Interessantes aus alten Oberstdorfer Gemeinderechnungen

von Eugen Thomma am 01.12.1994

Bedingt durch den Dualismus von Ortsgemeinde und politischer Gemeinde haben wir es im 19. Jahrhundert in Oberstdorf - wie auch in den meisten anderen Orten des Oberallgäus - mit jeweils zwei verschiedenen Rechnungslegungen zu tun, einmal mit der der politischen und einmal mit jener der Ortsgemeinde.

Die politische Gemeinde hatte kaum, man kann schon sagen keinen Grundbesitz und mußte daher ihren Finanzbedarf durch Umlagen auf die Einwohner decken. Dies brachte ihr den nicht gerade schönen Namen »Beatlgmuind« ein. Anders die Ortsgemeinde; sie hatte großen Grundbesitz, ihr gehörten die »Hofstattbesitzer« an, also nur jene Personen, die in Oberstdorf das Bürgerrecht hatten und somit Teilhaber der umfangreichen Gemeindefluren waren.

Gebäudemäßig bestand die Ortsgemeinde Oberstdorf aus den 313 Hausnummern des Ortes Oberstdorf. Gerstruben, Spielmannsau - Traufberg, Einödsbach, Kornau und Jauchen - Reute waren je eigene Ortsgemeinden mit eigenen Rechten und eigener Gemeindeflur. Die Einwohner dieser Filialorte gehörten wohl zur politischen Gemeinde Oberstdorf, aber sie hatten dort kein Bürgerrecht, außer sie waren auch dort Hofstattbesitzer. In den amtlichen Schreiben wurden sie immer als »Filialisten« bezeichnet.

Einige Anwesenbesitzer von Schwand, Ringang, Laiter, Anatswald, Gundbach und Birgsau haben sich nach jahrelangem Streit mit der Ortsgemeinde Oberstdorf verglichen. Sie wurden nach Zahlung einer »Aufnahmegebühr« in den Gemeindeverband der Ortsgemeinde aufgenommen und hatten ab diesem Zeitpunkt auch Weide- und Holznutzungsrechte in den Fluren der Ortsgemeinde. Das Protokoll über diesen Vorgang lautet:

Certivicat

Laut beyliegnder landgerichtlicher Verhandlung vom 20. Aug. 1844 hat die Marktgemeinde Oberstdorf an Nachstehente Streits-Consorten durch Vermittlung einer Königl. Landgerichts Commißion Gemeinde Gerechtigkeiten zugesagt, wofür dieselbe eine gesamt Summe mit 910. fl an die hiesige Markts-Caße zu entrichten haben.

In der letztjährigen Marktgemeinderechnung pro 1843/44 wurden vereinnahmt :

1. Joseph BrutscherinRingang75 fl
2. Franz Eberlein Schwand75 fl
3. Jos. Ant. Voglervon Laiter75 fl
4. Steffan Voglervon da75 fl
5. Magdalena BrutscherSchwand75 fl
Summafl 375

in Gegenwertiger Rechnung pro 1844/45 wurden vereinnahmt:

6. Joseph Kapelerv. Birgsau75 fl
7. Johann Georg Webervon da75 fl
8. Andreas Voglervon Anatswald75 fl
9. Anton Thannheimerin Schwand75 fl
10. Anton Kechelervon da60 fl
11. Joachim Desinger WittibAnatswald50 fl
12. Ulrich Hindelangim Rest 50 fl
13. Joseph Kapelerim Rest 75 fl
verzinslich angelegt= 125
785 fl
Zusammenstellung125 fl
Summa910 fl

Daß bei den letzteren nämlich Anton Kecheler, Joachim Desingers Wittib und Ulrich Hindelang dieser Nachlaß ertheilt worden ist

Bestätiget die Markt = Gemeinde Verwaltung

Oberstdorf, am 29 Septbr 1845 Al. Rietzler, Vorsteher
Dinser, Stiftungspfleger; Martin Vogler, Bevollmächtigter; Jg. Zobel, Bevollm.;
Jos. Ant. Übelhör, Bevollm.; Joseph Hindelang, Bevollm.”

(Anmerkung: Die Nachlässe bei den Nummern 10, 11 und 12 erfolgten, wie aus anderen Schriftstücken zu ersehen ist, in Anbetracht der großen Armut dieser Leute.)

