Die Freibergsee - Badeanstalt,
wie sie 1893 erbaut wurde
Pfarrer Johann Nepomuk Stützle in Oberstdorf beschrieb 1848 die katholische Pfarrei Oberstdorf „topographisch-historisch“. Er berichtete unter anderem über den in dieser Gemarkung liegenden Freibergsee folgendes: „Dieser See liegt südlich 3/4 Stunden vom Markte entfernt auf dem Freiberge in einem tiefen Bergkessel, von Tannen und Fichten umgeben, zwischen denen hie und da Heuschinden sich malerisch gruppieren. Er hat ca. 3/4 Stunden im Umfange und 1/4 Stunde im Durchmesser. An steinigen Stellen ist er mehrere Klafter tief und bildet mit seinem Grün einen herrlichen Wasserspiegel, in dem sich die ihn begränzende Berghöhe mit ihren Bäumen, Wiesen und Hütten malerisch abspiegelt. Ein Nachen, der theils zum Fischfange, theils zu Lustfahrten benützt wird, gibt dem sonst einsamen Alpsee mehr Leben und Bedeutung“ (S. 29).
Der Name dieses Sees hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im Jahre 1477 wurde er anläßlich der Fischwasserbeschreibung beim Verkauf des Heimenhofischen Herrschaftsbezirkes an den Bischof von Augsburg (Hochstift) 1477 „Raynsee“ genannt. Diese Benennung dürfte von den östlich angrenzenden Wiesen mit dem Flurnamen „am Ruine“ (= Arain) stammen. 1544 und 1570 finden wir die Schreibweise „Raynensee“.
Im 17. Jahrhundert erscheint in den Steuerbeschreibungen der Name „Freibergsee“ als ein Fischwasser. Die Bezeichung „Raynsee“ kommt nicht mehr vor. Das dürfte seinen Grund darin haben, weil die um den See liegenden Bergwiesen vom Beweidungsrecht der Viehherden durch die Dorfgenossenschaft laut Weide- und Hirten ordnung befreit waren. Das gleiche war noch der Fall bei den Wiesen am Höllenberg. Sonst galt in der ganzen Ortsflur die von der Dorfgenossenschaft sich selbst gegebene Belastung der Beweidung durch die gemeinsamen Viehherden und zwar ab einem bestimmten Termin nach der Heuernte auf den privaten Wiesen.
Aus vorstehend beschriebenem Umstand wird für dieses Gebiet der Flurname „am frye Bearg“ = freier Berg und für dessen See als logische Folge die Benennung „Freienbergsee“ entstanden sein. Die Vermutung, der Flurname „am Freienberg“ könnte von einem Wiesenbesitzer Namens Frey stammen, wäre wohl möglich, aber es fehlt jeglicher Beweis.
1766 wird im Fischwasserverzeichnis der Gemeinde Oberstdorf auch der Freibergsee genannt, mit der Bemerkung: „in welchem man allzeit frei gefischt, bis zu den Zeiten des Landamanns Jäger selig“ (1708 - 1722). Das war aber nicht der Fall.
Mit folgenden kurzen Schilderungen soll berichtet werden, was sich auf und um den einst so einsamen See im Laufe vergangener Jahrzehnte ereignet und zugetragen hat.
Ein Volks- und Fürstenfest am Freibergsee im 18. Jahrhundert
Es war ein heller Septembertag im Jahre 1793. Die Bevölkerung Oberstdorfs stand im Feiertagsgewand erwartungsvoll in den engen Dorfgassen umher. Kränze und Girlanden hingen zum Festschmuck an den alten malerischen Häusern; denn an diesem Tag fand sich der Landesfürst ein, um den Freyenberg und seinen See zu besuchen, wo er im Schatten eines Ahornbaumes Tafel hielt, während „das Volk durch ländliche Spiele sich ergötzte. Die außerordentliche Milde und die Dukaten des Fürsten sind bei dem Allgäuer noch im guten Andenken” (Dr. J. Gross: Die Allgäuer Alpen bei Oberstdorf und Sonthofen, Berlin 1904, S. 164). Nicht nur die Oberstdorfer Jugend, auch die Alphirten waren erschienen zu diesem Fest, nachdem diese bereits ihre Alpen verlassen hatten:
Ihr Matten lebt wohl
ihr sonnigen Weiden
der Hirte muß scheiden
der Sommer ist hin
- so mögen sie gesungen haben.
