Agricole Statistik der Gemeinde Oberstdorf - Eine Bestandsaufnahme aus dem Jahre 1836 (Teil 1)

von Anton Berktold am 01.05.1983

Einleitung

Die agricolen (landwirtschaftliche) Berichte hatten den Zweck, den Verwaltungsbehörden, somit dem
 Staat, über die Finanzsituation der Gemeinde, unter Berücksichtigung von Sonder
nutzungen und Sondererschwernissen, statistische Unterlagen zu geben.

Vorwort

In den durch den Reichsdeputationshauptschluß dem Lande Bayern einverleibten 
Gebieten wurde durch dessen Verwaltung in den 1830er Jahren von jeder Gemeinde 
ein Bericht über den Zustand und die Ertragsfähigkeit des landwirtschaftlich genutzten Bodens angefordert, genannt Agricole Bericht.

Der Bericht über die Verhältnisse der Gemeinde Oberstdorf gibt Auskunft über die 
damalige Bevölkerung, Häuserzahl und Nebengebäude sowie Erwerbsmöglichkei
ten der agricol (landwirtschaftlich) tätigen Einwohner in ihrer Gesamtheit.

Über die industriell (gewerblich) tätigen Einwohner geben ebenfalls die Gebäudezahl, Anzahl der Familien und deren Angehörigen sowie der Mitbeschäftigten Aufschluß, leider aber nicht über die Art der Handwerksausübung und das Einkommen.

Die Schriften über die agricolen Verhältnisse bestehen aus 24 abgelichteten, nicht
 mit Seitenzahlen versehenen Einzelblättern vom Staatsarchiv Neuburg an der Donau, Akt Nummer 5165. Dieselben geben Einblick in die Lebens- und Erwerbsverhältnisse unserer Vorfahren vor 150 Jahren, als in den statistischen Fragebögen noch keine Rubriken erforderlich waren, welche über die Zahl der Übernachtungen von 
Kurgästen künden. Wenn heute wieder ein solcher Bericht erstattet werden müßte,
 was würde wohl alles als Nebenverdienst für die zahlenmäßig auf die Hälfte der damaligen Betriebsinhaber zurückgegangenen Vieh- und Bodenbewirtschaftung ausübende Einwohnerschaft notiert werden!

Aufgehört hat das in dem Bericht erwähnte Sammeln von jährlich 250.000 Weinbergschnecken, als damaliger Nebenverdienst im Anschlage von 375 Gulden. Vielleicht würde man heute das Sammeln von Pilzen auch als gemeinsames Erträgnis
 der Oberstdorfer Fluren taxieren. Daß aber auch schon vor 150 Jahren nicht alle Pilze in Feld und Wald ungenutzt zu Grunde gingen, geht daraus hervor, daß zur Fütterung der in den Bainden, in Gehegen bis zur Verdeckelung gehaltenen 250.000 
Schnecken unter anderem auch Schwämm - Pilze verwendet wurden.

Die agricolen Berichte hatten den Zweck, den Verwaltungsbehörden, somit dem
 Staat, über die Finanzsituation der Gemeinde, unter Berücksichtigung von Sonder
nutzungen und Sondererschwernissen, statistische Unterlagen zu geben.

Der beiläufig ermittelte jährliche agricole Gesamtertrag von 71.172 fl wurde durch 
ein landwirtschaftliches Gutachten auf 69.444 fl festgesetzt. Nach Abzug von 
Steuern und Abgaben ist der verbleibende Betrag durch die 396 Familien geteilt und
 dadurch das rechnerische Durchschnittseinkommen je agricole Familie bestimmt
 worden. Der Erhebung der Güterwerte schickte man die Erhebung des Ertrags 
voraus, dann suchte man exzeptionsfreie Käufe auf, und nach diesen beiden Faktoren bestimmte man den Kurentwert von 343.490 fl, auch damaliger Verkaufspreis
 (Zeitwert). Die Rubrik betreffend der Passiven der auf dem Areal und den Häusern
 Versicherten blieb unausgefüllt.

