Oberstdorfer Bergführer - ihnen vertrauten sich Generationen von Touristen an (Teil 6)

von Eugen Thomma am 01.12.2000

Am 26. Juli 1906 geht vom Deutschen Alpenverein, Sektion Allgäu-Kempten, ein Schreiben mit folgendem Text ab:

Der verehrl. Marktgemeinde-Verwaltung Oberstdorf wird ergebenst mitgeteilt, daß dem legitimierten Träger Johann Schöll auf Ansuchen das Aspirantenzeichen verliehen wurde, weshalb derselbe zum Bezug von 90 % der Führertaxe berechtigt ist.

Gleichzeitig stellt der Unterfertigte das Ersuchen um leihweise Überlassung des Führertarifes, welcher nach Einsichtnahme sofort zurückgegeben würde.

Hochachtungsvoll
Jos. Wieland, Postexpeditor, Führerref. der Sektion.

Die Rückseite des Blattes enthält den handschriftlichen Vermerk von Oberstdorfs Gemeindesekretär Johann Anton Schmidt:

I. Mit Hr. Wieland persönlich besprochen und erledigt.
II. ad akta. Oberstdorf, am 9. August 1906

Marktgemeindeverwaltung

Fischer, Bgmstr.

Johann Schöll, oder „Klöüsars Hans”, wie er von den Einheimischen genannt wurde, war 1905 vom Alpenverein als Träger aufgestellt worden. Der Engpaß bei den Bergführern im Jahre 1906 brachte es mit sich, daß bereits Aspiranten als Führer eingesetzt wurden. So ist es auch erklärlich, daß der „neugebackene” Aspirant Johann Schöll am 25. August 1906 den Vorstand der AV-Sektion Landshut, Richard Adam, auf den Westgipfel der Höfats und von dort über die Traverse zum Ostgipfel führte.

Bergführer - Heft 37

Bergführer Johann Schöll

Eigentlich war es üblich, daß Träger und Aspiranten einen älteren Führer, der mehrere Personen zu führen hatte, begleiteten und sich so ihre „Sporen” verdienten. So ist auch der Eintrag Nr. 47 im Führerbuch des Johann Rietzler I im August 1907 zu verstehen, wo dieser zusammen mit Johann Schöll die Herren Wilhelm Kaz, Buchhändler, Dr. A. Kötzle, Chemiker, Emil Köpf, Ingenieur - alle von der Sektion Schwaben - über den Ostgrat auf die Trettach geleitete. „Beide Führer bewährten sich in jeder Beziehung”, stand da noch zu lesen.

Der Aspirant Schöll hat dann 1908 den „Führer-Lehrkurs” in Innsbruck absolviert und wurde am 22. Mai 1910 offiziell als Bergführer autorisiert. Das „Tourenbuch für den geprüften Führeraspiranten Johann Schöll” war vom Führer-Referenten der Sektionen Kempten und Immenstadt am 28. Juli 1909 ausgestellt und später mit dem Zusatz „1910 autorisiert” versehen worden.

„Der Führer Johann Schöll hat mich heute auf die Trettachspitze begleitet. Anstieg Nordostgrat, Abstieg Nordwestgrat. Seine Führung ist eine äußerst zuverlässige und sichere. Wilhelm Zeisnig, DÖAV Sect. Kaiserslautern”, lautet eine von rund 120 Eintragungen im Führerbuch. Alle Geführten loben die Umsicht und Sicherheit ihres Führers und empfehlen ihn weiter.

Bergführer - Heft 37

Bergführerzeichen des Johann Schöll

Bergführer - Heft 37

Skiführerzeichen des Johann Schöll

Als Oberstdorfs Bergführer am 29. Mai 1911 auf dem Ostgipfel der Höfats ein Bergkreuz errichten und sich anschließend dem Photographen Eugen Heimhuber zu einem Gruppenbild stellen, ist auch Hans Schöll dabei.

