Claudius Schraudolph (1813 - 1891) - Ein Oberstdorfer Historienmaler

von Meinhard Kling am 01.12.1985
Claudius Schraudolph - Heft 8

Bildnis des Claudius Schraudolph

Maler unbekannt -
wahrscheinlich Josef Anton Fischer

Claudius Schraudolph - Heft 8

Claudius Schraudolph -
Zeichnung von Franz Alois Schratt
(1868 - 1963, Fronz-Alise).
Dieser hat bei Claudius
Zeichenunterricht genommen.

Claudius Schraudolph - Heft 8

Gedenktafel an der Kriegergedächtniskapelle
(Ostseite)

In Oberstdorf, im unteren Markt, steht heute noch das Haus der Maler-Familie Schraudolph, das Geburtshaus der drei Maler-Brüder Johann (1808 - 1879), Claudius (1813 - 1891) und Mathias (1817 - 1863), einst Haus Nr. 303, heute Weststraße 34.

Claudius Schraudolph - Heft 8

Geburtshaus der Schraudolph-Brüder
(um 1900)

Vater Ignaz Schraudolph (1785- 1851) verkaufte um 1835 das Anwesen und erwarb eine neue Heimat an der Ecke Bachstraße-Schraudolphstraße, heute ein Neubau: Bachstraße 11. Hier betrieb er eine Kunstschreinerei und zugleich leitete er den Zeichenunterricht an der katholischen Sonntagsschule.

Sein zweitgeborener Sohn Claudius folgte 1829 bereits als Sechzehnjähriger dem älteren Bruder Johann auf die Kunstakademie nach München.

Alsbald unternahmen die beiden Brüder eine Studienreise nach Italien. Sie führte bis Rom. 1832 zogen Claudius erneut Kunststudien nach Italien, zusammen mit seinem Malerfreund Josef Anton Fischer aus Oberstdorf, als Begleiter des Münchner Malers und Kunstschriftstellers Ernst Förster.

1840 reiste Schraudolph nach Athen, um bei der Ausmalung der Residenz des Königs Otto von Griechenland mitzuwirken. 1860 malte er das Hauptaltarbild in der Magdalenenkirche in Speyer. An der Ausmalung des Domes zu Speyer, dem Großwerk seines Bruders Johannes, leistete er wesentliche Mitarbeit

Claudius Schraudolph - Heft 8

Bilderschrift- Zeichnung
des 16jährigen Claudius
(lesbar mit Abstand)

Claudius Schraudolph - Heft 8

Die einfachsten Bäuerlichen Geräte
seiner Heimat waren dem Künstler
als Motiv nicht zu gering.

Claudius blieb mit seiner Heimat Oberstdorf stets eng verbunden. Nach längeren Aufenthalten in der Fremde kehrte er immer wieder heim zu seinen Schwestern Veronika und Gertrud.

Beim Großbrand 1865 fiel auch sein Heimathaus den Flammen zum Opfer. Nun kehrte Claudius für immer nach Oberstdorf zurück, um sein neues Heimat- und Malerhaus aufzubauen. Er nahm in Oberstdorf und Umgebung Aufträge für Kirchenausmalungen an.

Es ist mir gelungen, unter Mitwirkung von Frau Frieda Math, eine Reihe von Bildern ausfindig zu machen, die bisher in heimischen Fachkreisen und in der Oberstdorfer Literatur noch nicht bekannt waren.

Das Oberstdorfer Heimatmuseum besitzt ein Ölbild von Claudius Schraudolph, das die beiden Apostel Petrus und Paulus darstellt. Dieses Bild war der Vorlageentwurf für Pfarrer Kögel aus Hopfen am See bei Füssen. Auf Grund dieser Vorlage erhielt Claudius den Auftrag, alle drei Altäre mitsamt den Auszugsbildern zu malen. Es ist erfreulich, daß in dieser Kirche der Nazarenerstil unseres Claudius bis heute bewahrt wurde.