„Gegenwärtige Verwendungen des Areals.”

zu Häusern und Hofräumen36,01 Tagwerk
zu Gärten95,71 Tagwerk
zu Äckern1279,02 Tagwerk
zu Wiesen4932,24 Tagwerk
zu Weiden und Ödungen31757,31 Tagwerk
zu Waldungen (Staat)1519,00 Tagwerk
zu Waldungen (Communen)3415,00 Tagwerk
zu Waldungen (Private)3630,80 Tagwerk
zu Flüssen und Weiher965,53 Tagwerk
zu Straßen und Wegen58,38 Tagwerk
Gesamtareal:Sa.47689,00 Tagwerk

„Sonstige Notitzen über die Eigentümlichkeiten der Landwirtschaft.”

„An der äußersten südlichen Spitze des Oberdonaukreises, wo die Iller durch den
 Zusammenfluß der Wildbäche Trettach, Breitach und Stillach entsteht, ist die Gemeinde Oberstdorf aus 444 Familien bestehend in einem Halbkreise von Gebirgen 
eingeschloßen, dessen höchste Spitzen 8 - 9000 baier. Fuß über der Meeresfläche
 liegen, und den Gemsen und Adlern - schon von großer Gattung - Aufenthalt gewähren. Diese hingetürmten Gebirge, an manchen Stellen mit ewigem Schnee bedeckt, verschließen den warmen Himmel Italiens und es verhält sich in dieser Nähe schon alles so wie in den Gebirgen Tyrols, was auch auf die Landwirtschaft in der
 Gemeinde Oberstdorf verschiedenen Einfluß hat.

Der Marktflecken Oberstdorf hat 
320 Häuser noch in einer Ebene und in der schönsten anmutigsten Gegend 
liegend, sieht man auf seinen Fluren noch die besten Obstbäume prangen, und seine
 Wiesen, größtenteils zweimädig, liefern auch das beste Futter, welches freilich
 nicht ganz zur Ernährung der zahlreichen Herden hinreicht. Indessen müssen
 schon die zu Oberstdorf gehörenden Dörfer und Weiler Kornau, Jauchen, den
 Tälern Spielmannsau und Birgsau, dann der auf solchem Gebirge liegende Ort 
Gerstruben, auf Obst- Gemüs- und Krautgarten verzichten, und sich lediglich auf
 die Viehzucht und im Winter auf das Spinnen und Weben beschränken, daher um
 gute Weiden und Futter für ihr Vieh umsehen. Die Weiden erstrecken sich bis an die
 Grathe und Schlegelwelzen. Das Vieh ist also dem rauhesten Ungestüm der Witterung, Stürmen und Schnee ausgesetzt, daß selbes oft und um so schneller in niedere
 Gegend fliehen muß, als auf diesen Höhen gar kein oder nur verkrüppeltes Holz
 wächst und daher die Hütten größtenteils aus Steinen zusammengesetzt sind.

Teil 1 Statistik - Heft 3

Im Bacherloch bei
Einöds
bach.

Der Bergheuer trägt 
das
in eine Blache (Rupfentuch)
gebundene Heu
 zum
Stangenschober.

Die Produktionsfähigkeit und die Qualität des Futters ist jener der Galtalpen so
 ziemlich gleich; jedoch kommen die Sennalpen neuerer Zeit wieder in höheren 
Aufschwung, da die Käse bereits einen hohen Preis errungen haben, indem jetzt für
einen Zentner 20 fl bezahlt werden, für welchen noch vor 3 Jahren 13 bis 14 fl geboten wurden. . .

Da wo Mangel an Futter den Bewohner zwingt, oder wo das Vieh nicht mehr hin
kommen kann, wird auch Bergheu gemacht und aufgeschobert. Bis zum Winter 
bleiben diese Schober Heu im Freien mit Tannreiser besetzt liegen.” Bei günstiger 
Schneelage begeben sich mehrere Männer mit Schneereifen an den Füßen auf die
 Berge und binden das mit eigens bereiteten 20 Klafter langen Seilen in je zwei Burden, wovon jede 3 - 4 Zentner enthält. Hernach fährt je ein Mann mit zwei Burden
 schnell die Höhen hinab, mit den Füßen die Abfahrt leitend.