„Herr Joh. Schöll führte mich und meinen Freund (im Alter von 15 und 13 Jahren) am 27. August 1911 auf die Trettachspitze. ... Stautner Ludwig, Realschüler aus Kempten und Rudolf Gran aus Fürth i/B”,

lautet der sehr selbstsichere Eintrag der beiden jungen Herren.

Nicht zu Hause am warmen Stubenofen, sondern mit Touristen am Nebelhorn verbrachte der Bergführer die Neujahrsnacht von 1911 auf 1912:

„Führer Johann Schöll hat uns auf einer Skitour auf das Nebelhorn geführt. Schöll hat sich als sicherer umsichtiger Bergsteiger und als vortrefflicher Skifahrer gezeigt, so daß wir ihn jedermann als angenehmen Begleiter aufs beste empfehlen können.”

Das schrieben die Herren Kurt Steinmeier aus Stuttgart und Emil Schnell aus München für den 31. Dezember 1911 und den 1. Januar 1912 in das Tourenbuch ein. Wann „Klöüsars Hans” vom Alpenverein als Skiführer aufgestellt wurde, konnte ich nicht ermitteln, aber das Skiführer-Abzeichen des DÖAV mit seinem eingravierten Namen weist ihn klar als solchen aus.

„Over the four peaks of Höfats”, führte Schöll den Mister „William Zuffeth aus Chester, England”, am 19. August 1912, und am 31. August 1913 geleitete er als zweiter Führer den Dr. Ing. Georg J. Mayer aus Berlin und dessen Gattin „auf den P. Morteratsch”. Das ist dem Führerbuch zu entnehmen. Im Buch auf dem Ostgipfel der Höfats findet sich zur erstgenannten Tour folgender Eintrag: „Milian Doderlein, Memmingen; Wm. Zuffeth, Chester, England, mit Führer Schöll und Fritz Dünser.”

Ein knappes Dutzend Touren waren es noch 1914/15, dann „rief” das Vaterland auch den Bergführer Schöll. In einem Urlaub 1917 drei Touren, sonst sind bis 1919 keine Eintragungen im Führerbuch.

„Herr Johann Schöll hat mich am 1. September auf die Trettach geführt. Aufstieg Nordwestgrat, Abstieg Ostgrat. Bei einer großen Erfahrung mit Berg-Führern in den Ostalpen, kann ich Herrn Schöll und seiner Umsicht und ruhigen, sowie sicheren Führung nur die größte Anerkennung zollen", schrieb Wilhelm Landwehr aus Köln am 1. September 1921 ins Buch.

Neben Trettach, Mädelegabel, Hohem Licht und Höfats, die am häufigsten in den Tourenbeschreibungen auftauchen, finden sich dort auch Führungstouren auf Hochvogel, Kreuzspitze, Großen Wilden, Schneck, Krottenkopf, March-, Wolfebner-, Ofner-, Parseier- und Hochfrottspitze, wie weiter auf Hohen Ifen, Widderstein und Biberkopf.

Die beginnende Inflation zwang viele Touristen zum Sparen, so daß die Dienste der Bergführer nicht mehr so häufig in Anspruch genommen wurden. Es waren aber auch die Arbeiten in seiner Landwirtschaft und die Jagd - Johann Schöll war als Jagdaufseher tätig -, die ihm für die Bergsteigerei weniger Zeit ließen. Nach einer Tour auf die Trettach schrieben Else und Anna Sperling von der AV-Sektion Immenstadt am 5. August 1922 ins Führerbuch:

„... Wir danken Herrn Schöll herzlich für alle seine Mühe und Freundlichkeit und werden uns oft und gerne der wunderbaren Partie erinnern.

Dieser Dank war der letzte Eintrag eines von Johann Schöll geführten Touristen. Es folgt noch der nüchterne Vermerk:

„Gesehen: München, 18. 10. 23, Hauptausschuß des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins I. V. Unterschrift.”

