Ein Witz? Nein. Ernst Zettler schreibt in seinem Alpenvereinsführer: „Dieser mächtigste geschlossene Gebirgszug der Allgäuer Alpen erstreckt sich in einer Länge von etwa 15 km vom Hauptkamm bei der Öfnerspitze bis zur Einmündung des Hornbachs in den Lech.” Gemeint ist hier die Hornbachkette, die im Sinne der Orographie aufgrund ihrer Reliefformen, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen daselbst, beschrieben wird. Deshalb dürfen wir auch den Großen Krottenkopf mit 2.657 m als den Höchsten der Allgäuer Alpen nennen, obwohl dieser, halt wie die ganze Hornbachkette, eben den Tirolern gehört. Er ist der wahre König dieses imposanten Gebirgszuges, in dessen Kette unter vielen Gipfeln die Urbeleskarspitze (2.632 m) als Königin thront. Als östlicher Vorposten nimmt schon von Weißenbach her die wuchtige Klimmspitze mit 2.464 m den Blick des lechaufwärts Reisenden gefangen.”
Erschlossen ist die Hornbachkette mit den Stützpunkten Hermann-von- Barth-Hüttte und Kaufbeurer Haus (unter dem Urbeleskar nordseitig), die durch den Enzenspergerweg miteinander verbunden sind. Ein Leckerbissen für den Bergwanderer, der weite Wege nicht scheut und von welchem ich das nachfolgende Erlebnis erzählen will.
Was die kirchlichen Verhältnisse anbelangt, mag interessieren, dass diese Region mit dem ganzen Lechtal zur Diözese Augsburg zählte, später aber der Diözese Brixen einverleibt wurde und heute der Diözese Innsbruck zugehörig ist.
In seinen „Lechtaler Impressionen” berichtet Karl Schott (S. 114) u. a. folgendes:
„Anfangs gehörte Hinterhornbach seelsorgerlich zur einzigen Pfarre des Lechtales, zu Elbigenalp; ab 1550 zur neugebildeten Pfarre Elmen. Während Vorderhornbach von Anfang an zur Pfarre Wängle bei Reutte gehörte. Als dann im Jahre 1675 die Kaplanei Vorderhornbach gestiftet wurde, besuchten die Hinterhornbacher hier den Gottesdienst, anstatt bis nach Elmen zu laufen. Da regte sich aber der Widerspruch der Vorderhornbacher, und den Hinterhornbachern wurde oft nicht gestattet, die Kirche in Vorderhornbach zu betreten, sondern sie mußten auf freiem Felde, in einer Entfernung von einer halben Viertelstunde, dem Gottesdienst beiwohnen. Leicht erklärlich ist darum, dass sich der Elbigenalper Pfarrer beim Generalvikar in Augsburg über Lauigkeit und Unsittlichkeit – sie leben wie Halbwilde – der Hinterhornbacher beklagte.”
Doch zu Ehrenrettung der „Hinterhorenpacher” darf ich folgendes anführen: Der Dreier Naz – Gott hab’ ihn selig –, ehemals Lehrer in Elbigenalp, hat mir vor vielen Jahren den Zeitungausschnitt aus einem Tiroler Heimatblatt ausgehändigt, in welchem der Chronist an folgende Begebenheit erinnert:
„Der Wirt vom Gasthof Adler ging immer nach Oberstdorf in die Kirche.”
Alle Achtung! Wohl begab er sich über das Jochbachtal und das Hornbachjoch (2.020 m), bei den wilden Höllhörnern, ins Oytal nach Oberstdorf. Ja, es ist schon wahr:
„Bearg und Tal kummet it zämet, aber d’ Lit!”