Claudius Schraudolph - Heft 8

Hauptaltartbild in Hopfen am See

Ein weiteres Altarbild habe ich in der Kirche in Betzigau bei Kempten entdeckt. Dieses Ölgemälde befindet sich hinten auf der Empore neben der Orgel. Es stellt eine Kreuzigungsgruppe dar. An diesem Platz ist es vor Jahrzehnten anläßlich einer Altarerneuerung verbannt worden.

Ich glaube, daß diesem Bild hier nicht genügend Würdigung zukommt. Diese Kreuzigungsgruppe von Claudius finden wir auch in Kleinformat in der Kreuzwegtafel (13. Station) der Kapelle in der Spielmannsau (Roßhefte).

Claudius Schraudolph - Heft 8

Kreuzigungsgruppe in Betzigau

Ein weiteres Altargemälde von ihm machte ich ausfindig im Bregenzer Wald in Schoppernau. Es stellt dar: Philippus und Jacobus (die Kirchenpatrone) mit Christus in der Glorie.

Unser Historienmaler Claudius hat neben Heiligenbildern auch vortreffliche Portraits gemalt.

Claudius Schraudolph - Heft 8

Ölgemälde einer jungen Oberstdorferin namens Maria Blattner vom Kühberg, die Mutter von Babette Rueß (Ruese Baba), Oststraße 35.

Diese junge Frau hat ihm Modell gesessen bei der Darstellung der Maria am Deckenfresko
„Die Himmelskönigin” in der Kapelle Maria Loretto.

Claudius Schraudolph - Heft 8

Dekenfresco in Maria Loretto

Claudius Schraudolph - Heft 8

Marienbild - Öl auf Leinwand

Claudius Schraudolph - Heft 8

Veronika, eine Schwester des Claudius

Claudius Schraudolph - Heft 8

Johann Brutscher,
Feuerwehrhauptmann in Oberstdorf

Claudius Schraudolph - Heft 8

Johann Wittwer,
im Alter von 27 Jahren

Schraudolph - Heft 8

Handschrift - Auszug aus der Buchführung des Claudius Schraudolph

Claudius Schraudolph verstarb als letzter der Schraudolph-Brüder. Sein Heimathaus vermachte er seiner Haushälterin Therese Kennerknecht. Sein Bruder Johann v. Schraudolph hatte schon früher auf das Erbe verzichtet.

Auf der Rechnung des Gasthauses zum Adler (damals Besitzer Witwe Enzensberger) für das Leichenmahl des Claudius Schraudolph finden wir am 15. November 1891 folgende Aufstellung:

94 Liter Bier a 24 Pf. 22 M 56 Pf.
64 St. Schübling a 22 Pf. 14 M 08 Pf.
35 Tassen Kaffee a 20 Pf. 7 M
Brand 5 M 49 Pf.
Käs 92 Pf.
Mittag Essen 1 M 10 Pf.
Schlafgeld2 M 50 Pf.
53 M 65 Pf.

I. Kirchliche Werke von Claudius Schraudolph in Oberstdorf und Umgebung

Oberstdorf

Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist:

  • 1867 Am Hauptaltar über dem Altartisch: Die 12 Apostel
  • 1868 Südlicher Seitenaltar, Flügelaußenseite: Der 12jährige Jesus im Tempel
  • 1868 Nördlicher Seitenaltar, Flügelaußenseite: Die Verkündigung

Kapelle Maria Loretto:

  • 1877 Deckenfresko: Maria Himmelskönigin
    Im Vorzeichen über dem Eingang: Maria Verkündigung

Josefskapelle:

  • 1873 Altarblatt Hauptaltar: Hl. Familie
    Im Auszug: Gott Vater
  • 1874 Nördlicher Seitenaltar: Altarblatt, Maria Vermählung
    Im Auszug: Hl. Josef
    Südlicher Seitenaltar: Altarblatt, Christi Geburt
    Im Auszug: Maria und Josef

Pestkapelle:

  • 1877 Altarbild Muttergottes: Maria-Hilf-Bild nach Lucas Cranach

Kapelle Kinderheim Dienersberg:

  • Altarbild Muttergottes: Kopie des Pestkapellenbildes von Claudius oder
    seinem Bruder Mathias Schraudolph

Kapelle Spielmannsau (Roßhefte):

