auf Natur und Umwelt, den richtigen Weg zu finden.

• Dr. Ralf Ecke wird zum Nachfolger von Edda Eisenkeil als Vorsitzender des SPD- Ortsvereins gewählt.

• 277.000 Pflanzen wurden in den letzten elf Jahren vom Verein der ehemaligen Rechtler gepflanzt, berichtet Vorstand Franz Brutscher bei der Mitgliederversammlung.

• In Vancouver (Kanada) erringen die Curler des EC Oberstdorf in der Besetzung Rodger Schmidt (Skip), Wolfgang und Hans-Joachim Burba und Jonny Jahr die Vizeweltmeisterschaft.

• Nach 47 Jahren Tätigkeit für die Gemeinde wird der Hauptamtsleiter Georg Maier in den Ruhestand verabschiedet.

Mai

• Steffi Menning (Tennis), Julia Ohmayer (Skilanglauf), Andreas Wirth (Marathon) und Thomas Müller (Nordische Kombination) heißen die Sportler des Jahres 1986. Als beste Mannschaft wird die Curlingmannschaft gewählt.

• Der Verein „Attraktives Oberstdorf’, der durch die unterschiedlichsten Maßnahmen mithelfen will, den Oberstdorfer Fremdenverkehr zu fördern, wird gegründet.

• Der ehemalige Rektor der Hauptschule Oberstdorf, Adolf Winter, langjähriger Gemeinde- und Kreisrat, feiert seinen 65. Geburtstag.

• Anton Köcheler, 12 Jahre im Gemeinderat und in vielen öffentlichen Ämtern tätig, wird 60 Jahre alt. Besondere Verdienste hat er sich um die Erhaltung von Tracht und Brauchtum sowie in der Heimatgeschichtsforschung erworben.

• 23.000 qm Grund kauft die Gemeinde im Bereich Christlessee, um die Wasserversorgung zu sichern.

• Abgelehnt wird vom Bayerischen Innenministerium der Antrag auf Erteilung einer Spielbankkonzession.

• Günther Math, ein Pionier in den Bereichen Bergwacht, Luftrettung, Lawinensprengung und alpine Beratung, geht in Pension.

• Zwei Todesopfer und 282 Verletzte mußte die Bergwacht Oberstdorf im vergangenen Winter bergen. 19mal war dabei der Rettungshubschrauber »Christoph 17« im Einsatz.

• Rund 49.000 Personen wurden von dem erstmals im Winter eingesetzten Skibus befördert.

Juni

• Wieder einmal sorgen Einschränkungen der Fahrgenehmigungen in die Täler für reichlichen Gesprächsstoff.

• Bedingt durch eine Viehseuche sind die Allgäuer Alpen erstmals nicht ausgebucht.

• Mit den Problemen der Landwirtschaft befaßt sich eine Veranstaltung mit Bundeslandwirtschaftsminister Kiechle.

• Die Schwandsteige wird für 1,4 Millionen Mark saniert.

• Unter Leitung des FIS-Präsidenten Marc Hodler findet eine Tagung der KOP, einer Vereinigung der Orte mit Skiflugschanzen, statt.

Juli

• Zustimmung zum geplanten Wasserkraftwerk Warmatsgund erteilt die Regierung von Schwaben nach dem Abschluß des Raumordnungsverfahrens.

• Nur noch 268 Schüler sind im Schuljahr 86/87 an der Hauptschule.

• 91,7 Millionen heißt die neue Rekordmarke des gemeindlichen Haushaltes 1987.

• Der Kindergarten St. Nikolaus an der Färberstraße besteht seit 10 Jahren.

• In bemerkenswerter Rüstigkeit begeht der bekannte Bergführer Ignaz Vogler seinen 80. Geburtstag.

• Gleich zweimal ist am Rubihorn ein Felssturz zu beobachten, bei dem Hunderte von Tonnen Fels aus der Nordwand brechen.

• Acht britische Soldaten versteigen sich in den Oberstdorfer Bergen und müssen mit dem Hubschrauber gerettet werden.

• Totales juristisches Durcheinander herrscht, nachdem Bürgermeister Geyer in seiner Berufungsverhandlung wegen Untreue verurteilt, wegen Anstiftung der Gemeinderäte zur Untreue freigesprochen, aber die Gemeinderäte kurz darauf in erster Instanz wegen Untreue schuldig gesprochen werden.

• Zwei Bergwanderer, 79 und 83 Jahre alt, sterben im Schneesturm unterhalb der Trettach, als sie trotz Warnungen des Hüttenwirts von der Kemptener Hütte zur Rappenseehütte wollen.

• Ein großes Echo findet ein Tag der offenen Tür im Rotkreuz-Haus.

