100 Jahre Volksschule an der Ludwigstraße (Teil 2)

von Alexander Rößle am 01.06.2008

Der Ausbau der Schule

Die Schulraumnot wurde jetzt immer drückender – 18 Klassen mit nur 9 Klassenzimmern –; 1951 wurde mit dem Anbau des Westtraktes begonnen. Doch der Anbau zog sich hin und konnte erst 1953 bezogen werden. Es standen nun zwar 6 neue Schulräume zur Verfügung, doch das war jetzt schon wieder zu wenig. Immer noch mußte Schichtunterricht erteilt werden und eine Klasse war im Sanitätshaus untergebracht.

Das Schuljahr 1958/59 brachte einen Wechsel in der Schulleitung, als der langjährige Rektor Anton Henkel in den Ruhestand ging und Max Mayer, bisher Rektor in Waltenhofen, sein Amt übernahm. Ihm wurde von der Regierung die Stelle angeboten, da sich das Kollegium der katholischen Knabenschule geschlossen gegen ihren Kollegen Josef Wilhelm aussprach. Neben dem Raummangel bestand damals wieder Lehrermangel und Klassen wurden zusammengelegt, bzw. im Schichtunterricht versorgt.

Seit 1960 war der Erweiterungsbau des Nordtraktes im Entstehen begriffen. Gemeinderat und Schulreferent Adolf Winter war hier die treibende Kraft. Am 27. 11. 1961 konnte der Neubau mit einer „erhebenden Feier”, von der auch ein Film existiert, eingeweiht werden. „Der Schülerchor unter Leitung von Oberlehrer Josef Wilhelm fand großen Beifall. Die 6 neuen Schulräume sind hell und freundlich und farbenfroh. Zwei Dioramen im Gang verschönern nicht nur das Bild, sondern dienen gleichzeitig als Anschauungsmittel.” Im Mittelpunkt des Interesses stand natürlich das neue Lehrschwimmbecken, weshalb ein Bericht von der Eröffnungsfeier auch im Rundfunk gesendet wurde. Als Schwimmlehrer wurde von der Gemeinde Anton Neher angestellt, der Generationen von Oberstdorfern das Schwimmen beibrachte und das Bad an Samstagen auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Aber auch im Wintersport ging die Gemeinde neue Wege und stellte als ersten hauptamtlichen Skilehrer Georg Noichl ein, um die Schüler mit dem „neuzeitlichen Skifahren” bekannt zu machen.

Volksschule - Heft 52

1961 – Das Schwimmbad im neugebauten Nordtrakt.

Interessant ist ein Eintrag in der Chronik aus dem Jahr 1963. Wegen Lehrermangels mußte eine 5. Mädchenklasse im Fachlehrerprinzip unterrichtet werden. Protokollführerin Schwester Bonifatia Weber beurteilte die Situation folgendermaßen: „Den Schülern fehlte die Geborgenheit und die einheitliche Zielstrebigkeit, die Disziplin ließ sehr nach.”

Erwähnenswert erscheint mir auch, dass die Gemeinde den Schulen im Mai 1964 einen Schulwald an der Halde überließ. Die Schüler sollten unter Anleitung das Gebiet aufforsten. Werner Schorer nahm sich mit seiner 8. Klasse damals der Aktion an. In selben Jahr wurde auch der gesamte Altbau renoviert. Die damals eingebauten, stabilen Garderoben mußten erst im Jahr 2007 durch neue ersetzt werden. Zum ersten Mal wird in der Chronik auch der Schulzahnarzt erwähnt. Der Schulchor wird für zwei Jahrzehnte von Kantor Heinrich Lüders betreut. Im Jahr 1965 wurden gleich vier verdiente Lehrer in den Ruhestand verabschiedet: Rektor Max Mayer, Oberlehrerin Herta Schaumberg, Hauptlehrer Arthur Benkendorf (er half aber noch für einige Jahre aus) und im Alter von 74 Jahren (!) die allseits beliebte Handarbeitslehrerin Schwester Biunda Schlagenhaufer. Sie war über 50 Jahre in Oberstdorf tätig.