Um das Heu über hohe Felsen zu bringen, wird solches an ein 80 Klafter = 138 m
 langes, durch eine Rolle laufendes Seil (Kriegseil genannt) angebunden und über die
 Felsen hinabgestoßen, wobei ein Mann am unteren Ende des Seiles mit seinem Körpergewicht die Burden vor allzu heftigem Aufprall hindert. Auch an mit Schrofen 
durchsetzten Steilhängen werden die Burden am Kriegseil befestigt und ein Mann 
an der Bürde leitet mit den Füßen die Abfahrt, während am anderen Ende des Kriegseiles sich ein Mann bergauf ziehen läßt und somit den Mann und die Bürde am
 anderen Ende des Seiles durch sein Körpergewicht vor Absturz bewahrt.

Derjenige, welcher bei Beendigung vorgenannten Vorganges die Rolle, durch welche das Kriegseil hindurchlief, losbinden und zurückbringen mußte, hatte manches
mal ohne jegliche Sicherung einen gefährlichen Abstieg zu bewältigen, um zu 
seinem Heu zu kommen, das nachher auf Schlitten nach Hause gebracht wurde.

Teil 1 Statistik - Heft 3
Teil 1 Statistik - Heft 3

Bemerkung: Der Bericht über das Heimbringen des Bergheues wurde vom damaligen Berichtschreiber scheinbar nur nach dem Hörensagen, also nicht selbst erlebt,
verfaßt; somit sind einige technische Unrichtigkeiten wiedergegeben worden.
 Dieses wurde durch Änderung berichtigt.

„Solche Erwerbsarten sind freilich den Bewohnern der Ebenen unbekannt; dagegen 
tragen auch die Bewohner des Distrikts Oberstdorf und zum Teil auch des Distrikts
 Hindelang die Charaktäre förmlicher Alpen-Stämme, und ihre Sitten und Gebräuche erinnern an die Hochländer in der Schweitz und Tyrol. Auch haben selbe mit
 den Schweizern und Tyrolern gemein, daß sie sehr ungern den heimatlichen Herd
 verlassen und lieber in Armut in ihren Bergen leben, als anderswo mit Vorteil sich 
ansäßig machen wollen; es giebt daher auch sehr viele Haushaltungen, die von den 
Geschwisterten nach dem Tode der Eltern gemeinschaftlich fort geführt und nicht
 an eine Person übergeben werden, damit nur die übrigen Geschwistern nicht das
 väterliche Haus verlassen und in entfernten Gegenden ihren Unterhalt suchen 
müßen.

Übrigens herrscht zu Oberstdorf große Armut, obwohl es wieder reiche Familien
 gibt. Zur Armut trägt bestimmt die zu hohe Besteuerung bei, und nur die äußerste 
Frugalität kann diese Alpenbewohner erhalten, indem sie nur von dem leben, was
 aus Milch und Schmalz, dann Kartoffeln gewonnen werden kann. Und wenn auch
 der Käs eine Lieblingsspeise derselben ist, so vergönnen sie sich nur solchen von der
 schlechten Gattung und verkaufen den besseren an die Käsehändler, um nur einige
 Gulden zur Bezahlung der Abgaben und der hohen Zinsen an die Lechtaler, ihre
 Gläubiger, aufzubringen.

