Oberstdorf vor 50 Jahren

von Eugen Thomma am 01.06.2007

1956

Januar

  • Der „harte Kern” der Feuerwehr wird bei einem Neujahrs-Frühschoppen im Gasthof »Löwen« von einem Alarm überrascht. Das Feuer ist bald gelöscht und die Männer ziehen sich zum Ausgangspunkt zurück.
  • Das Standesamt Oberstdorf verzeichnet für das Jahr 1955 - 148 Geburten, 105 Sterbefälle und 62 Eheschließungen.
  • Der „Verein zur Förderung der Kurortklimaforschung im Allgäu, Sitz Oberstdorf” wird wieder gegründet.
  • Im vorangegangenen Geschäftsjahr besuchten 262.389 Gäste die Breitachklamm.
  • H. H. Pfarrer Wilhelm Krumbacher wird als Nachfolger von Geistl. Rat Josef Rupp durch Dekan Spägele feierlich als Oberstdorfs Pfarrherr installiert.
  • Das Schwäbische Landesschauspiel führt in Oberstdorf „Das kleine Hofkonzert” von Paul Verhoeven auf.
  • Der Januar ist frühlingshaft warm.
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Das Hotel »Löwen« in der Kirchstraße
(heute »Zum Paulanerbräu«).

Februar

  • An ihren Heimatorten werden die Allgäuer Olympia-Teilnehmer Ossi Reichert, Sepp Behr, Karl Zillibiller und Max Bolkart feierlich empfangen.
  • Am 10. Februar werden mit – 32° C die tiefsten Temperaturen im Ort gemessen. Oberstdorf richtet im Johannisheim eine Wärmestube für Bedürftige ein. Der kälteste Punkt des Landkreises liegt am Ochsenkopf in der Gemeinde Wilhams, wo – 42° C gemessen werden.
  • Die »Vereinigung Deutscher Operngastspiele« bringt die „Entführung aus dem Serail” von Wolfgang Amadeus Mozart zur Aufführung.
  • Max Bolkart wird Deutscher Sprunglaufmeister.
  • In Tiefenbach zieht Wilhelm Seiter als neuer Pfarrherr auf.
  • 70 Jahre sind vergangen, seit die königlich bayerische meteorologische Zentralstation München im Oberstdorfer Pfarrhof eine Station II. Ordnung einrichtete. Seither werden am Ort die täglichen Messungen vorgenommen.
  • Max Greger hat mit seiner Band in Oberstdorf ein volles Haus.
  • Bei den Deutschen alpinen Skimeisterschaften starten die Damen bei der Abfahrt von den Berghäusern am Nebelhorn und die Herren am Gipfel. Der Riesentorlauf wird am Roßbichl gestartet (mit Aufstieg von der Seealpe zu Fuß). Wegen der großen Zahl der Teilnehmer werden für den Torlauf am Karatsbichl zwei Pisten ausgeflaggt, auf denen gleichzeitg gefahren wird.

März

  • Unwetter verursachen große Schäden in Immenstadt, Missen, Thalkirchdorf, Oberstaufen und Oberstdorf. Die Untere Zollbrücke wird durch Treibeis unpassierbar.
  • Das Symphonieorchester Kurt Graunke konzertiert in der neuen Filmbühne, wo jetzt alle größeren kulturellen Veranstaltungen stattfinden.
  • Von 40.026 Wahlberechtigten des Landkreises gehen bei den Kommunalwahlen am 18. März 33.565 zur Urne. Der Kreistag des Landkreises Sonthofen setzt sich danach wie folgt zusammen: CSU 20, Parteilose 10, SPD 7, Kriegsbeschädigte überparteiliche Wahlgemeinschaft 5 und Bayernpartei 3 Sitze.
  • Der 52jährige Landwirt Lorenz Hofer stürzt in der Schöllenoy aus seiner selbstgebauten Seilbahn in die Breitach und ertrinkt.

April

  • Ab dem 1. April wird nur noch in Oberstdorf die Post täglich zweimal zugestellt. An allen anderen Orten des Allgäus gehen die Briefträger täglich nur noch eine Runde.
    „Das kalte Licht”, ein Drama von Carl Zuckmayer, kommt zur Aufführung.
  • Oberstdorfs Marktkämmerer, Amtmann Otto Kerle, geht nach 37 Dienstjahren beim Markt in den Ruhestand. Er war in den Nachkriegsjahren auch kurzzeitig 1. Bürgermeister.
  • Mit dem Schwank „Der Hallodri” von Franz Streicher beendet das Oberstdorfer Theater die Wintersaison.
  • Dr. phil. Heinrich XXXVI. Prinz von Reuß verstirbt hier im Alter von 68 Jahren.
  • Die Alpenvereinssektion Oberstdorf zählt 480 Mitglieder.
  • Bei einer Versammlung des „Alpwirtschaftlichen Vereins” wird bekannt gegeben, daß im Sommer 1955 auf Allgäuer Alpen 34.689 Rinder geälpt wurden.
  • Der Chef des Hauses Wittelsbach, Prinz Albrecht, besucht seine hier im Jagdhaus lebende Tante, IKH Wiltrud Herzogin von Urach, eine Tochter von König Ludwig III. von Bayern.
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Wiltrud Herzogin von Urach, Prinzessin von Bayern

