Johannes Frey - Dekan Pfarrer von 1615 bis 1641 und Oberstdorfer

von Leo Huber am 01.08.1992

Das Heimathaus zu Sonthofen birgt einen kleinen, aber sehr kostbaren Schatz für Oberstdorf: Die Stammtafel der Familien Frey aus Oberstdorf, welche um ca. 1620 - 1634 gemalt worden sein dürfte.

Mit der Entdeckung dieses Bildes treten aber wiederum viele neue Fragezeichen auf. Somit kann auch dieser Beitrag nur als Mosaiksteinchen ergänzen, jedoch nicht als geschlossene Arbeit verstanden werden.

Joannes Frey - Heft 20

Stammtafel der Familie Frey
ca. 1620 - 1634

1. Die Vorfahren

Bei den Männern beginnt die Tafel rechts mit Ludwig Frey, und die nächste Person ist ebenfalls ein Ludwig Frey, aber ein „Burger zu Schwaz”. Das Totenbuch vermerkt am 22. 1. 1616 die Anna Freyin, welche „bei 50 Jar alt” gewesen ist. Im Jahre 1619 wird über das Muttergut von Anna Freyen Kinder (Vater Martin Schraudolph) verhandelt. In dieser Erbteilung ist von einem Bruder von Anna Frey namens Ludwig und vom „Ähne” Ludwig Frey die Rede.

Im Jahre 1583 wird in einem Vertrag zwischen der Gemeinde Oberstdorf und dem Michael Frey in den unteren Gruben belegt, daß die derzeitigen „Gewalthaber” in Oberstdorf folgende Männer sind:

Hans Brutscher, Gerichtsammann,
Simon Miller, Conrad Mutter, Ludwig Frey,
Hans Schraudolph und Hans Hueber.

(In dieser Urkunde wird dem Michael Frey in den unteren Gruben und seinen Nachkommen gestattet, mit ihrem Vieh in die Wiesen zu fahren, wenn die obere gemeine Herde in die „guete Oy” fährt. Frey soll aber sein Vieh zu der Herde schlagen, sonst hat er zu keiner Zeit ein Weiderecht.)

Der Vater von Pfarrer Joannes Frey war demnach Ludwig Frey, ein „Burger zu Schwaz”. Geboren im Jahre 1537, verstarb dieser Mann am 25. 9. 1619 im hohen Alter von 82 Jahren (siehe Pfarrbrief 3/91).

In der Kapelle St. Jacob zu Reichenbach steht am nördlichen Seitenaltar die Stifterinschrift, welche aber schon sehr schwer zu lesen ist:

„Anno 1610 (müßte allerdings 1619 heißen) den 25. tag septembris starb der ersam Ludwig Frey dem Gott gnedig und barmherzig sein welle amen.”

Rechts daneben:

„Anno 1603 (?) den 19. tag febr. starb die ersam Barbara Freyin der Gott gnedig und barmherzig sein welle amen.”

Dieser Vermerk paßt sehr gut zu den Aufzeichnungen der Pfarrmatrikel, wo der Vater des Pfarrers am 25. 9. 1619 ins Sterbebuch eingetragen wurde. Das Bürgerrecht der Tiroler Bergwerksstadt Schwaz erwarb sich Ludwig Frey vermutlich durch eine gehobene Tätigkeit im Schwazer Bergwerkswesen, welches zur damaligen Zeit zum Einflußbereich der Augsburger Fugger gehörte. Es wurden dort Kupfer und Silber abgebaut. Im Jahre 1525 wurde Ulrich Fugger aus Augsburg in Schwaz begraben.

Am 22. 6. 1616 schreibt Pfarrer Joannes Frey an den Bischof zu Augsburg einen Brief. Er bittet um Aufbesserung seiner Pfründe auf jährlich 400 Gulden, damals das Normaleinkommen eines Pfarrers. Frey bittet sehr eindringlich um diese Aufbesserung, denn bisher habe ihn „mehrerenteils mein Vater erhalten”. Das bisherige Einkommen des Oberstdorfer Geistlichen betrug nur 200 Gulden jährlich.

