Ringelblume
Calendula officinalis L. /
Syn. Calendula sativa,
Calendula vulgaris (Compositae).
Volksnamen:
Butterblume, Goldblume, Ringelrose, Sonnenwende, Studentenblume.
Vorkommen:
Die Ringelblume ist als eine teils natürlich vorkommende, teils kultivierte Pflanze weit verbreitet. Sie ist in Mittel- und Südeuropa, in Asien bis Japan, in Nordafrika sowie in Nord- und Mittelamerika und in vielen Teilen Indiens anzutreffen. Natürliche Standorte sind Wegränder, Schutthalden, Weinberge und Feldraine.
Pflanzenbeschreibung:
Die einjährige Pflanze wird bis zu 70 cm hoch. Ihr aufrechter, filzig behaarter Stengel ist verästelt und trägt wechselständig angeordnete, ebenfalls behaarte Blätter. Die leuchtend gelben Blüten können einen Durchmesser von über 4 cm erreichen.
Blütezeit: Juni bis Oktober.
Ernte und Aufbereitung:
Die vollgeöffneten Blüten werden bei trockenem Wetter eingebracht und an einem luftigen Ort rasch getrocknet. Verwendet werden entweder nur die Strahlenblüten oder in der Volksmedizin die ganzen Blüten.
Inhaltsstoffe:
Ätherisches Öl, Saponine, Carotinoide, Bitterstoffe, Schleime, Fermente.
Heilwirkung:
Die Ringelblume dient schon seit vielen Jahrhunderten als Heilpflanze. Der erste sichere Hinweis auf die therapeutische Anwendung geht auf die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 - 1197) zurück. Sie empfiehlt den Gebrauch einer mit Speck als Grundlage angefertigten Ringelblumensalbe gegen Kopfgrind.
Ein Auszug aus einem »Haushaltungslexicon« aus dem Jahre 1754: „Die Blumen und Blätter mit Salz zerstossen, aufgelegt, vertreiben die Warzen. Der Same tötet die Bauchwürmer. Man bereitet von den Blumen ein Wasser, Zucker, Eßig und Syrup, welche wider allerlei Gift und hitzige Krankheiten dienen. Das Wasser ist auch nützlich auf rote, hitzige Augen, mit Tüchlein zulegen, und für Kopfweh, auf die Stirn und Schläfe zu binden.”
Heute nimmt die Anwendung der Ringelblume in der Volksmedizin einen breiteren Raum ein als in der ärztlichen Therapie.
Äußerlich:
Ringelblumenextrakte hemmen das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren. Alkoholische Pflanzenauszüge erweisen sich dabei wirksamer als wäßrige.
Ringelblumensalbe (2 bis 5 g, eventuell 10 g Blüten auf 100 g Salbe) zeigt eine wundheilende und entzündungshemmende Eigenschaft. Salben haben eine stärkere Wirkung als Extrakte, da sie in tiefere Hautschichten eindringen können.
Schweineschmalz oder Ziegenbutter eignen sich besonders als Salbengrundlage, da sie dem menschlichen Hautfett in der Zusammensetzung ähnlich sind und daher gut in die Haut eindringen. Die im Schmalz gelösten Wirkstoffe gelangen so auch in tiefer gelegene Schichten der Haut. Man verwendet Salben bei schlecht heilenden Wunden, bei Wundliegen, Brandwunden und Krampfadern. Besonders wirksam ist die Salbe, wenn sie über Nacht dick aufgetragen und mit Mull abgedeckt wird.
Innerlich:
Als 2%iger Zusatz zum Gurgelwasser ist Ringelblumenextrakt wirksam bei Mundschleimhaut- und Zahnfleischentzündungen, bei Halsschmerzen und Entzündungen der oberen Luftwege.
Ringelblumentee (1 bis 2 Teelöffel Droge mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen) trinkt man bei Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden. Außerdem soll er die Würmer vertreiben.
Bei Nasenbluten schiebt man mit Ringelblumenurtinktur angefeuchteten Mull in die Nasenlöcher und bringt so die Blutung zum Stillstand.
Homöopathie, Spagyrik:
Die Homöopathie kennt die innerliche und äußerliche Anwendung. Zum äußerlichen Gebrauch ist Calendula extern 1 bis 2 Teelöffel auf 1/4 l Wasser oder Calendulasalbe zu verwenden.
Innerlich und äußerlich nimmt man Urtinktur bis D2 bei Unterschenkelgeschwüren, Amputationsnarben, Rißwunden und Quetschungen sowie nach Zahnextraktionen, bei rissigen, frischen und alten Verletzungen Dilutionen oder Tabletten D2, D3, D4.
Spagyrische Arzneimittel werden so bereitet, daß die Extrakte sowohl die flüchtigen als auch die natürlichen anorganischen Bestandteile (Mineralsalze) enthalten. Die spagyrische Essenz findet nach Plastiken, Radikaloperationen der Paradontose und nach Verletzungen Anwendung sowie bei stark blutenden Rißwunden, Unterschenkelgeschwüren und
Lymphdrüsenschwellungen.
Nebenwirkungen:
Die Ringelblume ist eine sehr gut verträgliche Pflanze. Es treten keine lokalen Reizungen auf. Allergische Reaktionen sind im Gegensatz zu Arnika und Kamille, die aus der gleichen Pflanzenfamilie stammen, nicht beobachtet worden.
Nach Erzherzog Joseph dient die Ringelblume als Wetterprophet. Wenn die Blume morgens um sieben Uhr geschlossen ist, regnet’s an diesem Tag gewiß, geht sie aber zwischen sechs und sieben Uhr auf, so regnet’s ganz gewiß nicht.
Quellen:
Otto Isaac, Die Ringelblume. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
M. Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen. Verlag Gräfe und Unzer, München.
Mit freundlicher Genehmigung der Verlage.