Im Bacherloch bei
Einöds
bach.
Der Bergheuer trägt
das
in eine Blache (Rupfentuch)
gebundene Heu
zum
Stangenschober.
Einleitung
Die agricolen (landwirtschaftliche) Berichte hatten den Zweck, den Verwaltungsbehörden, somit dem Staat, über die Finanzsituation der Gemeinde, unter Berücksichtigung von Sonder nutzungen und Sondererschwernissen, statistische Unterlagen zu geben.
Vorwort
In den durch den Reichsdeputationshauptschluß dem Lande Bayern einverleibten Gebieten wurde durch dessen Verwaltung in den 1830er Jahren von jeder Gemeinde ein Bericht über den Zustand und die Ertragsfähigkeit des landwirtschaftlich genutzten Bodens angefordert, genannt Agricole Bericht.
Der Bericht über die Verhältnisse der Gemeinde Oberstdorf gibt Auskunft über die damalige Bevölkerung, Häuserzahl und Nebengebäude sowie Erwerbsmöglichkei ten der agricol (landwirtschaftlich) tätigen Einwohner in ihrer Gesamtheit.
Über die industriell (gewerblich) tätigen Einwohner geben ebenfalls die Gebäudezahl, Anzahl der Familien und deren Angehörigen sowie der Mitbeschäftigten Aufschluß, leider aber nicht über die Art der Handwerksausübung und das Einkommen.
Die Schriften über die agricolen Verhältnisse bestehen aus 24 abgelichteten, nicht mit Seitenzahlen versehenen Einzelblättern vom Staatsarchiv Neuburg an der Donau, Akt Nummer 5165. Dieselben geben Einblick in die Lebens- und Erwerbsverhältnisse unserer Vorfahren vor 150 Jahren, als in den statistischen Fragebögen noch keine Rubriken erforderlich waren, welche über die Zahl der Übernachtungen von Kurgästen künden. Wenn heute wieder ein solcher Bericht erstattet werden müßte, was würde wohl alles als Nebenverdienst für die zahlenmäßig auf die Hälfte der damaligen Betriebsinhaber zurückgegangenen Vieh- und Bodenbewirtschaftung ausübende Einwohnerschaft notiert werden!
Aufgehört hat das in dem Bericht erwähnte Sammeln von jährlich 250.000 Weinbergschnecken, als damaliger Nebenverdienst im Anschlage von 375 Gulden. Vielleicht würde man heute das Sammeln von Pilzen auch als gemeinsames Erträgnis der Oberstdorfer Fluren taxieren. Daß aber auch schon vor 150 Jahren nicht alle Pilze in Feld und Wald ungenutzt zu Grunde gingen, geht daraus hervor, daß zur Fütterung der in den Bainden, in Gehegen bis zur Verdeckelung gehaltenen 250.000 Schnecken unter anderem auch Schwämm - Pilze verwendet wurden.
Die agricolen Berichte hatten den Zweck, den Verwaltungsbehörden, somit dem Staat, über die Finanzsituation der Gemeinde, unter Berücksichtigung von Sonder nutzungen und Sondererschwernissen, statistische Unterlagen zu geben.
Der beiläufig ermittelte jährliche agricole Gesamtertrag von 71.172 fl wurde durch ein landwirtschaftliches Gutachten auf 69.444 fl festgesetzt. Nach Abzug von Steuern und Abgaben ist der verbleibende Betrag durch die 396 Familien geteilt und dadurch das rechnerische Durchschnittseinkommen je agricole Familie bestimmt worden. Der Erhebung der Güterwerte schickte man die Erhebung des Ertrags voraus, dann suchte man exzeptionsfreie Käufe auf, und nach diesen beiden Faktoren bestimmte man den Kurentwert von 343.490 fl, auch damaliger Verkaufspreis (Zeitwert). Die Rubrik betreffend der Passiven der auf dem Areal und den Häusern Versicherten blieb unausgefüllt.