2. Das Fresko an der Oberstdorfer Seelenkapelle.

An der Nordseite unserer heutigen Kriegerkapelle auf dem alten Friedhof befindet sich, fast nicht mehr erkennbar, ein Fresko mit sechs Stifterfiguren. Dieses Bild ist sehr alt; denn schon im Jahre 1750 war ein Teil der Personen nicht mehr erkennbar. Am 9. 5. 1750 vermerkt nämlich das Visitationsprotokoll folgendes:

„von aussen her aber gegen die pfarrkirchen hinüber an der maur unter freyem himmel stehet ein alt Gemähl, an welchem oben de. . .lesen folgendermassen: Eltern Ludwig Frey und Maria Freyin vom Vater links ein Geistlicher” (Joannes Frey? Der Name war aber schon damals unleserlich - Anmerkung d. Verf.), dann ferner ein unleserlicher Name, „sovil wissent ein Burger zu Schwaz, weiters Herr Ulrich Frey, Dechant und Pfarrer zu Wertach, Hans Frey, Ludwig Frey”.

Eine ganze Reihe von Gründen lassen die Vermutung zu, daß es sich bei diesem Fresko nicht um die Eltern und Brüder des Oberstdorfer Pfarrers Frey handelt, sondern, weil älter, um die Großeltern bzw. Onkel von Joannes Frey. Dann könnte eine Reihenfolge so aussehen:

Ludwig Frey d. Ä. und Maria Freyin

Sylvester Frey, Abt bzw. Administrator in St. Georgenberg/Tirol, gest. 1588 (könnte sehr wohl auch Bürger der Stadt Schwaz gewesen sein);

oder:

Ludwig Frey, Bürger zu Schwaz

Ulrich Frey, Dekan und Pfarrer zu Wertach (1560 immatr. in Ingolstadt), Hans Frey, entweder ein Bruder Ludwigs d. Ä. oder der Pfarrer Joannes Frey, geh. 1564 in Oberstdorf, 1579 immatr. in Dillingen, gründete 1616 die Freysche Stiftung und war von 1590 bis 1632 Pfarrer zu Illerberg

Ludwig Frey, entweder der Vater des »Pestpfarrers« oder der Magister und Pfarrer Ludwig Frey zu Dietenheim, welcher 1569 in Dillingen immatrikuliert war.

3. Die Geschwister des Pestpfarrers und seine Zeit als Dekan und Pfarrherr zu Oberstdorf.

Die Kinder von Ludwig Frey d. J. sind uns von den Kirchenbüchern her überliefert, wenn auch bestimmt nicht vollständig:

Elisabetha Frey soror [Base?], geb. 1554, gest. 20. 9. 1636,
Bernhardus Frey, frater, geb. 1591, gest. 26. 9. 1635, peste,
Conradus Frey, frater, geb. 1593, gest. 30. 8. 1635, peste,
Joannes Frey, der hl. Schrift baccalaureus formatus, Pfarrer und Dechant
zu Oberstdorf, geb. ca. 1586 oder 1587, gest. 5. 12. 1641.

Aus Joannes Freys Jugendzeit wissen wir, daß er sich im Jahre 1606 in Dillingen immatrikulierte und im Jahre 1611 zum Priester geweiht wurde. Am 8. 12. 1615 schloß er seine sehr umfangreichen Studien in Dillingen ab. Am 20.12.1615 eröffnete er das Oberstdorfer Taufbuch mit einer ersten Eintragung und war zu dieser Zeit bestimmt auch schon Pfarrer im Ort.

Joannes Frey - Heft 20

v. l.n.r.:
Conrad Frey, geb. 1593, gest. 1635, peste (an der Pest gestorben), Joannes Frey vermerkt ihn als „frater” (Bruder).

Bernhardt Frey, geb. 1591, gest. 1635, peste, ebenfalls ein ,,frater” des Pfarrers.

Joannes Frey, Magister, hl. Schrift bacc. formatus, Pfarrer und Dechant zu Obersdorff, geb. ca. 1586/87, gest. 1641.

Ludwig Frey, burger zu Schwaz (vermutlich der Vater der drei vorgenannten Personen), geb. 1537, gest. 1619.

Ludwig Frey, wahrscheinlich der „Ahne” (Großvater) vom Pfarrer und seinen Brüdern.

Joannes Frey - Heft 20

Hier sind noch viele Fragen offen, einige dieser Frauen und Mädchen sind schon vor 1615 verstorben und deshalb nicht im Totenbuch vermerkt.

Barbara Frey starb am 19. 2. 1603 ? (meiner Meinung nach die Mutter des Johannes Frey.)

Anna Frey starb am 22. 1. 1616, ca. 50 jar alt (Frau des Martin Schraudolf, des Sohnes des alten Gerichtsammanns, und die Base des »Pestpfarrers«).

