Das Alpgut Rohrmoos, wo der Förster Posthilfsstellenleiter war.
Unter Verwendung von Aufzeichnungen von Erwin Mittl (München) und Sigmar Stowinsky (Gütersloh)
Rohrmoos
Dürftig sind die Hinweise auf das postgeschichtliche Geschehen in Rohrmoos. Wir wissen nur, daß am 1. August 1900 in Rohrmoos eine Posthilfsstelle errichtet wurde. Zustellpostamt war Tiefenbach und Hilfsstellenleiter der fürstliche Förster Franz Hohenadl, der diese Position bis zum 30. September 1919, vermutlich bis zu seiner Pensionierung, innehatte. Ob anschließend der nachfolgende Förster oder die Gastwirte die Posthilfsstelle betreuten, konnte ich nicht erfahren. Die PHSt Rohrmoos gab es jedoch bis zum 25. August 1942.
Die anscheinend von Anfang an bestandene gemeindliche öffentliche Telefonstelle mit der Umschaltstelle Oberstdorf stellte am 1. August 1908 den Betrieb ein. 1937 lief wieder ein Antrag auf Einrichtung einer gemeindlichen öffentlichen Fernsprechstelle. Es ist mir nicht bekannt, was aus dem Antrag wurde.
Wasach
Im Berufungsblatt der Deutschen Bundespost ist folgender Eintrag zu lesen: „Am 1. 12. 1952 ist in der Heilstätte Wasach bei Tiefenbach/über Oberstdorf eine PSt (II) eingerichtet worden. Die PSt (II) ist durch die tägliche Zubringer- und Abholfahrten nach Tiefenbach mit dem PA Oberstdorf verbunden und führt die amtliche Bezeichnung ,Wasach/über Oberstdorf’. Die Heilstätte mit dem Weiler Wasach und der Einöde Schwande wurden vom Zustellbereich der PSt (I) Tiefenbach abgetrennt. Diese Orte bilden den Zustellbereich der neuen PSt (II).” Der Zustellbereich Wasach hatte mit 8981 eine eigene Postleitzahl. Nach der Gebietsreform lautete die Anschrift dann 898 Oberstdorf/Wasach Nr... . Verantwortlich für die PSt (II) zeichnete, nachdem die Poststelle fast ausschließlich Sendungen für und von der Heilstätte besorgte, das Büropersonal dieser Einrichtung.
Bei intensiver Suche und bei Befragungen von Zeitzeugen könnten zumindest für die letzten 70 Jahre noch Details ans Tageslicht geholt werden. Aber, das Ganze soll keine Doktorarbeit, sondern nur eine kleine Erinnerung an die Anfänge der Post in der Gemeinde Tiefenbach sein.
Schöllang
Gleiches wie für Tiefenbach gilt auch für Schöllang, die Anfänge der dortigen Post hatten keine Verbindung zu Oberstdorf. Die damals selbständige Gemeinde Schöllang hat mit Schreiben vom 17. Juni 1898 beim OP Augsburg um Errichtung einer Postablage und um Aufstellung von Briefkästen in Schöllang und Reichenbach gebeten. Die Post arbeitete sehr schnell, denn schon die Verfügung vom 15. Juli kam dem Antrag entgegen:
„Von 1. 8. 1. J. anfangend wird in Schöllang eine PHSt errichtet und deren Führung dem Lehrer Leopold Merk daselbst übertragen. Im Vollzug des Zustelldienstes tritt vorerst keine Änderung ein. Ebenso unterbleibt zunächst noch die Abfertigung von Überweisungskarten zwischen dort [Anm.: Fischen] und Schöllang. ...”
Lehrer Merks Haushälterin, Josepha Suiter, besorgte den Postdienst unter der Verantwortung des Schulmeisters. Es dürften, wie in gleichgelagerten Fällen geschehen, die Schulkinder den Großteil der Post ausgetragen haben. Das jährliche Einkommen Merks betrug 36,– Mark. Zustellpostamt war in Fischen. Die Gemeinde Schöllang wollte mehr und beantragte am 16. Oktober 1898 für den Ort eine Postagentur. Agentur gab es keine, der Lehrer blieb Posthilfsstellenleiter. Aber ab dem 1. März 1899 wurde das jährliche „Aversum” des Postboten von 408,– auf 540,– Mark angehoben. Dafür mußte der gute Mann aber werktags zweimal die Sendungen zustellen. Nur am Sonntag hatte er es leichter, da hatte er nur einmal die Runde zu gehen.
