Oberstdorf auf hohen Schulen - vom 15. bis 19. Jahrhundert (Teil 4)

von Dr. Kurt Eberhard am 01.06.1985

Der Verfasser beschäftigte sich in Teil I und Teil II seines Beitrags mit der Zielsetzung dieser Arbeit, den ersten Oberstdorfer Studenten in Leipzig und Tübingen (15. Jh.) und Erscheinungen aus dem Studienbetrieb der damaligen Zeit. Er nannte dann die Oberstdorfer an den hohen Schulen zu Freiburg und Dillingen (16. Jh.). Zwei bedeutende Oberstdorfer - Johann Frey, fundator und Martin Leubenstain - wurden in Teil III vorgestellt.

16./17. Jahrhundert: Johann Brutscher und Bernhard Frey, zwei bedeutende Oberstdorfer

Zu der Zeit, als Martin Leubenstain Prediger in Augsburg war, im Jahre 1573, wurde in Oberstdorf Johann Brutscher geboren. Als Sechzehnjähriger immatrikulierte er sich am 26. März 1589 an der Universität Dillingen. Ein Jahr später, im Juli 1590, trat er in den Jesuitenorden ein. Er war als Rhetor aus Dillingen gekommen und begann das Noviziat in Landsberg Danach wird Johann Brutscher den dreijährigen Philosophiekurs absolviert haben. Es kann als sicher angenommen werden, daß er den Kurs mit der Magisterprüfung abgeschlossen hat; denn sonst hätte er später nicht Lehrer an der Universität werden können.

Über eine Tätigkeit als Gymnasiallehrer (Scholastiker), ähnlich wie bei Bernhard Frey, ist nichts bekannt. Fest steht dagegen, daß Johann Brutscher an der Universität Ingolstadt von 1598 bis 1601 Theologie studierte. Unter dem Datum des 16. Oktober 1601 ist er als Professor der Philosophie in die Ingolstädter Matrikel eingetragen. Bis zum Jahre 1605 gehörte er dem Lehrerkollegium dieser Universität an.

Man muß hier schon einen Augenblick innehalten. Auch heute ist nicht nur jedes Dorf, sondern auch jedes Gymnasium stolz darauf, wenn einer ihrer Abiturienten den Aufstieg zum Hochschullehrer schafft. Bei den damaligen historischen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Verhältnissen aber war der Weg des Bauernbuben Johann Brutscher zum Universitätsprofessor nicht nur ungewöhnlich, sondern fast sensationell. In eine höhere soziale Schicht hinüberzuwechseln oder gar mehrere soziale Stufen aufzusteigen, war im 16. oder 17. Jahrundert nur wenigen Menschen möglich. Es ist dabei natürlich nicht zu übersehen, daß dieser Aufstieg des Johann Brutscher wohl nur mit Hilfe des Jesuitenordens möglich war.

Aus dieser Ingolstädter Zeit sind uns mehrere Disputationen überliefert, die unter dem Vorsitz von Professor Brutscher stattfanden. Logik und Physik (Naturphilosophie) des Aristoteles, der großen philosophischen Autorität jener Zeit, waren die Themenbereiche dieser wissenschaftlichen Streitgespräche. Diese Disputationen wurden von der akademischen Buchdruckerei veröffentlicht.

Der Historiker der hohen Schule zu Ingolstadt, Professor Carl Prantl (1820 - 1888), ein engagierter Freund der alten Universität, aber auch ein erklärter Gegner der Jesuiten, führt in seinem nicht gerade schmeichelhaften „Namensverzeichnis der 74 Jesuitennullen” auch Johann Brutscher an.

Teil 4 Hohe Schulen - Heft 7

Titelblatt einer gedruckten
philosophischen Disputation

Bei einer „Anzahl der Betroffenen”, denen er ursprünglich jede wissenschaftlich-literarische Qualifikation abgesprochen hatte, mußte er freilich sein unsachliches Urteil selbst revidieren, so auch bei Brutscher.

Für die damalige Zeit ungewöhnlich war es, daß der Jesuitenpater Johann Brutscher mit dem lutherischen Theologen Elias Ehinger (1573 - 1653) im Briefwechsel stand. Magister Ehinger, Professor in Augsburg, mehrmals vertrieben, war „Verfasser zahlreicher philologischer, theologischer, philosophischer und astrologischer Schriften”. Es zeugt von der geistigen Weite und Toleranzbreite der beiden Wissenschaftler, daß sie sich geistig begegneten, wo sie sich doch (nach den reinen Lehren und den dahinter stehenden politischen Kräften) gegenseitig zum Teufel hätten wünschen müssen.