August

• Ein Selbstversorgerraum mit neun Schlafplätzen sowie eine als Hubschrauberlandeplatz nutzbare Terrasse werden am Waltenbergerhaus gebaut. Per Hubschrauber muß dabei der Beton zu Deutschlands höchster Baustelle geflogen werden.

• Gleich zwei Tage lang findet das 2. Dorffest statt.

• Für 150.000 DM wird am Gymnasium ein Behindertenlift eingebaut.

• Dr. Hellmut Hildmann, einer der großen Wegbereiter des Kurgedankens in Oberstdorf, begeht seinen 75. Geburtstag.

• Die ersten weiblichen Anwärterinnen für den Grenzzolldienst beginnen ihre Ausbildung an der Oberstdorfer Zollschule.

September

• Immer mehr 30-km-Zonen werden ausgewiesen und sollen dazu beitragen, den Verkehr zu verlangsamen.

• Um die Höhe des Oberstdorfer Beitrages zur Finanzierung des Sonthofer Umgehungssammlers kommt es zu erheblichen Kontroversen mit dem Abwasserzweckverband.

• Nach der Genehmigung wird ein Ingenieur-Büro mit der Planung des 20-Millionen- Projekts Wasserkraftwerk Warmatsgund betraut.

• Der Jugendtreff „Bullwinkel” beim Gymnasium, zum Teil von den Jugendlichen in Eigenarbeit ausgebaut, wird eröffnet.

• Nach fast 15jähriger Vakanz wird die Pfarrstelle St. Michael in Schöllang mit Josef Graf wieder besetzt.

• Zum 25. Male geht das Allgäuer Jugendtrachtentreffen über die Bühne der Oybele- Halle.

• Nur zwei Monate nach seinem 85. Geburtstag verstirbt der Träger der Bürgermedaille, Werner Grundmann, ehemaliger
  Kunsterzieher am Gymnasium und einer der Autoren der „Geschichte des Marktes Oberstdorf’.

Oktober

• Endlich kann die Flutlichtanlage am Sportplatz des Gymnasiums in Betrieb genommen werden.

• Nach den Naturkatastrophen des Sommers mit Bergrutschen, Überschwemmungen und Felsstürzen vor allem in Österreich und Italien findet eine Fernsehdiskussion mit dem Bayerischen Landwirtschaftsminister Nüssel und Wirtschaftsstaatssekretär Zeller sowie Fachleuten der Wasserwirtschaft, der Jagd, des Tourismus und des Naturschutzes aus dem In- und Ausland statt.

• Die schlechteste Sommersaison seit langem haben die Hüttenwirte zu verzeichnen.

November

• Dauerbrenner bleibt das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, das nach wie vor vom Gemeinderat abgelehnt wird.

• Schwierigkeiten bereitet der Gemeinde die angeordnete Schließung der Bauschuttdeponie am alten Schuttplatz.

• Der Oberstdorfer Dr. Albert Göttle wird neuer Chef des Wasserwirtschaftsamtes Kempten.

• Der Verwaltungsgerichtshof erklärt Teile des Bebauungsplanes Ortsmitte für nichtig.

• Die Wasser- und Abwassergebühren werden von DM 2,10 auf DM 2,40 pro Kubikmeter erhöht.

Dezember

• Die Curling-Europameisterschaften finden im Eislaufzentrum statt. Dabei verteidigen Almut Hege-Schöll und Susanne Fink-Koch ihren Titel. Wie schon bei der Nordischen Ski-WM sorgt ein WM-Dorf in einer der Hallen für Riesenstimmung.

• Die lange diskutierte Gestaltungssatzung für die zukünftige Bautätigkeit wird vom Gemeinderat verabschiedet.

• Zum erstenmal findet ein Christkindlesmarkt statt.

• 374.000 Mark konnte bisher die Aktion „Oberstdorf für UNICEF” nach Nepal überweisen.

• Mit einem Freispruch endet die Berufungsverhandlung wegen Untreue gegen neun Oberstdorfer Gemeinderäte.

• Anderl Heckmair wird mit dem Bundesverdienstkreuz am Band ausgezeichnet.

• Einen Scheck über 24.000 Mark überreicht der Krankenhaus-Förderkreis an das Oberstdorfer Krankenhaus.

• Für ihre langjährige Tätigkeit im Telefon- und Funkdienst der Bergwacht wird Frau Maria Math mit der Verdienstmedaille des Marktes Oberstdorf geehrt.

• Dr. Kurt Eberhard, ehemaliger Gemeinde- und Kreisrat, Mitautor der „Geschichte des Marktes Oberstdorf’, wird für seine vielfältigen Leistungen auf dem Gebiet der Heimatgeschichtsforschung mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

• Wie in den gesamten Nordalpen ist zu Weihnachten auch in Oberstdorf der Schnee Mangelware, wie seit langem nicht mehr. Nicht nur Weihnachten, auch Silvester ist es grün bis 2.000 Meter Höhe.