Rund ums Posthorn - 150 Jahre Post in Oberstdorf (Teil 2)

von Eugen Thomma am 01.12.2004

Unter Verwendung der Aufzeichnungen von Erwin Mittl (München) und Sigmar Stowinsky (Gütersloh)

Wenige Tage nachdem die Post 1914 in die neuen Diensträume im Bahnhofsgebäude eingezogen war, brach der Erste Weltkrieg aus. Wie in allen Orten und Städten des Deutschen Reiches rief der „Vater Staat” auch in Oberstdorf die jungen Männer zu den Waffen. Da viele Gäste bei Kriegsbeginn sofort abreisten, war der Anfall der täglichen Gästepost im Sommer 1914 wesentlich geringer als in den Vorjahren. Das betraf die ankommenden Sendungen für die Gäste und schlug noch stärker zu Buche bei der abgehenden Post. Tausende von Ansichtskarten „aus der Sommerfrische Oberstdorf” oder von einer „Alpen-Exkursion” wurden nicht geschrieben. Was für die Post hier an Arbeit eingespart wurde, wog andererseits die Feldpost auf. Jetzt waren es die Einheimischen, die hauptsächlich die königliche Post beschäftigten. Tausende von Feldpostbriefen, Karten und Päckchen schickten die Angehörigen ihren Soldaten an die Front. Für viele sollte das über Jahre die einzige Verbindung zu Mann, Sohn oder Bruder sein. Jetzt waren all die Feldpostsendungen gebührenfrei; zu Friedenszeiten wurden nur Karten und Briefe an und von Soldaten unter dem Rang eines Feldwebels kostenlos befördert.

Posthorn - Heft 45

Das 1914 ans Bahnhofsgebäude angebaute Postamt.

Gerade zwei Monate war Oberstdorfs neuer Postamtschef - Postverwalter Anton Allgäuer, der am 1. Mai 1914 aus Immenstadt gekommen war - an seiner neuen Wirkungsstelle, als er innerbetrieblich mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatte, denn seine jungen Postboten wurden auch „zu den Fahnen gerufen”. Dies bedingte eine Reduzierung im Postzustelldienst dergestalt, daß täglich „nur noch zweimal” die Sendungen ins Haus kamen. In dem vom »Verkehrs- und Kurverein Oberstdorf« im Jahre 1910 herausgegebenen Reiseführer war unter der Überschrift „Post und Telegraph” noch zu lesen: „Die einlaufenden Gepäckstücke, Briefe und Zeitungen werden nach jedem Zuge sogleich bestellt und fünfmal täglich expediert. Es werden die Gäste in ihrem eigenen Interesse gebeten, ihre Adresse am Postschalter abzugeben.”

Trotz der Kriegszeit und der Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung brachte das Jahr 1917 eine deutliche Verbesserung im Fernmeldedienst. Zwischen Immenstadt und Sonthofen und zwischen Sonthofen und Oberstdorf wurde am 12. März je eine zweite Telefonleitung in Betrieb genommen. Weiter war im »Verkehrsministerialblatt für das Königreich Bayern« unter dem 18. August zu lesen: „In Betrieb genommen wurde die Telegraphenverbindungsleitung München - Oberstdorf am 25.7.” In größeren Betrieben, wie z. B. in Oberstdorf in den Hotels, ersetzte ab dem Zeitpunkt für eilige Kurzmitteilungen das Telefon die Postkarte immer mehr.

Obwohl der Erste Weltkrieg im November 1918 zu Ende war und gleichzeitg in Bayern die Republik ausgerufen wurde, berichtete am 31. März 1919 immer noch das »Verkehrsministerialblatt für das Königreich Bayern«: „Vom 1. April 1919 an wird in etatsmäßiger Weise befördert der Postverwalter Anton Allgäuer in Oberstdorf zum Oberpostverwalter daselbst.” Langsam drangen die geänderten politischen Verhältnisse auch in den Süden Deutschlands vor. Es war deshalb kein Aprilscherz, als am 1. April 1920 Bayern seine eigene Posthoheit verlor und im Verband der Deutschen Reichspost aufging.

