Ein Mann, der sich mit voller Schaffenskraft für Heimat, Mundart und Brauchtum eingesetzt hat, ist nicht mehr. Am 8. September 2013 verstarb Josef Anton Köcheler. Unter den Einheimischen war er unter dem Hausnamen „Lônzars Done“ bekannt.
Als jüngstes Kind der Landwirtseheleute Johann und Rosina Köcheler, geb. Fischer, wurde Done am 8. Mai 1927 in Oberstdorf geboren. Das elterliche Anwesen mit der Hausnummer 250 in der Freibergstraße war seine Heimat. Er wuchs zusammen mit einem Bruder und einer Schwester auf, besuchte in Oberstdorf die Volksschule und dann die Real- und Handelsschule. Als Kleinhirt auf Galtalpen lernte der Bub schon frühzeitig das beschwerliche Leben in den Bergen und „das Essen an fremden Tischen” kennen.
Neben den Tennisplätzen und dem Eisplatz aufgewachsen, interessierte sich der aufgeweckte Bursche für den schnellen Sport auf dem Eis. Schon als Zwölfjähriger spielte er in der Schülermannschaft des ECO Eishockey und blieb diesem Sport über viele Jahre treu. Der gerade Siebzehnjährige wurde 1944 zum Reichsarbeitsdienst und anschließend sofort zur Wehrmacht einberufen. Nach einer Kurzausbildung ging es an die Westfront, die allerdings nun nicht mehr sehr weit von der Heimat entfernt war. Diesem Umstand verdankte der junge Mann, dass er 1945 das Kriegsende und seinen 18. Geburtstag daheim erleben konnte.
Das dörfliche und das Vereinsleben lagen nach dem Kriege in Oberstdorf völlig darnieder. Mit einer Reihe älterer ehemaliger Mitglieder beteiligte sich Done am Wiederaufbau von Eisportclub, Feuerwehr und Trachtenverein, wo er bei letzterem bald Zeugwart wurde. Als der Museumspfleger Wilhelm Math 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und „sein” verwaistes Museum wieder ordnete, gehörte der junge Anton Köcheler zu seinen Helfern.
1951 hat Done die Weberin Zita Degenhard geheiratet. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Das junge Paar übernahm das kleine landwirtschaftliche Anwesen der alten Base Berta Köcheler in der Weststraße Nr. 289. In unzähligen Arbeitsstunden entstand über Jahre hinweg aus dem alten und sehr maroden Haus die Gästepension „Zita”. Als Hirte, Bau- und Waldarbeiter verdiente Done den Unterhalt für sich und seine Familie.
Ab 1960 war Anton Köcheler auch Kassier des Gebirgstrachten- und Heimatschutzvereines. Als 1965 der Verein die Bewirtschaftung der Oybelehalle neu vergab, übernahm Done dieses Geschäft. Zusammen mit seiner Familie war er 26 Jahre der Hallenwirt. Dies war die hohe Zeit der großen Folklore-Veranstaltungen. Als Geschäftsführer des Vereins von 1960 bis 1992 hatte Done Verbindungen zu einer ganzen Reihe von Trachten-, Musik- und Jodlergruppen nicht nur des Allgäuer Raumes, sondern auch im benachbarten Ausland und darüber hinaus. In Kreisen der Allgäuer Trachtler war „Lônzars Done” ein Begriff. Seiner Initiative war es zu danken, dass eine Reihe von Veranstaltungen wie z.B. das Jugendtrachtentreffen oder der Allgäuer Lieder- und Jodlertag in Oberstdorf stattfanden.
Die Gebirgstracht lag Done besonders am Herzen. Als sich 1969 Oberallgäuer Vereine zur IG Tracht zusammenschlossen, war es naheliegend, dass Done als deren „Motor” den Vorsitz übernahm, den er über viele Jahr inne hatte. Wenn es um die Trachtensache ging, schreckte Done auch vor harten Streitgesprächen nicht zurück. Das Ergebnis seiner Forschungen über die Entwicklung der Allgäuer Trachten veröffenlichte er in dem Buch „Die Gebirgstrachten im oberen Allgäu”.
Nicht zu vergessen sind die öffentlichen Ämter die Anton Köcheler bekleidete. So saß er als Vertreter der „Freien Wähler” von 1972 bis 1984 im Oberstdorfer Marktgemeinderat und wirkte von 1970 bis 1985 als Vorsteher der Oberstdorfer Jagdgenossenschaft. Dem „Verein der ehemaligen Rechtler der Ortsgemeinde Oberstdorf” gehörte er über 50 Jahre an, davon allein 19 Jahre im Verwaltungsausschuss.
Im Heimatmuseum übernahm Done, der schon seit Jahren dem Museumsausschuss angehörte, 1978 den Posten des Kassiers. Als sich 1993 das Museum, das seit Beginn eine Abteilung des Trachtenvereines war, selbstständig machte, übernahm er in dem jungen Verein in Doppelfunktion die Stellen des Kassiers und des 2. Vorstandes. Beide Funktionen füllte er voll aus bis 2001 bzw. 2005 und blieb auch danach dem Museum weiter verbunden.
Neben dem Erhalt der alten Kulturgüter setzte sich Anton Köcheler für den Erhalt der Muttersprache ein. Über Jahre diente er den Mundartforschern Prof. Dr. Gabriel und Prof. Dr. König als Gewährsmann für Oberstdorf. Als 1997 ein Gruppe Interessierter daran ging, ein Oberstdorfer Dialektwörterbuch zu erstellen, war er mit dabei.
Anton Köcheler zählte 1981 zu den „Geburtshelfern” der Heftreihe »Unser Oberstdorf« und hat bis kurz vor seinem Tode mit vielen interessanten Beiträgen die Schriften bereichert. Besonders zu erwähnen ist da sein Sonderheft über den „Wilde-Mändles-Tanz”.
Von den vielen Ehrungen, die unserm „Done” zuteil wurden, seien in diesem Kreis nur die Ehrenmitgliedschaft im Museumsverein, die Bürgermedaille des Marktes Oberstdorf und die Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens erwähnt. Oberstdorf hat mit Anton Köcheler eine markante Persönlichkeit verloren. Wir, der Museumsausschuss, der Verschönerungsverein und die Redaktion, werden dem treuen Freund der Heimat ein ehrendes Gedenken bewahren.