1609 wird Johann Brutscher Professor an der Universität Dillingen, zunächst für Moraltheologie, dann für Mathematik und, was etwas verwundert, für Hebräisch, zwei sog. Nebenfächer in der philosophischen Fakultät. Bis 1614 hat er diese Tätigkeit ausgeübt.

In diesen Jahren bemühte sich der bayerische Herzog Maximilian I. (1573 - 1651, seit 1623 Kurfürst), ähnlich wie schon sein Vater, Herzog Wilhelm V., einen Jesuiten für die Abfassung der bayerischen Geschichte zu gewinnen. Er beauftragte schließlich P. Matthäus Rader, Historiker und Philologe, mit dieser Arbeit. Gegen „eine derartige Schriftstellerei” wandte sich General Aquaviva mit aller Entschiedenheit; „denn entweder werde die Gesellschaft (SJ) in große Schwierigkeiten gestürzt oder man werde, um ihnen zu entgehen, die Geschichte verstümmeln. Es dürfte hier vor allem die schwer zu behandelnde Darstellung des erbitterten Kampfes zwischen Kaisertum und Papsttum in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gemeint sein. Damals standen sich unversöhnlich Ludwig der Bayer, bayerischer Herzog, deutscher König und Kaiser, und Papst Johannes XXII. gegenüber.

Nachdem sich Rom und München dahingehend geeinigt hatten, daß die Geschichte „unter einem anderen Namen erscheinen” solle, übernahm Pater Rader die Aufgabe. Als Gehilfen hatte Rader zuerst P. Johannes Brutscher. In einem Brief des Provinzials Grenzing vom 17. November 1621 werden Rader und seine Mitarbeiter in München zur Eile aufgefordert. Außerdem heißt es dort: „Den P. Brutscher befreie ich gänzlich von der bayerischen Geschichte. Der gute Pater hat mit großer Bereitwilligkeit, soviel er konnte, geholfen und dafür verdient er Dank. Aber indem er allzu kritisch sein will, vermehrt er die Schwierigkeiten, anstatt sie zu beseitigen.

Dieser Charakterzug des Johann Brutscher scheint auch in einem Kurznekrolog angesprochen zu werden. Er wird dort als hochbegabt („maximi ingenii”) bezeichnet. Die Beurteilung deckt sich mit der von Rader. Dieser schrieb am 8. März 1623 an Magister Ehinger, Brutscher sei ein gelehrter Mann und mit allen Wissenschaften vertraut. Freilich folgt auch in dem Nekrolog ein Aber: „Sed audacioris.” Das lateinische Adjektiv audax bedeutet hier im Zusammenhang: impulsiv, trotzig. Diese Übersetzung würde auch zum folgenden Satz passen: Wegen einiger nicht genehmigter Veröffentlichungen (ohne Zensur veröffentlicht) war er eine Zeitlang eingesperrt („carceri inclusus”).

Der Historiker ist nicht berechtigt, bei scheinbaren oder gar konstruierten Zusammenhängen einen ganz bestimmten Schluß zu ziehen; denn der Übergang von einer Annahme oder einer Vermutung zu reiner Spekulation ist fließend. Konkret auf Johann Brutscher bezogen, heißt das: Wir wissen nur ganz allgemein, warum er sich in H a f t oder Hausarrest befunden hat. Es könnte sein, daß er bei seinem Hang zur Kritik und Genauigkeit zu weit gegangen ist und etwas unter Umgehung der Zensur veröffentlicht hat, das dann den Jesuitenorden gegenüber den Räten des Herzogs in ein ungünstiges Licht gebracht hat. Es ist aber auch möglich, daß gewisse Äußerungen gegenüber der eigenen Kirche zu kritisch abgefaßt waren. Ludwig der Bayer war ein behutsam zu behandelndes Thema. P. Matthäus Räder schrieb im Mai 1615 an Herzog Maximilian, „daß er bereits am Kaiser Ludwig schwitze, über den er so viele Meinungen als Köpfe finde.

