Oberstdorf vor 50 Jahren

von Eugen Thomma am 01.06.1986

1935

  • Zu Beginn des Jahres 1935 weist die Statistik für Oberstdorf folgende Zahlen aus:

Einwohner: 4.581, davon 1.997 männlich, 2.584 weiblich;
4.118 katholisch, 444 evangelisch, 1 Israelit, 18 sonstigen Bekenntnisses oder religionslos.
1934 wurden in Oberstdorf 65 Kinder geboren, 37 Personen sind gestorben und 39 Paare haben geheiratet.

  • Bei der 20. Allgäuer Skimeisterschaft marschieren die Teilnehmer gemeinsam vom Wettkampfbüro (Verkehrsamt im Bahnhofsgebäude) zum Start.
  • Langsam beginnt die Motorisierung auch im Allgäu: Im Landkreis Sonthofen sind folgende Fahrzeuge amtlich zugelassen: 273 Pkw und Omnibusse, 44 Lkw, 7 Zugmaschinen, 361 Schwerkrafträder und 409 Leichtkrafträder. Das ergibt einen Fahrzeugbestand von 1.094 Kraftfahrzeugen im gesamten Landkreis.
  • Die Clubmeisterschaften des Skiclubs Oberstdorf bringen folgende Ergebnisse:

Clubmeister Dreierkombination: Liese Schedler
Clubmeisterin Zweierkombination - Abfahrt/Slalom: Senzl Kaiser
Gewinner der Zweierkombination - Langlauf/Sprunglauf: Liese Schedler
Gewinner der Zweierkombination - Langlauf/Abfahrt: Liese Schedler
Gewinner der Zweierkombination - Abfahrt/Slalom: Kaspar Schwarz

  • Bei seinen Grabungen im Lumpental, am Klingenbichl und am „Jehlefels” oberhalb Wasach findet Christoph Graf Vojkffy steinzeitliche Werkzeuge.
  • Eine riesige Lawine verschüttet die Straße Bödmen - Baad im Walsertal. Durch die drei Lawinenkegel werden Tunnels gegraben und innen mit Holz abgestützt. „Wie durch den Stollen eines Bergwerkes, so fahren die Fuhrwerke durch die dunklen Gänge.”
  • Die neue Satzung für die Erhebung der Kurabgabe sieht vor:

Einzelpersonen: 0,30 Mark pro Tag bis zum Höchstsatz von 9.- M.
Familien mit 2 Personen: 0,60 Mark pro Tag bis zum Höchstsatz von 18.- M.
Familien mit 3 Personen: 0,80 Mark pro Tag bis zum Höchstsatz von 24.- M.
Familien mit 4 Personen: 1,- Mark pro Tag bis zum Höchstsatz von 30.- M.
Familien mit 5 Personen: 1,10 Mark pro Tag bis zum Höchstsatz von 33.- M.
und mehr