  • 1883 Kreuzwegtafel, Öl auf Holz (15 Stationen)

Kapelle Einödsbach:

  • 1886 Altes Altarbild an der Südwand (C.S.renov.1886)

Fischen

Katholische Pfarrkirche St. Verena:

  • 1871 Altarblatt: Hl. Verena vor Gericht
    Im Auszug: Ovalbild Hl. Dreifaltigkeit
  • 1875 Nördlicher Seitenaltar (jetzt Empore): Die Schlüsselübergabe an Petrus
  • 1876 15 runde Bildchen „Die Geheimnisse der drei Rosenkränze”
    für die Kapelle in Fischen

Altstädten

Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul:

  • 1869 Einst Hauptaltarbild, Austauschbild St. Peter und Paul
    An der Verkleidung des Altartisches: Das Abendmahl

Sonthofen

Friedhofskapelle:

  • 1874 Altarblatt: Auferstehung Christi

Burgberg

Katholische Pfarrkirche St. Ulrich:

  • Hauptaltar: 2 Bilder auf der Rückseite des Reliefs, neu gemalt 3. Tafel
  • „Das Manna-Wunder” und 4. Tafel „Opfer Abrahams”
  • 1873 Ein Fastenbild und eine Kreuzigung renoviert
  • 1885 Für Agathazell 2 Bilder, renoviert: Josef und Maria

Ortwang bei Burgberg

  • 1875 Altarblatt, Maria Trost, C. S. renoviert

Berghofen

  • Tafeln der Seitenaltäre neu übermalt

Untermaiselstein

Katholische Pfarrkirche St. Ursula:

  • 1880 Im westlichen Vorzeichen über dem Eingang, Öl auf Blech, 0,26 × 1,18 m
    Gott Vater, Hl. Michael und Bischof Stanislaus

Hopfen am See

  • 1888 Hauptaltarbild: Die Apostel Peter und Paul
    Im Auszug: Sinnbild des Altarsakraments (Kelch und Hostie)
    Rechter Seitenaltar: Hl. Josef Im Auszug: Gott Vater
    Linker Seitenaltar: Maria, die unbefleckt Empfangende (Maria auf der
    Erdkugel mit Schlange)
    Im Auszug: Heilig-Geisttaube

Betzigau bei Kempten

  • 1881 Einst Altarblatt: Kreuzigungsgruppe (jetzt auf der Empore)

Schoppernau

  • 1878 Altarbild: Philippus und Jacobus, die Patrone der Kirche, und Christus
    in der Glorie darstellend

II. Weitere bisher bekannte Werke von Claudius Schraudolph (meist in Privatbesitz)

Portraits:

  • Seine Schwester Gertrud
  • Seine Schwester Veronika
  • Seine Haushälterin Therese Kennerknecht
  • Pfarrer Haller (1855 - 1866), Pfarrer von Oberstdorf zur Zeit des Brandes
  • Johann Brutscher, Feuerwehrkommandant in Oberstdorf
  • Mariele Leising, Obere Mühle
  • Gertrud Leising, Obere Mühle, geh. Frommknecht, Müllerstochter aus Weiler
  • Johann Ulrich Leising, Obermüller in der Oberen Mühle, gest. 1854
  • Maria Blattner vom Kühberg
  • Johann Wittwer, mit 27 Jahren gemalt, 1853
  • Eine Bildschriftzeichnung: „Mensch lebe fromm und gut”
  • Heilige Dreifaltigkeit, Ovalbild (privat)
  • Heilige Verena vor dem Richter (privat)
  • Ein Herz-Jesu-Bild (privat)
  • Die Hl. Familie (Heimatmuseum Oberstdorf)

Quellennachweise zu Kirchenbildern:

Michael Pezet: Die Kunstdenkmäler von Schwaben, VIII. Landkreis Sonthofen, München 1964.
Alfons Kasper: Kunstwanderungen vom Ober- zum Ostallgäu, Band VII, Bad Schussenried, 1969.
Christian Arnold: Joseph Anton Fischer. Kempten 1961.
Weitere Bilder in Privatbesitz.

Kontakt

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1. Vorsitzender
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