Aus welchen Gründen des Lehrers Haushälterin nach Sonthofen verzogen ist, wissen wir nicht. Ihr Weggang brachte es mit sich, daß der Bürgermeister Jakob Socher, von Beruf Bauer und Krämer, am 17. Juli 1899 Stellvertreter des Lehrers als Posthilfsstellenleiter wurde.
Im Ausdenken von Dienstvorschriften war man vor 100 Jahren mindestens genauso erfinderisch wie heute. Allerdings frage ich mich, ob der „geistige Vater” der folgenden Zeiteinteilung den beschriebenen Weg selbst einmal zur Winterzeit begangen hat.
Dienstvorschrift vom 14. Januar 1908 für den Postboten von Fischen:
km | Uhr | Uhr | |
Fischen ab | 09.15 | 06,35 | |
Au an | 1,0 | 09.30 | 06.50 |
Schöllang* an | 1,0 | 09.55 | 07.15 |
Reichenbach an | 2,0 | 10.55 | 08.15 |
Rubi an | 1,4 | 11.40 | 09.00 |
Widdum an | 2,2 | 12.25 | 09.45 |
Burgegg an | 1,3 | 12.40 | 10.00 |
Fischen an | 1,5 | 01.00 | 10.20 |
10,4 |
(*Das Sternchen zeigt an, daß hier bei der Hilfspoststelle die Übergabe bzw. Übernahme der Poststücke erfolgte.)
Nachdem bei der „Dienstvorschrift” keinerlei Erläuterungen standen, gehe ich davon aus, dass die rechte Zeitspalte für den Sommerbetrieb und die linke für die kalte Jahreszeit gilt. Gelegentlich hatte man höheren Orts soviel Einsicht, daß man den Postboten bei Eis und Schnee erst dann auf die Runde schickte, wenn die Hauptstraßen geräumt waren.
Als Leopold Merk am 1. November 1910 seine neue Stelle in Fischen antrat, folgte Jakob Socher als Hilfspoststellenleiter. Seine Schwester Mathilde wurde als Beihilfe verpflichtet. Socher weigerte sich 1912, eine Telegraphenstation mit Telefonbetrieb in seinem Haus einrichten zu lassen. Ihm wurde daher die Hilfsstelle entzogen und am 1. Oktober 1912 an den Gastwirt Michael Hauber vergeben und dessen Ehefrau Anna als Beihilfe für das Postgeschäft zugelassen. Die alte Postgeschichte endet am 22. Februar 1924, wo es in einer Verfügung heißt: „Da für das Weiterbestehen der PHSt Schöllang weder ein öffentliches noch ein dienstliches Bedürfnis vorhanden ist, wird die PHSt mit Ablauf des 29. 02. 1924 aufgehoben.”
Es scheint, daß die Post in diesem Jahr, im Jahr nach der Inflation, einen Kahlhieb quer durchs Land geschlagen hat. Denn plötzlich gab es für eine Reihe von Posthilfsstellen „kein Bedürfnis” mehr. Ehrlicher wäre es wohl gewesen, wenn man gesagt hätte, daß kein Geld mehr vorhanden war. Die Postakten schweigen sich über die folgenden Jahre aus, bis anscheinend durch den aufblühenden Tourismus wieder „Leben in die Bude” kam.
In einem Bericht vom 21. Mai 1949 heißt es: „Herr Pfarrer Schiebel aus Reichenbach, Gde. Schöllang, hat heute als Leiter des Verkehrsvereins der Gemeinde zugleich im Namen des Bürgermeisters hier vorgesprochen und um Mitteilung über den Stand der Vorbereitung für die Wiederinbetriebnahme der Kpl [Anm.: Kraftpostlinie] Hindelang – Schöllang – Oberstdorf sowie für die Einrichtung einer PSt in Schöllang gebeten.” In einer innerbetrieblichen Verfügung vom 1. Juni 1949 heißt es: „Die Einrichtung der Kraftpostlinie Hindelang – Schöllang – Oberstdorf soll durchgeführt werden sobald die Wagenlage dies gestattet. Wir glauben aber nicht, dass vor Anfang September mit einer Besserung der Wagenlage gerechnet werden kann.”