Dieses Alpenvölklein war zu diesem Fest eingeladen worden, um sich mit Gesang und Jodeln vor dem Landesherrn zu produzieren. Er ließ sie aber auch an dem Weinumtrunk teilnehmen, um die Fröhlichkeit zu steigern.
Unten am See war ein Fischer in einen Kahn gestiegen, um vom grünen Ufergestade aus auf dem Wasser-
spiegel sich zu wiegen. Da hörte er ein Klingen wie Flöten so süß, wie Stimmen der Engel im Paradies. In Wirklichkeit war es eine eingeladene
Musikgesellschaft von Oberstdorf, nämlich der Kirchenchor unter der Leitung des Hofmusikers Seitz, der sein Bestes gab, den Besuch des Landesfürsten musikalisch
zu umrahmen. Seitz war im Kloster Ettal ausgebildet worden, kam nachher zum
Fürstbischof nach Trier und war fortan dessen Begleiter bei allen Jagdausflügen.
Ein so klarer stiller Sommerabend, wie bei diesem Feste an dem reizenden Spiegel
des Freibergsees an der
N. W.-Stelle des hohen Seeufers unter dem Laubdache der
schönen Ahornbäume mit herrlichem Ausblick auf die steilen Wände des gemsenreichen Himmelsschrofen, an welchen weiter nach Süden hinein über die steilen
Hänge des Einödberges sich die grauen Spitzen der Mädelergabel mit ihrem Gefolge
erheben, hat einen unvergeßlichen Reiz. Und als der Landesfürst sich wieder verabschiedete von dieser Bergsee-Idylle, da erscholl von der anderen Seeseite das
Lied der Hirten voller Fröhlichkeit:
Wir fahren zu Berg,
wir kommen wieder,
wenn der Kukuk ruft,
wenn erwachen die Lieder,
wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,
wenn die Brünnlein fließen im lieblichen Mai.
Auch damals war längst über den Söller die Sonne hinabgezogen, der seine tiefen Schatten in die Hälfte des Sees warf, die östliche Hälfte aber war noch vom sterbenden Lichte der Sonne erhellt und darin spiegelte sich der Himmelsschrofen in matten Tinten ab. Dem zur Seite leuchtete der schroffe Kegel der Höffats feurig im dunklen Wasser, denn er strahlte gleich glühendem Kupfer in der Abendröte und warf sein Bild in den See herab.
Und in der folgenden Nacht, nach dem alles Tagesleben abgezogen war, tauchte der volle Mond über einen Bergrücken empor - ein leiser Nachtwind bewirkte ein Silbergefunkel auf der zaubervollen Wasserfläche, aber die Festgäste waren verschwunden und feierliche Ruhe blieb hierauf dem Freibergsee noch hundert Jahre beschieden (nach Aufzeichnungen von Franz Alois Schratt).
Besuche am Alpensee
Als König Max II. 1858 in Oberstdorf weilte, besuchte er auch den Freibergsee. Beim Herabgehen gegen den Renksteg ließ er mehrere Oberstdorfer Buben, die bei einem solchen Anlaß selbstverständlich auch anwesend waren, an der steilen Wiesenhalde in liegender Weise hinab „trolen“. Die ersten zwei, die zuerst hinunter kamen, erhielten einen Kronentaler (aufgezeichnet von J. Kantius Schedler, gest. 20. 12. 1881).
