Oberstdorf vor 100 Jahren

von Eugen Thomma am 01.05.1984

1883

  • Ein reines „Wiebrkränzle” scheint es zu Beginn der Fasnacht in Reichenbach gegeben zu haben, weil sich die Einladung des Gastwirtes nur an „Frauen und Mädchen von Reichenbach und Umgebung” richtet.
  • Die im „Allgäuer Anzeigeblatt” einliegende Beilage „Oberländer Erzähler” kostet für das erste Quartal 1883 1,50 M.
  • Beim „Sonnenwirt” findet eine Verpachtung von Alpweiden statt, zu der Bürgermeister Franz Paul Brack geladen hat.
  • Ein verheerendes Hochwasser, dem eine starke Frostperiode folgt, verwüstet die bayerische Pfalz. Die erste Hauskollekte für die „Überschwemmten” bringt in Oberstdorf 430 M. 75 dl und in der Ortsgemeinde Schöllang 104 M. Weitere Kollekten folgten.
  • Die Armenstiftung verleiht gegen gesetzliche Sicherheit 600,- Mark. Bei diesen Geldern handelt es sich um die ersten Spargroschen für den geplanten Krankenhausbau.
  • Baptist Hindelang (Hs. Nr. 129) und Joh. Gg. Thannheimer von Kornau werben mit Zeitungsanzeigen für ihren frischgebrannten Kalk.
    Am Ostermontag findet im Gasthof „Löwen” eine „Produktion der Oberstdorfer Blechmusik” statt. Dabei erfolgt der „Ausschank von vorzüglichem Doppelbier” (Bockbier).
  • Aufschlußreich über die Beschlagung der Oberstdorfer Alpen ist die von Bürgermeister Franz Paul Brack geleitete Verpachtung der „Sommermilch” im Gasthof „Mohren”. Demnach waren beschlagen: die Sennalpe Schlappold mit 92 Kühen, Sennalpe Warmatsgund mit 90 Kühen, Sennalpe Söller mit 51 Kühen, Gerstrubener Alpe mit 58 Kühen, Alpe Dietersbach mit 56 Kühen, Vordere Seealpe mit 56 Kühen, Krautersalpe mit 50 Kühen und Breitengehren mit 42 Kühen.
  • Eine ganze Serie von Anwesensversteigerungen verzeichnet das Jahr 1883. All diese Versteigerungen, darunter auch die Obere Mühle, finden im Nebenzimmer des „Hirsch” statt.
  • Johannes Thannheimer und Joseph Schraudolph suchen Schafe für den Beschlag des Hinteren Einödberges. Am 31. Mai wird die Herde im Hofraum des Gasthofes „Adler” zusammengestellt.
  • Der Einschlag in die Oberstdorfer Galtalpen erfolgt am 22. Juni.
  • Dem Vizefeldwebel und Militärbewerber J. Manz wird in Oberstdorf von der Postverwaltung die Stelle des Postexpeditors und Telegraphisten übertragen.
  • Im Nebenzimmer des „Mohren” erfolgt die Pockenschutzimpfung der Erst-Impflinge. Wenige Jahre zuvor hatte die Gemeinde noch immer die Kosten für das Pferdefuhrwerk zu tragen, mit dem Impflinge und Mütter nach Sonthofen gefahren werden mußten.
  • Im „Allgäuer Anzeigeblatt” erscheinen die Oberstdorfer „Fremdenlisten”, die Bekanntgabe der hier weilenden Gäste.
  • Der 25. August, der Namenstag Ludwigs II., des bayerischen Königs, wird auch hier feierlich begangen.
  • Die Presse veröffentlicht folgenden Artikel: „In der Fr. Gschwenderschen Oelgemälde - Collektion wurde ein Originalbild des weltberühmten Meisters Raphael entdeckt. Dasselbe erregt das Staunen und die Bewunderung aller dahier weilenden Kurgäste, Kenner und Kunstfreunde.”
  • Die Zollstraße von Lechleiten durch das Rappenalptal nach Birgsau ist mit Wirkung vom 1. Oktober 1883 aufgehoben. Das Nebenzollamt Oberstdorf stellt Bescheinigungen aus, daß diese Strecke passiert werden darf.
  • Der Rechtsgelehrte Geheimrat Prof, von Stintzing aus Bonn, der seit Jahren als Gast in Oberstdorf weilte, stürzt bei einem Spaziergang zur Schöllanger Burg dort tödlich ab, als er seinen strauchelnden Sohn zu retten versucht. Katholische und evangelische Geistliche, Gemeindeverwaltung, Gesangverein und ein großer Teil der Bevölkerung geben dem Sarg das Ehrengeleit, als dieser auf einem blumengeschmückten Wagen den Ort verläßt.
  • Der Färbermeister Alois Kappeler und der Bäckermeister Ludwig Geißler vertreten den Markt Oberstdorf als Hauptschöffen beim Landgericht in Kempten.
  • Zum Schutze der hier ruhesuchenden Gäste gibt der Markt Oberstdorf folgendes bekannt: „Zur Ersparnis unnötiger Reisekosten wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß herumziehenden Drehorgel- und Schaukastenbesitzern, Bärentreibern, Seiltänzern, Menageriebesitzern, Kunstreitern und Musikern niedrigen Ranges, dann Ringwurf- und Kegelspielern fortan die Bewilligung zur Produktion an hiesigen Märkten noch zu anderer Zeit unter keiner Bedingung erteilt wird. Auch ist jedes Ausrufen der Waaren in marktschreierischer Weise auf Grund in Oberstdorf zu recht bestehender Markt Ordnung verboten.

Marktverwaltung
Franz Paul Brack, Bürgermeister.

Anmerkung:
Als Grundlage für die Ausarbeitung der Jahreschronik „Oberstdorf vor 100 Jahren” diente der Jahrgang 1883 des „Allgäuer Anzeigeblattes”.

Oberstdorf vor 100 Jahren - Heft 5

Franz Paul Brack,
Bürgermeister von Oberstdorf
(1870 - 1887)

Bezirksamtmann Riederer bemängelte bei einem seiner amtlichen Besuche in Oberstdorf, daß am Ortseingang Kärrner und Hafner lagerten und forderte von Brack die sofortige Entfernung des fahrenden Volkes. Nach Anmahnung soll Brack dem ihm nicht freundlich gesinnten Bezirksamtmann folgenden Vollzugsbericht zugeleitet haben: Seit dem letzten Besuch des Bezirksamtmannes war kein Zigeuner mehr in Oberstdorf.

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