Nach Johann Titscher verzeichnet Dorn einen 1681 auf die Pfarrei proklamierten Ignaz Klein. Ob er wirklich dort tätig war, ist fraglich, denn weder im Matrikelbuch noch in der „Series parochorum” ist er zu finden. Jedenfalls erscheint noch im Oktober 1681 als neuer Pfarrer Leonhard Rief, ein Bregenzerwälder, wie die „Series” angibt. Er bleibt aber nur 3 Jahre, dann wird im Oktober 1684 der nächste präsentiert: Johann (Jakob) Hamer oder Hamerer. Dieser war allem Anschein nach zuvor (seit 1672) Pfarrer in Ellhofen gewesen. Knappe 3 Jahre später, im März 1687, wird Thomas Oberhauser als Pfarrer präsentiert. Weder die Matrikel noch die „Series” verzeichnet ihn. Er war 1668 (- 1674?) Pfarrer in Knottenried gewesen. Es verwundert, daß gerade er nach langer Pause und dann als letzter Tiefenbacher Pfarrer ins Mitgliederverzeichnis der Oberstdorfer Rosenkranzbruderschaft eingetragen wurde.
Erst mit dem nächstfolgenden Pfarrer, dem Walser Martin Heim, der 1685 Primiz gefeiert hatte, kehrte wieder Ruhe und Beständigkeit in die Pfarrei Tiefenbach ein. Heim, auch Haimb und Haim geschrieben, wurde im Juni 1690 vom Grafen Leopold Wilhelm präsentiert, sogleich auch proklamiert und trat wohl seinen Dienst alsbald an. Er blieb bis zu seinem Tode im Jahre 1728 in Tiefenbach, also 38 Jahre. Seinen Dienst konnte er allerdings nur mehr bis 1726 ganz verrichten, dann benötigte er einen Helfer, Cooperator genannt.
Der Dienst an der Gemeinde scheint ihm das wichtigste gewesen zu sein, nicht aber seine eigene Person. Trotz seiner langen Dienstzeit nennt er sich wohl nur ein einziges Mal mit Namen im Matrikelbuch. Er ist auch der einzige Pfarrer des behandelten Zeitraums, von dem noch ein Visitationsprotokoll existiert, nämlich aus dem Jahre 1706. Die 28 Fragen, die Heim vorgelegt wurden, betreffen fast ausschließlich die formale Situation seiner Pfarrei, so daß die Antworten fast ausschließlich Bekanntes oder Bedeutungsloses enthalten. Sein Gehalt betrug 152 Gulden und etwas über 40 Gulden für Stiftungsmessen. Das scheint gegen 1608 mit 80 Gulden eine deutliche Steigerung zu sein, doch müssen wir die Inflationsrate in 100 Jahren bedenken.
Damit bleibt Tiefenbach zwar eine der ärmsten Pfarreien des Landkapitels Stiefenhofen, rangiert aber doch vor Akams (96 Gulden), Blaichach (80 + 50 Gulden) und den Kaplaneien. Der Pfarrer erhält keinen Zehnten mehr. Nur Frage 27 nach der Einschätzung seiner Pfarreiangehörigen ist interessant. Heim bezeichnet sie als in der Regel leicht lenkbar und hat keinerlei Beschwerden gegen sie vorzubringen.
Das zusammenfassende Urteil des Visitators gibt noch an, daß Heim Moral- und Kontroverstheologie studiert hat, alle 14 Tage beim Kaplan in Oberstdorf beichtet und jetzt 48 Jahre alt ist. Er predigt regelmäßig und glaubt, daß die Zuhörer zufrieden mit ihm sind. Er hat die nötigen heiligen Geräte, die aus Kupfer sind und vergoldet. Die Matrikelbücher führt er gewissenhaft. Er ist weiter regelmäßig zu Hause, bei der jährlichen Kirchenrechnung zugegen und über seine Kollegen hat er nichts Nachteiliges gehört. Das alles ergibt das Bild eines zufriedenen, zuverlässigen und soliden Seelsorgers, der zwar keine außerordentlichen Leistungen aufzuweisen hat, seinen Dienst aber zur Zufriedenheit der Pfarreiangehörigen versieht. Man darf mit guten Gründen vermuten, daß Heim ein Glücksfall für die Pfarrei war.
