"Bugrat" in einer Allgäuer Alphütte
Das Allgäuer Wort Bugrate ’Schlafstätte in Almhütten’ erscheint auch in Hermann Fischers Schwäbischem Wörterbuch (6 Bde. Tübingen 1904 - 36, Bd. 1, Sp. 1510): „Bugratm., Bugratef., Bugratz (Genus?): Schlafstelle in Alp-, Heu- und Holzerhütten Slawisch.”
Das Wort ist in verschiedenen lautlichen Spielformen auch aus Kärnten, der Steiermark, Salzburg, Tirol und Oberbayern bezeugt. Johann Andreas Schmeller ins einem Bayerischen Wörterbuch führt aus (2. Aufl. München 1872 - 77, Bd. 1,
Sp. 245): „Die Bongräd Schlafstätte in den Hütten der Holzknechte (Bd. 1, Sp. 251): „Die Bankrat, (Tir.), der hintere Teil in einer Holzknechtsölde oder Köpper, an der Fläche, wo die Holzknechte mit den Köpfen anliegen.
Bd. 1,986 setzt Schmeller das Wort als Bodengred oder Baumgredan (Gred ’breite gepflasterte oder hölzerne Stufe längs der Vorderseite eines Gebäudes’), bringt als Vergleich aber poln. pogodka ’Gehege, Gartenbeet’ und fügt hinzu: „Vielleicht von wendischen Holzknechten aus Kärnten, die in die salzburgischen Salinen früher als Arbeiter zu kommen pflegten, hier hinterlassen”.
Diese Erklärung einer Entlehnung aus dem Slowenischen, vermutlich über die Vermittlung wandernder Holzarbeiter, wird heute allgemein akzeptiert (Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, Wien 1970 ff., Bd. 3. Sp. 559; Archiv für slawische Philologie 27, (1905), 225 (Artikel von Grafenauer)). Ausgangspunkt ist das slowenische Wort pögrad, das nach Max Pletersnik, Slo- vensko-Nemski Slovar. Laibach 1894 - 5, Bd. 2, 109, bedeutet: „pögrad m. 1) ein Gerüst an der Wand, das als Bett diente, die Pritsche, [Oberkrain, bes. Strohlager in Almhütten] 2) eine Art geflochtene Zwischenwand”. Das Wort ist seit dem 15. Jh. im Deutschen bezeugt. Das slowenische Ausgangswort ist zum Verb (po)graditi ’aufbauen’, ’verzäunen’ abgeleitet, das seinerseits eine Ableitung vom Substantiv grad ’Burg’, ’Feste’ ist. Verwandt sind also russisch g o r o d ’Stadt’, in Prag der Burgname Hradschin u.a. Die ursprüngliche Bedeutung war nur ’Zaun’. Auf die gleiche indogermanische Wurzel geht auch das deutsche Wort Garten zurück.