Oktober
- Während gestern (4. Oktober) mittags eine Vorprobe der hiesigen Feuerwehr stattfand, hielt man nachmittags die Hauptprobe ab, die zur vollsten Zufriedenheit ausfiel, trotzdem der größte Teil der freiw. Mannschaft im Felde steht. – Auf eine am letzten Sonntag im Trettachhotel einberufene Versammlung des Turnvereins betr. Gründung einer Landessturmriege meldeten sich 36 Mann. Die Leitung hat liebenswürdigerweise Herr Gg. Buhl übernommen. – Fast jede Woche treffen jetzt zur Erholung und Genesung einh. Verletzte ein.
Die zuerst Eingetroffenen sind schon wieder zu ihren Truppenteilen eingerückt.
- Der Viehmarkt am 5. Oktober war stark befahren und waren auch viele Händler eingetroffen. Die Preise waren stark gedrückt, durchschnittlich galt jedes Stück 100 Mark weniger wie früher.
- 11. Oktober - Die erste größere Hauptübung der neu gegründeten Landessturmriege fand heute statt. Mit der stattlichen Zahl von 60 Mann gab es einen Reisemarsch ins Birgsauertal, wo die Übungen stattfanden. Die Mannschaften waren mit Mantel und Gewehr ausgerüstet, während die Feldküche mit dem nötigen Proviant mittels Fuhrwerk befördert wurde.
- Eine größere Gesellschaft Kempter Herren traf ein, Mitglieder des d-öst. AV, welche in Birgsau übernachteten und dann den Weg zur Rappenseehütte unternahmen, um dort die wollenen Decken zu holen, welche den verwundeten Soldaten in den Lazaretten zur Verfügung gestellt werden sollen. Ein großer Teil der Herren war mit Skiern ausgerüstet, um mit dem Nützlichen zugleich das Angenehme zu verbinden. Die Herren fuhren 6.44 wieder heimwärts, während eine andere Gruppe nach der Kempterhütte wanderte.
- 14. Oktober – der heutige Gallusviehmarkt fand bei herrlichem Wetter statt. Derselbe war gut befahren, da auch aus der Umgebung ziemlich viel Vieh zugetrieben wurde.
- Die Firma Gustav Stempfle’s Nährmittelfabrik in Oberstdorf stellte in anerkennenswerter Weise sämtlichen Lazaretten und Kliniken für Magen- und Darmkranke 1.200 Pakete Zwieback und 300 Dosen Zwiebackmehl für Kraftsuppen gratis zur Verfügung und sind bereits solche Sendungen an Lazarette und Kliniken nach Metz, Saarburg, Zweibrücken, Göttingen, Jena und Straßburg abgegangen.
November u. Dezember k.E.
Quelle: »Allgäuer Anzeigeblatt«, Jahrgang 1914. Am Samstag, 31. Oktober 1914, findet sich die letzte Zeitung des Jahres 1914 im Archiv der Allgäuer Zeitung.
Anmerkung: Mit Ausbruch des Krieges ändert sich die Berichterstattung der Zeitung grundlegend. Meldungen aus Oberstdorf werden rar, über das gesellschaftliche Leben wird nicht mehr viel berichtet. Im Vordergrund stehen nun Berichte über den „europäischen Völkerkrieg“ und „Lage der Nation“.