Nach dieser Tätigkeit bei Pater Rader ist Johann Brutscher kurze Zeit Professor für Dialektik am Jesuitengymnasium in München gewesen (bereits vorher von 1608 bis 1609). Ab 1624 wird er als Valetudinarius (im Krankenstand) geführt. Am 18. Oktober 1628 ist er in Augsburg im Dienst der Pestkranken, zu dem er sieh freiwillig gemeldet hat, gestorben. Vom Pesthauch angesteckt, so steht im Elogium, bei völlig klarem Bewußtsein bis zuletzt schied ein Mann von größtem Geist - im 55. Jahr des Lebens und im 38. Jahr seiner Zugehörigkeit zur Gesellschaft.

Ein geistig-kritischer Mensch ist im Dienst der Pestkranken gestorben: Theorie und Praxis, Glauben und Leben klafften bei Johann Brutscher nicht weit auseinander. Und das konnte und kann man nicht von vielen sagen.

Der bedeutendste der aus Oberstdorf stammenden Jesuitenpatres dürfte ohne Zweifel der am 30. November 1609 geborene Bernhard Frey sein. Im Jahre 1621 war er zusammen mit seinem drei Jahre älteren Bruder Johann nach Dillingen gekommen. Hier wurde er für die 2. Grammatikklasse des Gymnasiums eingeschrieben. Beide, Bernhard und Johann, müssen ausgezeichnete Schüler und Studenten gewesen sein, wenn sie mit 21 Jahren erfolgreich das Magisterxamen bestehen konnten. Beide waren übrigens Neffen des Pfarrers Johann Frey (Illerberg). Der damals sechzehnjährige Johann wurde im Jahre 1632 Nachfolger seines Onkels in Illerberg.

Am 6. Februar 1626 trat Bernhard Frey zu Landsberg in das Noviziat der oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens ein. Nachdem er in Dillingen die Humaniora (Gymnasialstudien) absolviert hatte, studierte er an der Universität Ingolstadt im vorgeschriebenen dreijährigen Kurs Philosophie von 1627 bis 1630.

Im Jahre 1630 ist Bernhardus Frey als Magister in die Universitätsmatrikel Freiburg i. Br. eingetragen. Das Examen hatte er nach erfolgreichem Abschluß des Philosophiekurses in Ingolstadt abgelegt. Im Auftrag seines Ordens unterrichtete der junge Magister bis 1633 am Freiburger Gymnasium der Jesuiten (der Universität angeschlossen) in den unteren Klassen (Grammatica, Syntax minor, Syntax major) als Scholastiker. Diese Tätigkeit sei „der Gesundheit zuträglicher” und bringe „erst die richtige Gewandtheit im Gebrauche der alten Sprachen”, heißt es in einem Gutachten des Ordens aus jener Zeit.

Teil 4 Hohe Schulen - Heft 7

Kollegsgebäude mit Arkadenhof
in Landsberg (nördlich der Kirche)
Baubeginn 1576

Hier lebten Johann Brutscher
und Bernhard Frey als Novizen
des Jesuitenordens

Zum vierjährigen Studium der Theologie, 1633 - 1637, kehrte Bernhard Frey nach Ingolstadt zurück. Mit welchem akademischen Grad er dieses Theologiestudium abgeschlossen hat, ist nicht bekannt.

Nach Beendigung dieser Studien wurde Bernhard Frey Professor der Philosophie am Gymnasium in Augsburg: Er war zu dieser Zeit 28 Jahre alt. Diese Schule gehörte zu den Mustergymnasien des Jesuitenordens. Hier wurden auch philosophische und theologische Vorlesungen für künftige Kleriker gehalten.

Im Wintersemester 1641 finden wir Bernhard Frey als Philosophieprofessor an der Universität Ingolstadt. Unter dem 22. Oktober ist der„Reverendus Pater Bernardus Frey” in die Matrikel eingetragen. „Von dieser Lehrtätigkeit zeugen eine Reihe gedruckter Thesen, die unter seiner Leitung in den Jahren 1643 und 1644 verteidigt wurden: „Praeside Bernardo Frey S.J. Philosophiae Professore Ordinario.” Bis 1644 übte er diese Tätigkeit aus. In diese Ingolstädter Zeit fällt auch die Ablegung der Profeß der vier Gelübde.