Verfügung der Postbehörde vom 22. Juli 1949:
„Mit Wirkung vom 1. 8. 1949 wird im Pfd. [Anm.: Pfarrdorf] Schöllang, Landratsamt Sonthofen, eine PSt (I) mit der amtlichen Bezeichnung ,Schöllang/über Oberstdorf’ eingerichtet und dem PA Oberstdorf zugeteilt. Die PSt ist durch tägliche Fahrten der Kraftpostlinie Oberstdorf – Schöllang – Sonthofen, die demnächst eröffnet wird, mit dem AbrPA [Anm.: Abrechnungs-Postamt] verbunden und wird mit vollen Annahme- und Abgabebefugnissen ausgestattet. ... In den Zustellbereich der neuen PSt werden aus dem Landzustellbereich der PSt (I) Langenwang/über Oberstdorf die zur Gemeinde Schöllang gehörigen Orte Reichenbach und Rubi überwiesen.”
Zur Führung der Poststelle, die im Haus Meßmang installiert wurde, bestellte die Post Simon Lederle aus Rubi. Schon im Oktober gleichen Jahres stellte die Post fest, daß mit dem vorhandenen Personalstand die Versorgung nicht zu bewerkstelligen war:
„Der Landzustellbereich der PSt umfaßt neben der Einöde Gaisalpe, die von der PSt 2 bzw. 3,3 km entfernten Dörfer Reichenbach mit 77 Haushalten und 290 Einwohnern sowie Rubi mit 67 Haushalten und 220 Einwohnern. ... Die Feststellungen sind in der verkehrsschwächsten Übergangszeit zwischen Sommer und Winter getroffen worden. Während der Hauptreisezeiten sind beide Orte stark besuchte Fremdenverkehrsziele des Oberallgäus – Reichenbach hat beispielsweise im August dieses Jahres 144 gemeldete Kurgäste mit 1662 Übernachtungen und Rubi im selben Monat 148 Kurgäste mit 1527 Übernachtungen gehabt. Außerdem befindet sich in Reichenbach ein Kinderheim, das ständig mit durchschnittlich 50 Kindern belegt ist. Diesem Umstand muß postseitig auch Rechnung getragen werden.”
Bedingt durch die Einrichtung von Posthilfsstellen in Reichenbach und Rubi verlor Schöllang an Gewicht und Simon Lederle seine hauptberufliche Anstellung.
Senzi Albrecht übernahm am 15. Mai 1950 die Stelle im Nebenberuf, die sie bei ihrer Verheiratung 1955 an ihre Mutter Rosa Albrecht weitergab. Der Zustelldienst wurde weiter wie bisher von Franz Albrecht ausgeführt. Am 16. September 1958 übernahm Maria Geßler die Poststelle II in Schöllang, die am 1. November 1966 in eine PSt I umgewandelt wurde.
Als Folge der Gebietsreform vom 1. Juli 1972 gab es auch im Postbereich für Schöllang Änderungen. Zur Angleichung des postamtlichen Namens an den Gemeindeämtern wurde die Annahmestelle-PSt II von bisher „8981 Schöllang” bei gleichzeitiger Änderung der PLZ in „898 Oberstdorf 4” umbenannt.
Gaisalpe
Eine Verfügung vom 16. Mai 1901 lautet: „Vom 1. 6. 1. J. ab wird auf die Dauer der Sommermonate in der Einöde Gaisalpe Gemeinde Schöllang im Zustellbezirk Fischen eine PHSt errichtet und deren Führung dem Wirthschaftsbesitzer Josef Zobel daselbst übertragen. Mit der genannten PHSt wird der Zustelldienst nicht vereinigt. Für den Dienstaufwand wurde eine besondere Vergütung nicht beansprucht.”
Aus einem Bericht des Postagenten Schöll von Fischen vom 31. August 1912 geht hervor, daß die PHSt Gaisalpe ganzjährig besteht. 1913 wechselt die Zuständigkeit für die Gaisalpe von der Poststelle Fischen nach Langenwang, und Josef Zobel bevollmächtigt Franz Schratt von Reichenbach zum Empfang von Sendungen an ihn.
Dem Nachrichtenblatt des Reichspostministeriums vom 30. November 1927 ist zu entnehmen, daß auf der Gaisalpe eine gemeindliche öffentliche Fernsprechstelle der Vermittlung Fischen in Betrieb genommen wurde.
