Johanniskraut
Hypericum perforatum L.
(Hartheugewächs)
Volksnamen:
Blutkraut, Hartheu, Jesuwundenkraut, Hexenblut, Johannisblut.
Hypericum wird aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet soviel wie „über jede Vorstellung gehend”, was belegt, daß dem Johanniskraut im Volksglauben schon lange eine große Bedeutung beigemessen wurde. Die deutsche Bezeichnung leitet sich von der Blütezeit um den Johannistag (24. Juni) ab.
Vorkommen:
Die Pflanze wächst weitverbreitet wild in ganz Mitteleuropa. Sie ist anspruchslos und bevorzugt trockene Böden an Wiesen-, Weg- und Waldrändern.
Pflanzenbeschreibung:
Johanniskraut ist eine bis zu 90 cm hoch werdende Staude. Der zweikantige Stengel ist im oberen Teil reich verzweigt. Die 1,5 bis 3 cm großen Blätter sind eiförmig, ganzstaudig und kahl. Hält man sie gegen das Licht, entdeckt man helle kleine Punkte, die den Eindruck erwecken, als sei die Pflanze durchlöchert (perforatum). Es handelt sich hier um Sekretbehälter, die ätherisches Öl und Harz enthalten. Die gelben Blüten verfärben sich blutrot, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Darauf sind die Volksnamen Johannisblut und Hexenblut zurückzuführen.
Ernte und Aufbereitung:
Man sammelt das Johanniskraut, wenn es voll erblüht ist (um Johanni), indem man es kurz über dem Boden schneidet, zu Büscheln bindet und es an einem schattigen, luftigen Ort trocknet.
Inhaltsstoffe:
Ätherisches Öl, Harze und Gerbstoffe. Hauptwirkstoff ist das Hypericin. Es wurden auch antiviral wirkende Stoffe nachgewiesen.
Heilwirkung und Anwendung:
Die Heilwirkung des Johanniskrauts ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Heilpflanze wird innerlich und äußerlich verwendet.
Innerlich: Die Inhaltsstoffe des Johanniskrauts regen die Drüsen der Verdauungsorgane (auch der Galle) an. Außerdem wirken sie leicht beruhigend und angstlösend bei Depressionen, was schon Paracelsus so beschrieb: „. . . gegen die Geister und Fantaseien, die den Menschen in Verzweiflung bringen.” In der Volksmedizin wird es auch gegen Durchfall und Bettnässen angewendet. Man gibt in all diesen Fällen Tee, der folgendermaßen bereitet wird: 2 gehäufte Teelöffel Johanniskraut werden mit 1/4 l Wasser übergossen und zum Sieden erhitzt. Nach wenigen Minuten seiht man ab. Es soll 2- bis 3mal täglich 1 Tasse getrunken werden. Die Kur muß über mehrere Wochen durchgeführt werden.
Äußerlich: Man gebraucht Johanniskraut erfolgreich als Öl bei Rheuma,
Hexenschuß und zur Schmerzlinderung nach Verstauchungen, Verrenkungen und Blutergüssen.
Herstellung des Öls:
Man benötigt 25 g frische Johanniskrautblüten, zerstößt sie in einem Mörser und setzt 500 g Olivenöl zu, mischt das Ganze, füllt es in eine Weithalsflasche (weißes Glas) und stellt es 3 bis 5 Tage zur Gärung an einen warmen Ort.
Danach wird die Flasche verschlossen und solange an die Sonne gestellt, bis der Inhalt eine rote Farbe angenommen hat (ca. 6 Wochen). Dann wird abgepreßt, das Öl von der wäßrigen Schicht abgegossen und in einer gutschließenden Flasche aufbewahrt. Dieses Öl kann auch innerlich als leicht galletreibendes Mittel und bei nervösem Magen (2 mal täglich 1 Teelöffel) eingenommen werden.
Homöopathie:
Man gibt Hypericum zur Linderung von Schmerzzuständen nach Gehirnerschütterungen, bei Nervenschmerzen nach Verletzungen und bei Depressionen.
Zur Wunddesinfektion kann man Johanniskrauttinktur ebenfalls verwenden. 10 g getrocknetes Johanniskraut werden mit 50 g Alkohol (70 %) übergossen, 10 Tage stehen gelassen und abgepreßt.
Nebenwirkungen:
Johanniskraut ist bei normaler Dosierung sehr gut veträglich. Es macht jedoch lichtempfindlich; deshalb müssen besonders hellhäutige Personen während der Kur pralle Sonne und Solarium meiden.
Quellen:
M. Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen. Verlag Gräfe und Unzer, München.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.