„Gegenwärtige Verwendungen des Areals.”
zu Häusern und Hofräumen | 36,01 Tagwerk |
zu Gärten | 95,71 Tagwerk |
zu Äckern | 1279,02 Tagwerk |
zu Wiesen | 4932,24 Tagwerk |
zu Weiden und Ödungen | 31757,31 Tagwerk |
zu Waldungen (Staat) | 1519,00 Tagwerk |
zu Waldungen (Communen) | 3415,00 Tagwerk |
zu Waldungen (Private) | 3630,80 Tagwerk |
zu Flüssen und Weiher | 965,53 Tagwerk |
zu Straßen und Wegen | 58,38 Tagwerk |
Gesamtareal: | Sa. | 47689,00 Tagwerk |
„Sonstige Notitzen über die Eigentümlichkeiten der Landwirtschaft.”
„An der äußersten südlichen Spitze des Oberdonaukreises, wo die Iller durch den Zusammenfluß der Wildbäche Trettach, Breitach und Stillach entsteht, ist die Gemeinde Oberstdorf aus 444 Familien bestehend in einem Halbkreise von Gebirgen eingeschloßen, dessen höchste Spitzen 8 - 9000 baier. Fuß über der Meeresfläche liegen, und den Gemsen und Adlern - schon von großer Gattung - Aufenthalt gewähren. Diese hingetürmten Gebirge, an manchen Stellen mit ewigem Schnee bedeckt, verschließen den warmen Himmel Italiens und es verhält sich in dieser Nähe schon alles so wie in den Gebirgen Tyrols, was auch auf die Landwirtschaft in der Gemeinde Oberstdorf verschiedenen Einfluß hat.
Der Marktflecken Oberstdorf hat 320 Häuser noch in einer Ebene und in der schönsten anmutigsten Gegend liegend, sieht man auf seinen Fluren noch die besten Obstbäume prangen, und seine Wiesen, größtenteils zweimädig, liefern auch das beste Futter, welches freilich nicht ganz zur Ernährung der zahlreichen Herden hinreicht. Indessen müssen schon die zu Oberstdorf gehörenden Dörfer und Weiler Kornau, Jauchen, den Tälern Spielmannsau und Birgsau, dann der auf solchem Gebirge liegende Ort Gerstruben, auf Obst- Gemüs- und Krautgarten verzichten, und sich lediglich auf die Viehzucht und im Winter auf das Spinnen und Weben beschränken, daher um gute Weiden und Futter für ihr Vieh umsehen. Die Weiden erstrecken sich bis an die Grathe und Schlegelwelzen. Das Vieh ist also dem rauhesten Ungestüm der Witterung, Stürmen und Schnee ausgesetzt, daß selbes oft und um so schneller in niedere Gegend fliehen muß, als auf diesen Höhen gar kein oder nur verkrüppeltes Holz wächst und daher die Hütten größtenteils aus Steinen zusammengesetzt sind.
Die Produktionsfähigkeit und die Qualität des Futters ist jener der Galtalpen so ziemlich gleich; jedoch kommen die Sennalpen neuerer Zeit wieder in höheren Aufschwung, da die Käse bereits einen hohen Preis errungen haben, indem jetzt für einen Zentner 20 fl bezahlt werden, für welchen noch vor 3 Jahren 13 bis 14 fl geboten wurden. . .
Da wo Mangel an Futter den Bewohner zwingt, oder wo das Vieh nicht mehr hin kommen kann, wird auch Bergheu gemacht und aufgeschobert. Bis zum Winter bleiben diese Schober Heu im Freien mit Tannreiser besetzt liegen.” Bei günstiger Schneelage begeben sich mehrere Männer mit Schneereifen an den Füßen auf die Berge und binden das mit eigens bereiteten 20 Klafter langen Seilen in je zwei Burden, wovon jede 3 - 4 Zentner enthält. Hernach fährt je ein Mann mit zwei Burden schnell die Höhen hinab, mit den Füßen die Abfahrt leitend.