Das Vermögen der Ortsgemeinde, auch Real- oder Marktgemeinde genannt, waren die umfangreichen Gemeindefluren. Soweit diese nicht von den Dorfgenossen gemeinschaftlich genutzt wurden (Gassenkuhherden, Jungvieh-Vor- und Nachweide, Ziegenherde u. a.), hat man sie an die Gemeindeglieder verpachtet. Mit dem Ertrag aus diesen Verpachtungen konnte die Gemeinde einen Großteil ihrer Auslagen decken.

Da waren z. B. die »Berg-Mäder«, wie die steilen Grasflanken zu Laufbach, an der Höfats und anderen Orten genannt wurden, zu verpachten. Es gab da solche Mäder, die „herkemlich alle zwey Jahre für einen annehmbaren Pachtschilling an die hiesigen Gemeindeglieder ausgelooset” wurden. Bei der Auslosung waren „Besserbegüterte” wie solche mit zwei Häusern oder Pferdebesitzer ausgeschlossen, um „dem armen Mann” die zusätzliche Futtergewinnung für seine Kuh oder Ziege zu ermöglichen.

Im Jahre 1845 erfolgte die Verlosung am 7. Juli und erbrachte folgendes Ergebnis:

1. Den unteren Ebenzer GehreMartin Vogler Nr. 11140 kr
2. Daß Trußach zu LaufbachLukas Huber24 kr
3. Den BethlerheubatKaspar Schedler
I. helfte zu Laufbachin Gruben1 fl 20 kr
4. Il. Helfte aldaFranz Tauscher Nr. 1871 fl 20 kr
5. Die HirtenköpfAlois Kapeler2 fl
I. Helfte zu Laufbach
6. II. Helfte aldaJohannes Braxmayr2 fl
7. Daß TagweidleJohannes Zweng1 fl 20 kr
I te helfte a Laufbach
8. II te helfte aldaJoachim Haneberg Nr. 2671 fl 20 kr
9. Die Gumzrinnen a LaufbachJos. Kapeler, Nagler16 kr
10. Den untern Vogeles GehreJohannes Hindelang 29640 kr
11. Den Gerichts Diener HeubathJoseph Hindelang Nr. 291 fl 36 kr
I. helfte
12.II. helfte aldaIgnatz Schiebel1 fl 36 kr
13. Den Siibuggel a LaufbachFidel Schrads Wittib12 kr
14. Die Rinnenen a LaufbachAfra Beyser18 kr
I te helfte
15. II te helfte aldaJohannes Hubers Witt, (bendles)18 kr
16. Den Rothen TenneThaddäus Kennerknecht24 kr
a Laufbach
17. Deß Loch a LaufbachJohannes Übelhör12 kr
18. Linde Gehre a LaufbachJos. Brutscher Haus 1751 fl
I te Theil
19. II te Theil aldaJohannes Seloß1 fl
20. Die Gehrle bey SeeDioniß Papst20 kr
a Laufbach
21. Tistelmändles u KirchAnt. Schradt Haus 241 fl 36 kr
zu Laufbach I. Theil
22. II te Theil aldaJohannes Blattner1 fl 36 kr
23. Wald zu LaufbachAndreas Wehr12 kr
I te Theil
24. te Theil aldaAloys Thanheimer Haus 28612 kr
25. III te Theil aldaJos. Mart. Brutscher Balbierer12 kr
26. IV te Theil aldaJos. Schmidt12 kr
27. Vögles GehreJohannes Schugg1 fl
I te Theil
28. II te Theil aldaMichl Math Haus 431 fl
29. III te Theil aldaAnton Schugg1 fl
30. IV te Theil aldaMargareta Brutscher1 fl
31. Die Rügle zu LaufbachJohann Huber (Wilde)40 kr
I te Theil
32. II te Theil aldaXaver Haug40 kr
33. Am Hof zu LaufbachJoh. Kaspar Blatners Kinder1 fl 40 kr
I te Theil
34. II te Theil aldaAnton Kennerknechts Wittib1 fl 40 kr
35. Groß und Klein SpitzruggeFranz Kapeler 831 fl 40 kr
I te Theil z Laufbach
36. II te Theil aldaJohannes Bach1 fl 40 kr
37. Daß GlaittKlaudi Witsch1 fl 12 kr
I te helfte
38. II te helfte aldaAnton Tauscher1 fl 12 kr
39. am AnatssteinFlorian Käufler2 fl
40. Fahne HeubathPhilip Hindelangs Witt1 fl
I te Theil
41. II te Theil aldalg. Tannheimers kinder1 fl
42. Den KeßlerruggeAloys Eberle1 fl 40 kr
zu Laufbach
43. Kollgehre zu LaufbachJägers Kinder (Kiefer)24 kr
44. Gehrle beym SeeAnton Berchtolds Wittib40 kr
45. Am unteren HofMathies Reß3 fl
zu Laufbach I te Theil
46. II te Theil aldaPeter Waibels Wittib3 fl
47. Am oberen Hof zu LaufbachKlaudi Brutscher 1401 fl 20 kr
I te Theil
48. II te Theil aldaKaspar Vogler1 fl 20 kr
49. III te Theil aldaThaddä Weitnauer1 fl 20 kr
50. Auf der Lache zu LaufbachPeter Haslach Kühnberg48 kr
I te Theil
51. Lache II te TheilAnna Fischer 11848 kr
52. Die Schneflucht a Laufb:lg Übelhör48 kr
53. Daß Grieß a LaufbachSteffan Vogler1 fl 30 kr
I te Theil
54. Grieß II te Theil aldaFranz Tauscher jung1 fl 30 kr
55. Daß Aroy hinter Jauche-------
Summa=   58 fl  48 kr