Volksschule - Heft 52

1965 – Schwester Biunda Schlagenhaufer war über 50 Jahre Handarbeitslehrerin.

Im Schuljahr 1965/66 übernahm Josef Wilhelm die katholische Knabenschule – er war nach zwei Jahren als Rektor in Sonthofen zurückgekehrt – und Adolf Winter als Schulleiter die evangelische Schule. Mit Beginn des Schuljahres wurde auch die Filialschulen Kornau und Birgsau aufgelöst und Oskar Fischer versetzte man aus dem Stillachtal an die katholische Knabenschule. Da die Schülerzahl wieder anstieg, machte sich der Schulraummangel erneut bemerkbar und die Fachräume mußten notgedrungen teilweise als Klassenräume genutzt werden.

Das Schuljahr 1966/67 war gekennzeichnet von vielen Krankheiten in der Lehrer- und auch Schülerschaft. So halfen pensionierte Lehrer, u.a. Arthur Benkendorf aus, oder neue Lehrer wurden nach Oberstdorf versetzt. U.a. kam in diesem Schuljahr Theresia Schmidkonz, die spätere Frau Jäger, an die Schule. Am Ende des Schuljahres gingen Rektor Josef Wilhelm, Catarina Peterich, Helene Ebenhoch (die letzten beiden blieben als Aushilfe noch einige Jahre) und Schwester Benedikta Thenn in den Ruhenstand. Neuer Rektor der katholischen Knabenschule wurde der gebürtige Oberstdorfer Josef Rees. Im Winter brach wieder einmal eine Grippeepidemie aus, an der ein Drittel der Schüler und auch einige Lehrer erkrankten.

Die Schulreform

Mit dem Schuljahr 1968/69 führten einschneidende Veränderungen zu einer ersten Umgestaltung der Oberstdorfer Schullandschaft. Die evangelische Schule wurde aufgelöst und der katholischen Knabenschule einverleibt. Die katholische Mädchenschule lebte eigentlich nur noch auf dem Papier, denn alle Klassen wurden jetzt koedukativ unterrichtet. So war der kommenden Grund- und Hauptschule schon der Weg gebahnt.

Diese wurden im Schuljahr 1969/70 bayernweit eingeführt. In diesem Schuljahr wurde die Tiefenbacher Schule offiziell aufgelöst und der Oberstdorfer Volksschule angegliedert. Die Schulräume wurde aber noch einige Jahre notgedrungen weitergenutzt.

Die Grundschule – sie umfasst die Klassen 1 bis 4 mit 560 Schülern in 15 Klassen – wurde von Rektor Josef Rees geleitet. Zwei Klassen waren nach Tiefenbach ausgelagert. Die Lehrer der ersten Stunde waren: Christiane Metzger (1a), Manuela Tabel (1b), Theresia Jäger (1c), Catarina Peterich (1d, sie war zu diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt!), Elisabeth Lerchenmüller (1/2), Günther Steinhübl (2 a), Herbert Scherm (2 b), Wilhelmine Maier (2 c), Oskar Fischer (3a), Schwester Bonifatia Weber (3b), Charlotte Petzold (3c), Helmut Schlichtherle (3 d, Konrektor), Josef Rees (4 a), Else Lobbichler (4 b), Benedikt Baur (4c).

Die jetzt mit der Klasse 9 ausgestattete Hauptschule leitete Rektor Adolf Winter. Je zwei Klassen waren nach Schöllang und Langenwang ausgelagert. Die Klassen 5 und 6 besuchten jetzt die Kinder aus Oberstdorf, Tiefenbach und Schöllang. In der 7. Klasse kamen die Schüler aus Fischen, Obermaiselstein und Bolsterlang dazu.