Noch immer erfolgte die Paketzustellung in Oberstdorf durch einen Postboten mit zweiräderigem Handkarren. Ab dem 7. Juli 1920 übernahm dann der bisherige Posthalter in Tiefenbach, Martin Müller, die Paketzustellung. Jetzt wurden mit einer pferdebespannten Postkutsche die „Frachtstücke” innerhalb des Hauptortes Oberstdorf werktags zweimal täglich ans Haus geliefert. Posthalter Müller besorgte gleichzeitig auch die Poststallung und den Karriolpostverkehr nach Tiefenbach. Für all diese Dienstleistungen bezog er eine Jahrespauschalsumme von 12.720,- Mark. Bedingt durch den Geldwertverfall waren dies am 1. Januar 1922 schon 48.720,- Mark, und am 1. Oktober 1922 wurde die Summe auf 966.816,- Mark angepaßt. Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde mit Billionen gerechnet, für die sich Müller Tage später kaum noch einen Laib Brot kaufen konnte.

In »Griebens Reiseführer Allgäu« von 1922 ist zu lesen: „Postomnibus nach (5 km) Tiefenbach in 3/4 St. und über (11 km in 2/ St.) Riezlern nach (16 km in 4 St.) Mittelberg; Abfahrt am Postamt.” Diese „Postomnibusse” fuhren nach Tiefenbach immer mit einem PS, ins Kleinwalsertal gelegentlich auch mit zwei Pferdestärken.

Nach dem Tod von Posthalter Martin Müller übernahm im Januar 1929 dessen Witwe Kreszenz Müller die Paketzustellung und den Postverkehr nach Tiefenbach. Sie erledigte das Geschäft mit verschiedenen Postillionen bis zum April 1940, als sie aus kriegsbedingten Gründen (Personalmangel, Futtermangel) den Vertrag löste. Engelbert Blattner („Bäschtles Englbert”) übernahm die Fahrten der Paketpost im Ortsbereich Oberstdorf. Nachdem ab Ende April 1945 das Postgeschäft im ganzen Lande ruhte, wurde zum 31. August 1945 der Poststall offiziell aufgelöst. Wann der Betrieb 1945 wieder aufgenommen wurde, konnte ich nicht genau erfahren, aber bis glaublich in die 60er Jahre belebten „dr Bäschtlar” und „Leisings Karle” mit ihrer roten Kutsche, die ein Apfelschimmel zog, das Ortsbild von Oberstdorf.

Posthorn - Heft 45

Karl Leising mit seinem Apfelschimmel in der Oststraße, ca. 1943.

Dann ging auch in Deutschlands südlichstem Ort das „Postroß” in Pension. Von nun an beherrschte, wie einst, die gelbe Farbe den Wagenpark der Deutschen Post. VW-Kombis lösten das romantische Pferdegespann unwiderruflich ab.

Posthorn - Heft 45

Mit dem offenen Ausflugswagen der Post am Marktplatz, 1928.

Ins Kleinwalsertal war bereits am 10. Dezember 1930 der letzte Postschlitten gefahren. Nach jahrzehntelangen Verhandlungen und Streitigkeiten wurde an dem Tag die Kraftpost-Omnibuslinie eröffnet. Dem war der Ausbau der Straße bis zur Walserschanze durch die Augsburger Baufirma Thormann & Stiefel vorausgegangen. Rund 212.000.- Mark öffentlicher Mittel mußten dabei aufgewendet werden.

Staatsminister Dr. Stützel von der bayerischen Seite und der Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Redler führten die Liste der Prominenten an, als im Hotel »Sonne« Bürgermeister Thomas Neidhart die Gäste zu dem Festakt begrüßte.
Einen bissigen Seitenhieb in Richtung München erlaubte sich der Kommentator im »Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblatt«, als er schrieb: „... für den Herrn Staatsminister Dr. Stützel, der das erste Mal ins Allgäu gekommen und mehr als überrascht war, im Südwestzipfel seines Regierungsbereiches ein so prächtiges Bergland vorzufinden. Ja, ja, wenn das Allgäu nicht das ,Ausland’ Bayerns und ,terra incognita’ für die Münchner und für manche Regierungsbehörden wäre, dann kämen mehr Minister nach Oberstdorf und ins Allgäu und die Wünsche dieses Hochgebirgskurortes würden leichter in Erfüllung gehen.” Hier war nun ein Wunsch in Erfüllung gegangen und eine Fahrpost ins Kleinwalsertal geschaffen. Die Folgelast der Straße bis zur Landesgrenze blieb allerdings beim Markt Oberstdorf.

Posthorn - Heft 45

Der „letzte Postschlitten” am 10. Dezember 1930 vor dem »Engel« in Riezlern.