Fast 25 Jahre schweigen die Postakten über die Gaisalpe, dann beantragt der Gastwirt Max Zobel mit Schreiben vom 17. Juni 1952 die Zustellung der Post zur Gaisalpe. Neben dem Antragsteller unterzeichnen die weiteren Hausbesitzer in der Gaisalpe, Hans Gschwender und Karl Richter. Nach einer entsprechenden Stellungnahme des Postamtes Oberstdorf genehmigte die OPD ab 1. August 1952 an jedem zweiten Werktag eine Zustellung zur Gaisalpe durch den Boten von Reichenbach.
Die PHSt wurde aber unter der Führung von Max Zobel am 1. Juli 1955 wieder in Betrieb genommen. Als Max Zobel 1964 wegen Erreichung der Altersgrenze ausschied, folgte sein Sohn Karl. Eine Verfügung gibt Auskunft darüber, daß die PHSt Gaisalpe am 1. Juli 1966 aufgehoben wurde.
Reichenbach
Das PA Oberstdorf hat am 19. September 1949 an die vorgesetzte Stelle einen Bericht über die postalischen Verhältnisse in Reichenbach abgegeben. Diesem ist zu entnehmen:„Der im Landzustellbereich der PSt (I) Schöllang/über Oberstdorf gelegene Ort Reichenbach ist von der PSt 2 km entfernt. Dieser Ort hat 290 Einwohner. Dazu kommen in den Hauptreiszeiten zahlreiche dort wohnende Kurgäste. Es ist daher notwendig, die postalische Versorgung des Ortes Reichenbach zu verbessern und dort eine PHSt einzurichten. Als HPH [Anm.: Hilfsposthalter] haben wir den dort ansässigen Zimmermann Max Berktold vorgesehen. ... Berktold ist bereit, die PHSt auch dann zu übernehmen, wenn ihm dafür vorerst keine Aufwandsentschädigung gewährt werden kann.”
Der Geschäftsumfang der HPSt Reichenbach lehrte die Post, daß ihre ursprüngliche Absicht, keine Stelle dort einzurichten, falsch war. Schon am 10. November 1949 berichtet das Postamt Oberstdorf an übergeordnete Stellen: „... Die Errichtung ... hat sich sehr bewährt. Der gegenwärtige Zustand ist jedoch insofern unhaltbar, als bei dem nachgewiesenen nicht unbedeutenden Verkehrsumfang der PHSt Rubi und Reichenbach dem Hilfsposthaltern nicht auf Dauer zugemutet werden kann, den Dienst für die DP ohne Vergütung vorzunehmen.
Wegen der geographischen Lage dieser Orte hat es sich außerdem als zweckmäßig erwiesen, die Pakete sowie die übrigen Postsachen nicht erst mit dem Omnibus der Kraftpostlinie durch Rubi und Reichenbach hindurch nach Schöllang zu führen und dann durch den Zusteller wieder nach Rubi und Reichenbach zurücktragen zu lassen, sondern die Postsachen hier auszusondern und den PHStn getrennt zuzuführen. Um aber zu vermeiden, daß Postsachen bis zur Ankunft und Zustellung durch den PH von Schöllang liegenbleiben müssen, haben wir die HPH zugleich als Posthilfsstellenbeihilfen der PSt Schöllang verpflichtet und ihnen die Zustellung in Rubi und Reichenbach übertragen. ...”
Die Zustellung in Reichenbach besorgte Rosina Berktold. Sie wurde auch als Stellvertreterin ihres Mannes verpflichtet, die Einöde Gaisalpe der Poststelle Reichenbach überwiesen und das Einzelgehöft Widdum auf Antrag des Besitzers in die Zustellung mit einbezogen.
Als Rosina Berktold wegen Erreichen der Altersgrenze ihren Dienst quittierte, brachte sie gleich ihre Nachfolgerin, nämlich ihre künftige Schwiegertochter Kreszentia Glöggler mit. Nachdem die Poststelle im gleichen Haus blieb und die Post keinerlei Kosten hatte, stimmte die OPD zu. Beim Vertragsabschluß am 1. März 1966 unterschrieb die neue Hilfsposthalterin bereits mit Kreszentia Berktold. Sie behielt die Stelle bis zum Schluß, denn die Gebietsreform 1972 hinterließ auch in Reichenbach ihre Spuren. Die „Posthilfsstelle II 8981 Reichenbach bei Oberstdorf” wurde mit Wirkung zum 1. Mai 1973 aufgehoben. Den Zustelldienst besorgte künftig das Postamt Oberstdorf.
