Spielmannsau um 1910; links Thannheimer, rechts Schraudolf.
Ein Naturmensch und Original, ausgestattet mit hintergründigem Mutterwitz, das war Schluttars Babischt. Er lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg. Sein Schreibname Huber war kaum bekannt, wo der Hausname „Schluttar” herkam, läßt sich nicht mehr ergründen. Alte Leute, die ihn noch persönlich gekannt haben, meinten, daß dies wohl von seiner völlig mit Stalldreck verklebten „Schdahlschludde” herrühren könnte, mit der er auch zur Arbeit ging oder zum Pechsammeln. Man sah ihn fast nur in seiner Schlutte.
Er lebte, zusammen mit seiner Schwester „Marii”, in einem halbverfallenen Gütle in der Spielmannsau, kurz vor der Oberau-Hütte. Da war er aber zu weit weg von bezahlter, aber möglichst leichter Arbeit. Bei den Jagdgesellschaften des Prinzregenten im Rohrmoos oder im Hindelanger Gebiet war er oftmals als Treiber angestellt, aber im hintersten Winkel der Spielmannsau schwer zu erreichen. So verkaufte er seinen „Beaddl” an den Thannheimer. Mit dem Erlös kaufte er sich dann am Jauchen wieder so ein total verlottertes „Huimatle”, ein Bauernanwesen, das man nur als Hütte bezeichnen konnte. Dort lebte er dann mit seiner Schwester, zusammen mit einigen Geißen, zwei Schafen und etlichen Katzen. Für mehr haben Grund und Boden beim Haus Nr. 4 am Jauchen nicht gereicht.
In jungen Jahren soll er viel im Ausland gewesen sein, vor allem im Vorarlbergischen. Er blieb aber nie lange an einem Platz, sobald dies in schwere Arbeit ausartete, war er wieder fort. Vom Aussehen her und seines bescheidenen Gehabes wegen galt er eher als einfältig. Aber das täuschte gewaltig, denn er hatte eine ganz hintersinnige Bauernschläue und einen verschmitzten Humor. In damaliger Zeit fertigte man in Oberstdorf viele Stickereien für Schweizer Firmen an. Es war zwar wenig verdient damit, aber in der „notigen” Zeit nahm man halt alle möglichen Arbeiten an. Es gab tüchtige Stickerinnen und auch Sticker, die ein Tagstück mit 4 Meter herstellten und dafür an die 40 Kreuzer erhielten. Beim „Wendelar” holte man die vorgezeichneten Streifen und das Garn und wurde bei der Ablieferung der einwandfreien Ware dann bar ausbezahlt. Auch in früherer Zeit haben viele Mannsbilder gestrickt und gestickt, wie auch Sebastian Münster schon 1628 berichtete: „Das Algäu ist ein rauchs wintrigs Land, aber hat schöne und starke Leut, Weib und Mann, die können all trefflich Woll spinnen und stricken und es ist den Mannen nicht spöttlich.”
Es wird berichtet, daß der Babischt einmal den ganzen Winter über nur ein Stück fertigbrachte und dieses beim Abliefern dem Wendelar „verschränzt und verdreckt” vorlegte und mit dem Sticktuch noch 40 Kreuzer draufzahlen sollte. Das hat er aber mit dem Bemerken abgetan: „Die hone vrdwischd, ih honena nuiz geabe.”
Seine liebsten Tätigkeiten waren das Treiben oder auch das „Schwärzgen”, denn laufen konnte er wie ein Gems. So durfte er öfter mitmachen bei den Treibjagden des Prinzregenten Luitpold im Hindelanger Gebiet und auch bei den Waldburg – Wolfeggern im Rohrmoos.
