Detail aus dem Gemälde „Oberstdorf im Welttheater”.
Der 1926 in Gerstruben bei Oberstdorf geborene Künstler Eberhard Doser arbeitet seit 1996 an seinem Werk „Oberstdorf im Welttheater”. Er hat bisher über zehntausend Arbeitsstunden in dieses Bild investiert.
Das 160 × 400 cm große Monumentalgemälde in Acryl auf Leinwand ist unvollendet. So wie sich unsere Welt ständig verändert, ändert und ergänzt Eberhard Doser fast täglich sein Werk. Viele Informationen über Oberstdorf entnimmt der Kunstmaler der Schriftenreihe »Unser Oberstdorf«. Eingeflochten in das Weltgeschehen zeigt das Bild eine Vielfalt von Figuren, von Oberstdorfs Brauchtum, seiner Landschaft, Bauten und Plätzen sowie von Menschen, die mit Oberstdorf verbunden sind. Stundenlang kann man Eberhard Doser zuhören, wenn er die Details seines Werkes erklärt.
Auf diese Weise erfährt der Betrachter, wie die Zusammenhänge fließend ineinander übergehen und, immer wieder überraschend, in neue Erkenntnisse münden.
In sein monumentales Erzähl-Flechtwerk webt der Künstler seine Lebenssituation Paris und Fraïsse sowie seine Biographie. Er formiert zahlreiche Großfiguren zu Repräsentanten für ganze Kunst- und Weltbereiche. Es entfaltet sich ein gemaltes Welttheater, das vom Volksmusikanten bis zum Vertreter des berühmten Melos-Quartetts reicht. Es zeigt Gertrud von le Fort, Kommunalpolitiker, die Lorettokapellen sowie den Heiland auf dem Palmesel. Religiöse Themen, der Sport, der Ursprung der Iller und negative Einflüsse werden uns vermittelt. Nur einige Darstellungen kann ich hier erwähnen. Auch die umweltzerstörende Automatik in der wir leben, bringt Eberhard Doser uns mit seinen vielspurigen Details näher. Er schildert die durch uns verursachte Apokalypse und will uns eine Friedensbotschaft vermitteln.
Im November 2007 fuhr eine Oberstdorfer Delegation, angeführt von Bürgermeister Thomas Müller, zu Eberhad Dosers Wohnsitz nach Fraïsse. Als Ergebnis dieses Besuches soll nach dem Wunsch des Künstlers ein angemessener Platz für das Werk gefunden werden. Wenn die Marktgemeinde bereit und in der Lage ist, einen auch für Eberhard Doser akzeptablen Kaufpreis für das große Gemälde aufzubringen, findet das Bild hoffentlich bald den Weg zu uns nach Oberstdorf.
Eberhard Doser
1926 geboren in Oberstdorf-Gerstruben,
aufgewachsen in Mannheim.
1946 – 54 Studium der Bildenden Kunst in Bad Reichenhall, München, Mannheim und Salzburg bei Pilsch, Rabenbauer, Berger-Bergner, Trummer, Palitsch und Kokoschka.
1954 erste Ausstellung in Mannheim, die zweite 1956 in Heidelberg.
1955 – 56 »Springwerk Enthousiasme«, Gemälde mit mobilen Teilen.
1956 – 72 Niederlassung in Paris als freischaffender Maler, Atelier in der 287 rue St. Jacques.
1957 Beginn mit »Akustischer Malerei«, der Realisierung synästhetischer Absichten, indem der Künstler eine Skala für Farbtöne mit einer gleichlaufenden für Töne der Musik zu ent- wickeln begann. Parallel dazu lebenslang plastische Objekte, vorwiegend aus Sperrholz, Zement und Materialkombinationen.
1958 »Die roten Türme«, Traumgemälde mit danach komponierten elektronischen Klängen in Zusammenarbeit mit dem technischen Leiter des Studios für elektronische Musik der Musikhochschule Köln, Gerhard Rautenbach.
1959 »Farbtonwerk I u. II«, zwei Gemälde mit hörbarer Partitur mittels automatischem Piano, weitere Werke dieser Art bis 1996. Im Atelier des Künstlers erste öffentliche Präsentation der »Akustischen Malerei« mit einer kunsthistorischen Einführung durch Prof. F. S. Würtenberger, dem lebenslangen Freund.
1960 Verbesserung der Pariser Farbtonleiter mit Hary Kreuziger.
*1962 »Apokalypse Offenbarung Johannes«, 12-Tafel-Gemälde mystischen Inhalts.
1968 Ausstellung im Rathaus des 1. Arrondissements von Paris wärend der 68er-Revolte.
1970 Ausstellung im Centre Culturel in Brüssel (zu dessen 15jährigem Bestehen). »Psalm 114«, das Übertragen der gleichnamigen musikalischen Partitur von Maurice Benhamou über eine optische Partitur und Teilbilder in ein Gesamtgemälde. Beteiligung beim Festival Montparnasse/Paris. Ausstellung in der Pariser Galerie Fischbacher.
Seit 1972 Niederlassung im südfranzösischen Bergdorf Fraïsse/Viane (Tarne). Dort Gründung der Kulturstätte „Maison Atelier” mit Ausstellungen verschiedener Künstler, Kunstaktionen in der Umgebung sowie Kunstbasis- Schule »Le Regard«. Währenddessen Ausstellungen in Castres (Musée Goya), Schwetzingen, Albi (Palais de la Berbie), Frankenthal, Paris (Place Vendôme Festival), Bochum, Verfeil, Bensheim, Lavaur, Labruguière, Sainte- Livrade (La Semaine de l’Europe), Paris (FIAP), Selongey (Academie de Champs Soleil), Essen (Villa Wiese), Karlsruhe (Evang. Stadtkirche), Stuttgart (Interart).
1994 »Kreator und Kreatur«, eine Performance mit Antimaschine, Künstlerdouble, Künstler und Gehilfen im Atelier 7 in Castres.
1996 große Retrospektive in der Villa Jauss in Oberstdorf.
Seit 1996 Meisterkurse in der Villa Jauss und im Alten Rathaus Oberstdorf. Ca. 5.000 Stunden Arbeitszeit am Monumentalgemälde »Oberstdorf im Welttheater«, einem Programmbild zur Jahrtausendwende.
Quelle: „Weltbild - Denksystem und Kunstform”,
© Edition Klaus Isele, Eggingen 1999, ISBN 3-86142-999-3