Das Standesamt veröffentlicht zum Jahresbeginn die Daten von 1936: 103 Geburten, davon 63 männlichen und 40 weiblichen Geschlechts; 50 Paare gingen eine Ehe ein und 71 Personen verstarben.
Mit Hilfe einer aus dem Stadel der „Sonne” gestohlenen Wagenwinde bricht ein unbekannter Täter in Loretto den Opferstock auf.
Der Augsburger Rundfunksender strahlt das Märchenspiel der Oberstdorfer Kinder: „Das wundersame Königreich” aus. Die Musik dazu schrieb Dr. H. Schröder. Aus der Feder von Regina Zirkel-George, die auch Regie führte, stammen die Texte.
Das Häuschen, das im Kurpark als Lesehalle diente, wird in den Schulhof an der Ludwigstraße umgesetzt und dort als NSV-Kindergarten in Betrieb genommen.
Der Moorweiher ist Schauplatz der Bayerischen Eisschießmeisterschaften im Ziel- und Weitschießen. Weil die Eisschießbahn auf dem Moorweiher zu kurz ist, muß Schnee zum Bremsen der Eisstöcke gestreut werden.
Der „Betriebsappell” und Kameradschaftsabend der Kreisfachgruppe „Gaststättengewerbe” findet im Cafe Baur statt.
„Oberstdorf muß Dorf bleiben”, ist der Titel eines humoristischen Zwiegesprächs zwischen Maiers Schorsch und Kerles Hans beim Trachtenball. Unter dem gleichen Motto läuft dann auch der Umzug am Fasnachtsdienstag.
Zur „Hirtendingung” (Anstellung der Hirten) für die Oberstdorfer Galtalpen lädt Oberalpmeister Hochfeichter in den „Adler” ein.
Die von der Musterung zurückkehrenden Rekruten werden am Bahnhof von der Musikkapelle empfangen und ins Bahnhofshotel geleitet, wo ein Kameradschaftsabend stattfindet.
Mit Rücksicht auf die „Führerrede”, die um 13.00 Uhr im Gemeinschaftsempfang angehört wird, ist der Start des Skirennens am Almagmach auf 11.00 Uhr vorverlegt. Die Oberstdorfer Teilnehmer haben zwei Stunden früher abzufahren.
In Stuttgart-Untertürkheim erhält ein Straßenzug den Namen „Oberstdorfer Straße”.
Wegen zu hoher Schneelage muß der „Altherrenlauf’ des SCO abgesagt werden.
Über 3.000 Besucher bewundern die Darbietungen bei dem großen Eisfest auf dem Kurplatz.
Um nicht mit der „Heldengedenkfeier” zu kollidieren, wird der Start des 35-km- Dauerlaufes von ursprünglich 9.00 Uhr auf 10.00 Uhr verlegt.
Das Schöffengericht Kempten spricht einen Oberstdorfer Installateur, der den Brand des Fuggerhauses fahrlässig verursacht haben soll, frei. Das Gebäude befand sich im Umbau und sollte Oberstdorfs Kurhaus werden.
Wegen Unpassierbarkeit der Straße wird jeglicher Kfz-Verkehr ins Walsertal eingestellt. Die Schneeräumung wird mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Am 4. März wird der Jugendskitag der Oberstdorfer Schulen durchgefuhrt. Es ist eine Förderung des Jugendskilaufs, die andernorts erst langsam Nachahmer findet.
Mit der Sendung „Skihütte Karatsbichl”, einer Erinnerung an den Skiwinter, bringt der Augsburger Sender wieder einen Beitrag über Oberstdorf.
Eine seit dem Wiederaufbau (nach dem Brand von 1865) nie dagewesene Bautätigkeit läßt die letzten Arbeitslosen verschwinden.
Neben einer Reihe anderer Bauten entstehen nach Abbruch der alten Gebäude die Gasthöfe „Traube”, „Wilde Männle” und „Walserschanz” neu.
Unter dem Motto „Das gastliche Allgäu” läuft in Berlin eine Werbeausstellung. (Das dazu eigens hergestellte Relief des Allgäus im Maßstab 1:25.000 befindet sich heute im Oberstdorfer Heimatmuseum.)
Die NS-Frauenschaft veranstaltet in der Kellerküche der Turnhalle einen „Kartoffel- Kochkurs”. (Wenige Jahre später mangelt es sogar an Kartoffeln.)
Großes Aufsehen erregen die sechs neuen Löschfahrzeuge, mit denen die Berufsfeuerwehr München eine Übungsfahrt nach Oberstdorf durchführt.
Anton Henkel (1892 - 1963; der nachmalige Rektor der Volksschule Oberstdorf) und Gustav Hirte (1878 - 1959; Kaufmann) erhalten für ihre verdienstvolle Mitarbeit bei den Olympischen Winterspielen 1936 die „Olympia-Erinnerungsmedaille” zuerkannt.
Nachdem 1936 schon die Wandelhalle erbaut und Bäume gepflanzt wurden, erfährt der Kurpark eine völlige Neugestaltung.
Die im Winter als Skihütte genutzte Alpe Schrattenwang brennt bis auf die Grundmauern nieder.
Der „Tag der Arbeit” (1. Mai) beginnt mit einem Weckruf der Musikkapelle. Viele Einwohner sind im Schulhof um den Maibaum versammelt und hören über Lautsprecher die „Führerrede”. Anschließend bewegt sich der Maiumzug in Sechserreihen durch die Straßen des Ortes.