1860 soll der bayerische König Max II. geplant haben, den nördlichen Grundbe sitz am Freibergsee käuflich zu erwerben für ein Schloßprojekt, aber der Tod des Königs im folgenden Jahr vereitelte diesen Plan. Es wurde damals bedauert, daß sein Nachfolger, König Ludwig II., nie auf die romantische Lage des wunderbaren Freibergsees aufmerksam gemacht wurde. Sein im Jahre 1876 vollendetes Schloß Linderhof im Ammerwald hätte z.B. am Freibergsee im Allgäu einen unvergleichlichen Platz gefunden.
Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, der spätere Prinzregent von Bayern, durchschwamm als sehr geübter Schwimmer 1872 den ganzen Freibergsee (Mitteilung des Försters Schwarzkopf). Dasselbe machte er 1898 mit dem Prinzen Ludwig, dem nachmaligen König Ludwig III.
1885 soll der Akademie-Professor Karl von Piloty, welcher im darauffolgenden Jahre in München verstarb, die Erwerbung des Burgstalles am Himmelsschrofen und des Freibergsees geplant haben. Piloty war das Jahr vorher als Sommergast in Oberstdorf. Die Schönheit der Umgebung wird ihn veranlaßt haben, sich hier womöglich mehr als nur einen Ruhesitz zu schaffen.
1856, am 29. Juni, besuchte die Musikgesellschaft Oberstdorf unter Leitung von Timotheus Brutscher, Löwenwirt, den Freibergsee, um ihre Instrumente auf dem See erklingen zu lassen. Das bekannte vielfache Echo, welches am See beim Rufen, Jauchzen und Singen widerhallt, mag dazu beigetragen haben, daß hiezu eine beträchtliche Anzahl Neugieriger erschienen war, um dieses wohl erstmalige musikalische Ereignis zu erleben. Als die Musiker am Ufer in Alex Renns Wiese ankamen, um in den sonst dort befindlichen zwei Kähnen mit ihren Instrumenten Platz zu nehmen, wurden sie gewahr, daß dieselben zusammengebunden mitten im See schwammen.
Ob nun „gute Freunde“ die Kähne von den Pfählen losbanden und sie der Wind in die Mitte des Sees trieb oder was sonst geschah, wußte der Chronist nicht zu be richten.
Unter den anwesenden Zuschauern befanden sich gute Schwimmer, welche die Kähne alsbald ans Ufer holten. Es waren: Josef Rietzler, Josef Bach und Anton Dösinger.
Wanderer geh nach Freibergsee / Zum Gasthaus auf der Höh
Bist dort prächtig aufgehoben / Wirst den Wein, die Aussicht loben
Denn wenn im Glase winken / Verlockend Bier und Wein
Dann ists am Freibergsee / Viel schöner noch zu sein
Ein Besucher des Freibergsees und seiner Gaststätte, der aus Hamburg angereist war, hatte wegen des obenstehenden Werbespruchs auf einer Orientierungstafel eine andere Meinung und tat dies dem Gastwirt mit folgenden Worten kund: Die Aussicht auf eure Berge ist nicht ihre Kunst. Wir bauen bei uns die herrlichen Städte und Schiffe selbst. Da könnten Sie staunen! Und überhaupt ist dieser See nur ein Tümpel!
Der Wirt verärgert: In Oberstdorf hat man aber selbst einen Ausdruck erdacht zur Bezeichnung für jene, denen es nirgends paßt: Siderlar!
Besitz und Eigentum am See
Das Fischwasser und das Grundeigentum des Freibergsees gehörte, wie eingangs bereits erwähnt, seit dem Verkauf des Heimenhofen-Herrschaftsgebietes zum Hochstift Augsburg, das die Ausübung des Fischfanges teils dem Hoffischmeister zu Roßhaupten, teils dem jeweiligen Oberpfleger als Besoldungsteil überlassen hatte. Dieselben konnten die Ausübung der Fischerei auch gegen Entgelt verpachten.
Ab 1803 wurden für das Gebiet des Hochstiftes Augsburg durch die Säkularisation auch die Fischereirechte vom bayerischen Staat übernommen. Er verkaufte diese Berechtigung an Privatinteressenten.