Daß vorstehnte Berg Mäder an Vorstehente Pächer um fünfzig und acht Gulden,
vierzig u acht Kreuzer Pachtschilling erlaßen, nicht mehr auch nicht weniger bey
der Markts Caße dafür vereinnamt wurden bestätigt die

Markt Gemeinde Verwaltung

                     - Unterschriften -

Das königl. Landgericht Sonthofen setzte hinzu:

Wird vorstehendes Pachtprotokoll von Curatel wegen genehmigt:

Sonthofen 30 Novbr. 1845 Königl. Landgericht - Thalhauser, Landrichter

Ortsgemeinderechnungen - Heft 25

Bergheuerinnen am Laufbach;
links eine Heu-»Schupfe«.

(Aufnahme aus dem Terra-Film
»Heuzug im Allgäu«.)

Neben den vorstehend aufgeführten »Bergmäder« gab es in der Gemeindeflur weitere Flächen, die nicht beweidet werden konnten, oder einzelne Plätze, auf welchen nach der Beweidung noch Streue gemäht werden konnte. All diese Flächen wurden jährlich an den Meistbietenden öffentlich zum Heuen vergeben.

Mit Schreiben vom 28. 7. 1845 holte Gemeindepfleger Rietzler die Genehmigung des Landgerichts zur bereits am 5.7.1845 erfolgten Versteigerung ein, die folgendes Ergebnis erbrachte:

1. Daß Gemeindle aufBakus Vogler2 fl
der Laitter
2. Den Schlapolder SteigSteffan Vogler4 fl
3. Das Becherholzwurde nicht vergeben---
4. Der HöllwaldIgnaz Schedler1 fl 12 kr
5. 2 Waiden zu Haldenwangnicht verpachtet sondern mit
dem Gemeinde Zuchtstier selbst benützt
6. Die RooßenKaspar Wüst1 fl 24 kr
7. Phieliebe TöbeleMartin Brutscher2 fl 3 kr
8. Viehweide beym SeeStanislaus Besler2 fl
Landstrichin Langenwang
9. Am Schäfhof I. Theilnicht verpachtet---
10. II te Thail aldaJoseph Steiner5 fl 24 kr
11. III te Theil aldahat sich kein Pächter gefunden---
12. IV. te Theil aldawurde nicht verpachtet---
13. fordere SchattenbergJoseph Steiner4 fl 30 kr
14. hintere SchattenbergJoseph Rietzler, Schmidt3 fl
15. Daß HimmelhornJohannes Brutscher3 fl
Schwend Mändler
16. Daß Gleit in der OibThaddä Huber3 fl 42 kr
17. Die Roß gehrewurde nicht verpachtet---
18. Daß Blett auf HöchenFidel Brutscher2 fl 24 kr
leute
19. Am Gundsberger HöfleWendelin Vogler4 fl 36 kr
I te Theil
20. II te Theil aldaWendelin Vogler2 fl 6 kr
III te Theil aldaWendelin Vogler2 fl
21. Das innere HöfleKlaude Renn40 kr
am Gundsberg
22. Daß alt HeubathleMelchior Vogler2 fl
am Gundsberg
23. Den LippenbüchlIgnaz Rietzler30 kr
24. Daß Elbele unterKaspar Rietzler1 fl
dem Einatsberg
25. Bürkarts Güntle undJoseph Eberle30 kr
Arbonte
26. Den Schrofen unterGeorg Weber1 fl
dem Grießgundt
27. Den obere Rothe TenneBonifatz Schradt1 fl 30 kr
zu Laufbach
28. Die Seilhängenichts---
29. Den NeuschwandJos: Ant: Jochum5 fl
in Kornau I. TheilKornau
30. II te Theil aldaJoseph Speiser Kornau5 fl
31. III te Theil aldaJoachim Tauscher12 fl 30 kr
obere Schlatt
32. IV te Theil alda
obere SchlattJos: Ant: Brutscher13 fl
Kornau
33. Den Gemeinds GehreJoseph Renn24 kr
34. neben der SpairubeJoseph Rietzler Schmidt24 kr
35. Daß Rape Tobel undJoseph Renn1 fl
Lugen Alper Gehre
36. Daß Riefe rießThaddä Kennerknecht30 kr
37. Den Brenter ruggeJoachim desingers Wittib48 kr
Wald
38. Den Ebenzer GehreThaddä Weitenauer20 kr
39. Bergacht und RingangerJoseph Schmidt17 fl 12 kr
Gehre I. te Theil
40. II. te Theil aldaMartin Hehl14 fl 12 kr
41 III te Theil aldaPapist Hindelang8 fl
42. IV te Theil aldaJoh. Tanheimer Kratter8 fl 42 kr
43. V te Theil aldaJoseph Tanheimer3 fl
44. VI te Theil aldaFranz Schedler8 fl 6 kr
Streue auf den Viehweiden,
welche am 29. Septbr. verpachtet wurde
45. Daß Mösle auf der BlatteAloys Eberle5 fl 30 kr
46. Daß DickachAnton Tauscher2 fl 48 kr
47. Daß ThurmwächterPeter Haslach1 fl 30 kr
Heubathle
48. Häseles GehreJoseph Elderle1 fl 30 kr
49. Vogeles SchwändJoseph Elderle30 kr
50. Ochsen GehreJoseph Anton Kircher36 kr
51. I te Theil auf dem StockachKaspar Vogler8 fl 33 kr
52. II te Theil auf dem StockachVallentin Rietzler12 f 6 kr
53. III te Theil auf dem StockachAnton Übelhör11 fl 30 kr
54. Auf der HaldeJoseph Tauscher6 fl
I te TheilMehlber
55. II te Theil aldaJos: Anton Übelhör5 fl 30 kr
56. III te Theil aldaAnt: Jägers Kinder4 fl
IV te Theil aldaMartin Brutscher3 fl 18 kr
57. Am BurgstallJoseph Blatner7 fl 12 kr
I te TheilLebzelter
58. II te Theil aldaLukas Huber6 fl 40 kr
59. in der Zimmeroi Nr. 1Thaddä Berchtold6 fl
60. beym Edelmann Nr. 2Klaudi Brutscher3 fl 6 kr
61. Mößle auf Hohe leute Nr. 1Franz Eberle33 kr
62. Nr. 2 aldaJoseph Brutscher Nazeler1 fl
63. Auf dem SattelAnton Kecheier2 fl 18 kr
64. Auf dem Hinnermoßnicht verpachtet---
I Theil
65. II Theil aldaJohannes Huber2 fl
66. im Sack auf Hoche leuteAnton Kecheler2 fl 18 kr
67. Fahne in Joasse SchwandJohannes Vogler2 fl
68. Daß BaumrießFranz Papst1 fl
69. Die HochleiterIgnaz Metzler30 kr
Summa=    246 fl   41 kr

Mit der Bezahlung des Pachtschillings war auch das Recht verbunden, dieses Bergheu im eigenen Stall zu verfüttern bzw. die Streue dort zu verwenden. So selbstverständlich, wie das klingt, war die Sache aber nicht.