Dieser großen Gemeinde kommen indessen noch einige Nebenverdienste zu Hilfe.

a. Die nahen Felsen liefern eine Art isländischen Mooses, dessen Einsammeln jedem freisteht; dann eine Menge Enzianwurzen. Diese und noch einige andere Kräuter, welche nur den höchsten Gebirgen angehören, werden von jungen Leuten gesammelt und in großen Parthien nach Nürnberg, Augsburg und Stuttgart verkauft.
 Aus den Enzianwurzen wird auch Branntwein gebrannt und in die entfernten Gegenden zum Verkaufe getragen; hievon können nur als jährliches Erträgnis ange
nommen werden --- 300 fl.

b. Mit Holzhauen und Kohlenbrennen beschäftigen sich mehrere ledige Pursche
und bringen ihren Lohn mit circa --- 600 fl, in die Haushaltung ihrer Eltern zurück.

c. das nemliche gilt auch, wenn sich die ledigen Purschen und auch verheyrathete
 Männer als Sennen auf den nahe gelegenen Alpen verdingen, wofür sie 30 bis 60 fl
 Lohn erhalten. Hiefür kann als Erträgnis angesetzt werden --- 600 fl.

d. Bei Oberstdorf werden von einem Wildbach (Anm.: Traufbach) immer Stücke 
eines schönen schwarz-grauen Marmors von den Bergen herunter gebracht und nach Füssen geführt und dort bearbeitet. Dieser Marmor hat bereits einige Berühmtheit erlangt und wird von selben ein Fuhrlohn verdient von --- 200 fl.

e. Von den Bewohnern von Oberstdorf werden jährlich in ihren Fluren circa 250.000 
Schnecken gesammelt und in Fässern zu 10.000 Stück per Faß gebracht und an eige
ne Händler verkauft, welche diese Schnecken nach Augsburg, Regensburg und sogar nach Wien bringen. Das Hundert Schnecken kommt auf 8 bis 10 kr zu stehen 
und es kann daher ein Verdienst damit gemacht werden von --- 375 fl.

f. Im Winter gibt sich alles mit Spinnen und Weben und die jüngere weibliche Bevölkerung auch mit Sticken ab, wofür in Verdienst gebracht wird:

Für das Spinnen600 fl
für das Leinwandweben350 fl
für das Sticken200 fl

Gegenwärtige Bewirthschaftung der Äcker und Wiesen.

Dreifelderwirtschaft kennt man hier nicht. Es bestehen viele solche Äcker, die seit
 Menschendenken nicht geackert, stets zum Graswuchse verwendet wurden. Wird
 auch hie und da ein Acker aufgebrochen, so darf es nur 3 Jahre nacheinander geschehen, worauf er wieder 10 - 20 Jahre dem Graswuchse dient. Demnach bestehen hier 
nur Wiesen und keine Äcker. Mit Veesen werden 4 Tagw. mit Gerste 3 mit Haber 2 mit Bohnen 6 mit Kartoffeln 31 und mit Flachs 15 Tagwerk angebaut.

Behandlung der Wiesen, Düngen, Pflege, Aerndte, Einheimsung, Qualität des 
Heues und Öhmats, Verwendung, Verkauf, Verbrauch.

Daß dahier die Äcker beinahe alle zum Graswuchse verwendet, daher zu den Wiesen subsimirt werden müßen, geht schon aus der beschriebenen Rotation hervor. 
Die eigentlichen Wiesen befinden sich alle in den Bergen, welche wenig Heu liefern 
und oft in Fußeisen und mit Lebensgefahr eingeheimset werden müßen. Das Heu
 muß alles in eigenen Hütten bewahrt und kann erst im Winter in Burden, wie unten
bereits beschrieben ist, nach Hause gebracht werden. Diese Bergwiesen können 
nicht gedüngt werden und liefern kein Grumat.

Die Wiesen, welche gewöhnlich Äcker genannt werden, werden im Frühjahr
 gedüngt und nach der Heuernte auch oft mit Gülle begalt. Die Heuernte fällt
 gewöhnlich Ende Juny, jene des Grumats Ende August. Zum Dörren des Heues 
werden gewöhnlich 2, zum Dörren des Grumats auch 2 Tage verwendet. Allgemein werden Heuzähne (Anm.: Heinzen) verwendet und Heu und Grumat alle
 Abende, auch wenn schön Wetter ist an dieselben gehängt, um das Eindringen des
 Erdgeschmakes in das Heu und das Faulen desselben zu verhindern. Im Durch
schnitte darf angenommen werden, daß jeder Einwohner 1500 Heuzähne hat, die
 ihm sehr hoch zu stehen kommen. Heu und Grumat ist von bester Qualität und wird
 zur Fütterung für eigenes Vieh verwendet, selten eines verkauft, ausgenommen von
 Einwohnern, deren finanzieller Zustand auf der Neige ist.