Maria Frey starb am 13. 9. 1618, ca. 3 Wochen alt.
Barbara Frey starb am 4. 3. 1625 mit 44 Jahren.
Maria Frey starb am 18. 9. 1629 im Alter von 8 Tagen.
Barbara Frey starb am 7. 1. 1632 mit 62 Jahren.
Maria Frey starb am 23. 1. 1634 im Alter von 3 Jahren.
Anna Frey starb am 31. 8. 1635 mit 32 Jahren an der Pest.

Elisabeth Freyin, welche der Pfarrer als „soror” bezeichnete, starb am 20. 9. 1636 mit 62 Jahren. (Anmerkung: soror = lateinische Bezeichnung für Schwester, obwohl m. E. Elisabeth die Base des Pfarrers gewesen sein müßte; vergl. Langenscheidts Taschenwörterbuch S. 488.)

Von der auf dem Bild angegebenen Agatha Frey finden sich keine Unterlagen.

Beginnen wir nun mit einem hochinteressanten Schriftwechsel von Oberstdorf an den Bischof zu Augsburg. Am 23. 12. 1615 schreibt der Landammann zu Sonthofen: „Dass Oberstdorf nit ein grossen Kornbaw hat.” Die Widdumgüter sind zu Erblehen gemacht und verliehen. Einen hat Ulrich Kappelers sel. Witib inne und besitzt ihn schon viele Jahre im Witwenstande. Doch könnte man dem Pfarrer zu Oberstdorf Einkünfte aus diesem Hof zuweisen, denn ihr einziger Sohn sitzt zwar in Oberstdorf, aber auf einem anderen Hof. Sonst hat sie nur „ein ledig Döchterlein”.

Am 22. 6. 1616 schreibt unser Dekan und Pfarrer Joannes Frey selbst nach Augsburg. Wie schon erwähnt, hatte Frey damals nur ca. die Hälfte eines Normaleinkommens eines Pfarrers. Er schlägt deshalb vor, ihm den Zehnten, den bisher der Bischof zu Augsburg einnimmt, zu überlassen (Flachs, Gerste, Emmer, Roggen und Haber). Der Flachs-, Gerste- und Haberzehnt wird z.Zt. dem Gerichtsammann zu Oberstdorf, dem dortigen Forstknecht und dem Schulmeister gereicht.

Die Amtsleute zu Sonthofen müssen hierher, wenn man den Zehnten einzieht. Dadurch geht viel auf und bleibt ein geringer Vorrat. Diese Kosten fallen aber weg, wenn man dem Pfarrer den Zehnten überläßt, welcher 100 Gulden beträgt. Der Weizen- und Bohnenzehnt, die beste und teuerste Frucht im Allgäu, gehören zur Bestellung des Landammanns. Den Rest von 50 Gulden könnte man durch den Mühlenzehnt aufbringen, welcher an die 40 Gulden beträgt. Man könnte aber auch 36 Viertelsaat Feld vom Widumbhof, nämlich 9 Viertelsaat zu „Abbach”, die 2 Scheffelsaat bei der Kirche, 8 Viertelsaat bei „Meyers thorlin”, die 13 vor „Haslach” und den vierten Teil des Wiesmahds, „im otorer ried” (Anm.: unteres Otterrohr) genannt, zum Pfarrwiddum schlagen. Das Pfarrwiddum ist wahrlich das schlechteste unter allen, das Pfarrer nießen und brauchen.

Nun bittet Pfarrer Frey dringend um Aufbesserung seiner Pfründe. Er übersandte dem Dr. Felix Gasner, fürstl. Rat zu Dillingen, noch zwölf „Geiskeslin” für ein „memorial”.

Ein weiters Schreiben von Dekan Frey an den Bischof zu Augsburg liegt vor, leider ohne Datum. Diesem „Memorial”, wie er es nennt, ist eine mündliche Unterredung vorangegangen. Hier finden wir nun erstmals einen Grund, warum damals von Frey so großer Wert auf das Führen von Matrikelbüchern gelegt wurde. Er schreibt u.a.: „Etliche Personen in der Pfarr Oberstdorf wie auch anderwärts und insbesondere in dem Gebirg auf Danberg haben Ehen geschlossen, trotzdem sie im 3. und 4. Grad befraindt sind.”