Vermutlich war das Führerbuch dem Hauptausschuß als Nachweis für die Rentensache vorgelegt worden. Zu der Zeit weilte nämlich Johann Schöll schon nicht mehr unter den Lebenden. Er, der in den Bergen zu Hause war und schwere Touren führte, war bei Aufräumarbeiten im Bergheugebiet Laufbach von einem Stein am Kopf getroffen worden und Tage später seinen Verletzungen erlegen.

Johann Schöll hat am 22. Dezember 1878 in Oberstdorf das Licht der Welt erblickt. Seine Eltern waren der Bauer Johannes Schöll und dessen Frau Katharina, geb. Kappeler, die auf dem Anwesen Haus Nr. 202 (heute Luitpoldstraße 7) lebten. Er verheiratete sich am 7. Dezember 1908 mit Rosina Schratt und lebte mit seiner Familie auf Haus Nr. 243 (heute Walserstraße 13). Am 14. Juni 1923 endete das Leben des beliebten Bergführers.

Der Zimmermann und Alphirte Kaspar Schwarz ist in den Führerverzeichnissen der Sektionen Allgäu-Immenstadt und Allgäu-Kempten aus den Jahren 1911 und 1921 als autorisierter Bergführer aufgeführt. Auf der „Trägertafel”, die schon 1899 am Rathaus hing und heute im Heimatmuseum ausgestellt ist, lesen wir den Namen Kaspar Schwarz. Es gibt auch Bilder, auf denen Schwarz mit anderen Führern (z. B. beim Aufstellen des Höfats-Kreuzes 1911) wie auch mit Touristen abgebildet ist, aber leider konnte ich keine schriftlichen Unterlagen über seinen Werdegang finden.

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Bergführer Kaspar Schwarz

Von einem Gipfelbuch der Mädelegabel sind einige lose Blätter übriggeblieben. Auf so einem Zettel läßt sich aus dem schwer lesbaren Eintrag entziffern, daß Frau Lotte Margett (?) aus Esslingen am 10. August 1907 von Führer Schwarz auf die Mädelegabel geleitet worden ist. Wie lange der „Führer Schwarz” seine alpine Tätigkeit ausgeübt hat, konnte ich nicht erfahren. Jedenfalls war er im »Zettler« des Jahres 1925 als aktiver Bergführer verzeichnet. Nicht nur als Bergführer ist uns Kaspar Schwarz überliefert. Er war am 9. Dezember 1906 auch einer der Gründerväter des „Skilauf-Vereins Oberstdorf/Allgäu”, aus dem letztendlich der heutige weltbekannte „Skiclub Oberstdorf 1906” hervorging. Auf einem Foto aus diesen Gründertagen ist neben einigen anderen Oberstdorfer Bergführern und „Skifexen” auch Kaspar Schwarz bei einer Skitour am Nebelhorn zu sehen.

Kaspar Schwarz war am 14. Februar 1871 in Oberstdorf als Sohn des Zimmermanns Johann Baptist Schwarz und dessen Ehefrau Anna, geb. Schugg, geboren und verehelichte sich am 5. Oktober 1895 mit Magdalena Waibel. Die Familie lebte zuerst auf dem Anwesen Haus Nr. 65 und erbaute sich dann am Faltenbach das Haus mit der Nr. 1 1/2. Der Lebensweg des Kaspar Schwarz endete an seinem 66. Geburtstag, dem 14. Februar 1937.

Mit dem Landwirt und Maler Alois Tauscher, „Scheaglars Liese”, ging es mir wie bei vielen anderen Führern. Er ist auf den Führertafeln genannt und auf Fotos mit anderen Führern und Touristen zu sehen, aber ich fand keine Eintragungen über den Beginn der Träger- und Aspirantenzeit und auch nicht das Datum der Autorisierung.

