Alljährlich zur Weihnachtszeit stellt Anton Berktold seine Krippe auf.
Die Weihnachtskrippe des Anton Berktold, geb. 1913, wohnhaft im Unteren Markt, Windgasse 8
Als Kind schon hatte es ihm die Krippe seines Großonkels Wilhelm Berktold angetan, deren Unterbau aus einem mit Heißleim überzogenen Regendach bestand. Der Weg des Schulbuben Anton führte dann bis nach Langenwang, um dort ausgestellte Holzschnitzereien zu betrachten. Die ersten Versuche mit dem Schnitzmesser nahm er als junger Bursche vor: „No hon i zerschd a baar Schäfle gmached.”
Hie und da einen fachlichen Rat holte er sich beim Holzschnitzer Wilhelm Math, ebenfalls im Unteren Markt ansässig, dessen Ratschlag nach Anton Berktold so lautete: „Wenn du a Figür machschd, nie uf uin Sitz mache! A Wile uf an Kaschde schdelle und allad wiedr drehe und agugge! ” Als Gegenleistung brachte er Wilhelm Math alte Fotografien, die natürlich das Interesse des Heimatkundigen fanden.
Weitere Anregungen holte er sich aus „am Büech vu Palästina" (Bildvorlagen) und in der Krippenzeitung, einer Zeitschrift für Krippenbau.
Über 30 Jahre hat er an seiner Krippe gearbeitet, „die mindre Figüra wiedr ersetzt”, und neue Kulissen gemalt. Wer sieht es dem Wandverputz der Häuser an, daß er aus Sägmehl, Schlämmkreide und Heißleim besteht, der wirklichkeitsgetreue Ziegelverband gar aus „Schalpra” („in eckigen Schuppen abblätternde Tafelborke”1) der Weiß- oder Edeltanne?
Was sich dem Auge des Betrachters zeigt, ist erstaunliches handwerkliches Geschick, gewissenhafte Detailtreue und sicheres Raumgefühl. Seine geäußerten Gedankengänge weisen auf ein kritisches Geschichtsbewußtsein hin: ,,A ditsche Krippe gidd es idd, bloß die vu Bethlehem!”
Daß die Familie Berktold ihre gute Stube in der Weihnachtszeit auch noch den Schulkindern zu einem Krippenbesuch aufmacht, spricht für Offenheit und Toleranz. Es wäre dem bescheidenen, betagten Landwirt sicherlich nicht recht, wenn man über sein „Hand-Werk” noch viele Worte verlieren würde.
Man muß sich mit ihm unterhalten und seine Krippe gesehen haben.
1. Akt: Oberstdorfer Hirten erzählen einander
1.Hirt Huit z’Obed schpät - so umma Nine
kummet Zwei, i ho’s it kennt -
sind se ietz vom Doarf dinn kumme?
Oder gar vu Bethlehem?
Föhl Oder gar vu Nazareth?
1. Hirt: Ja, i waiß halt öü it reacht!
Ea ischt, glöüb i, Zimmrma -
hot ibral um a Kamar gfroget -
nina hobb an neame welle - ’s hot en halt öü niemed kennt!
Föhl Ja, so am arme Zimmrma, siecht ba s’Heilegsing it a!
2. Hirt Zwei arme Lidd seischt de? A Ma und a Fröü?
Die simbr grad öü vrkumme, dünd a dr Brugg.
Sui ischt drzüe i dr Hoffning!
Föhl t ning glong hobba’s - seischt de?
Die düre be!
1. Hirt Woll, it b’m Obre und erseht reacht it b’m Ündre Wirt!
Föhl Die händ kui Zimmr kriet, denkt hobr’s -
be deam Umtrieb weage dear Ingschribarie!
3. Hirt Ja, ietz gang züe, wenn ebbar aso bianond ischt
wie die Fröü, no ischt es doch am jede sing Pflicht,
daß a um an Platz lüeget!
1. Hirt Woll - des sag amol zu n’am Wirt! Waischt was dea seit?
,,Sella Beatlar geabet bloß a Gschearr!
Do bin i besser Lidd gwändt! Gänd hi wo dr wänd!”
2. Hirt Mi, wenn se gfroget hätte, i hätt e n’a’s
schinscht Hotel abodde - wenn i uis hätt!
3. Hirt Du - und a Hotel, daß i it lach,
hoscht ja bloß so an lotschege Schofschtal,
wo dr Luft hinda und voana ringbloset!
2. Hirt Du - sag nuiz ibr ming Hüs, i ho a huiregs Hoi
i dr Bugrad - des nimmts mit em beschte Bett
vu isam gschiede Obrwirt üf!
1. Hirt Wo die Zweie huit gong bliebet?
&Föhl Ka sing, se kinnet no i de Schtal vom ölte Nandes schliefe.
Dea hot aso bloß no an Ochs und an Esl dinna!
2. Hirt Wenn se’n nu findet!
2. Akt: Eine Lechtaler Hirtenfamilie stößt zur Oberstdorfer Gruppe
1. Hirt Ja, ietz lüege do hea, do kut huit gar no ming Veddr,
dr Schofhirt vum Leachtl dinet drhea!
Ja, was will ietz dea no - ja und d’ Lina, sing Wib,
scht öü drbi, was soll ietz des bedidde?