Wie schon gesagt, war Heim seit 1726 oder 1727 auf einen Helfer angewiesen, den er in Mathias Dornach aus Fischen fand. Er amtete zunächst stets nur in Vertretung des Pfarrers und hielt dies auch in den Matrikeln so fest.
Vielleicht erstmals am 13. November 1729 bezeichnet er sich als Pfarrer. Vermutlich blieb er bis 1737. Ab 1744 war er dann Pfarrer in Niedersonthofen. Ab 1737 beginnt nämlich eine neue Schrift und Ordnung in den Matrikeln. Ab 1744 ändert sich die Schrift erneut, und jetzt wissen wir aus zwei verschiedenen Quellen darüber Bescheid, daß dies auf den neuen Pfarrer Johann Baptista Petrich aus Wiedemannsdorf zurückgeht.
Jetzt setzen nämlich die gedruckten Priesterkataloge der Diözese Konstanz ein’. Im ersten Katalog von 1744/45 steht er unter „Diefenbach” als Joan. Peterich Algoius (= Allgäuer). Sein Alter wird mit 41 Jahren angegeben. Zur Pfarrei wird Rohrmoos als Filiale genannt. Insgesamt gibt es dort 177 Kommunikanten und 66 Nicht- Kommunikanten. Erstaunlicherweise gibt der Katalog von 1750 bereits ein Alter von 48 Jahren an. 1755 erfahren wir zusätzlich seinen Geburtstag: 26. Juli 1703.
Bis 1759 ist Petrich in Tiefenbach geblieben, dann soll er nach den Angaben des „Series”-Verfassers wegen Streitigkeiten mit den Pfarrangehörigen als Pfarrer nach Akams gegangen sein, wo ihn der Katalog von 1769 als Pfarrer seit 11 Jahren verzeichnet. Dort existiert noch ein von ihm beschaffter Kelch aus dem Jahre 1769. Die Streitigkeiten, falls sie nach so langer Dienstzeit überhaupt glaubhaft erscheinen können, hängen wohl am ehesten mit dem 1759 vollendeten Neubau des Pfarrhofes zusammen (und dem Erwerb einer neuen Monstranz), bei dem es mit Sicherheit finanzielle Probleme gab.
Sein Nachfolger wurde 1759 der aus Immenstadt stammende Fidelis Mohr:[ Katalog 1769, S. 266.], später Pfarrer von Obermaiselstein. Er hatte an der Universität Salzburg studiert und war bei Dienstantritt 28 Jahre alt. Er soll, angeblich wegen schier endloser Streitereien oder gar Prozessen, wie sein Nachfolger notiert, als gräflicher Hofkaplan 1769 nach Immenstadt gegangen sein.
Als Nachfolger kam dann 1769 Franciscus, Josephus, Salesius Sigel, gebürtig aus Niedersonthofen. Er rückte von der Kaplaneistelle in Fischen zum Pfarrer von Tiefenbach auf. Er hat den Eintrag von 1769 über die Streitereien seines Vorgängers hinterlassen, voll Sorge und Angst um seine Zukunft, denn er fürchtete, es könne ihm genauso ergehen, wie seinem Vorgänger, obwohl Graf Franziskus von Königsegg eine scharfe (verdreifachte) Strafandrohung gegen die Tiefenbacher erlassen hatte. Das notiert er jedenfalls sorgenvoll und fügt hinzu, daß er nicht freiwillig oder gerne Tiefenbacher Pfarrer geworden sei. Er erhielt allerdings seinerseits vom Verfasser der „Series”, wohl seinem Nachfolger, ein sehr schlechtes Urteil. Unter ihm sei die ganze Gemeinde zerstritten worden über die Frage, ob man das Pfarrgut vertauschen solle.