Rubi
Auf entsprechende Anträge aus der Bevölkerung erstattet das PA Oberstdorf am 6. August 1949 an die OPD einen Bericht in dem es u. a. heißt:
„Der im Landzustellbereich der am 1. 8. 1949 eingerichteten PSt (I) Schöllang/über Oberstdorf gelegene Ort Rubi mit 220 Einwohnern ist von der PSt 3,3 km entfernt. Um die postalische Versorgung dieses Ortes zu verbessern, erachten wir es als zweckmäßig, in Rubi eine PHSt einzurichten. Als HPH haben wir den dort wohnenden Kaufmann und Gemeindekassier Josef Lederle vorgesehen. ...”
Die Postbehörde verfügte in einem Schreiben an Lederle: „Am 1. 9. 1949 wurde in Rubi, Gemeinde Schöllang, eine PHSt eingerichtet und dem Leitpostamt Oberstdorf unterstellt. Der Dienstvollzug bei dieser HPSt wurde Ihnen übertragen. Da für die Errichtung der PHSt kein dringendes allgemeines Bedürfnis bestand, die PHSt vielmehr vorwiegend zum Nutzen eines beschränkten Personenkreises unterhalten wird, kann eine Aufwandsentschädigung nicht gewährt werden.”
Dass die Post mit ihren Einschätzungen bezüglich des Betriebsaufkommens völlig daneben lag, bewies das Ergebnis einer im Oktober 1949 durchgeführten „Verkehrszählung”. Die OPD zog daraus ihre Konsequenzen und erhob die PHStn Reichenbach und Rubi zu PStn II. An beiden Orten wurden die Ehefrauen der Hilfsstelleninhaber als Vertreter zugelassen, mußten aber ihre Meldeunterlagen (diese enthielten damals noch das polizeiliche Führungszeugnis) und die Spruchkammerbescheide zuvor einreichen. Es wurde also geprüft, ob die Bewerberinnen strafrechtlich und politisch nicht vorbelastet waren. Als Stellvertreter in Rubi tritt schon 1950 der Sohn Simon des Josef Lederle auf, der zuvor Stelleninhaber in Schöllang gewesen war.
Für die Besorgung der Postzustellung wurde ein wöchentliches Stundenmittel von 11 Stunden angesetzt, was keineswegs zur Bewältigung der Arbeit ausreichte und deshalb auch eine Beschwerde lief. Bei einer Überprüfung der Beschwerdepunkte im Februar 1951 wurde festgestellt: „Wir haben daher die Leistungen im Zustelldienst nunmehr an Ort und Stelle überprüft und dabei ein durchschnittliches Leistungsmaß von werktäglich 2,25 Std. festgestellt. ... Die Erhöhung muß bei der zerstreuten Bauweise und dem bergigen Gelände des Ortes sowie bei Würdigung des Umstandes, daß Rubi für seine Größe einen beachtlichen Fremdenverkehr hat, als gerechtfertigt anerkannt werden. ... Die Leistung ist ab 1. 3. 1951 auf 14 1⁄2 WStd. festzusetzen.”
Als Josef Lederle wegen Erreichung der Altersgrenze am 31. Mai 1963 aus dem Dienst schied, fand sich kein Nachfolger. Weder er selbst, noch die Gemeinde Schöllang und das Postamt Oberstdorf fanden einen Ersatz. Es wurde täglich ein Bediensteter des Postamtes Oberstdorf mit dem Moped nach Rubi in Marsch gesetzt, um dort die festgesetzten Amtsstunden auszufüllen. Mit Bericht vom 3. September 1965 endet die Postgeschichte Rubi mit dem Satz: „Die seit dem 1. 6. 1963 nicht mehr besetzte PSt II Rubi wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben, da in absehbarer Zeit mit einer Neubesetzung nicht zu rechnen ist.”
Mit Rubi schließt sich der Kreis der Hilfspoststellen, den wir mit der Spielmannsau begonnen haben. Ich hoffe, daß ich keine vergessen habe, wenn ja, wird man mir das umgehend unter die Nase reiben. Aber, wie schon früher vermerkt, ich wollte keine Doktorarbeit schreiben, sondern nur an das Wirken der Post in Oberstdorf im Zeitraum der letzten gut 150 Jahre erinnern.