„Unter den Klängen der am Marktplatz spielenden Oberstdorfer Musikkapelle wurde dann die Fahrt nach Mittelberg in vier großen, neuen Kraftomnibussen der Reichspost angetreten“, ist im »Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblatt« weiter zu lesen. Auf der Reute wurde ein Halt eingelegt, wo Pfarrer Isidor Kohl den Gästen und dem Bauwerk den kirchlichen Segen spendete. In Mittelberg in der »Krone« fand der zweite Teil der Feierlichkeiten statt und dort eröffnete Präsident Feineis von der Oberpostdirektion Augsburg die Kraftpostlinie offiziell. Täglich drei Kurse sollen ab dem 15. Dezember auf dem Fahrplan stehen. Der für den Fremdenverkehrsverband München und Südbayern sprechende Dr. Schwink wies „auf die Bedeutung des Fremdenverkehrs für das Bauernland Bayern - Österreich hin, nannte aber auch zugleich die großen sittlichen Gefahren des Fremdenverkehrs für die Bewohner der Hochgebirgstäler.” Im Nachhinein können wir den Herrn beruhigen, wir haben die „sittlichen Gefahren” gut überstanden! Auf der Rückfahrt nach Oberstdorf machte die ganze Gesellschaft in Riezlern im »Engel« Station, wo eine Walsertaler Trachtengruppe auftrat und neben der frisch verschneiten Bergwelt den Gästen eine schöne Erinnerung bot.

Posthorn - Heft 45

Pfarrer Isidor Kohl bei der Weihe der neuen Walserstraße, 1930.

Im Hinblick auf die schneereichen Winter und die damals noch mangelhafte Schneeräumung meinte Poldi Hilbrand, der an dem Festtag den offiziell letzten Walser Postschlitten gefahren hatte: „Z’letschtmol gfahra werd mer no net se!” Seine Erfahrung trog ihn nicht. Der Postomnibus konnte bei Neuschnee und insbesondere bei der Schneeschmelze im Frühjahr oft wochenlang nicht fahren.

Posthorn - Heft 45

Der Konvoi der neuen Busse bei der Jungfernfahrt, 1930.

Posthorn - Heft 45

Zwei Zeiten treffen sich 1931 am Bahnhofplatz.

Posthorn - Heft 45

"Auf Überlandfahrt" in der Sonthofener Straße, ca. 1935

Neben dem Linienverkehr ins Kleinwalsertal stieg die Deutsche Reichspost auch ins Ausflugsgeschäft mit Omnibussen ein. Am Marktplatz stellte die Post ihre Busse mit Klappverdeck auf und warb für Fahrten zu den Königsschlössern, nach Lindau, Ettal, Garmisch und anderen Reisezielen. Nach dem „Anschluß” Österreichs im März 1938 führte die »Deutsche Alpenpost« auch Fahrten nach Innsbruck und anderen Ausflugsorten der „Ostmark” durch.

Mit dem Fahrbetrieb sind wir dem allgemeinen Geschehen vorausgeeilt.

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm der Tourismus in Oberstdorf einen steilen Aufschwung und schickte sich an, die Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle abzulösen. Standen im Jahre 1912 erst 2.977 Betten zur Verfügung und wurden 19.021 Gäste gezählt, so waren es 1924 bereits 5.323 Betten und 26.082 Gästemeldungen. Gerade die Bemühungen um den Wintergast zeigten ihre Auswirkungen im Hinblick auf die Gästezahlen. Im Winter 1929/30, als in Oberstdorf die Deutschen Jubiläums-Skimeisterschaften - der Deutsche Skiverband bestand 25 Jahre - und die Deutschen Heeres-Skimeisterschaften ausgetragen wurden, waren das zwei Tourismus-Magneten.

Natürlich beeinflußten die steigenden Gästezahlen auch den Betrieb der Post. Das kleine Postamt platzte aus allen Nähten. Der Ruf nach einem neuen Gebäude drang bis in die obersten Etagen der Posthierarchie. Bei der Oberpostdirektion Augsburg entstanden im Jahre 1930 Pläne für ein neues Post- Dienstgebäude in Oberstdorf. Aus dem Besitz von Altbürgermeister Ludwig Hochfeichter konnte günstig ein nahe dem Bahnhof gelegenes Grundstück erworben werden.

