Postkarte, Gebirge, Kirche,
URKUNDE |
Die Pfarrkirche in Oberstdorf ist nach dem Brande wieder aufgebaut worden im Jahre 1866/67.
Unter der kgl. Kreisbehörde Schwaben und Neuburg, Freiherr von Stengel, kgl. Kreisbaubeamter in Augsburg, fertigte das Projekt für die Kirche und führte die Oberleitung des Baus.
Der kgl. Baubeamte Ritter von Horsting, Vorstand der kgl. Baubehörde I in Kempten, führte auch die Bauleitung und Josef Bleschort von München gebürtig, war als kgl. Bauführer für die Leitung das Baues aufgestellt, durch die Baubehörde.
Maurermeister Kaufmann und Zimmermeister Blanz von Hindelang haben den Kirchenbau im Akkord ausgeführt unter obiger Bauleitung.
Gegeben:
Oberstdorf, den 28 ten September 1866
Die Bauausführung des Kirchenbaues Bleschort, Bauführer.
So ist zu lesen am Ende der Botschaft, die Joseph Aloys Köberle, Pfarrer in Oberstdorf von 1866 – 1888 (geb. zu Altstädten), an seine Pfarrkinder richtete – und auch an kommende Generationen.
Davor schrieb er (auszugsweise):
„Ach! wir hörten ein und ein halbes Jahr keine Uhr schlagen, keine Glocke läuten, und sehnen uns mit wahrer Kinder Begierde nach dem ersten christlichen Zeichen an unserm Gotteshause, nach dem Kreuze auf unserer Thurmspitze. [...]
Wir sind jetzt wohl arm, haben aber, gottlob! den christlichen Glauben, bekommen für uns und Euch eine schöne Kirche und der liebe Gott wird uns gewiß aus allen unsern zeitlichen Nöthen helfen. Wir haben das Unsrige treu und redlich gethan, daß das Haus des Herrn aufgebaut werde, wir haben keine Opfer gescheut, obgleich selbst arm, das Haus des Herrn geziemend auszuschmücken, wir haben dem nächsten Geschlechte und noch vielen kommenden Geschlechtern ein Denkmal des lebendigen Glaubens hinterlaßen; machet Ihr es ebenso!
Aus Staatsmitteln war die Kirche erbaut, und wir opferten und sammelten, bis die Kirche würdig für den Herrn geschmückt ward. Sollte Gotte Euch in ähnliche Prüfung kommen laßen, thuet desgleichen.
Wenn ihr dieses gelesen, sind wahrscheinlich Jahrhunderte vergangen, von uns ist in dieser Welt kein Stäubchen mehr zu finden, wir ruhen längst neben der Kirche, auf die es uns so gefreut. Wißet aber, wir haben in harter, herber Zeit gelebt; als der Bau von Oberstdorf und namentlich der Kirche begonnen, war auch Kriegszeit, ein Bruderkrieg in Deutschland. Preußen erhob sich, verdrängte Österreich aus Deutschland, und wie es scheint, wird es nach und nach alle deutschen Kleinstaaten und zuletzt auch Bayern, den größten darunter verschlingen.”
Am Ende ist noch vermerkt:
„Die Unterzeichneten haben im Jahre 1865/66 das Pfarrhof- und Schulgebäude zu Oberstdorf als Unternehmer hergestellt und diese Zeilen bei Aufsetzung des Knopfes u. Kreuzes an diesem Thurme beigelegt
Oberstdorf, den 28. September 1866.
Vinzenz Meßmer, Maurermeister
Fr. Fid. Mayr, Zimmermeister
beide aus Immenstadt”
Zur Benediction der neuerbauten Pfarrkirche am 10. November 1867 ist im Verkündbuch unter dem 3. 11. 1867 eingetragen:
„Heute über 8 Tage ist die feierliche Benediction und der feierliche Einzug in die neue Pfarrkirche. Es findet dabei folgende Gottesdienstordnung statt. Um 7.00 Uhr ist die Frühmesse. Um 8 Uhr beginnt die Kirchenbenediction. Es wird hierbei bemerkt, daß während dieser Benediction, niemand ausser der Geistlichkeit in die Kirche hineindarf, das die Pfarrangehörigen ruhig und andächtig um die Kirche sich aufstellen sollen. Während dieser Benediction wird auf dem Kirchhof kirchliche Musik gemacht. Ist die Kirchenbenediction beendet, werden sämtliche Kirchentüren geöffnet. Unter dessen werden von der Geistlichkeit Altäre bekleidet und der Tabernakel geweiht. Alsdann wird in Prozession (wie am Fronleichnamsfest) das Allerheiligste aus der Seelenkapelle abgeholt. Zuerst in Monstranz, alsdann im Ciborium. Während der Prozession wird vom Musikchor und von den Pfarrangehörigen, das Lied: ,Großer Gott wir loben dich’ gesungen, welches Lied mit Musik begleitet wird. Dieser Prozession folgen nur die mit Himmel und Leuchter tragend beteiligt sind. Hierauf folgt die Predigt und das feierliche Hochamt.
Beim Einzug in die Kirche findet folgende Ordnung statt:
Vorangehen die Schulkinder mit Blumen welche sie beim hineingehen auf den Kirchenboden streuen sollen. Erwünscht wäre es, wenn die Mädchen weiß gekleidet wären, doch will man niemand Unkosten verursachen. Nach der Schuljugend folgen die Jünglinge und Jungfrauen. Knaben und Jünglinge haben sich auf der Epistelseite, Jungfrauen und Mädchen auf der Evangelistenseite aufzustellen, letztere werden ersucht in Kränzen zu erscheinen. Hierauf folgt die Marktgemeindeverwaltung, für welche Plätze im Chor hergerichtet werden. Alsdann die übrigen Pfarrangehörigen. Männer und Frauen, die sich in die übrigen Teile des Schiffes ihre Plätze finden.”
Wie es scheint, war bei der Benediction kein Bischof zugegen.
Eine Kuriosität sei aber noch am Schluss vermerkt: Nämlich erst im Jahr 1872, am 3. September, fand die eigentliche Kirchenweihe durch den Augsburger Bischof Pankratius von Dinkel statt, zusammen mit der Firmung in Oberstdorf. So hat es Franz Alois Schratt geschrieben:
1869. Die mit der Weihnacht
und dem Pfingstfest bezüglichen Bildwerke v. Joh. Glatz München) für die Seiten=Altäre dieser Kirche kamen in diesem Jahr zur Aufstellg. Auch der Hochaltar hat das Bildwerk „Taufe Jesu durch Johannis” erhalten, sowie die Seitenbilder.
Kleine Gemälde mit den Aposteln zieren den untern Altaraufsatz, ebenso die Leuchter v. Maierhöfer Pfr. Monstranz v. 17. Jahrh.
Im Chor wurden die alten Fahnen neu ersetzt. (1882)
1872 d. 3 Sept. fand die Kirchweihe
durch Bischof Pankratius statt (Firmung).
1884 wurden die Engelsfiguren für die Charwoche v. Kraft hergestellt 1300 M
1891 erhielt die Kirche ein neues Dach
v. Merk (Gassner). Sonthofn.
* St. Ulrich S Afra und d. Apostelfürsten
* in Dirlewang