Nach dem Vorschlag des Hauptlehrers und Heimatforschers Heinrich Bernhard Zirkel wird an der Oberen Mühle eine Gedenktafel angebracht, die auf die wechselvolle Geschichte dieses Hauses hinweist.
An der Höfats ist wieder der „Edelweißposten” der Bergwacht aufgezogen. Ein Pflanzenräuber, der beim Ausgraben von Bergblumen erwischt wurde, hat eine „empfindliche Strafe zu gegenwärtigen”, ist in der Tageszeitung zu lesen.
Nachdem, u. a. durch den Brand des Fuggerhauses, der Gesellschaft alle Perspektiven genommen waren, löste sich die „Kurhaus GmbH” auf.
Oberstdorf wird das Prädikat „Heilklimatischer Kurort” zuerkannt.
Standkonzerte am Marktplatz und der abendlich durch den Ort hallende „Zapfenstreich” sind Begleitakkorde der Hochgebirgsübung des II. Btl./Geb. Jäg. Rgt. 99 (II./99). Die Manöver finden im Bereich Oytal, Gerstruben, Spielmannsau statt. Am Wannenkopf stürzt dabei ein Soldat tödlich ab.
Zu Forschungszwecken legt die Landwirtschaftsstelle Immenstadt auf der Seealpe einen Alpengräsergarten an.
An der Hoffmannsruh wird durch die Gliederungen der Partei eine Sonnwendfeier abgehalten.
Die politische Lage und die Grenzstreitigkeiten mit Österreich haben sich so zugespitzt, daß der Heilbronner Weg nur mit Reisepaß und gültigem Österreich-Visum begangen werden kann. Andere Touristen werden von den Grenzposten zur Rappenseehütte bzw. Kemptner Hütte zurückgewiesen.
„Reichsjugendführer” Baldur von Schirach nimmt im Auto stehend in der Hauptstraße den Vorbeimarsch jener sächsischen HJ-Einheiten ab, die im Oytal ein Zeltlager aufgebaut haben.
Die österreichischen Grenzbehörden gestatten nun, den Heilbronner Weg mit Paß ohne Visa (das in Lindau besorgt werden mußte) zu begehen. Als neue Schikane darf aber bei Strafandrohung kein Bargeld mitgeführt werden. Bergführerobmann Otto Rees und Marktinspektor Kraus geben Auskunft, wie auf den AV-Hütten vor Antritt der Tour Geld hinterlegt werden kann.
Die Firma Thormann & Stiefel (Thosti), Augsburg, errichtet Baubaracken für die Arbeitskräfte zum Neubau der Walserstraße.
Am Oybele-Sportplatz entsteht ein Häuschen, in dem Umkleidekabinen, Gerätelager und ein Wohnraum für den Platzwart vorhanden sind.
Im Rathaussaal läuft eine Ausstellung Oberstdorfer Künstler. Es stellen aus: Wilhelm Berktold, Max und Vici Brüning, Robert und Eric Curry, Hermann Gabler, Eugen Ludwig Höß, Manfred Kauders, Hans König, Olga von Mordvinoff, Fritz Rosen, H. Schütt. In 14 Tagen hat die Ausstellung 2.000 Besucher zu verzeichnen.
Als Dienstwohnungen für Zollbeamte sind die drei Neubauten in der Birgsau gedacht.
Oberstdorfs Polizeichef Fritz Schonath wird nach Kempten versetzt.
Mathias Zwick aus Birgsau, Schäfer auf der Einödbergalpe, wird auf der Suche nach verirrten Schafen von einer Neuschneelawine verschüttet und erst nach Tagen tot aufgefunden.
Nach fast 50jähriger Betreuung durch die Familie Hesselschwerdt geht das Edmund-Probst-Haus am Nebelhorn in die Pacht von Lise und Senzl Schedler über.
Das obere Allgäu ist am 23. November wie ausgestorben. Alles konzentriert sich auf Sonthofen, als Hitler die noch im Bau befindliche „Ordensburg” besucht.
Für Großbaustellen und viele anderen Aktivitäten werden so viele Kräfte benötigt, daß im Allgäu Arbeitskräftemangel herrscht. Nachdem keine deutschen Arbeiter mehr verfügbar sind, werden italienische und jugoslawische Arbeiter ins Land geholt.
Von den 35 aufgetriebenen Stück Vieh können am „Märtle” am Hofacker 11 Rinder, 2 Kühe und 1 Jährling verkauft werden (Preise 400 - 450 RM).
Weil er dem Autoverkehr auf dem Marktplatz im Wege steht, muß der bronzene Löwe, das Kriegerdenkmal, das an den Krieg von 1870/71 erinnert, der Neuzeit weichen. Er findet einen neuen Platz in der Grünanlage bei der Kurplatzapotheke.
Pfarrvikar Pfeufer ist der erste Stelleninhaber des neugeschaffenen evangelischlutherischen Pfarrvikariats Oberstdorf.
200.200 Besucher hat die Breitachklamm im abgelaufenen Geschäftsjahr zu verzeichnen.
Das Nebelhorn ist am 17. Dezember für Zivilisten Sperrgebiet, weil dort die 12. Kompanie des GJR 99 (12./99) ein Gefechtsschießen durchführt.
Der Markt Oberstdorf gibt die von Heinrich B. Zirkel verfaßte „Geschichte des Marktes Oberstdorf’, Band I, in Druck. Im Eigenverlag soll dieses erste Geschichtswerk über Oberstdorf vertrieben werden.