Als im Januar 1931 dem Gemeinderat die Entwürfe vorgelegt wurden, konnte sich der Rat damit nicht anfreunden. In einem Zeitungsbericht hieß es: „Diese [die Pläne] entsprechen aber in keiner Weise dem Empfinden des Marktgemeinderates, aus dessen Mitte sogar das Urteil gefällt wurde, daß dieser Bau ein krasse Schändung des Landschaftsbildes darstelle.” Solche Worte hörte die Gegenseite sicher nicht gerne und Oberstdorfs Änderungsvorschläge gingen ins Leere.

Ein altes Sprichwort sagt: „Wer zahlt, schafft an.” Das haben wir vor nicht allzu langer Zeit bei der Diskussion um Oberstdorfs neuen Bahnhof und schon beim Bahnhofsbau anfangs der 60er Jahre erlebt. Es hat sich in den letzten 70 Jahren beim Thema „öffentliche Bauten” kaum etwas geändert. Wer heute mit offenen Augen durch unseren Heimatort geht, kann an der „Schönheit” einer Reihe von Objekten gleich erkennen, welche Gebäude der „öffentlichen Hand” gehören, denn ein Privatmann hätte für solche „Meisterleistungen” von „landschaftsgebundenem” Bauen nie eine Baugenehmigung erhalten.

Doch zurück zum Jahr 1931, zum Bau des Postamtes. Im Herbst wurde der Aushub noch in Handarbeit für den Keller getätigt und Ende November stand der Rohbau unter Dach. Bürgermeister Thomas Neidhart habe durch geschicktes Verhandeln bei der Oberpostdirektion erreicht, so berichtete die Tageszeitung, daß einheimische Firmen bei der Auftrags vergabe bevorzugt
berücksichtigt werden. Die Gemeinde ließ parallel zum Postbau den Bahnhofplatz entwässern und befestigen. Viele arbeitlose Oberstdorfer konnten da in Arbeit und Brot gebracht werden.

Alle Versorgungsleitungen sowie Telefon und Telegraf waren in dem neuen Gebäude installiert, als am 20. August 1932 im »Allgäuer Anzeigeblatt« folgender Artikel zu lesen war: „Das Fresco-Gemälde am neuen Postamt, ausgeführt durch Herrn Professor Frank (München), sieht der Vollendung entgegen. Es wird eine landwirtschaftliche Gruppe dargestellt mit den Typen des Oberallgäuer Bauern, den Holzknecht, die Magd mit den Milchkannen und einen Postboten, der auch der Landwirtschaft das Neueste überbringt. Es soll damit die enge Verbundenheit zwischen der Landwirtschaft und der Post dargestellt werden. Nicht nur dem Fremdenverkehr allein, sondern auch der Alp- und Viehwirtschaft möge das neue Postgebäude dienen. Gerade weil die Oberallgäuer Milch- und Viehwirtschaft in Deutschland maßgebend und in der ganzen Welt bekannt ist, wurde dieses Symbol gewählt. Das Bild wird von berufener Meisterhand dieser Tage fertiggestellt.” Das Bild zierte einen Teil der östlichen Hauswand und wurde aus mir unbekannten Gründen etwa in der 70er Jahren übermalt.

Posthorn - Heft 45

Professor Sepp Frank schuf die Wandmalerei 1932 am Postamt.

Am Montag, dem 12. Dezember 1932, wurde der Postdienst im neuen Haus sang- und klanglos begonnen. Ein etwas bissiger Pressekommentar lautete dazu: „Während die Oberstdorfer am 11./12. Dezember 1930 die Einweihung der Walserstraße und Eröffnung der Postkraftlinie Oberstdorf - Mittelberg mit Blasmusik, Festessen usw. feierten, wurde das neue Postamt abgelehnt wie eine ungeliebte Schwiegertochter.”

Posthorn - Heft 45

Er mußte sich selbst den Weg ins Kleinwalsertal bahnen bei Neuschnee.