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Bergführer Alois Tauscher

Anfänglich tappte ich bei der Suche nach Daten über den Führer Tauscher völlig im dunkeln, bis ich bei dessen Tochter Resl, verehelichte Schraudolf, ein Führerbuch aus dem Jahre 1905 fand. Im Rahmen eines längeren „Huigarte” erfuhr ich dort auch, daß es ein Foto gegeben habe, das den Vater zusammen mit „Jachemars Flans”, dem Führer Johann Rietzler I, beim Führerkurs in Innsbruck zeigt. Nun war die Rechnung nicht mehr schwer. Rietzler hat den Kurs 1904 absolviert, aber ich wußte nicht wo, jetzt kann auch diese Lücke geschlossen werden. Am 1. Juni 1905 war Rietzler ein neues „Führerbuch” ausgestellt worden und ebenso dem Alois Tauscher. Wir können daher mit Sicherheit davon ausgehen, daß dies für beide der Tag der Autorisierung war. Ein Alpinist, der schon im Jahre 1902 von Tauscher auf die Mädelegabel geführt worden war, schreibt bei der Wiederholung der Tour ins Buch ein:

„Der Führer Alois Tauscher führte mich am 3. 4. & 5. August vom Nebelhornhaus über Prinz Luitpoldhaus auf den Hochvogel und dann über das Rauheck zur Kemptenerhütte - Mädelegabel - Waltenberger Haus - Oberstdorf. Während der ganzen Tour befleißigte sich derselbe eines ungemein bescheidenen und zuvorkommenden Wesens, wie auch derselbe ungemein vorsichtig und unterstützend führte. Ich kann Tauscher jedem Touristen auf das Beste empfehlen. Oberstdorf, 5.8.05 H. Christlich, Sect. Regensburg.”

Das war eine von rund 150 Eintragungen in diesem Führerbuch.

Jeder Führer hatte Touristen, die ausschließlich von ihm begleitet werden wollten. Bei Alois Tauscher ist dies besonders ausgeprägt zu erkennen. Da waren u. a. die Herren Fritz Haack und Alex Reimann aus Berlin, die Alois Tauscher mehrmals führte. Eine ihrer Eintragungen lautet:

„... in der Zeit vom 13. incl. 17. Juli [1908] zum Nebelhorn, Hochvogel, über Hinterhornbach zur Kaufbeurerhütte, Glingerscharte, durch die Hornbachkette mit Abstieg nach Elbigenalp, über Bernhardseck, Rothornspitze zur Kemptner Hütte, zum Gr. Krottenkopf, über die Spielerscharte, auf der March, zum Kreuzeck, ins Traufbachtal und Spielmannsau.”

„Scheaglars Liese” scheint überhaupt ein Führer für lange Touren gewesen zu sein. Ein Paradebeispiel waren die Eintragungen des Musikschriftstellers Heinrich Röckner aus Königsberg in Ostpreußen:

„Am 28. August 1905 mit dem Bergführer Tauscher die folgende Tour gemacht: Am 28/8 früh über Birgsau u. Buchraineralp auf den Schrofenpass bis Lechleiten; dann über Warth nach Lech. Am 29/8 über den Flexensattel nach Stuben, mit Bahn nach Bludenz; von dort nach Schruns im Montavon. Am 30/8 nach Gaschurn und nach Parthenen. Am 31/8 hinauf auf das Madlenerhaus und weiter zur Wiesbadener Hütte in der Silvretta. Am 1/9 Aufstieg auf den Vermuntgletscher; der geplante Übergang über den Jamthalgletscher zur Jamthalhütte unterblieb des ungünstigen Wetters wegen; wir stiegen von der Wiesbadenerhütte wieder ab durchs kleine Vermuntthal bis Galtür und Ischgl. Am 2/9 durchs Paznaunthal von Ischgl nach Pians, mit der Bahn nach Innsbruck. Sonntag den 3/9 in Innsbruck; nachmittags nach Igls und auf die Lauser Köpfe. Montag 4. von Innsbruck nach Zirl, Seefeld - Mittenwald, Nachmittag bis Wallgau. Dienstag 5. bis Walchensee und von dort auf den Herzogstand, ein Stück von dort über den Grat zum Heimgarten und den Weg vom Herzogstand zurück nach Urfeld. Am Mittwoch 6. bis Kochel und nach München. Herr Tauscher war uns bei den Bergpartien ein sicherer und äußerst zuverlässiger Führer, bei den Thalwanderungen ein guter Weggenosse ...”