Das Ackerland, Art des Pflügens, Art des Düngens, Art des Säens, Pflege der Äcker, 
des Schnittes, der Aernde ...

Das Pflügen geschieht mit Strangenpflügen, deren jedoch in der ganzen großen Ruralgemeinde nicht zehn vorräthig seyn dürften, weil zu wenig geackert wird. Bei diesem Pflügen entstehen bei jedem Acker nur 2 Beete, weil die Furchen immer auf die
 zwei entgegengesetzte Seiten gewendet werden.

Teil 1 Statistik - Heft 3

Heute kaum mehr zu sehen,
das Pferd, der treue Helfer,
beim Einbringen der Heuernte.

Der Dünger, meist natürlicher, wird im Frühjahr ausgeführt und zum Teil untergeackert. Die Furchen müßen erst
 behackt werden, worauf der Samen gesät werden kann, der dann wieder eingehauen
 werden muß. Nur selten wird geegget. Die Aemdte fällt gewöhnlich in den Septem
ber; oft wird aber das Getreide nicht reif. Das Getreide, meist aus Vesen und Gerste 
bestehend, wird in kleine Garben gebunden, deren 120 einen Schober machen, und 
zu Hause auf eigenen aus Latten gebildeten Dörren gedörrt werden. Wenn die 
Früchte reif werden, sind sie von guter Qualität... reichen aber für die ganze Bevölkerung nicht auf eine einzige Woche hin, daher das ganze Jahr Getreide aus dem 
Unterlande eingekauft werden muß.

Benützung der Brache, ob zu Futterkräuter oder Handelskräuter.

Brache besteht bei der hier gewöhnlichen Rotation nicht.

Hopfenbau, Qualität des Hopfens, Verwendung desselben.

Hopfen, Tabak und Futterkräuter werden nicht gebaut. Hülsenfrüchte nur sogenannte Saubohnen, aber wenig. An Forstgewächsen vegetirt vorzüglich die Tanne,
 welche aber nur Holz zum eigenen Bedarfe und Kohl für die nahen Eisenarbeiter lie
fern.

Kartoffeln werden viel und im Durchschnitte von jedem Einwohner 15-20 Metzen
 erbaut, meist aber vom Frost ruiniert. Sie sind das erste Nahrungsmittel für sämtliche
 Bewohner, können aber nur verkauft werden, wenn sie außerordentlich gediehen, 
außerdem sie nicht einmal zum eigenen Bedarfe hinreichen.

Reps und Saflor-Bau, Qualität, Verwendung, Verkauf, Verbrauch.

Reps und Saflor taugen für das hiesige Klima nicht.

Flachs und Hanfanbau, Qualität des Flachses, Verwendung

Hanf wird keiner, Flachs aber wenig gebaut. Kaum der 10te Bewohner baut Flachs
 und selbst dieser kaum 30 Pfund, daher kaum der eigene Bedarf befriedigt werden
 kann.

Die hier gewöhnlichen rauhen Lüfte und der schwere Boden sind dem Flachsbau 
straks entgegen und es darauf 1 Tagwerk 3 - 4 Metzen Lein hingesät werden. Übrigens werden im Ganzen nur 15 Tagwerk mit Flachs angebaut. Die Behandlungsart 
ist die nemliche wie bei Schöllang und Altstädten, die Erträgniß weicht aber davon
 ab, indem auf 1 Tagwerk höchstens 60 Pfund gereinigten Flachses und 90 Pfund
 Werg genommen werden.

Obst-Cultur in Gärten, auf Feldern und an Straßen, Verwendung des Obstes, Ver
brauch, Verkauf.

In den Bainden - Baumgärten beim Hause - bestehen viele Bäume, die aber wenig
 feine Früchte tragen.

