„Wahre” Geschichten, wie sie Medardus Rohrmoser erzählt hat – Dr blöu-blieteg Gems vum Wiibrschtieg

von Anton Köcheler am 01.06.2014

Diesen Beitrag (als Fortsetzung von „Medardus Rohrmoser – Landwirt, Revierjäger, Fuhrmann und Störmetzger", Heft 61 / Dezember 2012) hat Anton Köcheler im Oktober 2012 noch selbst korrigiert und zum Druck freigegeben.

Dr blöu-blieteg Gems vum Wiibrschtieg

Wenn e denn im Gerschtrubar Gindle gwea bi, ho ih weags de Gems ummanond glüeged, daß wenn dr Baron kut, no sobba schu wisse, wo a güeda Bock schtohd. Meamohls hone do a gonz a heale Gemsgaiß gsea und do isch br üfgfalle, daß die a moards hoache und wiid üsläge Krucke uff hod. Die hone feand no nie gseache. Abr nammas gonz Gschbässegs hone do gseache: die hod am lingge Oahr an wiiße Bleaz – was go des isch? Und schuich isch die gwea, desch allad de Erscht gwea wo üfgugged hod und i schneala Fluchta glei drvu isch. Des brobier e schu, ob ih die id bold krieg.

Fir huit isch se wiedr furt und de näschte Däg isch öu nuiz gange, as hod a kleis Schneale gmachd und a etle Däg isch dr Bläselar umgange. Am Mähdag isch dr Baron kumme mid sing gonze Gefolge und wo na mi hod kumme long, honem vu dear schuiche Gemsgaiß mid deam wiiße Oahr vrzellt. Do isch a glei wündrgeal woare und muit: „Rohrmoser, sobald es geht, gehen wir rauf und holen die fremde Gemsgaiß”. Ih honem no vrzellt, daß die, dr Krucke no, iberolt isch, abr halt hergoddeg schuich isch. Mir hend no uin Dag üsgwarted und no simbr am Friidag frei nüf i des Gindle. As hod an güete Schueh Schnea khedd, abr alls gonz vrblose. Mir hend ziemle lang khedd bis as Kochhiddle; dr Baron isch noit güet inggloffe gwea.

Mir hend em Kochhiddle a wink a Fuir khedd und hend vu do üs allad num gschpektived a dean Wiibrschtieg, wo sis i de Drüesa a gonze Schar Gems vum Bearelöuach rum kumme isch. Ma hod öu gseache, wo se schu am Voardag de Schnea vrschlage hend, um a wink a Gräsle zum kriege. Gschpoar sind ibral hi und hea gange, will es öu noit ländeg gwea isch.

Erscht drnoh umma viere isch die Schar dur die Drüesa rüs kumme und wie ne schu gseidt ho, die Kruckegaiß isch drbii gwea. Ih ho se ja am heal sing schu kennt und mit em Glas isch die Krucke narred zum a’lüege gwea. Dr Baron wär am liebschde glei nüs und hed druff gschosse, abr des isch viel z’ widd weg gwea. Ma müeß die no widdr ra kumme long und zum Schieße gembr a des Schöberle numm ündrem Wiibrschtieg. Zmohl isch dr Baron üsse gange mid sing Oppeguggar und schu hod die Gaiß des gmerkt und isch wiedr zrugg i die Drüesa ning. Ja, fir dean Dag isches nuiz mea woare. „Des packe ’br moan a”, hone zum Baron gseidt und so hembr ‘s öu gmacht und sind huim.

Rohrmoser - Heft 64

Gerstruben Hs.Nr. 3, „Medardese Hüs”, von Südosten. In Bildmitte Revierjäger Medardus Rohrmoser.

Mir sind no de Üfzug aie gange und kurz voar dr Seage siech ih an schiine Fux. Gonz schdill hone dean am Barone zeiged und dea hod’s kapiert, legt kurz a und hodden ordele öu troffe. Aso simbr id gonz ummesis uf dr Jagd gwea.

Am ondre Voaründr simbr wiedr is Gindle nüfdabbed und hend noch ar Broatzydd glei am Schöberle a Gfläck zum Schieße heagricht. Umma drui simbr no ded uf dr Paß gflacked und hend uf die Gemsschar gwarted. Kurz voar viere sind die rüskumme und öu wiedr ra as wie nächt.

Die Gaiß mit deam heale Hoor isch ordele drbii gwea und dr Baron hod schu grad gfiebred. Ih bi neabedet gleage und ho denkt, ih müeß gricht sing, wenn dr Baron fehlt. So a güeta Schitz isches öu id gwea. Des mid deam Fux nächt isch mea a Züefaal gwea, daß an glei troffe hod. Ih mui, dea ischen öu direkt in Schuß ning gloffe.

Mir sind güet vrdeckt gwea und dr Luft isch öu güet gwea und die Gems sind allad widdr ra kumme und die Gaiß allad a bizle am Rand oder voarah, no wiedr gonz hinda det. Iez kut se grad schii us dear Lichte i de Drüesa i deam Gängar und ih schupf de Baron: „Iez”. Do hod es schu gschnelld und die Gaiß düed an Satz ebe rah und schbringt uf is züe. A paarmohl isch se ingknickt und no kurz vorem Egg, wo ‘s hoach na goht, isch se niedrkhocked. Abr de Grind allad no i dr Heache. Ih honer nochad in Trägar gschosse und do ische glei umgfalle.

Weile simbr umme uf des Egg und do flacked die heal Gaiß. Als erschts hone glüeged, was des do am Oahr isch vu dear Gaiß. Ja, vrreck, hod die Gemsgaiß a Oahremarke dinn khedd und do hod ma lease kinne: „Hohenzollerscher Wildpark, Schloß Salem. 34/1912”. Ja, wie kut die Gemsgaiß mi der Oahremarke bis uf Obergibl und isch bu nar Gemsschar allad ibrem Grot uf Bearelöuachsidde ra is Gindle gweaxled.