  • Jean Baptiste Molières „Die Schule der Frauen” und „Die Schule der Ehemänner” kommen in der Filmbühne zur Aufführung.

Mai

  • Der Marktgemeinderat wählt Walter Böhle, der sich besonders um das kulturelle Leben in Oberstdorf verdient gemacht hat, zum 2. Bürgermeister.
  • Der Landesgeschäftsführer des Bundes der Steuerzahler, Dr. Anton Knösinger, München, spricht bei einer Versammlung in Oberstdorf.
  • Der Kreistag wählt den in Fischen wohnhaften Heinrich Voutta zum stellvertretenden Landrat.
  • Die norwegische Dichterin Clara Nordström liest in Oberstdorf aus ihren Werken.
  • Der VdK bereitet 80 Müttern im Erholungsheim Christlessee einen erleb- nisreichen Muttertag.
  • An die freien Wiesen im Südwesten Oberstdorfs angrenzend, wird das Hotel »Haus Thurn und Taxis« eröffnet.
  • Bei der Zulassungsstelle des Landratsamtes Sonthofen sind 8.635 Fahrzeuge registriert. Darunter sind rd. 4.500 Motorräder, 2.400 Pkw, 400 Lkw, 1.100 Zugmaschinen, 35 Busse und 200 Anhänger.
  • Die Landesvertriebenenminister von Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen tagen in Birgsau.
  • 24 Journalisten führender deutscher Zeitungen besuchen bei einer Pressefahrt den Kurort.

Juni

  • Die vom »Allgäuer Anzeigeblatt« herausgegebene »Oberstdorfer Kurzeitung« erscheint wieder.
  • Die »Münchner Musikbühne« bringt den „Bettelstudent” zur Aufführung.
  • Mit 250.917 Gästeübernachtungen ist die bisher höchste Zahl für eine Wintersaison erreicht.
  • Augsburgs Bischof Dr. Joseph Freundorfer spendet den Kindern hier die hl. Firmung.
  • Fritz Hesselschwerdt wird in den Beirat des Schwäbischen Fischereiverbandes gewählt.
  • Das Sozial-Wirtschafts-Werk (SWW) des Landkreises Sonthofen hat in acht Jahren 156 Häuser mit 1.003 Wohnungen erbaut.

Juli

  • Im Landkreis schließen sich die Jäger zur Rotwild-Hegegemeinschaft zusammen.
  • Dänemarks Ministerpräsident und Außenminister H. C. Hansen verbringt im »Wittelsbacher Hof« seinen Urlaub.
  • Der Hamburger Lehrer Fritz Feindt ist der 1.000.000ste Fahrgast der Sessselbahn am Söllereck.
  • Die Weidebesitzer der Galtalpen sind einstimmig für den Ausbau des Alpweges ins Rappenalptal.
  • Die Mitglieder des „Vereins ehemaliger Schüler, Freunde und Gönner der Oberrealschule Oberstdorf” halten ihre erste Versammlung ab.
  • Carl Zuckmayer und sein Bruder, der als Musikprofessor in Ankara lebt, halten sich einige Zeit hier im Ort auf.
  • Als die alten schwarzen Kfz-Kennzeichen „A By” (Amerikanische Zone Bayern) durch neue Schilder ersetzt werden, bekommen unsere Fahrzeuge das schwarze „SF” (Sonthofen) auf weißem Grund.
  • Die theologische Fakultät der Universität München verleiht der hier lebendden Schriftstellerin Gertrud von le Fort die Ehrendoktorwürde.

August

  • Die Münchner Künstlerin Angela Gsänger gestaltet in der evangelischen Christuskirche das neue Altarbild.
  • Mit einem Konzert erfreuen die Wiener Sängerknaben Gäste und Einheimische.
  • Der Rechtsreferendar Fritz Geiger wird Nachfolger von Hermann Schallhammer als Kurdirektor.
  • Der Gesandte des Staates Panama, Camillo Porras, erholt sich in Oberstdorf.
  • Barnabas von Geczy gastiert mit seinen Solisten, ebenso das jugoslawische Nationalballett „Tanec”.
  • Erstmals werden Schienenbusse im Oberallgäu eingesetzt.