Mit seiner Schwester Marii hat er sich immer gut verstanden, und da beide ledig blieben, hausten sie wie ein Ehepaar. Ja, Außenstehende glaubten, daß die beiden verheiratet seien. Um’s „güed Häs” der Marii war er sehr besorgt, denn sie sollte schön nobel und „wäch” sein im „Kircharhäs”. So sei er einmal mit der Marii zur Hutmacherin, um für sie ein Kapothütchen mit Blumen darauf auszusuchen. Der Blumenstrauß auf dem Hütchen sollte schon etwas gleichsehen, und als man sich beraten hatte, meinte er mit Bestimmtheit: „Marii, Marii, nimm dean Hüet mid deam groaße Schdrüß, do bischde bigodd wäch.”
Er selbst legte überhaupt keine Hoffahrt an den Tag und ging auch mit dem „lotschigsten” Häs in die Kirche. Das waren ein verrissenes Hemd, eine durchgeschabte Lederhose und ein Kittel mit einem Dutzend Flecken aufeinander. Das einzige gute Stück war sein Hut, den er von einem Höfling geschenkt bekommen hatte, und sein ganzer Stolz und Prunk war sein seidenes Regendach, das von einem Waldburger Jagdgast stammte. Dieses Regendach durfte nicht einmal seine Schwester ausführen.
Nach Erzählungen sei der Babischt in der Kirche nie hingekniet, sondern habe sich meist recht lümmelhaft „ninggflacked”, was ihm des öfteren eine Rüge des Pfarrers einbrachte. Das hatte den Erfolg, dass er einige Wochen im Gotteshaus nicht mehr gesehen wurde.
Eines Tages hatte er „vrlosed”, daß der Pfarrer an seine Pfarrkinder Bücher ausleihen würde, und wenn man dann gerade zum "„Voaründr hinkomme, werde man vom „Heare” gleich zum Essen eingeladen. Das wollte der Babischt doch einmal ausprobieren und ging andertags kurz nach 9.00 Uhr ins Pfarrhaus und brachte schüchtern sein Anliegen vor. Der Pfarrer nickte und meinte: „Hock hea Babischd und iss mid, des mid deam Büech krieged mir nochad schu no.” Das ließ sich der Babischt nicht zweimal sagen, schon saß er am Tisch auf der Ofenbank und langte tüchtig zu. Vom Geselchten schnitt er mehrere Scheiben ab, denn so etwas hatte er schon lange nicht mehr auf seinem Tisch gehabt.
Den Krug mit dem Most trank er fast allein aus. Nach der Brotzeit unterhielt man sich noch über einige Tagesvorkommnisse, dann holte der Pfarrer ein Buch mit der Bemerkung, daß dies der richtige Text für ihn sei. Er mahnte das Buch gut zu behandeln und es sauber wiederzubringen, da er noch viele Schäflein habe, die auch gerne Bücher lesen. Babischt bedankte sich und meinte, daß es schon einige Zeit brauchen würde, da Marii es auch lesen werde. Daß er und seine Schwester des Lesens kaum kundig waren, hat er wohlweislich verheimlicht; hingegen lag ihm das Rechnen. Beim Geld kannte er sich besser aus, bescheißen konnte man ihn jedenfalls nicht.
Er wartete etliche Tage ab, und dann brachte er das Buch um die gleiche Vormittagsstunde wieder in den Pfarrhof, um sich erneut ein Buch auszuleihen. Wieder traf er den Pfarrer beim „Voaründr” und wurde auch prompt wieder dazu eingeladen. Dieser Vorgang wiederholte sich noch einige Male.
Doch dann wurde dem Pfarrer zugetragen, wie es um die Lesekunst von Babischt und Marii bestellt sei. So fragte der Pfarrer bei der nächsten Ausleihe mit Brotzeit sein lesefreudiges Pfarrkind: „No, Babischd, gell as ischd a schies Lease i deana Biechr?” „Woll, woll, Hear”, kam die Antwort. Aber der Pfarrer ließ nicht locker und fragte weiter indem er auf das zurückgebrachte Buch wies: „No, was schdohd no dinn i deam Büech?”. Da mußte der Babischt zugeben: „Wenn ih doch id lease ka.” Daraufhin blieb er dem Pfarrhof lange Zeit fern.