Das Lehrerkollegium umfasste folgende Personen: Marlene Merkel (5a), Johanna Ardelt (5b), Lothar Uckley (5c), Gertraud Seiller (6a), Jutta Steinhübel (6b), Günter Stefan (7a), Werner Schorer (7b), Edmund Seiller (7c), Klaus Sippel (8a), Herr Frenzel (8b), Adolf Winter (8c), Max Zintl (9a), Maria Bader (9b).

Obwohl die neugeschaffene Hauptschule noch bis 1975 zusammen mit der Grundschule im Schulgebäude untergebracht war, werde ich mich jetzt speziell auf die Grundschule beschränken.

Eigentlich hätte Schwester Bonifatia Weber Rektorin einer der beiden Schulen werden müssen, da sie die dienstälteste Schulleiterin war, doch durfte eine Ordensfrau nur an Schulen Rektorin sein, an denen die Mehrzahl der Lehrkräfte Ordensfrauen waren. So mußte sie auf das Amt verzichten.

Neu in diesem Schuljahr war auch, daß jeder zweite Samstag des Monats schulfrei war. Ende November brach wieder einmal die Grippe aus und 40 % der Schulkinder wurden von dieser Krankheit befallen. Ein Bericht über den bunten Elternabend am Schulschluß, der in der Turnhalle (noch mit Bühne) abgehalten wurde und den sogar der Landrat Theo Rössert besuchte, zeigt auf, daß die Volksschule damals noch die Aufgabe der heutigen Musikschule inne hatte, denn u. a. traten eine Akkordeon- und eine Hausmusikgruppe auf.

Im Schuljahr 1970/71 kam Josef Zobel neu an die Grundschule und engagierte sich gleich im musikalischen Bereich. Bemerkenswert war, daß zum ersten Mal ein Bus eingesetzt wurde, um die Schüler für 50 Pfennig zum Skiunterricht zum Karatsbichl und zur Wanne zu bringen. Wie damals häufig erwähnt, ging der Skiunterricht bis zu den Osterferien. Aus sportlicher Sicht gab es in dieser Zeit jährlich drei große Ereignisse: den Abfahrtslauf an der Wanne, die Bundesjugendspiele im Oybele und die Schwimmeisterschaften im eigenen Bad. Außerdem ging man im Winter regelmäßig zum Eislaufen ins Eisstadion.

Nach einer Art Urabstimmung, in der sich zwei Drittel der Lehrer- und Elternschaft für die 5-Tage-Woche entschieden hatte, wurde diese im kommenden Schuljahr eingeführt. Ein wichtiges Unterfangen in jedem Schuljahr sind die verschiedenen Sammlungen, die schon seit den dreißiger Jahren durchgeführt werden. Für das Jugendrotkreuz wurde regelmäßig ein Ballonfliegen veranstaltet und bis heute werden jeden Herbst Kerzen für den Volksbund der Kriegsgräberfürsorge verkauft. Ein unglaubliches Jubiläum feierte Hauptlehrer Arthur Benkendorf, der in seinem 74. Lebensjahr für 50 Jahre im Schuldienst ausgezeichnet wurde. Er und auch Helene Ebenhoch sprangen immer ein, wenn Not an „Mann” war.

Die Schuleinschreibung für das Schuljahr 1972/73 ergab mit 165 Erstklässlern einen Höhepunkt, 1969 waren es noch 114. Die Zunahme hat damit zu tun, daß ab diesem Schuljahr auch die Grundschüler aus Schöllang wegen der Gebietsreform zur Oberstdorfer Schule gehörten. Wegen des Schulraummangels lagerte man aber 4 Klassen der Grundschule nach Langenwang, Tiefenbach und ins evangelische Pfarrheim und einige Klassen der Hauptschule nach Schöllang aus. An der Grundschule kamen nach dem Ausscheiden von Manuela Tabel, Catarina Peterich und Arthur Benkendorf u.a. Dorothea Jäger, Gertraud Seiller und Ferry Speigl neu hinzu.

Volksschule - Heft 52

1973 – Spielfest im Ösch/Renksteg
(v. li.): Rektor Josef Rees, Resi Jäger und Oskar Fischer.