Dem üblen Urteil widerspricht aber ein späterer Pfarrer, Daniel Kennerknecht, ganz energisch; sein Verwandter (cognatus) sei, so schreibt er, nach achtjähriger Tätigkeit in bestem Frieden mit der Pfarrei geschieden. Er ging jedenfalls als Pfarrer nach Missen, angeblich um seiner Heimat Niedersonthofen näher zu sein. Dort wurde von ihm 1803 noch ein Kelch beschafft, wie dessen Inschrift besagt.
Noch im März 1777 kam als Nachfolger der am 9. November 1744 in Immenstadt geborene Johannes Michael Schreyer von der Kaplanei in Fischen hierher nach Tiefenbach. Studiert hatte er 1763/64 an der Universität Dillingen, 1764 - 1767 an der Universität Innsbruck. Er war zumindest ein guter Organisator, denn er begann sofort ein neues Matrikelbuch und versah es mit einer von ihm zusammengestellten Liste aller Tiefenbacher Pfarrer seit 1630, soweit er sie aus den Unterlagen entnehmen konnte, die ihm in Tiefenbach zur Verfügung standen und die teilweise über das hinausgehen, was aus dem ersten Matrikelbuch zu ersehen ist. Für die Geschichte der Pfarrei kommt ihm deshalb hohe Bedeutung zu. Ein unbekannter Nachfolger hat ihm übrigens ein bedeutsames Lob gespendet, indem er seinem schlichten Eintrag in die „Series parochorum” u. a. beifügte, er habe die Pfarrei in optima pace, d. h. in bestem Frieden, gelenkt. Schreyer übernahm anschließend die Pfarrei Blaichach.
Sein Nachfolger, Daniel Antonius Julius Kennerknecht aus Immenstadt, kam am 10. Februar 1787 in die Pfarrei, als er 36 Jahre alt war und zuvor Seifriedsberg vikariert hatte. Wir haben ihn bereits als Verteidiger des mit ihm verwandten früheren Pfarrers Sigel kennengelernt. Er blieb immerhin 9 Jahre, bis er im Juli 1796 von Pfarrer Joseph Rohrmoser aus Rotenfels bei Immenstadt abgelöst wurde. Dieser war zuvor Kaplan in Fischen gewesen. Im August und bis anfangs September 1796 hatte die gräfliche Familie in Tiefenbach Zuflucht vor den Franzosen gefunden, woran bis heute die Gedenktafel in der Pfarrkirche erinnert. Rohrmoser hatte damals also „allerhöchsten” Besuch.
Der nächste Pfarrer, Franziskus Heinrich Müller, macht leider keinerlei Einträge über seine persönlichen Verhältnisse oder seine Wirkungszeit in Tiefenbach. Es ist ein Geistlicher, in dessen Schicksal sich die dramatische Zeit der großen Umwälzungen spiegelt. Er stammte aus Bilsheim im Elsaß und verließ wegen der Französischen Revolution seine Fleimat. In der Grafschaft Rothenfels fand er Zuflucht. Zunächst war er fünf Jahre lang Kaplan in Seifriedsberg und Stiefenhofen, dann bekam er die Pfarrei Tiefenbach zugewiesen, die er 1807 mit Fischen vertauschen konnte, wo er bis 1812 oder 1813 als Pfarrer amtete. Nach dem Sturz Napoleons kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Pfarrer in Bilsheim, wo er 1816 starb.
Er bekam nicht sofort einen Nachfolger, denn 1808 tauft hauptsächlich ein „Pfarrverweser”, auch „Pfarrvikar” Johann Georg Spät, weiter der 1808 bis September 1810 amtierende Pfarrer Alois Zett. Auch auf ihn folgen zunächst nur Verweser, ein Alois Seiß und die Immenstädter Kapuzinerpatres Eusebius und Tiberius. Von September 1811 bis Juni 1816 versieht Pfarrer Johann Peter Herz die Seelsorgedienste, dann springen mit Pater Eusebius wieder die Immenstädter Kapuziner ein, bis Xaver Gingele von Hohenreuten am 14. Mai 1816 Pfarrer wird.