Dem Mangold-Müller mußte er öfters Butter von der Schlappoldalp holen. Dieser entlohnte das immer prompt und gut, doch einmal hatte er die Bezahlung ganz vergessen. Auf die Anfrage nach dem Traglohn meinte der Mangold-Müller: „Des hone dir jedsmohl glei geabe.” Das stimmte zwar nicht, aber was sollte der Babischt machen gegen den reichen Mann. Doch dann fiel ihm etwas ein. Am anderen Tag sah man den Babischt mit einem Ref und einem Fäßle darauf über den Marktplatz, am Mangoldhaus vorbei, zum „Mohlar” hinauf und wieder zurück laufen, Das wiederholte sich einige Male, bis man ihn fragte, was es damit auf sich habe. „A Schweaflwassr müeß ih hole, abr gonz vrschdohles, waischd, Mangold-Müllare isch schäbeg”, war seine Auskunft. Das wußte am Abend das ganze Dorf. Als die Mangold-Müllerin erfuhr, was da vorausgegangen war, da hing der Haussegen den halben Monat ziemlich schief.
Als er noch in der Spielmannsau wohnte, ging er auch zum Pechsammeln und verdiente sich damit einige Kreuzer. Aber es war eine mühame Arbeit, das Harz von den wunden Tannen zu kratzen. Mehr verdiente man mit „Schwärzge”. Von der Spielmannsau war es nicht weit ins tirolische Lechtal, und in diesem „Gai” wußte er alle Wege und Stege und kannte sich aus wie in seinem Hosensack. Drüben haben sie ihn einmal erwischt, und als er nach längerer Zeit wieder zurückkam, wurde er gefragt, wie lange sie ihn in Reutte behalten hätten. Als ob er nicht bis neunzehn zählen könne, gab er zur Antwort: „Akrat achtzeh Wucha und zeche Däg.”
Durch die Haftstrafe ließ er sich aber vom Schmuggeln nicht abbringen. So kam er einmal im Winter, bei viel Schnee auf trittsicherem Harsch, mit einem Fäßle Rotwein aus dem Tirolischen herüber. Der Sperrbachtobel war gefüllt mit Schnee, der schon „gschoded” war, so daß er ungefährdet absteigen konnte. Er war schon am „Unteren Knie” vorbei, fast an den Platten, da sah er von draußen herein zwei bayerische Grenzer kommen. Ein kurzer Sprung neben den Weg, ein Loch in den Schnee gegraben, das Fäßle hinein getan und wieder mit Schnee zugedeckt ... dann knöpfte er seine Hosenträger ab, hockte in Sitzstellung über seinen Schatz und machte das, was man sonst nur nur auf dem verschwiegenen Häusle tut. Die beiden Grenzer, es waren neue, die ihn noch nicht kannten, schimpften über den unmanierlichen Menschen, machten aber, daß sie aus der Geruchsweite kamen. Babischt wartete am unteren „Warmatsrugge”, bis die beiden am „Oberen Knie” verschwunden waren und in der Senke der „Mussenalp” dem Sperrbach zu gingen.
In aller Gemütsruhe holte er dann sein Fäßle aus dem Schnee und ging zur Spielmannsau hinaus. Beim „Gottenrieder” hatte man schon auf den Wein gewartet, denn hier saßen sie gern, die Holzer, Hirten und Heuzieher, bei einem guten Schoppen Tirolerwein. Dies war lange bevor der Gottenrieder die Tavernen-Gerechtsame erhielt und der stets bemüht war, seine Gäste zu bewirten mit Wein und Tabak, ob geschwärzt oder woher auch immer.
Der Sperrbachtobel war nur begehbar, wenn er voll Schnee war und gefroren und es dem Lenzing zuging, daß man die Lawinen nicht mehr fürchten mußte. Sonst ging man mit dem Schmuggelgut über Traufberg und Hirenalp zum Schwärzgergrat oder -ruggen, wie man den Grat oberhalb des Krummenstein nannte. Dieser Weg war bei den meist bergunerfahrenen Grenzern nicht so beliebt, weil er doch sehr steil war. Die paßten lieber auf unterhalb im Traufberg oder ob der „Neadr” und der „Brust”.
