1885
- Um die Brücke über das Tobel an der Walserschanze hat es jahrhundertelang Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Oberstdorf und Mittelberg gegeben. Als bei der Brückenreparatur 1885 Kosten von 157 Mark anfallen, zahlt Oberstdorf den vertraglich festgesetzten fünften Teil. Die österreichische Nachbargemeinde ist zufrieden, aber das kgl. Bezirksamt erteilt dem Oberstdorfer Bürgermeister Franz Paul Brack einen Verweis.
- Prinz Luitpold von Bayern zahlt für die Gemeindejagd Oberstdorf einen jährlichen Pachtschilling von 618 Mark.
- In Kempten beginnt August Ullrich mit den Ausgrabungen der Römerstadt Cambodunum auf dem Lindenberg.
- Ein „Schau-, Trauer- und Thränenspiel” mit dem Titel „Merodes vor Sichern oder der triumphierende Viertelsmeister” wird in der Fasnacht auf dem Marktplatz aufgeführt. Über 150 Mitwirkende müssen für das Stück aufgeboten werden.
- An „inggende Schulda” (Kapitalzinsen) werden allgemein 4 1/2 % bezahlt.
- Die Gemeindebediensteten erhalten folgende Jahresgehälter:
Lehrer Josef Lochbrunner als Gemeindeschreiber 120 Mark,
Lehrer Josef Lochbrunner für Gesangsunterricht 50 Mark,
Gemeindediener Max Jäger 180 Mark,
Nachtwächter Benedikt Renn 135 Mark,
Nachtwächter Anton Brutscher 135 Mark.
- Bei der Fronleichnamsprozession und an König Ludwigs Namenstag werden insgesamt 42 Pfund Schwarzpulver verschossen. Ein Pfund Pulver kostet 60 Pfennig.
- Der Sprengmeister und Wegmacher Julius Wolkan bekommt als Taglohn 2,50 Mark. Seine Helfer werden für einen Arbeitstag mit 2 Mark entlohnt.
- Das 1875 im Bockkar erbaute Unterkunftshaus des Alpenvereins ist durch Hangschub baufällig. Auf einem Grasrücken unterhalb der Berge der guten Hoffnung läßt die Sektion Allgäu-lmmenstadt eine neues Haus errichten. Zu Ehren des verdienten Gründungsvorstandes Anton Waltenberger wird es Waltenbergerhaus benannt.
- Oberhalb des kleinen Rappensees erstellt der Zimmermeister Leonhard Huber im Auftrag des DuOeAV, Sektion Allgäu-Kempten, ein hölzernes Hüttchen, das hochtrabend Rappenseehütte heißt.
- Bei der Ortsgemeindekasse werden u. a. Einnahmen von 2 Mark gebucht. Es ist dies die Genehmigungsgebühr für einen „Edelweißhändler”.
- Privatier Prögler (Drogerie-Inhaber) stiftet der Freiwilligen Feuerwehr zwei Hydronetten, von denen eine im Oberen und eine im Unteren Markt deponiert wird.
- Ein „Pfund” Erdöl kostet bei Ludwig Gschwender (Nazle Ludwig) 15 Pfennig. Michael Schmid errichtet in Kornau eine zweite Sennerei.
- Die seit 1864 bestehende Thannheimersche Sennerei stellt daraufhin 1892 den Betrieb ein.
- Die Landgemeinde Oberstdorf zahlt für 1885 1.831,47 Mark als Distriktsumlage.
- Die Gespräche für einen Eisenbahnbau zwischen Sonthofen und Oberstdorf bringen noch keinen greifbaren Erfolg.
- Die 2.353 Kurgäste des Jahres entrichten 1.528 Mark an Kurbeiträgen. Den Gesamteinnahmen des Verschönerungsvereins von 2.706,62 Mark stehen Ausgaben von 2.350,43 Mark gegenüber.