September

  • Anlässlich der Jubiläumsfeier „70 Jahre Rappenseehütte und 50 Jahre Franz Kaufmann dort oben” spielt das Toni-Brutscher- Trio am „Törle” des Heilbronner Weges ein paar flotte Stückchen.
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Franz Kaufmann mit seiner Rappenseehütte.

Die neue Walserschanzbrücke, um die es im Laufe der Jahrhunderte soviel Streit wegen der Unterhaltskosten zwischen den Gemeinden Mittelberg und Oberstdorf gegeben hat, wird dem Verkehr übergeben.

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Die alte Walserschanz-Tobelbrücke und der Neubau.

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Das wohl schwerste Bergunglück, das Oberstdorf je betroffen hat, fordert drei Opfer. Die Brüder Martin (21), Walter (19) und Richard (18) Krebs von hier stürzen am Südwestgrat des Himmelhorns (Rädlergrat) tödlich ab.

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Zwölf Bergwachtmänner tragen die Krebs-Brüder zu Grabe.

  • Die von der AV-Sektion Oberstdorf erworbene und ausgebaute Fiderepaßhütte und eine Materialseilbahn werden eingeweiht.
  • Der Bundestagsausschuß für Wasserechtsfragen und Wildbachverbauung besichtigt und tagt in Oberstdorf.
  • Der Gemeindebereich Oberstdorf wird in Kurbezirke eingeteilt.

Oktober

  • In einer Sondersitzung verleiht der Marktgemeinderat Getrud von le Fort die Ehrenbürgerwürde. Papst Pius XII. schickt der Schriftstellerin ein Bild von sich mit persönlicher Widmung.
  • Die in Kornau lebende Malerin Friedel Stüven stellt in einer Galerie in San Remo aus.
  • Die Marktgemeinde Oberstdorf zählt 7.646 Einwohner.
  • Die Gründerin und Erbauerin des Kinderheimes »Hohes Licht«, Frau Laman Trip de Beauvor, geht nach mehr als drei Jahrzehnten zurück in ihre Heimat, den Kerkenhof in den Niederlanden.
  • Die Augsburger Marionettenbühne bringt „Der kleine Prinz”, „Der dumme Iwanko” und „Hans im Glück” zur Aufführung.
  • Der Alpinist Anderl Heckmair verbringt nach seinem Sturz am Matterhorn seinen 50. Geburtstag im Krankenhaus.
  • Für besondere Leistungen im Bereich Trinkmilch wird der Molkerei Oberstdorf die begehrte „Anton-Fehr-Medaille” verliehen.

November

  • Im Waldfriedhof wird an Allerheiligen ein Gedenkstein eingeweiht. Er erinnert an die sterblichen Überreste der Toten, die bei der Umgestaltung vom alten Kirchhof hierher umgebettet wurden.
  • Der Skiclub Oberstdorf 1906 feiert sein 50. Gründungsfest.
  • Der Abiturient an der Oberrealschule Oberstdorf, Karl Richter aus Sonthofen, erhält ein Stipendium am Maximilianeum in München.
  • Die englische BBC (British Broadcasting Corporation) überträgt Bandaufnahmen vom kulturellen Leben in Oberstdorf.
  • Max Probst wird Nachfolger von Heinrich Zirkel als Kreisheimatpfleger. Zirkel war als Lehrer in Oberstdorf tätig und hat u.a. den 1. Band der „Geschichte des Marktes Oberstdorf” verfaßt.
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Haus »Hohes Licht«, ehemals Kinderkurheim.

Dezember

  • Das Kinderheim »Hohes Licht« wird von der evangelischen Landeskirche offiziell übernommen und dient künftig als Müttererholungsheim.
  • Nach einigen Kontroversen wegen der „zwei Trachten” verläßt der Gebirgstrachtenverein Oberstdorf den »Heimatbund Allgäu«.
  • Neben einem gestiegenen Anteil ausländischer Gäste meldet die Kurverwaltung für die Sommersaison 707.713 Gästeübernachtungen.
  • Die „Rechtler” beschließen als Ersatz für die abgebrannte Oytalwirtschaft einen Neubau.
  • Der Marktgemeinderat rügt Auswüchse beim Klausentreiben.
  • Die Alpenvereinssektion Oberstdorf veranstaltet ein Quiz für Heimatkunde.
  • Das Balzen eines Auerhahns beim Haldenhäusle an Weihnachten mag als Beweis gelten, daß es in der Natur auch früher schon Kapriolen gegeben hat.

Quellen: »Allgäuer Anzeigeblatt«, Jahrgang 1956; eigene Aufzeichnungen

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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