Josef Anton Witwer von Wertach erwarb laut Kaufbrief vom 23. 3. 1812 vom aller höchsten Ärar unter anderem auch die Fischereigerechtigkeit im Gebiete der Gemeinde Oberstdorf einschließlich der Grundfläche des Freibergsees. Aber schon etwa einen Monat später, am 30. 4.1812, verkaufte dieser sie wieder an den Oberstdorfer Fischer Ferdinand Haneberg. Nach dessen Tode am 3. 4. 1849 erfolgte die Umschreibung auf den Erben Joachim Haneberg. Mit notariellem Vertrag vom 3. 5. 1874 verkaufte sein Sohn Felix im Auftrage seines Vaters und seiner drei Geschwister den See mit noch anderen Fischereirechten an den Holzhändler Karl Schraudolf. Nach dessen Tod im Jahr 1884 bemühte sich der im Jahre 1872 gegründete Verschönerungsverein um den Erwerb des Freibergsees.
Die Witwe Viktoria Schraudolf gab dem Drängen nach und veräußerte am 8. 11. 1892 den See, damit er dauerndes Eigentum für Oberstdorf bleibe, mit ihren weiteren Fischereirechten in den Gemeinden Oberstdorf und Tiefenbach an den Verschönerungsverein.
Am 26. 3. 1959 wurde die Kur- und Verkehrsbetriebe AG ins Leben gerufen. Unter den Vermögensteilen, welche der Verkehrs- und Kurverein hierzu zur Verfügung stellte, befand sich unter anderem auch der Freibergsee mit Badeanlagen und Strandcafe sowie mit weiteren Fischereirechten in Oberstdorf.
Die Kur- und Verkehrsbetriebe AG veräußerte den Freibergsee mit seinen Anlagen ohne die Fischereirechte im Jahre 1966 an den Markt Oberstdorf.
Bebauung rund um den Freibergsee
Von Josef Eberle wurde 1702, laut Jahreszahl am oberen Querbalken einer Tür, südlich des Sees ein Wohnhäuschen mit einem isoliert gelegenen Stall und Stadel (genannt Auszug) auf einer Wiese erbaut. Es hatte den Zweck, das dort gewonnene Heu zu verfüttern. Die Machart der beiden Gebäude sowie der eingestemmte Name lassen eine sehr saubere Zimmermannsarbeit erkennen.
Schon 1874 versuchte Johann Vogler von Gruben in der Nähe der heutigen Badeanstalt in einer Bretterbude eine Bewirtung von Besuchern des Freibergsees zu tätigen, aber wegen zu geringer Frequenz wurde dies wieder aufgegeben.
Der Botanikprofessor Albert Wigand aus Marburg ließ 1879 auf der nördlichen Freiberghöhe eine einfache Hütte errichten, welche am 4. September desselben Jahres mit folgendem Spruch geziert wurde:
Dem Aug zur Weide / Dem Herz zur Freude
Dem Geist zur Schwinge / Das sind des Hüttleins gute Dinge
Dieser Professor zählte damals zu den eifrigsten Besuchern des Freibergsees.
Für den Bauunternehmer Wilhelm Hagspiel von Weiler war im Jahre 1891 die Erbauung und Eröffnung einer Gaststätte auf der nördlichen Freiberghöhe mit ziemlich großen Schwierigkeiten verbunden. Sorge bereiteten die damaligen Wegverhältnisse und die Baumaterialtransporte. „Weil Neid, Mißgunst und viel Geplapper bei dieser Gründung Gevatter standen“ (Bemerkung des Chronisten Franz Alois Schratt). Nach entsprechender Rodung des Bauplatzes entstand zuerst ein kleines Gebäude mit Veranda und einem Turmaufbau mit Blick auf 24 Bergspitzen. Im Jahre 1896 erwarb Franz Alois Schratt diese Gaststätte und ließ im kommenden Jahre eine Aussichtskanzel über den Nordabstürzen des Freienberges anbringen. Schon 1901 verkaufte Schratt dieses Gebäude an den Konditoreigeschäftsinhaber Gustav Stempfle (genannt Zuckerbäck) in Oberstdorf. Im gleichen Jahre wurde darin eine Posthilfsstelle eingerichtet.