Um das Heu über hohe Felsen zu bringen, wird solches an ein 80 Klafter = 138 m langes, durch eine Rolle laufendes Seil (Kriegseil genannt) angebunden und über die Felsen hinabgestoßen, wobei ein Mann am unteren Ende des Seiles mit seinem Körpergewicht die Burden vor allzu heftigem Aufprall hindert. Auch an mit Schrofen durchsetzten Steilhängen werden die Burden am Kriegseil befestigt und ein Mann an der Bürde leitet mit den Füßen die Abfahrt, während am anderen Ende des Kriegseiles sich ein Mann bergauf ziehen läßt und somit den Mann und die Bürde am anderen Ende des Seiles durch sein Körpergewicht vor Absturz bewahrt.
Derjenige, welcher bei Beendigung vorgenannten Vorganges die Rolle, durch welche das Kriegseil hindurchlief, losbinden und zurückbringen mußte, hatte manches mal ohne jegliche Sicherung einen gefährlichen Abstieg zu bewältigen, um zu seinem Heu zu kommen, das nachher auf Schlitten nach Hause gebracht wurde.
Bemerkung: Der Bericht über das Heimbringen des Bergheues wurde vom damaligen Berichtschreiber scheinbar nur nach dem Hörensagen, also nicht selbst erlebt, verfaßt; somit sind einige technische Unrichtigkeiten wiedergegeben worden. Dieses wurde durch Änderung berichtigt.
„Solche Erwerbsarten sind freilich den Bewohnern der Ebenen unbekannt; dagegen tragen auch die Bewohner des Distrikts Oberstdorf und zum Teil auch des Distrikts Hindelang die Charaktäre förmlicher Alpen-Stämme, und ihre Sitten und Gebräuche erinnern an die Hochländer in der Schweitz und Tyrol. Auch haben selbe mit den Schweizern und Tyrolern gemein, daß sie sehr ungern den heimatlichen Herd verlassen und lieber in Armut in ihren Bergen leben, als anderswo mit Vorteil sich ansäßig machen wollen; es giebt daher auch sehr viele Haushaltungen, die von den Geschwisterten nach dem Tode der Eltern gemeinschaftlich fort geführt und nicht an eine Person übergeben werden, damit nur die übrigen Geschwistern nicht das väterliche Haus verlassen und in entfernten Gegenden ihren Unterhalt suchen müßen.
Übrigens herrscht zu Oberstdorf große Armut, obwohl es wieder reiche Familien gibt. Zur Armut trägt bestimmt die zu hohe Besteuerung bei, und nur die äußerste Frugalität kann diese Alpenbewohner erhalten, indem sie nur von dem leben, was aus Milch und Schmalz, dann Kartoffeln gewonnen werden kann. Und wenn auch der Käs eine Lieblingsspeise derselben ist, so vergönnen sie sich nur solchen von der schlechten Gattung und verkaufen den besseren an die Käsehändler, um nur einige Gulden zur Bezahlung der Abgaben und der hohen Zinsen an die Lechtaler, ihre Gläubiger, aufzubringen.
Dieser großen Gemeinde kommen indessen noch einige Nebenverdienste zu Hilfe.
a. Die nahen Felsen liefern eine Art isländischen Mooses, dessen Einsammeln jedem freisteht; dann eine Menge Enzianwurzen. Diese und noch einige andere Kräuter, welche nur den höchsten Gebirgen angehören, werden von jungen Leuten gesammelt und in großen Parthien nach Nürnberg, Augsburg und Stuttgart verkauft. Aus den Enzianwurzen wird auch Branntwein gebrannt und in die entfernten Gegenden zum Verkaufe getragen; hievon können nur als jährliches Erträgnis ange nommen werden --- 300 fl.
b. Mit Holzhauen und Kohlenbrennen beschäftigen sich mehrere ledige Pursche
und bringen ihren Lohn mit circa --- 600 fl, in die Haushaltung ihrer Eltern zurück.
c. das nemliche gilt auch, wenn sich die ledigen Purschen und auch verheyrathete Männer als Sennen auf den nahe gelegenen Alpen verdingen, wofür sie 30 bis 60 fl Lohn erhalten. Hiefür kann als Erträgnis angesetzt werden --- 600 fl.