Föhl Ja, und Musikante händ se öü no drbi,
grad pressant händ se’s!
2. Hirt Dr Roman schpringt glei voara, was will ietz dea?
1. Hirt Ei grieß de Gott, Roman - bischt ja gonz vrdong?
Alle Vier Vrzell - vrzell - ischt nammas passiert?
Roman I bi uf dr Schofwaid gwea - bem Holte, verschtoscht -
gonz schtill isch es gwea - alls hot schu gschlofe -
uf ui mol - wird dr Himl gonz heal
und es git an Moardsschtrohl!
Alle Dr Himl wird heal, es git an Moardsschtrohl???
Roman I lüege rumm und lüege numm und Schäfte verwachet -
i ho grad no welle de Hag züemache -
do hear i vu gonz wit hea a wündrbare Museg . . ,
4. Hirt Ja, händ dir denn des it gheart?
5. Hirt Was isch vrkehrt?
6. Hirt Ja, bischt ietz du g’hearloas?
Alle A Rüeh, loset was dr Roman seit!
Roman A wündrbare Museg sag i:
Zerscht hot es so dong as wie wenn dr Schteffl
mit sinam Hoan bloset.
Zmol hear i öü Giga - aber so schi, ka dr sage,
kui bizzle it g’ripset - no sind allat no meah
Inschtrument drzüe kumme: Dudlsack, Fleta, Harfa,
Zimbl und Posöüna -
und a himlescha Choar hot afoche singe . . .
Zmol ischt öü a Engl do gweache vum himlesche Leabe . . .
Alle A Engl vum himlesche Leabe?
Roman Ja, a Engl ischt do gwea vom himlesche Leabe, sag i -
dea hot gsünge: ,, Gloria in excelsis”
und uf uimol mit am froahe Schall klingt es:
,, Gloria, gloria ”, ibrall!
6. Hirt I ka dr gar it sage, wie n’i vrschrocke bi!
7. Hirt I ho gmuit, ’s letscht Schtindle hab br gschlage!
Roman Und was siech i no?
A Schteanle hot gflimmret as wett es a Krippele aglimmre,
des hot gfuiret und dong, je länger je meah,
i ho fascht nuiz meah gseah!
8. Hirt Woll, i bi fascht vrblindet, aso hot des blendt!
6. Hirt Vu witam ho ni a wink i dean Schtal vum Nandes
ingegschpitzged!|
9. Hirt Des siecht dir wiedr gli, du wündergeala Binggl, du!
6. Hirt Und was siech i im Schtal?
A gonz a kleis Buzzele - i Windla vrmachet -
hot d’Kälte it gachtet und hot doch glachet!
Roman A Buzzele i Windla - seisch de?
Des hot dr Engl gseit:
„Ihr werdet ein Kind finden,
das in Windeln gewickelt ist
und in einer Krippe liegt!”
Föhl Soll be d’Katz freasse, wenn des it b’m Nandes
i sinam Schtal dünd ischt!
9. Hirt Kumm, länd is lüege, was dr Engl vrheiße hot!
1.Hirt letz schpringet doch it glei drvu -
do kinnt ba doch a Schtändle bringe!
4. Hir Wea vu is ka schu a Liedle singe?
5. Hirt letz dind halt it lang rumm, ma kinnt’s ja probiere!
8. Hirt Länd is kui Zit vrliere!
1. Hirt Kumm, neamet uibre Inschtrument oder was dr händ,
mier singet des Lied vum heilege Kind:
(Liedprobe: ,,Singet Lidd”)
Alle Des ischt güet - ietz gämbr, es ischt hegschte Zit -
Dr Klei Des wird deam Kindle gfalle!
Föhl Und erseht sing Müeddr, die wird lache!
6. Hirt Hirt Pscht - dind it so lüt! (ziehen ab)
8. Hirt (im Gehen) Dind des Kindle it vrschrecke . . .
Das Hirtenspiel kam anläßlich des Oberstdorfer Adventsingens am Sonntag, den 17. Dezember 1995, in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist zur Aufführung.
Diese Volksmusikveranstaltung, die unter dem Titel ,,’s wiehnächded” bekannt ist, konnte in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführt werden. Wieder einmal mehr führte sie eine große Anzahl junger und alter Menschen unseres Dorfes zusammen, welche in der intimen Geborgenheit des kirchlichen Raumes miteinander „ihr Wiehnächde” feierten. Gesang und gesprochenes Wort waren im Dialekt gehalten. Die 11 Kinder aus Tiefenbach und Oberstdorf, im Alter von 6 bis 11 Jahren, mit Thomas Boxler in der Rolle des Lechtaler Schafhirten »Roman«, spielten die Geschichte von Herbergssuche, Verkündigung und Geburt überzeugend und herzerfrischend.
Die Hirtenkinder von 1995 waren:
Max Bandey, Caroline Boxler, Johann Boxler, Thomas Boxler, Agnes Dörnach, Verena Eichhorn,
Anna Hiesinger, Iris Müller, Wolfgang Oss, Franzi Übelhör und Mathias Vogler. Ihr gemeinsames
Lied, „Singet Lidd”, wurde von Wolfgang und Johann mit dem Akkordeon und von Thomas mit Holzlöffeln begleitet.