Ähnlich beleidigend wie über Johann Brutscher, so urteilt der Historiker der Universität Ingolstadt, Professor Prantl auch über Bernhard Frey. Er rechnet diesen zu den „blossen Figuranten des Ordens”, die literarisch „nicht namhaft zu machen” seien. Aber was ist ein solches „Urteil” schon wert, wenn Prantl selbst (wenige Seiten danach) den Professor Frey als Verfasser eines „Promemoria”, einer Denkschrift, zur Frage der Besetzung des Lehrstuhls für kanonisches Recht an der Ingolstädter Universität und als Autor mehrerer Gutachten zum Thema „Zeitdauer und strenge Einhaltung des philosophischen Curses” in Ingolstadt anführt?

Zwei Jahre, von 1644 bis 1646, lehrte P. Bernhard Frey Moraltheologie (Kasuistik) in Landshut. Frey war Professor am Gymnasium, das die Jesuiten 1629 eröffnet hatten.

Von Landshut aus mußte er im September 1646 nach Luzern: Er wurde Rektor des dortigen Jesuitenkollegs, eben jenes Kollegs, dessen erster Rektor der Oberstdorfer Martin Leubenstain war. Schultheiß und Rat der Stadt wollten das Luzerner Gymnasium, das von Jesuitenpatres geführt wurde, „zum Range einer Akademie erheben ... mit der Befugnis, die akademischen Grade erteilen zu können”. Der Plan, an dessen Verwirklichung Pater Frey an erster Stelle arbeitete, scheiterte an der sog. Jurisdiktionsfrage. - „Wegen eines weiter nicht bekannten Vorfalls” wurde das Luzerner Rektorat für Bernhard Frey vorzeitig beendet.

In den folgenden Jahren war Pater Frey im Bereich des Jesuitenkollegs Amberg tätig. 1649 bis 1651 war er Studienpräfekt am Gymnasium, für Aufsicht und Zeugnisse zuständig und verantwortlich. Gleichzeitig war er wieder Professor der Moral, die dort seit Herbst 1633 gelehrt wurde. - Ostern 1652 bis 1653 war er Superior der Mission im benachbarten Sulzbach. Ziel war die Wiedereinführung des Katholizismus.

1653 - 1654 finden wir Frey als Moraltheologen an der Universität Innsbruck. Auch hier ist er als Studienpräfekt eingesetzt.

Überblickt man die bisherigen Tätigkeiten des Bernhard Frey, dann fällt die Vielzahl der Orte seines Wirkens auf. Der häufige Wechsel der Lehrer war für Schüler und Studenten in didaktischer und pädagogischer Beziehung nicht von Vorteil. Das wurde aber teilweise dadurch ausgeglichen, daß die Jesuiten „gleiche Lehrmethode und gleiche Erziehungsgrundsätze” hatten. Aber auch in anderen Bereichen wurde das akademische Lehramt „nicht als dauernde Lebensaufgabe angesehen”.

Im Herbst 1654 kam Bernhard Frey nach München, und hier blieb er bis zu seinem Tod. Am Gymnasium lehrte er als Professor wiederum Moraltheologie. Diesem Gymnasium, dem größten in Süddeutschland, war die Philosophie eingegliedert. Auch abgekürzte theologische Kurse (Dialektik, Kasus) wurden dort gehalten. Genug jedenfalls, um eine für damalige Verhältnisse solide Priesterausbildung zu sichern. Bis 1666 hielt Professor Frey seine theologischen Vorlesungen. Seinen zahlreichen Hörern machten „sein Geist und seine Gelehrsamkeit großen Eindruck”, betont der Schreiber des Elogiums.

In den folgenden acht Jahren, von 1666 bis 1673, wirkte Pater Frey als Präses der großen Münchner Bürgerkongregation. Sie verdankt ihm Förderung „sowohl in der Anzahl der Mitglieder als auch in der Marianischen Frömmigkeit”. 1610 in München gegründet, ließen sich „die angesehensten Männer” in die Kongregation aufnehmen. Bewunderung, ja Verehrung wurde ihm in diesen Jahren wegen seiner unermüdlichen Tätigkeit als Seelsorger und Pfleger der Kranken entgegengebracht.