Gleich zu Beginn des Schuljahres führte das Gesundheitsamt die damals übliche Polio-Schutzimpfung durch. Am 1. Dezember 1972 verstarb plötzlich und unerwartet Oberlehrer Benedikt Baur, der seit 20 Jahren an der Schule tätig war.

Im September 1973 begann Monika Jörg, heute Frau Noißinger, ihre Schullaufbahn in Oberstdorf. Da für 3 der 16 Klassen der Grundschule kein Platz mehr war, waren sie in Tiefenbach ausgelagert. In diesem Schuljahr wurde die umstrittene Mengenlehre verpflichtend. Am 23. 11. 1973 fand der Spatenstich für die neue Hauptschule in der Alpgaustraße statt. Wegen Ölmangels wurden die Weihnachtsferien unverhofft um acht Tage verlängert. Im März ging der langjährige Hausmeister Karl Janak in den Ruhenstand und seine Stelle wurde mit Jakob Schreiber besetzt. Da er nicht im Schulhaus wohnte, wurde die Hausmeisterwohnung in provisorische Gruppenräume umgestaltet. Nach Ablauf des Schuljahres ging Frau Wilhelmine Maier in den Ruhestand, die seit 1945 an der Schule unterrichtete. Für sie kam Margarete Losso aus dem hohen Norden und für Elisabeth Lerchenmüller, die wegzog,

Volksschule - Heft 52

Das Lehrerkollegium im Jahr 1973

(v. li.)
oben: Josef Zobel, Charlotte Petzold, Ferry Speigl, Dorothea Jäger, Maya Maurus;

Mitte: Sr. Bonifatia Weber, Elisabeth Lerchenmüller, Herbert Scherm, Wihelmine Maier, Helmut Schlichtherle;

vorn: Oskar Fischer, Edith Haber, Resi Jäger, Sarah Seiler, Josef Rees.

Herr Andreas Stiba. Außerdem ließ sich Werner Schorer für Maya Maurus von der Hauptschule an die Grundschule versetzen. In diesem Schuljahr wurden erstmals Tageslichtprojektoren eingesetzt. 1974 kam mit Wilhelm Pfau ein neuer Hausmeister, der wieder im Schulhaus wohnte. Wichtige Ereignisse in diesen siebziger Jahren waren die beiden Tests, die im November und im März in den 4. Klassen durchgeführt wurden, um die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium zu ersetzen. Schon jetzt war eine Übertrittsquote von ca. 30 % üblich.

Und in einem Punkt setzten die siebziger Jahre neue Maßstäbe. So langsam begann man in der Pädagogik auf die unsinnige und unselige Prügelstrafe zu verzichten. Auch wenn es allenthalben heute oft noch zu hören ist, „eine Watsche hat noch niemandem geschadet!”, gehörte diese Art der Erziehung verbannt. In einer Zeit, als Demokratiefähigkeit noch nicht zu den wichtigen Zielen unserer Gesellschaft gehörte, war sie sicher ein geeignetes Mittel „gehorsame” Staatsbürger zu erziehen, die widerspruchslos die unmenschlichsten Befehle befolgten. Als letztes Bundesland in Deutschland wurde diese Disziplinierungsmaßnahme in Bayern im Jahre 1980 verboten. Ich will diesen Punkt aber nicht nur als historischen Wendepunkt ansprechen, sondern an die Kinder erinnern, die vorher mit solchen Maßnahmen gebrochen und zu geistigen Krüppeln gemacht wurden. An Stammtischen wird zwar oft immer noch unter großem Gelächter von den Heldentaten der damaligen Schüler berichtet, die „belze” genug waren und sich die Hosenspanner, Tatzen, Ohrenziehen, Watschen u. ä. bereitwilligst abgeholt hatten. Ich kenne aber aus meiner Schulzeit und auch aus den Erzählungen andere Fälle, bei denen Kinder systematisch von ihren Lehrern gedemütigt und geschlagen wurden. Natürlich dürfen nicht alle damaligen Lehrer in einen Topf geworfen werden, denn sie kannten und lernten es nicht anders und es gab auch einige, die diese Strafen wenigstens nur selten einsetzten. Gott sei Dank haben wir das heute nicht mehr nötig!

