Scheidung? Trennung? Diese Begriffe waren im Wortschatz unserer Ahnen nicht enthalten. Da war die Ehe tatsächlich ein Bund fürs Leben. Entsprechend gründlich empfahl es sich, den Charakter des/der Auserwählten zu prüfen. Tiefe Rückschlüsse erlaubte die Art und Weise, wie der Käse entrindet wurde. Ob jemand „klemmfiedleg” (geizig) war oder „üfhüseg” (verschwenderisch), erkannte man mit einem Blick. Auch wenn diese Prüfung hier Anlass ist für ein humoriges Gedicht (aus männlicher Perspektive) – die Käsrinden-Psychologie war durchaus Ernst gemeint und wurde dem Autor von seiner Oma eindringlich ans Herz gelegt.
Außerdem haben wir hier, neben den Geschmacksfragen, ein weiteres Argument gegen den rindenlosen Fabrik-Emmentaler, wo derartige Erkenntnisse nicht mehr möglich sind. Also: lieber räs und rindig!
Wenn du amôl a Feel hôsch wo ibrnumm dir gfällt,
a der de bigott gônz läppesch wiersch,
dass di vor Äämr braits vrschnöllt,
du waisch wienes im Leabe gôt:
razepuz hôsch de Schade.
Drum hôn i dir an güete Rôt:
wit wisse wie’s um des Wibsbild schtôt,
tüe’s uff a Broatzit lade.
Was r öü hischtellsch, ‘s isch gônz gli,
sei blôaß a Rôngge Käs drbi.
So a Käs isch frile gsünd,
so hôttes no an ôndre Gründ:
müesch passe, wie se d’ Rinde schnitt,
will dr des gnöü Üskumft gitt.
Isch d’ Rinde breadlesbrait, mei grüseg,
nô waisch: die Feel, die isch üfhüseg
Briecheleg seibba dô drzüe,
brucht eerbar Zuig und krugt nie gnüe,
dät als vrsoode und vrbuzze,
die dät di hinda und voana üsschtruzzle,
wuurt nuudlfaischt und gwampet,
und seal wäresch bôld vrgantet.
Abr frisst se d’ Rinde mit, mei Büe,
mit so uinar hettsch gwies kui Rüeh.
Des isch no mindr, wil dô kennsch:
des isch bigott a gschlarpets Mensch.
Die Bumpl miech dr bloaß an Vrlag,
flacket im Bett de gônze Tag,
drwiilat Hüs und Hof gänd z’ gründ,
dô hettesch de kui froibege Schtünd.
Drum Ma, wenn ‘s di nôch uinar bizzlet,
lüeg: isch dr Käs öü sübr gschnipflet?
Hôttes a Fuurm? Isch ‘s i dr Greede?
Nô müess i friile numma lang preege.
Meidle gniegle abr it knippeg
sind huizetaag rar – nimm ‘s lieber zitteg.
Neabezüe hôsch ietz öü gleanet
wieba Feela wiff üfgweermet.
Kinnt amend ja sing nättgli
sui schtellt dir an Käslaib hi.
PS: Wie hôtt ‘s Maale allat blearet?
Am beschte isch uine, wo d’ Rinde raschearet!