Stand das Äußere des Postamtes noch lange in der Kritik, so zollte man der Innenarchitektur und den Gegebenheiten für den Betriebsablauf große Anerkennung. Ein reibungsloser Kundenbetrieb in einer großzügigen und freundlichen Schalterhalle versöhnte so manchen Kritiker des Bauwerkes. Eine Omnibushalle und eine Kfz-Werkstatt entstanden nordöstlich des Postgebäudes. Sonst verliefen die Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg ohne große Veränderungen im Umfeld das Postamtes, wenn man von der Umbenennung des Bahnhofplatzes in „Adolf-Hitler-Platz” absieht. Bei Kriegsbeginn erfolgten Einberufungen von Postbediensteten zur Wehrmacht. In den folgenden Jahren fielen durch Bombardierungen von Bahn- und Postanlagen öfters die Postsendungen aus. Oberstdorf hatte da großes Glück und wurde verschont. Die Bahnhöfe in Immenstadt, Blaichach und Sonthofen waren Angriffen ausgesetzt, und es waren leider auch Menschenopfer zu beklagen.
Wie weit die von Oberstdorf abgehenden Sendungen im April 1945 noch zu den Adressaten gelangten ist nicht bekannt.

Oberstdorfs Postdienst funktionierte glaublich bis zum 30. April. Am 1. Mai 1945 wurde Oberstdorf und damit auch das Postamt von einer marokkanischen Panzereinheit der französischen Armee besetzt, die am 12. Juli 1945 von amerikanischen Truppen abgelöst wurde. Der gesamte Postverkehr ruhte. Als erstes wurde der Behördenbriefverkehr und der private Ortsbriefverkehr von der Besatzungsmacht zugelassen. Im »Amtsblatt für den Landkreis Sonthofen« vom 18. August 1945 ist zu lesen: „Postverkehr. Mit Genehmigung der Militärregierung wurde der Postdienst im Landkreis Sonthofen am 6.8.45 wieder aufgenommen.” Die Militärbehörden behielten sich jedoch die Briefzensur vor.

Im Jahr 1949 erfolgte die Errichtung von Poststellen in Rubi, Reichenbach, Schöllang, Obermaiselstein und Bolsterlang mit dem Leitpostamt Oberstdorf. Die Poststelle Wasach folgte 1952.

Der Postreisedienst nahm, nachdem die amerikanische Militärregierung ihre Zustimmung gegeben hatte, in den 50er Jahren einen ungeahnten Aufschwung. Kraftpostlinien nach Hindelang, Reutte/Tirol, Füssen, Garmisch und nach Balderschwang und Bregenz wurden ins Leben gerufen. Man fuhr im Verbund mit der Firma Anton Morent („Komm mit”) und anderen Partnern. Bedingt durch die bayerische Schulreform mußten jeden Werktag hunderte von Kindern zu den weit entfernten Schulen transportiert und wieder nach Hause gefahren werden. Und, heute unvorstellbar, es fuhr jeden Samstag und Sonntag am Abend ein „Kino-Bus” für Lichtspielbesucher von Schöllang nach Oberstdorf und brachte diese und andere Gäste gegern 23 Uhr wiederum zurück. Wie einst der Postillion mit seinem Horn bei der Einfahrt in einen Ort eine besondere Melodie blies, so hatten die Postbusse eine eigene Fanfare eingebaut, die dem alten Ruf des Postillions ähnelte. Jeweils bei der Annäherung an einen Ort kündigte der Fahrer mit diesem Postruf sein Kommen an.

Posthorn - Heft 45

Abfahrt der Walserbusse am Bahnhofplatz, ca. 1965.

Nach langen innerbetrieblichen Überlegungen sollte nach dem Willen der Bundesregierung der gesamte Personenverkehr von der Post zur Bahn verlagert bzw. privatisiert werden. Ab dem 1. Juni 1985 trat mit der „Regionalverkehr Allgäu GmbH” (RVA), einem Tochterunternehmen von Bahn und Post, ein neuer Betreiber auf. Die Busfahrer wurden von der Post an die neue Firma „ausgeliehen” und die Busse erhielten ein OA-Kennzeichen. Damit ging die Ära des Postreisedienstes in Oberstdorf zu Ende.

Im Rahmen der innerbetrieblichen Umstrukturierung der Deutschen Post erfolgte am 1. Juni 1978 die Zusammenlegung der Verwaltungen der Postämter Immenstadt, Oberstdorf und Sonthofen. Oberstdorf verlor seine Selbständigkeit und wurde dem Amt Sonthofen angegliedert. Was zehn Jahre früher noch undenkbar gewesen wäre, geschah 1996: Die Deutsche Post verkaufte ihr Oberstdorfer Betriebsgebäude an den Markt Oberstdorf und bleibt als Mieter mit einer „Post-Plus-Filiale” im Hause.