d. Bei Oberstdorf werden von einem Wildbach (Anm.: Traufbach) immer Stücke eines schönen schwarz-grauen Marmors von den Bergen herunter gebracht und nach Füssen geführt und dort bearbeitet. Dieser Marmor hat bereits einige Berühmtheit erlangt und wird von selben ein Fuhrlohn verdient von --- 200 fl.
e. Von den Bewohnern von Oberstdorf werden jährlich in ihren Fluren circa 250.000 Schnecken gesammelt und in Fässern zu 10.000 Stück per Faß gebracht und an eige ne Händler verkauft, welche diese Schnecken nach Augsburg, Regensburg und sogar nach Wien bringen. Das Hundert Schnecken kommt auf 8 bis 10 kr zu stehen und es kann daher ein Verdienst damit gemacht werden von --- 375 fl.
f. Im Winter gibt sich alles mit Spinnen und Weben und die jüngere weibliche Bevölkerung auch mit Sticken ab, wofür in Verdienst gebracht wird:
Für das Spinnen | 600 fl |
für das Leinwandweben | 350 fl |
für das Sticken | 200 fl |
Gegenwärtige Bewirthschaftung der Äcker und Wiesen.
Dreifelderwirtschaft kennt man hier nicht. Es bestehen viele solche Äcker, die seit Menschendenken nicht geackert, stets zum Graswuchse verwendet wurden. Wird auch hie und da ein Acker aufgebrochen, so darf es nur 3 Jahre nacheinander geschehen, worauf er wieder 10 - 20 Jahre dem Graswuchse dient. Demnach bestehen hier nur Wiesen und keine Äcker. Mit Veesen werden 4 Tagw. mit Gerste 3 mit Haber 2 mit Bohnen 6 mit Kartoffeln 31 und mit Flachs 15 Tagwerk angebaut.
Behandlung der Wiesen, Düngen, Pflege, Aerndte, Einheimsung, Qualität des Heues und Öhmats, Verwendung, Verkauf, Verbrauch.
Daß dahier die Äcker beinahe alle zum Graswuchse verwendet, daher zu den Wiesen subsimirt werden müßen, geht schon aus der beschriebenen Rotation hervor. Die eigentlichen Wiesen befinden sich alle in den Bergen, welche wenig Heu liefern und oft in Fußeisen und mit Lebensgefahr eingeheimset werden müßen. Das Heu muß alles in eigenen Hütten bewahrt und kann erst im Winter in Burden, wie unten bereits beschrieben ist, nach Hause gebracht werden. Diese Bergwiesen können nicht gedüngt werden und liefern kein Grumat.
Die Wiesen, welche gewöhnlich Äcker genannt werden, werden im Frühjahr gedüngt und nach der Heuernte auch oft mit Gülle begalt. Die Heuernte fällt gewöhnlich Ende Juny, jene des Grumats Ende August. Zum Dörren des Heues werden gewöhnlich 2, zum Dörren des Grumats auch 2 Tage verwendet. Allgemein werden Heuzähne (Anm.: Heinzen) verwendet und Heu und Grumat alle Abende, auch wenn schön Wetter ist an dieselben gehängt, um das Eindringen des Erdgeschmakes in das Heu und das Faulen desselben zu verhindern. Im Durch schnitte darf angenommen werden, daß jeder Einwohner 1500 Heuzähne hat, die ihm sehr hoch zu stehen kommen. Heu und Grumat ist von bester Qualität und wird zur Fütterung für eigenes Vieh verwendet, selten eines verkauft, ausgenommen von Einwohnern, deren finanzieller Zustand auf der Neige ist.
Das Ackerland, Art des Pflügens, Art des Düngens, Art des Säens, Pflege der Äcker, des Schnittes, der Aernde ...
Das Pflügen geschieht mit Strangenpflügen, deren jedoch in der ganzen großen Ruralgemeinde nicht zehn vorräthig seyn dürften, weil zu wenig geackert wird. Bei diesem Pflügen entstehen bei jedem Acker nur 2 Beete, weil die Furchen immer auf die zwei entgegengesetzte Seiten gewendet werden.