  • Der Skiclub richtet die Alpe Bierenwang als Clubhütte ein.
  • Die Bezirksstraße Sonthofen - Fischen - Oberstdorf wird mit Wirkung vom 1. April 1934 zur Reichsstraße aufgestuft.
  • Beim Heuzug im Sperrbachtobel verunglücken Liese Brutscher und Fridolin Ammann durch eine Lawine tödlich.
  • Durch die neue Gemeindeordnung wird die Ortsgemeinde mit der politischen Gemeinde vereinigt. Die feierliche „Übernahme” erfolgt am 19. Mai.
  • Am 26. Mai wird der seit dem 16. Februar 1934 von einer Lawine am „Kalten Brunnen” verschüttete Gendarmerie Oberwachtmeister Hutter von seinem Bruder tot gefunden.
  • Nach der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht werden die jungen Männer der Jahrgänge 1914 und 1915 gemustert. Während die Angehörigen des Jahrganges 1914 gleich zur Wehrmacht kommen, müssen die 15er erst ein halbes Jahr Reichsarbeitsdienst leisten.
  • ln der katholischen Pfarrkirche wird eine neue Orgel eingebaut.
  • Nach dem sogenannten Führerprinzip des „Dritten Reiches” wird der kommissarisch berufene Bürgermeister Ludwig Fink als ehrenamtlicher 1. Bürgermeister eingesetzt.
  • Der Alpwirtschaftliche Verein des Allgäus hat sich als Ziel seines diesjährigen Alpwanderkurses die Alpen Huberlesschwand, Hochleite, Söller, Schlappold, Warmatsgund, Bierenwang und Einödberg ausgesucht.
  • Die Marktgemeinde versucht im Rahmen eines Architekten-Wettbewerbes Pläne für ein Kurhaus zu bekommen.
  • Ein Lechtaler, der in Oberstdorf als Erntearbeiter tätig war, wird als Devisenschmuggler festgenommen. Er hat seinen Lohn verbotswidrig in Reichsmark anstatt in Schilling auszuführen versucht.
  • Zwei Touristen werden nachts von den Bergführern Kaspar Schwarz und Wendelin Weitenauer aus den Seewänden geborgen, worin jene sich verstiegen hatten.
  • Der Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein gedenkt der 300. Wiederkehr des Not- und Pestjahres 1635. Im Oybele-Festzelt werden „Lebende Bilder” aus jener Zeit aufgeführt.
  • Der Boxring Allgäu - in dem neben Kämpfern aus Immenstadt auch solche aus Fischen und Oberstdorf stehen - verliert einen Schaukampf im Oybele-Festzelt gegen SpV 08 Friedrichshafen mit 8 : 2 Punkten.
  • Die Arbeiten an den Heimstätten-Siedlungshäusern am Bannholz gehen dank der guten Zusammenarbeit der Siedler zügig voran.
  • Oberstdorf ist Start- und Zielpunkt der „Internationalen Sechstagefahrt”. Morgens donnern die Motorräder und Wagen aus dem Ort und kehren jeweils am Abend nach den verschiedenen Prüfungen hierher wieder zurück.
  • Die Marktgemeinde erwirbt das Fuggeranwesen und legt damit den Grundstein zu dem ca. 40 Jahre später propagierten „grünen Ortskern”.
  • Ein verbotswidrig in den für Kraftfahrzeuge gesperrten Frohmarkt fahrender Sportwagen gerät neben die kleine Brücke beim Anwesen Geiger und stürzt in den Dorfbach.
  • Die im Dezember durchgeführte Viehzählung ergibt für Oberstdorf folgenden Nutzviehbestand: Rindvieh 1.657, Pferde 139, Schweine 226, Schafe 13, Ziegen 58, Federvieh 1.659 Stück und 101 Bienenvölker.
  • Im Verlag A. Hofmann erscheint das Buch „Erlebnisse eines Bergjägers”. Der Autor, Oberjäger Max Speiser, stirbt kurz nach dem Erscheinen seines erfolgreichen Werkes.
Oberstdorf vor 50 Jahre - Heft 9

Oberjäger Max Speiser
(entnommen aus :
Erlebnisse eines Bergjägers)

Das Jahr endet mit den Vorbereitungen für den Umbau des Fuggerhauses zum Kurhaus und den Arbeiten zur Durchführung der vorolympischen Deutschen Wintersportmeisterschaften. Bei den einzelnen Läufen sollen an der Schanze und am Bahnhof Lautsprecher aufgebaut werden. Die für die Olympiade vorgesehenen Ansager sollen hier die Ergebnisse durchgeben. „Außerdem werden zwei Reiter täglich am Spätnachmittag durch Signalhörner das Publikum in den Straßen aufmerksam machen und kurz die Ergebnisse des jeweiligen Tages mitteilen und auf die Kämpfe des nächsten Tages hinweisen.”

Anmerkung:

Als Grundlage für die Ausarbeitung der Jahreschronik „Oberstdorf vor 50 Jahren” diente der Jahrgang 1935 des „Oberstdorfer Gemeinde- und Fremdenblattes”.

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