Es gab da das sogenannte Abkom (Abkommen), in dem sich die Dorfgenossen verpflichtet hatten, nur Heu aus dem Gemeindebereich zu verfüttern und Streue aus diesem Raum zu verwenden. Für alles, was von außerhalb der Ortsgemeinde
eingebracht wurde, war das Abkom zu bezahlen. 1845 betrug dieses z. B. für:

1 Bürde Bergheu ---------------------- 1 1/2 Kreuzer,
1 Bürde gutes Ackerheu ------------ 3 Kreuzer,
1 Bürde Streue ------------------------ 1 Kreuzer
1 Kohlehaufen (Holzkohle) --------- 30 Kreuzer,
1 Kalkhaufen (ein Brand Kalk) ---- 30 Kreuzer.
Ortsgemeinderechnungen - Heft 25

Eine lange Kette von Heuburden wird hier aus dem Traufbachtal nach
 Oberstdorf »eingeführt«.

Dieses Abkom war eine Art von Schutzzoll. Aufgrund alter Vorschriften durfte, um eine Überweidung zu vermeiden, nur soviel Vieh auf die Gemeinschaftsweiden (Allmenden) ausgetrieben werden, als im eigenen Stall über den Winter gefüttert werden konnte.

Vorschriften sind nun einmal da, daß sie übertreten werden. Die Dorfgenossen vermehrten nach Möglichkeit ihre Futtervorräte durch Einfuhr, konnten so mehr Vieh überwintern und dann auf die Gemeinde weiden austreiben. Um den Überschlag zu verringern, war nun die Einfuhrabgabe des Abkoms zu bezahlen. Es spielte dabei keine Rolle, ob Heu oder Streue auf eigenem oder gepachtetem Grund gewonnen worden war. Entscheidend war ausschließlich das Einbringen in den Bereich der Ortsgemeinde.

So zahlte Ignaz Neybergs Wittib für 6 Burden Streue (Laubstreue), die sie von Kornau nach Oberstdorf brachte, 6 Kreuzer. Johannes Math hatte für 10 Burden Bergheu aus dem Traufberg 15 kr an die Gemeindekasse zu entrichten. Die auf diese Art in die Gemeindekasse gelangenden Gelder betragen 1845 immerhin 122 fl 53 kr.

Trotz der »Bremse« des Abkoms war immer noch ein Überschlag auf den Gemeindeweiden und vor allem bei der gemeinschaftlichen Herbstweide, dem Oschaustrieb, zu verzeichnen. Die Gemeindeversammlung (Bürgerversammlung) beschloß deshalb 1833, daß für jedes Stück Vieh, das in den Ösch getrieben wurde, eine gewisse Anzahl von Viertelsaat Feld (eigen oder gepachtet) vorhanden sein mußte. Für die fehlende Fläche wurde der Tierhalter „für jedes mangelnde Viertelsaat Feld zu 3 Kreuzer Ordnungsstrafe angehalten”.

Ortsgemeinderechnungen - Heft 25

Oberstdorf von der Freiberghöhe aus
(Zeichnung um 1856).

Die um den Ort liegenden Grünflächen,
„der Ösch”, werden auch heute noch
im
 Herbst gemeinschaftlich beweidet.

Mit den Ordnungsstrafen war die Ortsgemeinde nicht besonders zurückhaltend, was die Anzahl der »gebührenpflichtigen Verwarnungen« betraf, in der Strafgeldhöhe ließ man jedoch »die Kirche beim Dorf«.

Unter dem 29. September 1845 ist folgender Eintrag zu lesen:

„Nachstehende Individuen welche Ihre eigenthümliche Feldwege nicht in gutem
Zustande erhalten haben, sind von der Gemeinde Verwaltung als Orts Pollicey jedes
a 15 kr Strafe angehalten worden.