Die Grundschule

Mit großer Erwartung wurde dem Einzug der Hauptschule in ihr neues Gebäude entgegengefiebert. Am 18. Juni 1975 war es endlich so weit, die bis dato herrschende Schulraumnot, die über die gesamte Nachkriegszeit die pädagogische Arbeit an der Volksschule behinderte, gehörte zu den Annalen. Alle 16 Grundschulklassen erhielten jetzt ein eigenes Klassenzimmer an der Volksschule und dazu war noch Platz für zwei Fachräume und ein großzügiges Lehrerzimmer.

Außer vielen Tagen hitzefrei wegen des Jahrhundertsommers 1976 verlief das Schuljahr ohne größere Ereignisse. Mit Ablauf des Schuljahres schied die klösterliche Oberlehrerin Schwester Bonifatia Weber nach 50jähriger Lehrtätigkeit – davon 40 in Oberstdorf – aus dem Schuldienst aus. Dies bedeutete übrigens einen ganz besonders großen Verlust für die Schulchronik, die ab diesem Zeitpunkt leider nicht mehr so engagiert und ausführlich geführt wurde.

Jetzt blieb als letzte klösterliche Ordensfrau nur noch die Handarbeitslehrerin Elfriede Grimm für ein Jahr an der Schule, bis die Zeit der Franziskanerinnen an der Volksschule Oberstdorf im Jahr 1977 endgültig zu Ende ging. Ihre Nachfolgerin wurde Irmgard Sippel.

Das Schuljahr 1976/77, das eigentlich mit der positiven Feststellung in der Presse begann, daß der Klassendurchschnitt bei 512 Schülern in 16 Klassen endlich die 32 unterschritt, bekam seinen traurigen Höhepunkt, als Rektor Josef Rees am 10. März 1977 im Rektorat einen plötzlichen Herztod erlitt. Dies bedeutete einen großen Verlust für die Grundschule und auch für das Heimatmuseum. Im neuen Schuljahr wurde der bisherige Konrektor Helmut Schlichtherle sein Nachfolger und die Klassenstärke fiel erstmals im Schnitt unter die 30er-Marke.

1978 kehrte Max Zintl als Konrektor an seine alte Wirkungsstätte zurück. Mit ihm kam Jürgen Stock, der nicht nur wegen seiner musikalischen Begabung eine Verstärkung an der Schule darstellte. Im Spätherbst fand (wahrscheinlich) erstmals der alljährliche Skitausch in der Turnhalle statt. Premiere feierte im Sommer auch der Versuch, im Schulhof ein Sommerfest abzuhalten. Das lustige Fest war ein voller Erfolg.

Im Jahr 1979 wirkte sich der langsame Schülerrückgang erstmals in der Anzahl der Klassen merkbar aus. Für 85 Erstklässler wurden nur drei neue Klassen gebildet. In dieser Zeit kam erstmals mit Ursula Barth eine pädagogische Assistentin – heute heißt das Förderlehrerin – an die Schule. 1981 durfte auch Alexander Rößle den Dienst an seiner Heimatschule antreten. Mit Ende des Schuljahres 1985/86 ging Rektor Helmut Schlichtherle in den Ruhestand und Andreas Stiba verließ das Kollegium. Neuer Rektor wurde Ferry Speigl, der nach einigen Jahren als Schulleiter in Burgberg wieder an seine alte Schule zurückkam. Da er in der Lehrerfortbildung des Landkreises äußerst aktiv engagiert war, setzte er im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von neuen Ideen an der Grundschule um. U.a. intensivierte er modellhaft die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule, regte eine Schulzeitung, das „Schulblättel”, an und begann jährlich pädagogische Schwerpunkte für die Schuljahre, wie Leseerziehung, zu setzen.