1916 veräußerte Stempfle diesen Besitz an Fräulein Anna Lacher, später verehelichte Jens. Die Eheleute Jens bauten 1922 dieses Gasthaus zum heutigen Waldhotel Freibergsee um.
Hofrat Dr. Ulrich Reh erwarb 1892 eine Wiese mit Wald am Ostufer des Sees, worauf er eine Kahnhütte und auf die bewaldete Anhöhe ein Sommerhäuschen erbauen ließ.
Nördlich des Waldhotels Freibergsee erbauten und führten Dr. Kästner und Frau ab dem Jahre 1954 ein Kinderheim. Den hierzu benötigten Grund erhielten sie aus dem Areal des Waldhotels. Zum Transport der Baumaterialien wurde von der Struenoy über die Stillach und den steilen Nordabhang des Freienberges zur Baustelle eigens eine Seilbahn errichtet.
Vom Verschönerungsverein wurde 1893 die erste Badeanlage erbaut und 1895 für Nichtschwimmer ein Lattenrost hinzu errichtet.
Um die Entstehung dieser Badeanstalt machte sich insbesondere der Kaufmann und technische Leiter des Verschönerungsvereins, Josef Anton Vogler in Oberst dorf, verdient (verstorben 18. 11. 1895).
Der erste Bau 1893 erforderte 1940 RM und 500 RM für die Einrichtung.
Der Verschönerungsverein erzielte aus dem Badebetrieb und den Kahnfahrten in den ersten 20 Jahren folgende Einnahmen:
Jahr | Jahr |
1893 = 678,- Mark | 1903 = 1749,95 Mark |
1894 = 1124,- Mark | 1904 = 2558,35 Mark |
1895 = 1650,- Mark | 1905 = 2370,65 Mark |
1896 = 770,- Mark | 1906 = 1897,55 Mark |
1897 = 1073,- Mark | 1907 = 1834,70 Mark |
1898 = 408,- Mark | 1908 = 1773,55 Mark |
1899 = 1638,- Mark | 1909 = 1849,30 Mark |
1900 = 1633,50 Mark | 1910 = 1539,10 Mark |
1901 = 1243,36 Mark | 1911 = 4024,- Mark |
1902 = 1535,30 Mark | 1912 = 1990,- Mark |
Die Witterung in den Sommermonaten der Jahre 1910 und 1912 war sehr regnerisch, 1911 dagegen recht trocken und heiß. Dies dürfte nach meiner Meinung die Ursache der hohen Einnahmen in diesem Jahre sein.
Im Jahre 1897 ließ Kommerzienrat Edmund Probst aus Immenstadt auf seinem von Michael Keller erworbenen Grundbesitz von 2,3 ha eine Villa erbauen und 1898 vom Grünenbachtel (östlich der Alpe Glasersschwand) eine ca. 700 m lange Wasserleitung legen. Derselbe kaufte im Laufe der nächsten 10 Jahre an der Ost-, Nord- und Westseite angrenzende Wald- und Wiesengrundstücke im Ausmaß von ca. 33 ha.
Das von dem Techniker Hagspiel 1896 entworfene Straßenbauprojekt (von der Zimmeroybrücke über die Wiesen am Ruine) konnte nicht verwirklicht werden, obwohl mancher Anlauf hierzu im Laufe der Jahre unternommen wurde.
1905/6 wurde von Gustav Stempfle südwestlich ein kleines Landhäuschen errichtet, welches ab 1924 Otto von Carben aus Heidelberg bewohnte. 1928 brannte dieses Gebäude ab. Es wurde im folgenden Jahre wieder aufgebaut und von Carben als „Einsiedler am Freibergsee“ bis 1945 genutzt.
Den Aufzeichnungen des Franz Alois Schratt, des ehemaligen Inhabers der Gaststätte am Freibergsee, ist zu entnehmen, daß im Jahre 1914 für die Firma Fühles und Schulze aus München ein Bahnprojekt zum Freibergsee genehmigt war (mit einem Kostenaufwand von 250 000 Mark). Nähere Einzelheiten über den Standort und die Art der Ausführung u.s.w. sind darin nicht enthalten.