Einmal kam Babischt von der „Neadr” herunter durch den Wald zur Spielmannsau und sah plötzlich hinter sich einen Grenzer auftauchen. Doch das machte ihm wenig aus, er schlug einen Bogen und fuhr auf seiner Lederhose wie auf einem Schlitten den nördlichen Steilhang hinunter. Da kam der Grenzer nicht mehr mit. Bis der dann auftauchte, war er längst in der Gaststube und hatte schon ein Viertele vor sich, das er einfach seinem Tischnachbarn weggezogen hatte. Man lachte in der Stube, als ob gar nichts gewesen wäre, keiner gab Auskunft, und so blieb dem Grenzer nur, den Rückzug anzutreten.
Babischt war ein eifriger Unterhalter mit seinen hinterfotzigen Sprüchen. Auch wenn er sich mit seiner Schwester gut verstand, so erzählte er einmal im Wirtshaus, daß seine Marii oft bissiger sei als Kirchwirts Bernhardiner, bloß soviel „Zähn häb se numma”. Als er noch in der Spielmannsau wohnte, nahmen seine Räusche manchmal Dimensionen an, daß jeder seiner Füße in eine andere Richtung wollte. Dann konnte er philosophieren: „Wenn ih widr uf d’ Wealt käm, ih glöub, ih däd de gonz Schbillmasöu vrköufe und däd be glei z’doad süffe.”
Wenn es Freibier gab, dann konnte sich Babischt lange Zeit hinter den Maßkrügen verschanzen. Nach einer erfolgreichen Treibjagd im Rohrmoostal machte sich Graf Geldern den Spaß, dem Babischt soviel Bier anzubieten, als der trinken mochte. Er lud ihn ein mit der Aussage: „Kommen’s, Babischt, heut hab ich zwei Gems erlegt und noch ein Hirschkalb und da hast du gut mitgeholfen, du kannst heute trinken soviel du willst.” Das war natürlich etwas für Babischt, und er ließ das Bier immer im Maßkrug kommen. Als zu später Stunde die anderen Treiber, Förster und auch die Herrschaften längst zu Bett gegangen waren, saß er immer noch da und trank aus seinem Krug. Auch die Wirtsleute wollten ins Bett und stellten noch drei Maß auf den Tisch. So hockte er ganz allein mit einer stinkenden Ölfunzel. Als der Wirt am nächsten Morgen nach ihm schaute, waren alle Krüge leer. Nachdem man ihn geweckt hatte, fragte er gleich wieder nach Bier, da der Graf ihm doch versprochen habe, daß er saufen könne soviel er wolle und das wollte er schon auskosten.
Am zweiten Tag abends konnte er nur noch hocken, das Laufen ging nicht mehr so gut; kaum aufs Häusl kam er noch. Da besann sich der Wirt, daß er sowieso mit dem Roß nach Oberstdorf müsse und lud den Babischt auf sein Fuhrwerk. In Oberstdorf angekommen fuhr er ihn sogar noch an den Jauchen hinauf, da das Gangwerk fast völlig versagte. Die Marii ist ganz schön erschrocken, als man den Babischt ins Haus trug. Es wäre besser gewesen, man hätte ihn gleich im Roßmist eingegraben um seinen inneren Brand zu löschen. Graf Geldern, der die Sauferei angerichtet hatte, staunte nicht schlecht, als er das Freibier von Babischt bezahlte – es sollen 61 Maß gewesen sein. Man muß aber dazu sagen, daß das Bier früherer Zeit Nahrungsmittel war und ausgereift. d. h. ausgegoren. Mit heutigem Bier wäre eine solche Menge innerhalb von zwei Tagen gewiß tödlich. Kurz danach tauchte Babischt wieder im Rohrmoos auf und tat, als ob nichts gewesen sei, ja, er meinte lakonisch: „Hä, weages deam bizle Bier.” Am selben Tag hat er sich an einer zweiten Treibjagd beteiligt, die als Drückjagd von der Wälderseite zum Hischgund ins Rohrmoos abgehalten wurde. Nach dem Trieb schmeckte ihm das Bier wie allemal.