Ein eigenes Kapitel der Postgeschichte wären die verschiedenen Poststempel, doch würde hier ein Detail zu weit führen. Ganz kurz nur: Oberstdorf hatte ab Beginn 1853 einen geschlossenen „Mühlradstempel” mit der Nummer 554, die 1857 in Nummer 367 geändert wurde. Ab 1882 fand ein Zweikreisstempel mit Angabe von Tages-, Monats- und Jahreszahl sowie der 12-Stunden-Zählung Verwendung. Ab 1926 führte man im Deutschen Verkehrswesen die 24- Stunden-Zeit ein und änderte entsprechend die Poststempel. Ab dem gleichen Jahr verwendete das Postamt Oberstdorf einen Hand-Werbestempel „Luftkuren / Wintersport”. Der erste Maschinen-Werbestempel kam im Februar 1930 in Einsatz, Deutsche / Skimeisterschaft / Februar 1930 / Oberstdorf / Allgäu Hs” lautete der Aufdruck.

Die Marktgemeinde Oberstdorf und das Verkehrsamt bedienten sich ab Mai 1934 ihres ersten Freistemplers. Unter der Silhouette des Kratzers waren die Worte „Allgäuer Alpen, Kurort Oberstdorf” zu lesen. Ab dem Jahr 1944 war das Deutsche Reich in Postleitgebiete eingeteilt, wobei Oberstdorf im Leitgebiet 13 b lag. Obwohl 1961 die vierstellige Postleitzahl eingeführt und Oberstdorf die Nummer 8980 erhielt, wurden die alten Stempel mit 13 b noch bis 1963 verwendet. Im Jahr 1999 wurde Oberstdorf die neue Leitzahl 87561 (für Postfachkunden 87555) zugeteilt. Wie umfangreich die Stempelgeschichte ist und wie viele Arten und Abarten von Stempeln vorhanden waren, beziffert ein Gewährsmann allein für Oberstdorf mit 265 Stück (Stand Oktober 2003).

Weit war der Weg in Oberstdorf von der Postexpedition von 1853 bis zum heutigen Dienstleistungsbetrieb. Die Deutsche Post wurde eine Aktiengesellschaft, aus dem Fernmeldedienst wurde die Deutsche Telekom und aus dem Reisedienst die RVA - welche Änderungen stehen dem Unternehmen noch bevor?

Fortsetzung folgt

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

Wir verwenden Cookies
Wir und unsere Partner verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um unsere Webseite optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern. Dabei können personenbezogene Daten wie Browserinformationen erfasst und analysiert werden. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmen Sie der Verwendung zu. Durch Klicken auf „Einstellungen“ können Sie eine individuelle Auswahl treffen und erteilte Einwilligungen für die Zukunft widerrufen. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Einstellungen  ·  Datenschutzerklärung  ·  Impressum
zurück
Cookie-Einstellungen
Cookies die für den Betrieb der Webseite unbedingt notwendig sind. weitere Details
Website
Verwendungszweck:

Unbedingt erforderliche Cookies gewährleisten Funktionen, ohne die Sie unsere Webseite nicht wie vorgesehen nutzen können. Das Cookie »TraminoCartSession« dient zur Speicherung des Warenkorbs und der Gefällt-mir Angaben auf dieser Website. Das Cookie »TraminoSession« dient zur Speicherung einer Usersitzung, falls eine vorhanden ist. Das Cookie »Consent« dient zur Speicherung Ihrer Entscheidung hinsichtlich der Verwendung der Cookies. Diese Cookies werden von Verschönerungsverein Oberstdorf auf Basis des eingestezten Redaktionssystems angeboten. Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Cookies die wir benötigen um den Aufenthalt auf unserer Seite noch besser zugestalten. weitere Details
Google Analytics
Verwendungszweck:

Cookies von Google für die Generierung statischer Daten zur Analyse des Website-Verhaltens.

Anbieter: Google LLC (Vereinigte Staaten von Amerika)

Verwendete Technologien: Cookies

verwendete Cookies: ga, _gat, gid, _ga, _gat, _gid,

Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 730 Tage gespeichert.

Datenschutzhinweise: https://policies.google.com/privacy?fg=1

Externe Videodienste
Verwendungszweck:

Cookies die benötigt werden um YouTube Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Google LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 179 Tage gespeichert.
Datenschutzerklärung: https://policies.google.com/privacy?hl=de&gl=de

Cookies die benötigt werden um Vimeo Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Vimeo LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Datenschutzerklärung: https://vimeo.com/privacy