Die Tour ging noch weiter durchs Salzkammergut und endete mit einem Besuch von Herrenchiemsee. „Das mag als Beweis gelten, wie gern wir mit ihm zusammen reisen”, äußerte Herr Röckner, der von seiner Frau und der zwölfjährigen Tochter begleitet wurde, als Schlußsatz.

Es würde den Rahmen dieser kurzen Betrachtung sprengen, würden all die Touren des Buches beschrieben, aber kurz ein paar Gipfel und Zahlen: Hohes Licht 51mal, Heilbronner Weg (77), Mädelegabel (59), Hochvogel (39), Höfats, Hochfrottspitze, Biberkopf, Krottenkopf, Marchspitze, Hoher Ifen, Canisfluh, Scesaplana, Omeshorn und weitere mehr.

Ausgedehnte Fuß-Touren von Oberstdorf in den Bregenzer Wald, ins Arlberggebiet, durch die Tannheimer Gruppe ins Ammergebirge bis Linderhof, ins Pustertal, Pitztal, Grödnertal, Fassatal, nach Bozen, nach Cortina d’ Ampezzo. Auf einer ganzen Reihe von weiteren Touren geleitete Alois Tauscher seine Schützlinge. Es führte so weit, daß die Familie Röckner, die jährlich mehrere Wochen in Oberstdorf Quartier bezogen hatte, ihren Führer 1910 bis nach Ostpreußen mitnahm, wo er dann längere Zeit weilte und Wanderungen ins Samland und auf der Nehrung führte.

Das Führerbuch endet 1921. Wie lange der sehr beliebte Führer diese Tätigkeit ausübte, weiß ich nicht genau, aber Ende der zwanziger Jahre war er noch aktiv.

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Touristen aus jenen Tagen

Alois Tauscher war am 10. Juli 1871 als Sohn des Wagnermeisters Adolf Tauscher und dessen Ehefrau Anna, geb. Vogler, zur Welt gekommen. Am 3. Mai 1914 heiratete er Maria Titscher und lebte mit seiner Familie auf dem Anwesen Haus Nr. 249 (heute Weststraße 21). Am 15. September 1954 bestieg der äußerst beliebte Führer seinen letzten, höchsten Gipfel.

Joseph Anton Huber, „Bottars Anton”, der Wirt von Gerstruben, wollte es sicher seinen Vorgängern Adolf Berktold und Donatus Vogler gleichtun und als Gerstrubener Wirt auch als Führer auf die Höfats tätig sein. Ob er über das Trägerstadium hinauskam, weiß ich nicht. Ich habe außer dem Eintrag im Führerverzeichnis von 1911 keine weiteren Hinweise auf seine alpine Tätigkeit gefunden. Ein Foto, das Anton Huber im Kreise der Oberstdorfer Bergführer vor „seiner” Wirtschaft in Gerstruben zeigt, wurde am 29. Mai 1911 anläßlich der Aufstellung des Höfatskreuzes aufgenommen.

„Bottars Anton” war als Sohn der Bauerstochter Genovefa Huber am 6. Oktober 1874 in Gerstruben geboren, verehelichte sich am 7. Mai 1905 mit der Jagdaufseherstochter Ludwiga Hengge, lebte mit seiner Familie auf dem Anwesen Haus Nr. 129 (heute Obere Bahnhofstraße 3) bzw. war Pächter der Gastwirtschaft »Zur Höfatsspitze« in Gerstruben Haus Nr. 1 und betrieb dort auch die Landwirtschaft. Am 29. Februar 1948 endete der Erdenweg des Anton Huber.