Am 6. Juni 1944 wurde der Freibergsee auf Anordung des Landratsamtes Sonthofen einstweilig als Landschaftsschutzgebiet sichergestellt.
Die Firma Abig, Oberstdorf, beabsichtigte 1953 den Bau einer Schwebeliftanlage zum Freibergsee. Gegen dieses Vorhaben erfolgte am 18.12.1953 ein Einspruch des Landratsamtes Sonthofen (Reg. Insp. Seberich): Der Freibergsee gehöre zu den weitbekannten Kleinodien des Oberstdorfer Gebietes und sei eigentlich der einzige See im näheren Bereich der Allgäuer Hochalpenkette. Durch die geplante Anlage würde ein Massenzustrom zum See erreicht, wodurch er zum Rummelplatz würde.
Der Schuhmachermeister Josef Schratt erbaute 1927 an der westlichen Seite des Sees ein Ferienhäuschen auf dem unteren, näher am Wasser gelegenen Teil seiner Wiese. Der Kinobesitzer Anton Merz errichtete in den dreißiger Jahren ein Bienenhäuschen, das nach dem Krieg Scharf junior kaufte und ausbaute.
Kindernährmittelfabrikant Bernhard Stempfle erwarb 1926 von Altbürgermeister Ludwig Fischer ein Ufergrundstück und ließ dort ein Ferienhaus am Seeufer er richten. Es wurde aus dreiseitig beschlagenem Fichtenstammholz, welches aus sei ner nahe gelegenen Waldung stammte, erbaut. Baumaterialien, wie Kies, Sand, Zement, wurden von der Freibergstaig mit Pferden im Monat März über den noch gefrorenen See an die Baustelle am Ostufer gefahren.
Wilhelm Fischer (Feinkostgeschäft), Grundstücksnachbar des Bernhard Stempfle, ließ im Jahre 1946 ebenfalls ein Wochenendhäuschen mit behauenen Fichten in seinem bewaldeten Grundstück am See erstellen.
Auf einer Anhöhe, genannt Blässe, an der westlichen Seite des Sees, hatte der Eigentümer einer Steilwiese, Heinrich Schmid (vulgo Isackers Heinrich), an deren untersten Grenze für sich ein kleines Hüttle aus leichtem Rundholz erbaut. Heinrich Schmid kehrte aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr in seine Heimat zurück. Zwei junge Männer, welche bei Kriegsende in unserer Gemeinde gelandet waren, kauften die Liegenschaft von seinen Angehörigen und fanden darin Notunterkunft. Dieselben vergrößerten das Hüttle im Laufe der Jahre und hielten einige Rassehunde, welche von den hier vorbeikommenden Wanderern bewundert wurden. Hierdurch entstand die Benennung „Chow-Chow-Hütte“. In dieser fand schon seit 1949 Touristenbewirtung statt.
Im Jahre 1964 erwarb der Bergführer Ludwig Schedler dieses Behelfsheim und wandelte es nach Vornahme erheblicher baulicher Verbesserungen zum Gasthof und Cafe Freibergsee um.
Sonstige Bemerkung
In der Seemitte befindet sich eine seichte Stelle, 2,70 m tief, in die im trockenen Sommer des Jahres 1811 Pfähle eingetrieben wurden: zwei in gerader und zwei in schräger Stellung, welche heute noch zu sehen sind.