Nach dem Schematismus von 1821 wurde er am 26. November 1777 geboren und am 3. April 1802 zum Priester geweiht, damals also noch keine 25 Jahre alt. In Tiefenbach verblieb er wohl bis 1822, denn der letzte Eintrag von ihm im Taufregister stammt vom 24. Juni 1822. Während seiner Tätigkeit vollzog sich für die Pfarrei Tiefenbach ein grundlegender Wechsel: Seit ihrer Gründung im Jahre 1499 hatte sie zur Diözese Konstanz gehört, und anfangs hatte der politische Wechsel mit dem Verkauf der Grafschaft Rothenfels im Jahre 1804 an das Haus Habsburg-Österreich und dem 1806 anschließenden Übergang an Bayern keine Auswirkung auf die kirchliche Organisation gezeigt.
Die Firmungen hatten fast stets in Immenstadt, selten einmal in Fischen (1717 und 1770) oder Sonthofen (1725) stattgefunden. Erst am 24. August 1807 wird als Firmort Oberstdorf eingetragen. bei dem es allerdings nicht dauerhaft blieb. Gingele mußte mit den ihm anvertrauten Kindern 1821 wieder nach Immenstadt, wo Bernhard Galura, Generalvikar für Vorarlberg, firmte. Beinahe fühlt man sich an den Vorarlberger Einfall von 1810 erinnert. Inzwischen gab es ja auch keine Grafen von Rothenfels mehr, die so viele Tiefenbacher Pfarrer dem Bischof von Konstanz präsentiert hatten.
Der „Tischtitelgeber”, wie es 1821 im Schematismus heißt, war als ihr Nachfolger der „König von Bayern” geworden. 1817 hatte man bereits einen Vertrag geschlossen, nach dem Tiefenbach zum Bistum Augsburg kommen sollte, doch wurde dieser erst 1821 wirksam, im gleichen Jahr, als Tiefenbach und das ganze Landkapitel Stiefenhofen letztmals im
Schematismus des Bistums Konstanz erscheinen. Nunmehr wurden politische und religöse Zugehörigkeiten der Pfarrei Tiefenbach, deren Seelenzahl (falls die Angaben stimmen) von 243 (1744) auf 350 (1821) angestiegen war, wieder zur Deckung gebracht.
Der nächste Pfarrer, Pius Langenmayer, begann mit einem für uns sonderbar klingenden Eintrag im Taufregister: Folgen die Namen derjenigen Kinder, welche von mir, Unterzeichneten, als von Ihrer Majestät der Könige von Baiern ernannten Pfarrer durch die Geistliche Heilsanstalt der Taufe wiedergebohren ... War das nur bayerischer Patriotismus und Obrigkeitstreue? Oder wird hier auch eine gewisse Erleichterung spürbar, daß der „Tischtitelgeber” einem nicht mehr so nahe war und dadurch nicht ständig über die Schulter sehen konnte, sondern weit, weit weg, dort irgendwo in München?
Zum Gelingen dieses Artikels haben ganz wesentlich beigetragen: StD i. R. Xaver Frommknecht durch Hilfe beim Entziffern und Übersetzen lateinischer Einträge, Dr. Paul Berthold Rupp, Bibliotheksoberrat an der Universitätsbibliothek Augsburg, der mir sein im Computer gespeichertes Material über Priester aus der Diözese Augsburg bereitwilligst überlassen hat, StD i. R. Dr. Rudolf Vogel, Stadtarchivar in Immenstadt, für verschiedene Auskünfte, Dr. Georg Wieland, Stadtarchivar in Friedrichshafen, der die Benutzung der Filme aus dem EAF gestattet und erleichtert hat sowie Kopien aus den „Katalogen” zur Verfügung stellte. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.