Der Dünger, meist natürlicher, wird im Frühjahr ausgeführt und zum Teil untergeackert. Die Furchen müßen erst behackt werden, worauf der Samen gesät werden kann, der dann wieder eingehauen werden muß. Nur selten wird geegget. Die Aemdte fällt gewöhnlich in den Septem ber; oft wird aber das Getreide nicht reif. Das Getreide, meist aus Vesen und Gerste bestehend, wird in kleine Garben gebunden, deren 120 einen Schober machen, und zu Hause auf eigenen aus Latten gebildeten Dörren gedörrt werden. Wenn die Früchte reif werden, sind sie von guter Qualität... reichen aber für die ganze Bevölkerung nicht auf eine einzige Woche hin, daher das ganze Jahr Getreide aus dem Unterlande eingekauft werden muß.
Benützung der Brache, ob zu Futterkräuter oder Handelskräuter.
Brache besteht bei der hier gewöhnlichen Rotation nicht.
Hopfenbau, Qualität des Hopfens, Verwendung desselben.
Hopfen, Tabak und Futterkräuter werden nicht gebaut. Hülsenfrüchte nur sogenannte Saubohnen, aber wenig. An Forstgewächsen vegetirt vorzüglich die Tanne, welche aber nur Holz zum eigenen Bedarfe und Kohl für die nahen Eisenarbeiter lie fern.
Kartoffeln werden viel und im Durchschnitte von jedem Einwohner 15-20 Metzen erbaut, meist aber vom Frost ruiniert. Sie sind das erste Nahrungsmittel für sämtliche Bewohner, können aber nur verkauft werden, wenn sie außerordentlich gediehen, außerdem sie nicht einmal zum eigenen Bedarfe hinreichen.
Reps und Saflor-Bau, Qualität, Verwendung, Verkauf, Verbrauch.
Reps und Saflor taugen für das hiesige Klima nicht.
Flachs und Hanfanbau, Qualität des Flachses, Verwendung
Hanf wird keiner, Flachs aber wenig gebaut. Kaum der 10te Bewohner baut Flachs und selbst dieser kaum 30 Pfund, daher kaum der eigene Bedarf befriedigt werden kann.
Die hier gewöhnlichen rauhen Lüfte und der schwere Boden sind dem Flachsbau straks entgegen und es darauf 1 Tagwerk 3 - 4 Metzen Lein hingesät werden. Übrigens werden im Ganzen nur 15 Tagwerk mit Flachs angebaut. Die Behandlungsart ist die nemliche wie bei Schöllang und Altstädten, die Erträgniß weicht aber davon ab, indem auf 1 Tagwerk höchstens 60 Pfund gereinigten Flachses und 90 Pfund Werg genommen werden.
Obst-Cultur in Gärten, auf Feldern und an Straßen, Verwendung des Obstes, Ver brauch, Verkauf.
In den Bainden - Baumgärten beim Hause - bestehen viele Bäume, die aber wenig feine Früchte tragen.
Seit einigen Jahren wurden einige Tausende von jungen Bäumen an Straßen und in die Felder gepflanzt und veredelt, von denen aber die Früchte erst zu erwarten stehen, wenn nicht, wie in heurigem Winter, der Frost alle Hoffnung raubt. Obst konnte bisher keines verkauft werden.
Der Ertrag besteht in:
10 Schäffel Aepfel | a 4 fl = 40 fl |
22 Schäffel Biernen | a 4 fl = 88 fl |
18 Schäffel Kirschen | a 6 fl = 108 fl |
Sa. 236 fl |
Bienenzucht, Verwendung des Honigs, Verkauf, Verbrauch.
Die Bienenzucht wurde vor 4-5 Jahren sehr stark betrieben, allein kalte Lüfte, späte Fröste im Frühjahr haben dieselbe wieder sehr zurückgebracht.