Neben einigen anderen Punkten wie Meßstiftungen, Frühmessen, Heiligenpfleger usw. kommt er zum alten Thema: Unter Punkt 5 zählt er auf, daß das Pfarrwiddum ein kleines Gütlein sei, welches nur 3 Winterfuhren hat. Zum Selbstbebauen müßte der Pfarrer Knecht und Magd haben, dies trägt das Gütlein aber nicht. Der Pfarrer muß wegen der Weitläufigkeit der Pfarrei ein Roß halten, wiewohl er gar kein Futter hat. Der Pfarrer bittet deshalb, für ihn ein Roß auf dem halben Widemhof (Meierhof) zu halten. Dieser Hof sei ein „Bestandhof”.

Am 13. 10. 1616 wird nun Dekan Frey eine Zulage aus dem Zehent zu Oberstdorf bewilligt (8 Sack Gerste, 8 Sack Haber und 2 Sack Roggen). Am 13. 10. 1617 klagt Pfarrer Frey dem Bischof, daß sein jährliches Einkommen nur 200 Gulden betrage.

Was hat diesen hochintelligenten Mann, Magister der Philosophischen Fakultät, Baccalaureus der Theologischen Fakultät, nun bewogen, in diesem kleinen Oberstdorf über 21 Jahre als Pfarrer zu bleiben? Er hätte doch in Augsburg oder Dillingen Karriere machen können. War es die Liebe zu seinem Vater und seiner Familie, welche ihn an dieses Oberstdorf band? Wer sich mit diesem Mann und seinem Schriftverkehr beschäftigt, kann sehr gut verstehen, daß Frey auch zum Dekan gewählt wurde. Obwohl doch Oberstdorf damals nicht nur am Rande des Dekanats lag, sondern auch der geistigen Welt.

Aus seiner Arbeit als Dekan nur ein Hinweis: Am 28. 10. 1618 wurde der bisher in Riezlern tätige Geistliche Andreas Heim Pfarrer in Hindelang. Dekan Joannes Frey von Oberstdorf schreibt an den Bischof zu Augsburg, daß Heim ein junger und feuriger Priester sei und sich auch seit eineinhalb Jahren ganz priesterlich und tauglich verhalten habe. 1621 legte Pfarrer Heim die Hindelanger Matrikelbücher an. Heim mußte ebenfalls, wie sein Freund Frey zu Oberstdorf, alle 700 Hindelanger Pesttoten begraben.

Am 10. 11. 1635 starb auch Heim an dieser Seuche. Er war der letzte Pesttote in Hindelang.

1642 wurde der Oberstdorfer Johannes Specklin, welcher Pfarrer in Sonthofen war, an Freys Stelle zum Dekan gewählt. Auch Frey und Specklin waren eng befreundet. Pfarrer Specklin wurde von den Schweden an ein Pferd gebunden und bis Immenstadt fast totgeschleift. Aber alle drei, Frey, Specklin und Heim, blieben bei ihrer Pfarrgemeinde trotz Krankheiten und Todesdrohungen seitens der Schweden.

Was mußte dieser Joannes Frey alles erleben! 1629 starben auf dem Jauchen die meisten Leute an der Pest, 1634 und 1635 mußte er über 780 Personen ins Totenbuch schreiben, darunter seine Brüder und Neffen, Freunde und Verwandten. Den Schweden konnte er zweimal nur mit Mühe und Not entrinnen. Der 30jährige Krieg brachte auch eine unmenschliche und gottlose Zeit mit sich. Eine schlimmere Zeit erlebte bis in unsere Tage kein Pfarrherr mehr in Oberstdorf.

Am 1. 10. 1685 schrieb Pfarrer Franz-Dion. Lang: „Vor ungefähr 48 Jahren, ehe die leidige Sucht und Contaxion allhier regiert, ist die hl. Messe auf jetzige Weise abgeteilt gewesen und hat man auch nach dem Evangelium gepredigt. Da aber die Contaxion angefangen, habe man aus Not, damit nicht die ganze Gemeinde infiziert werde, den Gesunden die Predigt vorher gehalten und dafür die hl. Messe der ganzen Gemeinde gelesen.”

Joannes Frey - Heft 20

Das Taufbuch beinhaltet die allererste Eintragung von Pfarrer Frey am 20. Dezember 1615: „Den Eltern Joannes Schraudolf und Maria Mutterin wurde ein Kind namens Ursula geboren und getauft am 20. 12. 1615. Patin war die Barbara Bach. ”

Die 14-Nothelfer-Kapelle im Nordosten des Dorfes war Idee und Werk von Pfarrer Frey. Erbaut wurde diese Kapelle in den Jahren 1636 bis 1638. Am 5. 6.1638 ersucht Pfarrer Frey den Bischof, in der neuerbauten 14-Nothelfer-Kapelle mit einem Tragaltar zelebrieren zu dürfen. Wegen der unruhigen Zeiten sei es bisher nicht möglich gewesen, dieses Gotteshaus vom Bischof weihen zu lassen. Der Kirchenbau ist von gutherzigen Spenden der Pfarrkinder finanziert worden.