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Über den Uhrmacher Otto Xaver Rees, „Logelars Otto”, dessen Vater, Adolf Rees, uns aus den Jahren 1896 und später als Träger bekannt ist, gibt es da schon mehr zu berichten. Als junger Bursche von 22 Jahren war Otto dabei, als am 29. Mai 1911 die Bergführer das Kreuz auf die Höfats trugen. Nur wenige Tage später, am 5. Juni, steht der Name Otto Rees schon wieder im Gipfelbuch, als er den Maurermeister Otto Mann aus Stuttgart-Wangen hinaufgeführt hat.

Bergführer - Heft 37

Bergführer Otto Rees

Im Herbst 1914 schickte Oberstdorfs Führer-Obmann Xaver Volderauer den Hüttenschlüssel mit der Nr. 3262 an die AV-Sektion Kempten mit folgendem Vermerk zurück:

„Da der Führer-Aspirant Otto Rees freiwillig in den Krieg gezogen ist, benötigt er keinen Hüttenschlüssel mehr.”

„Otto Rees, Uhrmacher und Bergführeraspirant in Oberstdorf, geb. 20. 1. 89, hat 1913 den Bergführerkurs in Innsbruck mit sehr gutem Erfolg besucht. Er wäre schon längst zum Bergführer vorgeschlagen worden, wenn der Krieg nicht inzwischen gekommen wäre, ln der Annahme, daß sein Leumund und sein Gesundheitszustand kein Hindernis bilden, erlauben wir uns zugleich im Namen der Sektion Allgäu-Immenstadt die Bitte zu stellen, Herrn Otto Rees, der seit 1911 als Träger aufgestellt ist, nunmehr als Bergführer zu autorisieren."

so schrieb Kemptens Sektionsvorstand Janson am 8. Juni 1919 an Oberstdorfs Bürgermeister Ludwig Hochfeichter.

Vom Kriegsdienst zurück, betätigte sich der „Logelar” wieder als Führer. In seinem Führerbuch ist unter dem 5. August 1920 folgender Eintrag zu lesen:

„Herr Otto Rees machte mit mir die Traversierung Hochfrott - Mädelegabel und die Trettach. Seine Führung war in jeder Weise hervorragend und zeugte von großer Umsicht. Der Verkehr mit ihm war ein kameradschaftlicher und habe ich Herrn Rees als einen aufrichtigen ganzen Mann schätzen gelernt. Richard van Han, Inhaber der Fa. Fritz van Han, Oel- und Firnis Werke, Geldern (Niederrhein)”

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Ohne einen Grenzschein durfte z. B. der Heilbronner Weg von Führern und Touristen nicht begangen werden. Diese Bestimmung galt bis Ende der 30er Jahre.

Zwischen dem 11. und dem 14. August 1920 führte Otto die Herren W. Kissner aus Rottweil und Dr. Larrapu (?) aus Charlottenburg auf einer Tour durch die Hornbachkette, in deren Verlauf der Große Krottenkopf, die March- und die Wolfebnerspitze bestiegen wurden. Der Tourist Adolf Zot aus Dresden betrat am 24. August 1920 mit dem Führer Otto Rees auch den Gipfel der Mädelegabel, so ist zumindest in den „fliegenden Blättern” des alten Gipfelbuches zu lesen.

Frau Elisabeth Dabelstein, die Oberin des Kinderheimes »‘Hohes Licht« in Oberstdorf, war am 31. Mai 1924 laut Bucheintrag mit Bergführer Otto Rees am Ostgipfel der Höfats, nachdem die anderen drei Gipfel traversiert worden waren. Das Gipfelbuch gibt auch darüber Auskunft, daß Otto Rees eine Frau Charlotte Dion am 11. Juli 1924 ebenfalls hinaufgeleitet hat. Über den Nordwestgrat hinauf und den Nordostgrat hinunter führte die Route, auf der Otto Rees am 16. September 1924 mit Paul-Hellmuth Herminghaus aus Offenbach an der Trettach kletterte.