Noch bestehen 110 Bienenstöcke, von welchen jeder 1 Pfund Honig a 1 fl 30 kr und 1/3 Pfund Wachs a 1 fl 12 kr geben. Die Ausbeute ist in dieser Gemeinde stärker, weil die Bienen die besten Blüten auf den schönen weiten Fluren von Oberstdorf sammeln können, von denen bekannt ist, daß selbe das beste Futter liefern und es für den Bedarf nicht hinreicht.
Das Erträgniß beläuft sich daher auf --- 209 fl.
Gärtnerey, Verwendung des Ertrags, Verkauf, Verbrauch.
Außer etwas Salat, Kohl, Rüben und Rettig wird in den Gärten und Krautgärten nichts angebaut. Mehrere Ortschaften, als Spielmannsau, Kornau, Gerstruben, wel che schon im tiefsten Gebirge liegen, bauen auch dieses nicht.
Es kann daher im Ganzen ein Ertrag von --- 1600 fl angenommen werden.
Viehstand und Nutzung
Pferde 3 Jahre und älter 58
Pferde unter 3 Jahren 9
Einnahmen aus Verkauf | |||
15 Fohlen a 20 fl | = 300 fl | ||
10 Fohlen a 36 fl | = 360 fl | ||
5 Pferde a 90 fl | = 450 fl | Gesamt 1.110 fl | |
Arbeitsvieh: | |||
67 Stiere Verkauf 30 Stück a 24 fl | = 720 fl | ||
1089 Kühe per Kuh 36 fl Milchnutzung | |||
verwendet in den Haushaltungen | |||
und Kälberaufzucht und Mast | = 39.204 fl | ||
Verkauf von 680 Kälbern a 5 fl | = 3.400 fl | ||
465 Stück Jungvieh 1 und 2jährig | |||
Verkauf von 206 Stück a 25 fl | = 5.150 fl | ||
Verkauf von 110 Kühen a 40 fl | = 4.400 fl | ||
327 Kälber kamen zur Aufzucht | Gesamt 52.874 fl | ||
428 Schafe Beiläufiger Wert | |||
95 Lämmer der Wolle pro Jahr | = 620 fl | ||
Verkauf von Schafen pro Jahr ca | = 250 fl | Gesamt 870 fl | |
15 Stück Mastschweine Ankauf a 6 fl | |||
15 Stück Verkauf a 20 fl ab Ankauf 90 fl | = 210 fl | ||
613 Ziegen alt a 5 fl Nebennutzung | = 3.065 fl | ||
145 Ziegen jung für Verkauf | = 350 fl | Gesamt 3.315 fl | |
Federvieh: | |||
4 Gänse beiläufiger Wert der Nebennutzungen | |||
20 Enten Nebennutzungen | = 755 fl | = 755 fl | |
903 Hühner | |||
12 Tauben | ___________ | ||
Sa. 59.134 fl |
Beiläufiger Ertrag des Ackerbaues, des Wiesenbaues und der Viehzucht, der Gartenkultur, des Obstbaues, Bienenzucht und der sonstigen Nebenzweige der Landwirtschaft.
Ertrag aus Ackerbau | 276 fl | ||
Ertrag aus Kartoffeln | 1.426 fl | ||
Ertrag aus Flachsbau | 562 fl | ||
Ertrag aus Viehzucht und Nutzungen | 59.134 fl | ||
Ertrag aus Gärtnerei | 1.600 fl | ||
Ertrag aus Obstkulturen | 236 fl | ||
Ertrag aus Bienenzucht | 209 fl | ||
Ertrag aus sonstigen Nebeneinkünften | 3.225 fl | ||
Ertrag aus Wald und Nebennutzung | 4.504 fl | ||
Sa. 71.172 fl |
Bemerkung: Der beiläufig errechnete Gesamtbetrag von 71.172 fl wurde gemäß landwirtschaftlichem Gutachten auf 69.444 fl festgesetzt.