Im Jahre 1640 malt der von Kempten nach Füssen übergesiedelte Maler Gabriel Neckher einen großen Totentanz für die Oberstdorfer „Friedhofskapelle”.

Nach Meinung des Verfassers liegen die meisten unserer an der Pest Verstorbenen der Jahre 1634 und 1635 bei dieser ehemaligen Kapelle (zwischen Bahnhofsplatz und Oberer Bahnhofsstraße) begraben. Vergleiche zum Rettenberger Pestfriedhof und zur offiziellen Anweisung bei der Anlage solcher Friedhöfe zu Seuchenzeiten sind gut zu ziehen. Aufschluß würde die offizielle Einweihungsurkunde bestimmt geben!

4. Der Wiederaufbau bzw. die Wiedererrichtung von Sitte und Ordnung nach den Drangsalen von Pest und Schwedenkrieg.

Von der furchtbaren Zeit der Schwedenüberfälle, welche unser Pfarrherr erleben bzw. erdulden mußte, ist im Band 3 der Geschichte des Marktes Oberstdorf ausführlich berichtet worden. Schon im Jahre 1636 begannen die Oberstdorfer mit dem Aufbau der verbrannten Wohnhäuser, und das Ehematrikelbuch verzeichnete einen wahren Boom an Hochzeiten.

Das Steuerbuch des Jahres 1637 schreibt, daß der „Herr Dechant” zu Oberstdorf „ain Hofbaindt bey Motschen” im Steuerwert von 50 Gulden habe. Dieser hohe Guldenwert weist auf einen sehr großen Bauplatz hin. Den "Flurnamen „bey Motschen” legt Dr. Thaddäus Steiner an den Nordrand des Dorfes in die heutige Nebelhornstraße und Obere Bahnhofsstraße.

Ferner berichtet Dr. Steiner von einer Pfaffenbaindt, welche „4 Viertelsaat Acker” (1 Viertelsaat = 426 qm) hat. Der Begriff Buind oder Baindt heißt »eingebunden«, d. h. vom Ösch- und Flurzwang befreit. Dieses Stück Land, welches 1637 als Hofbaindt des Pfarrers, 1746 als Acker „Pfaffenbaindt” genannt wird, ist auch im Lageplan von 1819 noch gut zu erkennen. Daß das „Bernhards-Cappele”, am Nordrand der Pfaffenbaindt, das Bildstöckle in der Trettachstraße ist, halte ich für sehr wahrscheinlich (siehe Bildband Alt-Oberstdorf, Seite 75). Ein Bruder von Pfarrer Frey namens Bernhard starb am 26. 9. 1635 an der Pest.

Joannes Frey - Heft 20

Nördlich des sog. »Schnapshäusles« befindet sich die »Pfaffenbuind«, d. h. eine Hofstatt (Bauplatz), welche eingezäunt war und dem Pfarrer des Ortes gehörte.

Im Jahre 1641 wird am 30. 4. in einem Vertrag zwischen dem Pfarrherrn Frey und der Gemeinde Oberstdorf der bisher in Naturalien gereichte Zehnt in „gangbares Geld” umgewandelt. Es wird vereinbart, daß erstmals auf Sankt Gallentag 1642 150 Gulden und auf Martini wiederum 150 Gulden gezahlt werden. Nur der Krautzehnt und die Pfarrsleut’ in den Bergen sind hierin nicht mit inbegriffen; mit denen will der Pfarrer selber handeln. Dieser Vertrag soll auf drei Jahre gelten. Sofern er, der Dechant, sollte unter der Zeit aber mit dem Tod abgehen oder die Pfarrei verändern (wegziehen), soll dieser Kontrakt kassiert (erledigt) sein. Gleichfalls will er, der Dechant, mit diesem Vertrag oder Kontrakt seinen nachkommenden Pfarrern nichts benommen oder vergeben haben.