Erstmals wird in der Chronik vom Fahrradunterricht in der Grundschule berichtet, der jedoch schon seit einigen Jahren regelmäßig für die 4. Klassen durchgeführt wurde. Den Höhepunkt des Schuljahres bildete natürlich die Nordische WM, die auch dazu führte, daß endlich Langlaufen zu einem Teilbereich des Skiunterrichts an der Grundschule wurde und Langlaufskier an der Schule ange- schafft wurden. Ab diesem Jahr werden künftig im Wechsel einmal ein Abfahrtslauf und im nächsten Jahr ein Langlaufsportfest durchgeführt werden. Zum Ende des Jahres geht mit Werner Schorer ein Urgestein der Lehrerschaft in den Ruhestand. Erstmals wird 1988 eine Dichterlesung durchgeführt. Die Kinderbuchautorin Tilde Michels begeistert als Höhepunkt der Bücherwoche in der festlich geschmückten Turnhalle die Kinder. Ab diesem Zeitpunkt wird jedes Kind mindestens einmal in seiner Laufbahn als Grundschüler eine Dichterlesung erleben dürfen.

Nicht unerwähnt bleiben soll, daßin diesem Schuljahr erstmals Gedanken im Gemeinderat geäußert wurden, die Grundschule in die Alpgaustraße zu verlegen. In regelmäßigen Abständen werden diese Ideen seither in die Öffentlichkeit getragen, doch die Bevölkerung hält stets zu ihrer Volksschule in der Ludwigstraße. Mit Ablauf des Schuljahres ging mit Max Zintl ein weiterer Lehrer der ersten Stunde in den Ruhestand und wurde standesgemäß mit einem großen Fest verabschiedet. Seine Konrektorenstelle übernahm Oskar Fischer.

Im Schuljahr 1988/89 kamen außerdem Edeltraud Weiß und die Handarbeitslehrerin Roswitha Wachter. Am Ende verließ die katholische Religionslehrerin Anne Heggemann die Schule. Ihr Nachfolger wurde Volker Steinhauser. In diesem Jahr erhielten erstmals die Kinder mit türkischer Muttersprache eine „muttersprachlicher Ergänzungsunterricht”, der von türkischen Lehrern durchgeführt wird. Eine neuerliche Aufgabe kam auf die Schule zu, als nach dem Fall der Mauer plötzlich Familien aus Kasachstan in Oberstdorf untergebracht wurden. Im Schuljahr 1990/91 wurden deshalb gleich zwei Eingliederungsklassen gebildet, die für einige Jahre ein Bestandteil des Schullebens blieben. Den Höhepunkt des Schuljahrs bildete das Schulfest, das unter dem Motto „Gemeinschaft erleben – unser Staat” stand.

Im folgenden Schuljahr kam Bettina Trautmann, heute Bergdolt, und der Förderlehrer Andreas Schill an die Schule. 1992 beginnt Jürgen Stock das Frühstück der Seniorengruppe „Brückenbauer“ regelmäßig zu besuchen, um mit seinen Schülern nicht nur mit Gesang und Spiel zu unterhalten, sondern auch den Kontakt zwischen Jung und Alt zu fördern.

Im Schuljahr 1992/93 starteten wir zusammen mit dem Elternbeirat einen Versuch, eine Hausaufgabenbetreuung einzurichten. Er wird leider nach einem Schuljahr abgebrochen. Herr Wolfgang Janak übernahm die Hausmeisterstelle von Wilhelm Pfau und setzte damit die Tradition seines Vaters fort, der nach dem Krieg diese Stelle inne hatte. Wolfgang Janak wurde übrigens im Jahr 1959 eingeschult und ging zusammen mit Bürgermeister Thomas Müller, Marktkämmerer Martin Schmalholz und Rektor Alex Rößle in die 1. Klasse bei Lehrer Josef Wilhelm. Auch eine Tradition setzte die neue Kollegin Monika Mayer, verheiratete Mack, fort, die in diesem Schuljahr erstmals an die Schule kam und deren Großvater schon Rektor der Volksschule war.