Er mußte bei den Jagdherren schon einen gewissen Beliebtheitsgrad gehabt haben oder war es Mitleid mit dem schlampigen, abgerissenen Babischt. Gerade vom Rohrmoos kam er jedesmal mit einem neuen, guten Stück Gewand nach Hause.
Daheim am Jauchen war die Not eigentlich ständiger Hausgast. Aber Babischt bemühte sich nicht sonderlich um Arbeit, denn die hatte er nicht erfunden. Das hat auch der Pfarrer gewußt, und als er ihn einmal vor dem Pfarrhof antraf, gab er ihm ein wenig Geld für seine Schwester Marii mit, damit sie sich etwas an Nahrungsmitteln kaufen könne. Babischt ist aber schnurstracks zum Adlerwirt und hat dort einige Maß Bier und zwei Viertele getrunken. Wie es halt so geht, einer hat dies dem Pfarrer zugetragen, der ihn kurz darauf zur Rede stellte. Auf die harte Rüge hat sich der Babischt zu verteidigen gewußt: „Du hoschd all Däg ding Wing und ih ho bloas uimohl i ming Leabe uin süffe welle.”
Eine andere Geschichte mit Prinz Luitpold wird erzählt. Es sei auf der Gemsjagd am Grat vom Hahnenköpfle zum Hoibat Riefenkopf passiert. Babischt sei gerade direkt neben dem Prinzregenten gestanden, da er ihm einen zweiten Stecken für eine Gewehrgabel gebracht hatte. Nachdem Binden der Gabel stand der Prinzregent auf und stieg dabei auf seinen Kotzen, daß er ins Torkeln geriet. Da hat Babischt ihn am Ärmel gefaßt und zurückgerissen, um einen möglichen Absturz zu verhindern. Nach Meinung von Förster Krembs sei aber die Gefahr sehr gering gewesen, da der Grat an dieser Stelle drei bis vier Meter breit ist und der Wackler seiner Hoheit unbedeutend war. Auch der Prinzregent als „Geretteter“ teilte diese Ansicht.
Der Troß der Jagdgesellschaft befand sich zu dem Zeitpunkt auf der steil abfallenden Lugenalper Seite unterhalb des Grates. Dr. Kaulbach, ein Jagdgast machte aber von diesem Vorfall ein großes Aufheben und wollte die Tat des Babischt gewürdigt wissen. Dieser wollte in seiner bescheidenen Art ebenfalls keinen Wirbel um seine Person, es sei ja schließlich selbstverständlich hilfreich Hand anzulegen, wenn jemand in Nöten wäre.
Nach einem erfolgreichen Jagdtag mit guter Strecke versammelte sich die Jagdgesellschaft am Abend im „Hirschen” zu einer gemütlichen Feier, an der auch der Prinzregent teilnahm. Dr. Kaulbach, der neben ihm saß, brachte sogleich die Rede wieder auf die Tat des Babischt und animierte den Regenten angesichts der Rettung seiner Person etwas zu tun. Er dramatisierte die Angelegenheit noch, indem er kundtat, angesichts der Steilheit der Lugenalper Seite, hätte er kein „Jota” mehr für das Leben seiner Hoheit gegeben, hätte Babischt nicht so schnell reagiert.
So begaben sich einige Herrschaften an den hintersten Tisch, an dem die Treiber saßen. Babischt hatte schon einige Maß Freibier verdrückt und seine Augen zeigten schon einen gewissen Glanz. Nun bedankte sich der Prinzregent in aller Form mit seiner verschnörkelten Hofsprache, sodaß der „Retter” kaum mitbekam, um was es dabei ging. Auch die übrigen Herren lobten ihn für seinen mutigen Einsatz. Babischt murmelte vor sich hin: „‘s isch dochid dr Weart gwea, mi hed bloas dea nuia Kotze düred, dea wär nochad öu hi gwea.”