Von 1673 bis 1679 war er Hofbeichtvater des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria. Der Kurfürst bestimmte ihn dann auch zum Beichtvater seiner Kinder Joseph Clemens und Violanta Beatrix. Bernhard Frey hatte es weit gebracht, wie kein Oberstdorfer vor ihm und kaum einer nach ihm. Sein Ansehen muß sehr groß gewesen sein, sonst wäre er in dieses Amt niemals berufen worden. Freilich war dieser Aufgabenkreis auch mit Gefahren verbunden, (berechtigter) Neid wurde hervorgerufen, dem „einige der früheren Beichtväter nicht ganz entgangen sind”. „Ganz allmählich glitten sie auf dem glatten Boden aus, so daß sie mehr. . . auf höfische Gewohnheiten als auf strenge Ordenszucht hielten”. Das Hofleben war nicht ohne Tücken. Aus gutem Grund hatte der Jesuitengeneral Oliva in einem „Memorial” für Pater Frey vom 7. April 1673 u. a. geschrieben: „Erstlich soll sich der künftige Churf. Beichtvatter in keine weltlichen negocien und Geschäfte nit einmischen, sondern allein in dem officio eines Beichtvatters verpleiben”. Bernhard Frey ließ es niemals zu, heißt es im Elogium, daß er durch „irgend etwas Höfisches . .. beschmutzt” wird.

Über den politischen Einfluß der Beichtväter an katholischen Fürstenhöfen ist manches geschrieben und noch mehr phantasiert worden - je nach weltanschaulichem oder konfessionellem Standpunkt. Bernhard Frey war Theologe des kurfürstlichen Kabinetts und mußte als solcher Gutachten für die Regierung in Rechtsfällen bei kirchlich-theologischen Fragen erstellen. Bei dieser Tätigkeit war seine Wirksamkeit nicht gering. Er erlangte „einen großen Ruf, so daß ihm nicht allein aus Bayern, sondern auch aus anderen Ländern die schwierigsten Fragen zur Lösung unterbreitet wurden.

Es waren verschiedene Ratschläge, Analysen, Gutachten, die Pater Frey erstellen mußte: Kirchliche Freiheiten und Vorrechte, Asylrecht, Exorzismus, Verhältnis zu den Protestanten, Streitigkeiten an der Universität Ingolstadt usw. waren die Themenbereiche. Dazu gehörten in jener Zeit auch Gutachten zu Hexenprozessen.

Wir müssen es uns im Rahmen dieses Beitrags versagen, auf Hexenwahn und Hexenverfolgung jener Zeit näher einzugehen. Viele Dörfer und Städte, auch Oberstdorf, spürten unmittelbar die Auswirkungen der primitivsten Instinkte und des üblen Denunziantentums. Unschuldige Menschen wurden in brutalster Weise gefoltert und erniedrigt und bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Nur wenige wagten es - teilweise unter großer Gefahr -, gegen diese furchtbare Massenhysterie ihre Stimme zu erheben: so der niederrheinische Arzt Johannes Weyer (Wier - 1563), der Priester Cornelius Loos (1591), die Jesuiten Adam Thanner (1626) und vor allem Friedrich v. Spee (1631), der protestantische Professor der Theologie Johann Matthäus Meyfart (1635), der niederländische reformierte Theologe Balthasar Bekker (1691), der Jurist Christian Thomasius (1701). Sie alle haben mit ihren Werken nicht nur Betroffenheit ausgelöst, sondern auch Wirkung erzielt. Sie müßte man heute noch (nachträglich) mit den höchsten Orden auszeichnen. In die Reihe dieser hervorragenden Männer, die in ihrem Kampf um mehr Menschlichkeit sich nicht nach dem perversen Geschmack der vielen richteten, gehört auch der Oberstdorfer Jesuitenpater Bernhard Frey. Mehr als einmal wurde durch ihn „größeres Unheil verhütet”. Er hat sich wegen seiner Gutachten in der Frage der Hexenprozesse „große Verdienste um Bayern” erworben. Wir können stolz sein, daß ein solcher Mann aus unserem Dorf gekommen ist.

Am 21. Oktober 1685, vor ziemlich genau dreihundert Jahren, ist P. Bernhard Frey in München im Alter von 76 Jahren gestorben. Ein neueres theologisches Nachschlagewerk urteilt: „Seine Klarheit, Klugheit und Ausgeglichenheit ließen ihn bei aller Wahrung des Grundsätzlichen praktische Lösungen in schwierigen Zeitfragen finden”.

(Fortsetzung folgt)

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