Seit einigen Jahren wurden einige Tausende von jungen Bäumen an Straßen und in
 die Felder gepflanzt und veredelt, von denen aber die Früchte erst zu erwarten stehen, wenn nicht, wie in heurigem Winter, der Frost alle Hoffnung raubt. Obst konnte 
bisher keines verkauft werden.

Der Ertrag besteht in:

10 Schäffel Aepfela 4 fl = 40 fl
22 Schäffel Biernena 4 fl = 88 fl
18 Schäffel Kirschena 6 fl = 108 fl
Sa.       236 fl

Bienenzucht, Verwendung des Honigs, Verkauf, Verbrauch.

Die Bienenzucht wurde vor 4-5 Jahren sehr stark betrieben, allein kalte Lüfte, späte
 Fröste im Frühjahr haben dieselbe wieder sehr zurückgebracht.

Noch bestehen 110 Bienenstöcke, von welchen jeder 1 Pfund Honig a 1 fl 30 kr und 
1/3 Pfund Wachs a 1 fl 12 kr geben. Die Ausbeute ist in dieser Gemeinde stärker, weil
 die Bienen die besten Blüten auf den schönen weiten Fluren von Oberstdorf sammeln können, von denen bekannt ist, daß selbe das beste Futter liefern und es für 
den Bedarf nicht hinreicht.

Das Erträgniß beläuft sich daher auf --- 209 fl.

Gärtnerey, Verwendung des Ertrags, Verkauf, Verbrauch.

Außer etwas Salat, Kohl, Rüben und Rettig wird in den Gärten und Krautgärten 
nichts angebaut. Mehrere Ortschaften, als Spielmannsau, Kornau, Gerstruben, wel
che schon im tiefsten Gebirge liegen, bauen auch dieses nicht.

Es kann daher im Ganzen ein Ertrag von --- 1600 fl angenommen werden.

Viehstand und Nutzung

Pferde 3 Jahre und älter 58
Pferde unter 3 Jahren 9

Einnahmen aus Verkauf
15 Fohlen a 20 fl= 300 fl
10 Fohlen a 36 fl= 360 fl
5 Pferde a 90 fl= 450 flGesamt 1.110 fl
Arbeitsvieh:
67 Stiere Verkauf 30 Stück a 24 fl= 720 fl
1089 Kühe per Kuh 36 fl Milchnutzung
verwendet in den Haushaltungen
und Kälberaufzucht und Mast= 39.204 fl
Verkauf von 680 Kälbern a 5 fl= 3.400 fl
465 Stück Jungvieh 1 und 2jährig
Verkauf von 206 Stück a 25 fl= 5.150 fl
Verkauf von 110 Kühen a 40 fl= 4.400 fl
327 Kälber kamen zur AufzuchtGesamt 52.874 fl
428 Schafe Beiläufiger Wert
95 Lämmer der Wolle pro Jahr= 620 fl
Verkauf von Schafen pro Jahr ca= 250 flGesamt 870 fl
15 Stück Mastschweine Ankauf a 6 fl
15 Stück Verkauf a 20 fl ab Ankauf 90 fl= 210 fl
613 Ziegen alt a 5 fl Nebennutzung= 3.065 fl
145 Ziegen jung für Verkauf= 350 flGesamt 3.315 fl
Federvieh:
4 Gänse beiläufiger Wert der Nebennutzungen
20 Enten Nebennutzungen= 755 fl= 755 fl
903 Hühner
12 Tauben___________
Sa. 59.134 fl

Beiläufiger Ertrag des Ackerbaues, des Wiesenbaues und der Viehzucht, der Gartenkultur, des Obstbaues, Bienenzucht und der sonstigen Nebenzweige der Landwirtschaft.