Gut, daß dies nicht verstanden wurde, und der Prinzregent übernahm wieder das Wort: „Ja, Babischt, das ist schon einen großen Dank wert und muß unbedingt belohnt werden.” Er gab ihm drei Wünsche frei, wenn möglich, werde er diese auch erfüllen. Babischt druckte „rum und num” und meinte dann: „Ja, amol Bier soviel ih grad vrsüffe ka.” Nach einigem Zögern kam der zweite Wunsch: „ ... und z’ reiched grad gnüe.” Beim dritten Wunsch, als man meinte, ob er denn nicht gern ein paar Goldstücke hätte, brach es aus ihm heraus: „ ... und no a wink a Bier drzüe.” Ein Höfling brachte alsbald eine ganze Schachtel mit Prinzenzigarren, als Babischt mehr als zufrieden vor seinem Wunschbier saß. Alle waren schon gegangen und er saß immer noch beim Bier, brachte aber nichts mehr hinunter. Da meinte der Wirt: „So, iez verpackschde kui Bier mea, iez kane die Moß schu weg tu.” Worauf Babischt sagte: „Ja, as langd amend schu, abr die Moß nimmschd id weg, die leerschd a be hi, as wird schu ningtrickne.”
Anderntags meinte der Prinzregent zum Förster Schwarzkopf, daß soviel Bescheidenheit, wie sie der Babischt an den Tag legte, nicht abgetan werden sollte. Weil er immer so zerlumpt daherkomme, solle er auch eine neue Lederhose bekommen. Als ihm diese von Schwarzkopf überbracht wurde, meinte er: „Was, a Leadrhose, und a nuie öu no, die will ih id, die ist no viel z’ gschdäär, des düred viel z’ lang bis se ming Fidle a die nui Leadrhose gwendt hod.” Er hat sie dann doch genommen und mit Stolz getragen, die Prinzenhose. Aber die alte „Schdaalschludde” gab er nicht ab, die hat es immer noch getan.
Eines Tages kam Förster Schwarzkopf mit der Bitte zu Babischt, ob er nicht das Holz scheiten wolle beim Jagdhaus, natürlich gegen Bezahlung. „Ruckarmändles Hanesse Büebe” würden es versägen und er könnte es kleinhacken. Doch da ging bei ihm nichts, denn das würde viel Arbeit geben und der wollte er, so gut es ging, aus dem Wege gehen.
An einem Feiertag suchte man für eine Jagdgesellschaft einige Treiber. Als Babischt sich dafür anbot, verlangte man, dass er ein neues Hemd anlege, das seine starre ja vor Dreck und fragte ihn, ob er denn nur dieses habe. Da erwiderte er: „Kasch denke, zwei Dutzad Hemedr hone dahuim.” Zufällig kam gerade Marii vom Kirchgang dazu und wurde gefragt, ob sie nicht eines der vielen frischen Hemden ihrem Bruder geben könne. Worauf sie sagte: „Was bigott, des ondr hone ih dr Löug.”
Am besten wußte seine Schwester, daß er dem Holzen meist aus dem Weg ging, denn alle Heinzen des Gütles waren längst verfeuert und auch sonst alles Brennbare in Schopf und Bohne schon im Ofen gelandet. Beim Feuern hatte er seine eigene Methode. Da das Feuerloch für den Stubenofen von der Küche aus zu schüren war, hat er die Äste, Scheiter und „Schbealta” immer lang belassen und auf die Glut gelegt. Wenn das Holz dann ein Stück abgebrannt war, hat er es einfach nachgeschoben. Damit konnte er sich manches Absägen ersparen.
Ob diese Bequemlichkeit an seinem traurigen Ende schuld war? Vielleicht haben die dicken Scheiter einmal vorn nicht richtig gebrannt, wer weiß? Es hat dies niemand gesehen. Jedenfalls ist Schluttars Babischt „vrschtickt und vrbrunne” in seinem Ofenloch gefunden worden. Dies geschah am Heiligen Tag, als Marii in der Kirche war und anschließend noch Bekanntenbesuche machte.