Dieser Brief ist nur noch als Abschrift erhalten, wobei vermerkt wurde, daß Herr Dechant und Pfarrer Frey am 5. Dezember 1641 verstorben sei. Pfarrer Frey ist nicht im Oberstdorfer Totenbuch eingetragen. Vermutlich wurde nach dem so plötzlichen Tode Freys die Pfarrei Oberstdorf von Franziskanern aus Füssen vikariert, weil Pfarrer Georg Mayr erst im Frühjahr 1642 hier hingezogen ist. Die letzten Eintragungen in den Kirchenbüchern von Joannes Frey stammen vom 11. 11. 1641. Es ist schon Schicksal, daß gerade der Dekan und große Verfechter der Anlage von Matrikelbüchern selbst nicht im Totenbuch eingetragen wurde. Im Jahre 1625 bemängelte Dekan Frey noch, daß der Pfarrer auf dem Tannberg (Warth) keine Kirchenbücher führen würde. Tragen wir diesen großen Mann wenigstens geistig noch in seine Kirchenbücher ein mit einem von ihm so oft gemachten Vermerk:

„pie obijt”
„er ist fromm gestorben;”

oder

„requiescat in pace”
„er ruhe in Frieden!”

5. Ungeklärte Fragen zu den Familien Frey.

Es starb am 18. 9. 1629 die Maria Frey mit 19 Jahren in Oberstdorf, wobei vermerkt wurde, daß sie von Schwaz „ex Tiroli” stamme. Welche Verbindungen hatten die Freys noch nach Schwaz?

Es starben an der Pest u. a. Conrad Frey, 68 Jahre alt, am 6. 1. 1635, und am nächsten Tag der „Schuelmeister” Jerg Frey mit 32 Jahren.

Im 2. Teil der Stammtafel ist u. a. Silvester Frey, „abt des Gotshauses Sanct Jergen” genannt. Dieser Mann war nicht echter Abt, aber nach dem Tod des Abtes Benedikt II. Fischbacher (1575 - 1588) Administrator der Benediktinerabtei St. Georgenberg, dem die Pfarre Vomp (mithin auch Schwaz, das erst 1645 selbständige Pfarrei wurde) inkorporiert war.

Das Steuerbuch des Jahres 1637 für das Gericht Oberstdorf beinhaltet auch die Besitzungen von Pfarrer Joannes Frey

Joannes Frey - Heft 20

Eintrag im Steuerbuch 1637

Herr Dechant zue Oberstdorf ain
Hofbaindt bey Motschen zu
50 fl
9 1/2 Viertelsaat im obere Öschlin
an 3 Stucken
47 fl 30 kr
4 VS zum Alber Derlin20 fl
3 daselbst von Conradt Weber15 fl
6 im Buechstockh30 f
5 zum gescheiten Brunnen25 fl
6 Leitin zum Ringang von Jacob Matten15 fl
1 Auszug zue Ringang daselbs hero100 fl
7 Leitin Hew zue Ringang uffen Mooß17 fl 30 kr
2 im Halden5 fl
2 am Leutin5 fl
4 zue Blatenmooß10 fl
3 zum Schwanden7 fl 30 kr
Summe347 fl 30 kr

Macht Steur 51 kr 6 hl

Die Chronik der Benediktiner-Abtei St. Georgenberg, nun Fiecht in Tirol (verfaßt von Pirmin Pockstaller, Innsbruck 1874), spricht vom „Administrator Sylvester Frei 1588”. Silvester Frei war noch nicht Priester, als ihm vom Generalvikar Dr. Johann Walser in Brixen und von Johann Dreyling zu Wagrein und Hochalting, Regierungsrat in Innsbruck, am 11. 2. 1588 die Administration des Klosters übertragen wurde. Er erkrankte jedoch und starb am 23. Juli „des nemblichen Jahres”. War dieser Mann ein Onkel unseres Pfarrers? Immer wieder finden wir solche Verbindungen nach Schwaz in Tirol. Eine ganze Dynastie von Geistlichen brachten diese Familien Frey hervor.

Im Steuerbuch des Jahres 1637 (HSTA München NA 1037) ist u. a. Ulrich Frey als sehr vermögender Mann Eigentümer von „ain Auszug zu Hochenlüten sambt 4 laitin und 1 Vichwaidt so immer 5 laitin Hew geben daselbs”, ebenso Eigentümer von „ain Heusle sambt 7 laitin Hew in der faistenoy”. Auch Pfarrer Frey hatte einen „Auszug” (Sommerwohnung oder Futterhaus) in Ringang. Ein Bezug zum heutigen »Freienberg« drängt sich hier schon auf.

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