Haus Nro.
20Johan Seweg15 kr
22Roman Jäger30 kr - (für 2 Weeg)
26Johan Berchtold15 kr
88Joseph Geißler15 kr
106Kaspar Witsch15 kr
112Anton Jäger15 kr
180Johann Rietzler15 kr
187Franz Tauscher30 kr - (für 2 Weeg)
211Anton Ley sing15 kr
Summa= fl 3

Im Vergleich zu anderen Orten und Städten waren die Strafgelder in Oberstdorf gering. Betrachtet man jedoch die Strafe in der Relation zum Einkommen, waren die Bußen hoch. Weil die „Individuen” einen Schrotweg im Ösch nicht ordnungsgemäß gepflegt hatten, mußten sie 15 Kreuzer bezahlen. Für 10 Stunden Arbeit (ein Taglohn) bezahlte die Gemeinde zu gleicher Zeit 30 Kreuzer.

Ortsgemeinderechnungen - Heft 25

Die Bachgasse,
mit dem noch offenen Dorfbach
und dem Einlaßgitter an der 
Bachstraße
(heute Anwesen Geiger/Lokal »Luitpold«).

Bestraft wurden auch jene, die zu den angesetzten Feuerwehrproben nicht erschienen oder ihren Pflichten der Dorfbachreinhaltung nicht entsprechend nachkamen. Für damalige Verhältnisse eine Unsitte war es auch, den ,,Markt=Bach” (Dorfbach) zu verengen, d. h. entlang des eigenen Grundstückes den Bachlauf einzuengen, um die »Buind« zu vergrößern.

Ein Protokoll vom 11. Januar 1845 sagt uns darüber:

„Nachstehente Individuen wurden wegen nicht Reinigung und zu eng haltung des
Markt=Baches jedes um 15 Kreuzer bestraft:

Bartholome HartmannJohannes Schedler
Kaspar VoglerJoachim Weißenbach
Jos: Ant: KircherJohannes Hindelang
Joseph SchmidtJoseph Spiß
Klaude WitschJohann Titscher
Johann ZwengAnton Tauscher
Kaspar KapelerIgnaz Zobel
Johann SchradtGeorg Becherer

Die Jahresrechnung 1845 enthält auch eine Niederschrift über Strafgelder besonderer Art:

„pro 1844 im Monath May ist Markt Gemeinde Oberstdorf mit deßen Verwaltung ins einverständniß gekommen daß wegen zu großen Schaden anrichtung der Maykäfer auf jedes Haus Vs Schaf [Schaff] eingeliefert werden solle, und denjenigen welche mehr als Ihre aufgab einliefern sollen von jedem Viertl a 24 Kr aus der Gemeinde Caße bezahlt werden, und diejenigen welche auch keine sammeln oder einliefern haben 24 Kreuzer in die Gemeinde Caße zu zahlen. Die Auslage vür die mehrgesammelten Maykäfer ist in Rechnung pro 1843/44 mit 8 fl 51 kr.

Die Einnahmen für die nichtgesammelt sind Nachstehent :

Haus No.
26Johann Berchtold24 kr
27Johann Schmidt24 kr
97Ignaz Dorn24 kr
138Ignaz Brutscher24 kr
163Rudolf Schaflitzl24 kr
179Lorenz Schmiedeier24 kr
195Johann Tauscher
Senn
24 kr
210Franz Titscher24 kr
212Ignaz Zobel24 kr
220Joseph Math24 kr
232Thaddä Brutschers
Wittib
24 kr
256Barbara Blatner24 kr
266Ignaz Schradt24 kr
291Thaddä Math24 kr
296Johann Hindelang24 kr
Summa=   5 fl  36 kr

Daß fünf Gulden 36 Kreuzer auf diesen Zweck bei der h. Gemeinde Caße vereinnahmt wurden

Bestätigt die Gemeindeverwaltung

                         - Unterschriften -

Der moderne Mensch im Zeitalter der hochgiftigen Spritzmittel und der Massenvernichtung von Insekten wird über eine solche Strafe lächeln. Wer jedoch schon von Maikäfern kahlgefressene Obstbäume gesehen hat, kann die damaligen Anordnungen eher verstehen. Die Obstbäume im Ort waren ein wichtiger Bestandteil der Ernährungsgrundlage. Wurde die Käferbekämpfung nur von wenigen durchgeführt, half sie nichts. Es mußten alle mithelfen, daher auch die relativ hohe Strafe für die Säumigen.

Fortsetzung folgt

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

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Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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