Ertrag aus Ackerbau 276 fl
Ertrag aus Kartoffeln1.426 fl
Ertrag aus Flachsbau562 fl
Ertrag aus Viehzucht und Nutzungen59.134 fl
Ertrag aus Gärtnerei1.600 fl
Ertrag aus Obstkulturen236 fl
Ertrag aus Bienenzucht209 fl
Ertrag aus sonstigen Nebeneinkünften3.225 fl
Ertrag aus Wald und Nebennutzung4.504 fl
Sa. 71.172 fl

Bemerkung: Der beiläufig errechnete Gesamtbetrag von 71.172 fl wurde gemäß landwirtschaftlichem Gutachten auf 69.444 fl festgesetzt.

"A. agricole Bevölkerung"

Ansäßige Gutsbesitzer ohne Gewerbe310 Familien1264 Seelen
Ansäßige Gewerbsbesitzer deren Haupter-
werb jedoch in dem Ertrag ihrer
Feldgüter besteht
81 Familien334 Seelen
Ansäßige bei der Landwirtschaft ver-
wendete Taglöhner, Leerhausbesitzer
3 Familien10 Seelen
Unansäßige bei der Landwirtschaft
verwendete Taglöhner
2 Familien7 Seelen
Knechte der in der 1. und 2. Rubrik
verzeichneten Gutsbesitzenden Familien
13 Seelen
desgleichen Mägde32 Seelen
Geamtzahl der agricolen Bevölkerung: 396 Familien, 1660 Seelen;
darunter sind Kinder: a) männlich 188, b) weiblich 208.

"B. industrielle Bevölkerung"

Ansäßige Gewerbsinhaber ohne Feldbesitz20 Familien147 Seelen
Ansäßige Gewerbsinhaber mit Feldbesitz
welche sich jedoch hauptsächlich von
dem Gewerbe ernähren
15 Familien30 Seelen
Ansäßige bei der Industrie verwendete
Taglöhner namentlich Leerhäusler
3 Familien4 Seelen
Gesellen13 Seelen
Lehrlinge3 Seelen
männliche Dienstboten
in gewerbetreibenden Familien
3 Seelen
desgl. weibliche Dienstboten4 Seelen

Gesamtzahl der industriellen Bevölkerung: 38 Familien, 204 Seelen;
darunter sind Kinder: a) männlich 9, b) weiblich 11.

"C. sonstige Bevölkerung"

sonstige in folgenden Rubriken
genannte Bevölkerung
10 Familien22 Seelen
ohne Angabemännlich4 Seelen
ohne Angabeweiblich5 Seelen
Beamtemännlich2 Seelen
Beamteweiblich2 Seelen
Comunalangestellte ohne industrielle und
agricole Verhältnisse
männlich1 Seele
Katholischer Klerus2 Seelen
Kapitalistenmännlich2 Seelen
Kapitalistenweiblich4 Seelen
männlichSa.11 Seelen
weiblichSa.11 Seelen

darunter ist 1 Kind weiblich

"D. Zusammenstellung der 3 obigen Tabellen"

Zahl aller und jeder Bewohner:

Männer 308, Weiber 316,

Kinder unter 12 Jahren männlich 197

Kinder unter 12 Jahren weiblich 220

Ledige oder Alleinstehende männlich 358

Ledige oder Alleinstehende weiblich 477

Gesamtzahl der Bevölkerung: 444 Familien, 1886 Seelen, davon Katholiken: 1886

Gesamt: Häuserzahl / Gebäude

Das Pfarrdorf Oberstdorf
bestand aus landwirtschaftlichen
HauptgebäudeNebengebäude
Markt Oberstdorf2921005
Dorf Kornau2580
Weiler Spielmannsau1375
Weiler Gerstruben10100
Weiler Einödsbach33
Weiler Jauchen und Reute1430
Einöden Gruben - Kühberg410
Leiter und Schwand840
Sa.3691343

Bemerkung: Unter den landwirtschaftlichen Nebengebäuden sind 1330 Heuschinden in den Bergwiesen inbegriffen.

Zu industriellen Zwecken bestimmte Gebäude sind im Markt Oberstdorf 8 Haupt-
 und 8 Nebengebäude.

Sonstige Hauptgebäude 9 (Kirche, Kapellen, Schule, Waghaus).
In den Filialorten 5 (= je eine Kapelle).

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

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