Die Wege zum Freibergsee
Der Hauptweg zur Abfuhr von Holz und Heu vom Freienberg sowie von eventuellen Baumaterialtransporten war von alters her die Fryebeargarstaig (Freienbergerstaig), von Ziegelbach bis zur Höhe, wo jetzt der Höllwiesenweg in dieselbe einmündet. Diese Staig war schon immer steil und rauh. Es ist ein Hohlweg, bis zu 1 bis 1,5 m Tiefe, verursacht durch Wasserauswaschung bei Wolkenbrüchen und Ausräumen von Steinen. In diese Staig mündeten oben, nördlich und westlich, durch die Wiesen und Waldgrundstücke bergauf und bergab führende, baumfrei gehaltene schmale Streifen im Gelände als Wege. Das gleiche war der Fall im Osten durch die Rainenwiesen in die Zimmeroy. Überall war eine Zu- und Abfahrt umständlich. Die Abfuhr von Holz und Heu geschah bei entsprechender Schneelage.
Daß mit dem Bau einer Gaststätte im Jahre 1891 durch Wilhelm Hagspiel bei dem Transport des notwendigen Baumaterials über fremden Grund Schwierigkeiten auftraten, ist verständlich. Nach Fertigstellung und Eröffnung des Restaurants wurde vom Erbauer und seinem Nachfolger Franz Alois Schratt die Verproviantierung ihres Betriebes zur Sommerzeit entweder selbst auf ihrem Rücken oder durch Lastenträger vorgenommen. Die Situation wurde wesentlich angenehmer, als der Verschönerungsverein im Jahre 1899 den Wanderweg von der Renk bis zur Freiberg höhe durch eine Teil-Neuanlage erheblich verbesserte.
Kommerzienrat Probst ließ vor dem Bau seiner Villa im Jahre 1897 kurz vor dem sehr steilen oberen Ende der Freibergstaig, östlich abzweigend bis zu seinem Bauvorhaben, teilweise einen Weg durch Felsen sprengen. Damit kam auch eine bessere Verbindung mit der Gaststätte und der Badeanstalt zustande. Durch diese beiden Wegverbesserungen war es jetzt möglich, leichte Transporte mit Pferdegespann und Schmalspurwagen auszuführen.
Vom Verschönerungsverein wurden seit der Zeit seines Bestehens die Wanderwege rund um den See immer mehr verbessert, entwässert, bekiest und an Gefahren stellen durch Anbringen von Geländern gesichert. Die Ausführung solcher Arbeiten verursachte viel Mühe, weil hierzu meistens Handarbeit geleistet werden mußte. Erst wenn eine Wegetrasse von Hand planiert war, konnten mit kleinen Pferdefuhrwerken Steine oder Kies zur Beschotterung angefahren werden.
Durch die Notwendigkeit von Bauausführungen, wie Waldhotel, Strandcafe, Kinderheim und Flugschanzenturm (in neuerer Zeit), ist der Wanderweg von Schwand und durch die west- und nordseitigen Freibergwiesen wiederholt an den Engstellen verbreitert, sonst aber von Pferde- und Motorfahrzeugen breiter gefahren worden. Hierdurch ist ohne Trassenplanung und Streit, mit Duldung der Anlieger, ein Fahrweg enstanden, auf dem notwendige Versorgungsfahrten für die Gastbetriebe sowie Holzabfuhren für die Anlieger getätigt werden können.
Die bereits erwähnten Transporte von Bedarfsgütern mit Pferden zu den Gaststätten über die Freibergstaig und den Renkweg gehören der Vergangenheit an.
Käme Pfarrer Stützle heute wieder an den Freibergsee, würde er staunen, was für eine Unruhe entstanden ist, was sich alles verändert hat. Verschwunden sind fast alle malerisch gruppierten Heuschinden zwischen einzelnen Bäumen.
Entstanden sind Gaststätten, Badeanstalt, Hotels, Ferienhäusle, Wanderwege, Ru hebänke und Flugschanzenturm. Sie liegen zerstreut um den See herum, zwischen Wiesen und schütterem Wald, erbaut von kundiger Hand. Im Sommer tummeln sich fröhliche Menschen mit viel Lärm im Wasser, in den Booten und am Strand. Im Winter ziehen sogar ab und zu einmal Schlittschuhläufer symmetrische Kreise, und die Skisportelite riskiert am Schanzenturm Weite und Flug. Nur den Fischlein unter dem Eise blieb die Ruhe des einsamen Sees.