"A. agricole Bevölkerung"
Ansäßige Gutsbesitzer ohne Gewerbe | 310 Familien | 1264 Seelen | ||||
Ansäßige Gewerbsbesitzer deren Haupter- werb jedoch in dem Ertrag ihrer Feldgüter besteht | 81 Familien | 334 Seelen | ||||
Ansäßige bei der Landwirtschaft ver- wendete Taglöhner, Leerhausbesitzer | 3 Familien | 10 Seelen | ||||
Unansäßige bei der Landwirtschaft verwendete Taglöhner | 2 Familien | 7 Seelen | ||||
Knechte der in der 1. und 2. Rubrik verzeichneten Gutsbesitzenden Familien | 13 Seelen | |||||
desgleichen Mägde | 32 Seelen | |||||
Geamtzahl der agricolen Bevölkerung: 396 Familien, 1660 Seelen; darunter sind Kinder: a) männlich 188, b) weiblich 208. |
"B. industrielle Bevölkerung"
Ansäßige Gewerbsinhaber ohne Feldbesitz | 20 Familien | 147 Seelen | ||
Ansäßige Gewerbsinhaber mit Feldbesitz welche sich jedoch hauptsächlich von dem Gewerbe ernähren | 15 Familien | 30 Seelen | ||
Ansäßige bei der Industrie verwendete Taglöhner namentlich Leerhäusler | 3 Familien | 4 Seelen | ||
Gesellen | 13 Seelen | |||
Lehrlinge | 3 Seelen | |||
männliche Dienstboten in gewerbetreibenden Familien | 3 Seelen | |||
desgl. weibliche Dienstboten | 4 Seelen |
Gesamtzahl der industriellen Bevölkerung: 38 Familien, 204 Seelen;
darunter sind Kinder: a) männlich 9, b) weiblich 11.
"C. sonstige Bevölkerung"
sonstige in folgenden Rubriken genannte Bevölkerung | 10 Familien | 22 Seelen | ||||||
ohne Angabe | männlich | 4 Seelen | ||||||
ohne Angabe | weiblich | 5 Seelen | ||||||
Beamte | männlich | 2 Seelen | ||||||
Beamte | weiblich | 2 Seelen | ||||||
Comunalangestellte ohne industrielle und agricole Verhältnisse | männlich | 1 Seele | ||||||
Katholischer Klerus | 2 Seelen | |||||||
Kapitalisten | männlich | 2 Seelen | ||||||
Kapitalisten | weiblich | 4 Seelen | ||||||
männlich | Sa.11 Seelen | |||||||
weiblich | Sa.11 Seelen |
darunter ist 1 Kind weiblich
"D. Zusammenstellung der 3 obigen Tabellen"
Zahl aller und jeder Bewohner:
Männer 308, Weiber 316,
Kinder unter 12 Jahren männlich 197
Kinder unter 12 Jahren weiblich 220
Ledige oder Alleinstehende männlich 358
Ledige oder Alleinstehende weiblich 477
Gesamtzahl der Bevölkerung: 444 Familien, 1886 Seelen, davon Katholiken: 1886
Gesamt: Häuserzahl / Gebäude
Das Pfarrdorf Oberstdorf bestand aus landwirtschaftlichen | Hauptgebäude | Nebengebäude | |
Markt Oberstdorf | 292 | 1005 | |
Dorf Kornau | 25 | 80 | |
Weiler Spielmannsau | 13 | 75 | |
Weiler Gerstruben | 10 | 100 | |
Weiler Einödsbach | 3 | 3 | |
Weiler Jauchen und Reute | 14 | 30 | |
Einöden Gruben - Kühberg | 4 | 10 | |
Leiter und Schwand | 8 | 40 | |
Sa. | 369 | 1343 |
Bemerkung: Unter den landwirtschaftlichen Nebengebäuden sind 1330 Heuschinden in den Bergwiesen inbegriffen.
Zu industriellen Zwecken bestimmte Gebäude sind im Markt Oberstdorf 8 Haupt- und 8 Nebengebäude.
Sonstige Hauptgebäude 9 (Kirche, Kapellen, Schule, Waghaus).
In den Filialorten 5 (= je eine Kapelle).