Im Führerverzeichnis von 1925 steht der Name Otto Rees zwar noch, doch das Führerbuch weist für 1926 und 1927 nur noch drei Touren aus. Weitere Eintragungen bis zum Kontrollvermerk vom 18. Mai 1930 sind nicht vorhanden. Wahrscheinlich war es seine im Krieg erlittene Verwundung, die ihn in seiner Führertätigkeit behinderte und ihn letztendlich aufgeben ließ. Über seine aktive Führerzeit hinaus blieb Otto Rees noch jahrelang mit diesem Berufsstand eng verbunden. Als Oberstdorfer Bergführer-Obmann und Betreuer der „Alpinen Unfall-Meldestelle” war er immer noch im Geschehen und gelegentlich ein streitbarer Verfechter seiner Sache. Dies war sicher auch der Grund, daß Otto Rees zum Allgäuer Bergführertag am 11. Juni 1960 ins Oytalhaus geladen war.

Otto Rees wurde am 20. Januar 1889 als Sohn des Uhrmachers Adolf Rees und dessen Ehefrau Magdalena, geb. Steiger, in Oberstdorf geboren. Am 19. Januar 1919 verehelichte er sich mit Elise Schlosser und lebte mit seiner Familie auf dem Anwesen Haus Nr. 135 (heute Bachstraße 8). Meiner Generation ist „Logelars Otto”, der ein Original und blendender Unterhalter war, als gemeindlicher Waagmeister noch bestens in Erinnerung. Sein Lebensweg endete am 7. April 1961.

Auf einigen Fotos, die im Rahmen des Transportes und der Einweihung des Höfats-Gipfelkreuzes am 29. Mai 1911 aufgenommen wurden, ist Leo Huber, „Lippars Leo” zu sehen. Die Führerverzeichnisse der Sektionen Allgäu- Kempten und Allgäu-Immenstadt weisen Leo Huber 1911 und 1921 als Träger aus. Aber erst mit Schreiben vom 4. Mai 1924 ersuchte der Kemptener Sektionsvorstand Janson den Markt Oberstdorf, den Leo Huber als Bergführer aufzustellen, „unter der Voraussetzung, daß der Leumund ungetrübt ist”. Die Gemeinde bestätigte, daß der Leumund „ungetrübt” ist, und so stand der Autorisierung nichts mehr im Wege.

Im Führerverzeichnis des »Zettler« von 1925 ist Leo Huber unter den autorisierten Führern zu finden. Leider gibt es anscheinend keine Führerbücher mehr, und auch die anderen schriftlichen Aufzeichnungen sind sehr dürftig. Im Gästebuch des Hauses Huber haben am 5. August 1928 die Herren Theodor Forster und F. X. Dürr aus Augsburg einen Aufstieg zur Kemptener Hütte vermerkt. Sonst finden sich lediglich in einem Fotoalbum ein paar Bilder, die den „Lippar” mit seinen Touristen auf dem Heilbronner Weg zeigen. Die gleiche Quelle gibt in einem Bild auch Auskunft darüber, daß Leo Huber gemeinsam mit dem Führer Franz Xaver Steiger im Jahre 1932 englische Gäste an der Parseierspitze führte.

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Bergführer Leo Huber

Leo Huber, Sohn der Bauerseheleute Kaspar Huber und Magdalena, geb. Kappeler, wurde am 2. Februar 1879 geboren, verheiratete sich am 18. April 1912 mit Maria Brutscher, lebte mit seiner Familie auf dem Anwesen Haus Nr. 245 (heute Schraudolphstraße 2) und betrieb dort auch seine Landwirtschaft. Sein Leben endete am 15. Oktober 1951.

Fortsetzung folgt

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