Blauer Eisenhut
(Aconitum napellus L.)
Vorkommen:
Blauer Eisenhut, auch Sturmhut genannt, aus der Familie der Hahnenfußgewächse, kommt in Europa von Skandinavien bis zu den Alpen vor. Bei uns trifft man ihn häufiger an auf Urgestein, an feuchten und überdüngten Stellen wie Mooren, Bachufern, Gebirgswäldern und Alpweiden.
Pflanzenbeschreibung:
Die schöne, große Pflanze mit den eigenartigen blauen Blüten, aus der Familie der Hahnenfußgewächse, ist eine 0,5 bis 1,5 m hohe, ausdauernd krautige Pflanze mit schwarzbraunen, knollig verdickten, rübenförmigen, fleischigen Wurzeln und aufrechtem, kräftigem, unbehaartem Stengel. Blätter handförmig, fünf- bis siebenteilig, tief eingeschnitten und dunkelgrün. Blüten in dichten Trauben, violett-blau, das oberste Blütenblatt helmförmig; Blütezeit Juni bis August. Früchte Balgkapseln mit glänzend schwarzen, dreikantigen, an den Kanten geflügelten Samen.
Inhaltsstoffe:
Eisenhut wird als die giftigste Pflanze Europas bezeichnet! In allen Pflanzenteilen befinden sich während des gesamten Vegetationszyklus verschiedene Alkaloide, wovon Aconitin der Hauptwirkstoff ist. Der Gehalt beträgt 0,3 - 3 % in der Knolle, bzw. 0,2 - 1,25 % im Blatt. Als tödlich gelten für einen Erwachsenen 1 - 6 mg!
Geschichte und Verwendung:
Seit altersher dienen Aconitum-Arten in Europa, Asien, Alaska, Sibirien, Japan und China zur Herstellung von Pfeilgiften.
Noch heute werden Eisenhutarten in der traditionellen Medizin Asiens, Chinas und Indiens als schmerz- und entzündungshemmendes Mittel bei Rheuma, Nervenentzündungen und Verletzungen eingesetzt. Um die Giftigkeit herabzusetzen, unterzieht man die Eisenhutknollen verschiedenen Prozeduren. Beispielsweise läßt man die Knollen in Indien (Ayurverdische Medizin), eingeweicht in Urin von Kühen, drei Tage lang in der Sonne stehen, wodurch sich der Giftgehalt auf ca. 40 % reduziert. In China spielen die Eisenhutarten auch eine große Rolle in der Volksmedizin, wo sie als Kräutermischung gegen Rheuma, Neuralgien und Herzbeschwerden helfen sollen, unter dem Namen „chuauwu” und „caowu”. Immer wieder treten Vergiftungen auf durch solche Tees aufgrund der unterschiedlichen und nicht kontrollierten Gehalte. In jüngster Zeit gab es auch Vergiftungen durch Wurzeln, die dazu dienen sollten, sich »high« zu machen.
In Europa wurden früher die Knollen (tubera Aconiti) und eine Tinktur (Tinctura Aconiti) zur Behandlung von Neuralgien und Migräne verwendet. Heute ist die Verwendung nur noch in der Homöopathie von Bedeutung. Einsatz finden die Zubereitungen als Verdünnung oder Tabletten von D4 und D6 bei akuten Fieberzuständen, besonders bei Grippe, Neuralgien, Trigeminusneuralgie und Ischias, bei Entzündungen der Luftwege, auch bei Krupp in ersten Stadien bei Kindern gut geeignet.
Vergiftungserscheinungen:
Da Eisenhut auch vielfach im Garten als Zierpflanze vorkommt, sollte man Kinder besonders warnen; schon Hautberührungen mit dem frischen Pflanzensaft führen zu Taubheitsgefühl, verbunden mit Brennen und Jucken. Zerkaute Pflanzenteile schmecken bitter, verursachen heftiges Brennen in Mund und Rachen, lange pelziges Gefühl. Angesichts der bereits im therapeutischen Bereich vorhandenen Risiken von Blauem Eisenhut, ist seine Anwendung nur noch im homöopathischen Bereich zu vertreten.
Quellen:
Deutsche Apothekerzeitung, Nr. 29 vom 21. 7. 94
R. F. Weiss, Lehrbuch der Phytotherapie, 5. Auflage 1982