A Prachtgaiß mid ar Krucke, wie ne nu gar kuine gseah ho. Ih ho se no üsgnohme und neabehea hone mid em Barone so driber grote, wie des züegong kinn, daß die bu is öuftöucht. Zmohl isch br inggfalle, do hobba doch voar a etle Johr drii Gems inggfocht em Trüfbearg und die sind i dean Wildpark an Bodesea nüs kumme, woll, und do isch doch so a heale Gaiß drbii gwea. No sag e zum Barone: „Hear Baron, desch uine vu deana drii Gems, wo ba voar a zeche Johr im Trüfbearg hinda inggfocht und i dean Wildpark brochd hod. Die hod halt wiedr in Trüfbearg huim welle. Waischt, Hear Baron, die Gems sind wie d’ Hünd odr Katze, die kasch garid so widd weg bringe, die finded allad wiedr huim.”

Dr Baron hod no die Oahremarke weggschnidde und in Sack gschdeckt und mid a wink am hindrhältege Lächle hodda gseidt: „Rohrmoser, denen machen wir keine Mitteilung, die brauchen nicht zu wissen, daß wir die ,hohheitliche’ Gams erlegt haben, da kommen die nur auf dumme Gedanken.”

Ih ho’s no öfters bu is vrzelld, des mid dear moards Krucke. Ih ho no nie so a hoache und üsgläge Krucke gsea khedd. Wo ne se sübr üsgsodde khedd ho und schii heargricht, hod se dr Baron no midgnohme. A hod die uf dr Welt- Jagdüsschdellüng in Budapest zeiged und det hod die als beschde Krucke vu dr Wealt a groaße Üszeichnüng kriet. Ja, do hend se gmuid, daß so a Krucke no gar nie voarzeiged woare sei. Dr Baron isch mid am groaße Gefolge aie gfahre uf des Budapest, abr mi hod a id midgnohme, obwohl e gean drbii gwea wär.

Em ondre Summr sind do zmohl a so etle „Krawattebirschle” kumme und hend mi noch dear Krucke gfroged. Ih ho’s abgwimmled und gseidt: „ Ih weiß nuiz vu dear Krucke, wo die iez hanged weiß ih öu id, kasing im Heyl’sche Schlooß i Herrnsheim bei Worms oder gar z’ Berlin i dear Wohnung, wo dr Baron als Reichstagsabgeordnada vur Regierüng hod; ‘s isch br öu glii, die Krucke kheard ja öu em Barone.” Uina isch drbii gwea, dea hobbe schu so kähl vu omma ra behondled, ja, schu faschd drecked. No bin e freach woare und ho dean Leffas gfroged, wea se eigedle seied und zu was die des wisse wend. A hod sogar an Name gseidt, weiß abr numma welan, und no vrzellt a, se kumme vu dr Hohezollersche Wildparkvrwoltüng beim Schlooß Salem.

No hone gfroged, wo se des vu dear Krucke heawissed. No seidt dea wo gar so affeg tong hod: „ Ja, unser fürstlicher Jagd- und Parkdirektor hat die Krücke in Budapest auf der Ausstellung gesehen und sofort wieder erkannt. Diese Gams ist aus fürstlichem Besitz und ist vor zwei Jahren bei uns aus dem Park verschwunden.” No hod a widdr vrzelld: „Da sich unser fürstlicher Jagd- und Parkdirektor sicher nicht geirrt hat, möchten wir wissen, wer wo die Gams erlegt hat, zumal wir unser Eigentumsrecht auf die Krücke erheben.” No hone glei zrugg gfroged: „Ja, hend dir kuin Haag um dean Park, ka do jeda zum Wildele kumme?” Dea seidt drgeg: „Wir haben einen sehr hohen Zaun, da kommt keiner drüber, aber die Gams ist laut- und spurlos verschwunden vor ca. zwei Jahren.” No hone no gmuidt: „Do kaa ih uib id healfe, die Krucke, wo mir do gschosse hend, isch allad schu em Gindle domm gwea und a blöus Blüet hod die öu id khedd, desch gonz normal gwea. Ih bi seal drbii gwea, wo dr Baron die old Gaiß erlegt hod und ih ho’ner no an Fangschuß geabe, odr glöubed denn dir, daß dr Baron uf Salem nüs fehrt zum Wildele. Mir hend mea Gems as wie dir ibrhöupt füeddre kinned.” Ih ho’s schu zweimohl sage mieße, will be dear Kleschpes id glei vrschonde hod.

Em Herbst, wo dr Baron wiedr kumme isch, hodda br glei vrzellt, wie adeer die bu sing Schlooß üftöucht seied. „Aber die Krucke bekommen die nie”, hod dr Baron gmuidt.

Noch a etle Johr hobbr dr Baron die Oahremarke vu dear Gemsgaiß brocht. Ih ho se in a Rähmle ning tong und hinda druff gschriibe: „Ohrenmarke der Blaublütler Gemsgaiß vom Gündle”. Des hone sogar in Eahre khedd, ja, wea hod schu a Oahremarke vu nam kaiserlich-hohenzollerschen Gems. Wo br razoge sind vu dr Gerschtrube, do hobba se vrleit, ja, ma hod se nina mea gfünde.

Des Gschichtle vu dr blöublietege Gemsgaiß hone oft vrzelle miesse und ih ho öu nie mea so a hoache und widd üslääge Krucke mea gseache. Desch gonz gwiß wohr, will e seal drbii gwea bi.

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