Das Schuljahr 1993/94 brachte einige große Änderungen und Neuerungen. Seit einiger Zeit machten sich die Lehrer und Eltern Gedanken, wie man den Nordhof, der eher einem Kasernenhof als einem Schulhof glich, verschönern könnte. Da das Projekt „Unser Nordhof soll schöner werden” eine Reihe von größeren Investitionen vorsah, wurde ein Förderverein gegründet, dessen Vorstandschaft nun zusammen mit Elternbeirat und Lehrern das Unternehmen anging und in wenigen Jahren erfolgreich abschloß. U.a. wurde ein großes Klettergerät, ein Atrium und eine Überdachung für Pausen bei Regen geschaffen. Heute ist der Förderverein mit seinen Aktionen zum Wohle der Kinder nicht wegzudenken. Viele Anschaffungen der letzten Jahre haben auch den Gemeindehaushalt deutlich entlastet.

Volksschule - Heft 52

Das Lehrerkollegium im Jahr 1993

(v. li.)
oben: Daniela Thannheimer (Sekretärin), Bettina Bergdolt, Ferry Speigl, Oskar Fischer, Margarete Losso, Andreas Schill;

Mitte: Alex Rößle, Reinhild Krannich, Dorothea Jäger, Elisabeth Walter, Jürgen Stock, Charlotte Petzold;

vorn: Luzia Wagner, Resi Jäger, Edeltraud Weiß, Herbert Scherm, Monika Noißinger, Brigitte Dohr.

Leider ging es im Kollegium nicht so harmonisch zu. Ein Kollege zerstritt sich mit der gesamten Lehrerschaft und einige Kollegen und der Rektor wurden gar verklagt. Gut, daß sich alle anderen Lehrer solidarisch hinter ihren Chef stellten und so konnte erreicht werden, daß der Unruhestifter die Schule verlassen mußte. Am Ende des Schuljahres ging mit Charlotte Petzold die letzte Kollegin der Nachkriegsgeneration nach über 40 Dienstjahren in den Ruhestand.

Im Schuljahr 1994/95 wurde in den 3. und 4. Klassen Französisch als Fremdsprache eingeführt. In der Zwischenzeit hat in diesen Klassen Englisch das Französische abgelöst. Der Höhepunkt des Jahres war natürlich das Schulfest unter dem Motto „500 Jahre Markterhebung”, zu dem alle Schüler und alle Lehrer im historischen „Häs” erschienen. Hierfür wurden von den Handarbeitslehrerinnen extra Nähkurse für die Eltern abgehalten.

In den nächsten Schuljahren stand die Generalsanierung der Turnhalle im Mittelpunkt der baulichen Maßnahmen. Sie wurde mit einem großen Sportfest im Jahr 2000 eingeweiht. In pädagogischer Sicht sind für die letzten fünf Jahre des alten Jahrtausends zwei Projekte hervorzuheben: „Sich in der Schule wohlfühlen” und „Elternarbeit”. Zu deren Vorbereitung fand sich das Kollegium jeweils zu einem Klausurwochenende zusammen.

Das Computerzeitalter für die Grundschüler begann 1998, als Alex Rößle das Projekt „Schulen ans Netz” aufgriff und die ersten Computer für Schüler angeschafft wurden. Heute haben wir natürlich einen eigenen Computerraum mit 20 vernetzten Arbeitsplätzen zur Verfügung. Seit dem Jahr 1998 besitzt die Grundschule auch eine eigene Homepage „www.oberstdorf-grundschule.de“, die Eltern und Lehrer aktuell und zeitnah über das Neueste informiert.

Zu Beginn des neuen Jahrtausend gingen dann wiederum einige Kollegen und Kolleginnen in den Ruhestand, die teilweise noch zu den Ersten der Oberstdorfer Grundschule zählten: Josef Zobel (2000), Konrektor Oskar Fischer (2001 – sein Amt übernahm Monika Noißinger), Herbert Scherm (2001), Dorothea Jäger (2002), Resi Jäger (2004). Rektor Ferry Speigl bildete 2005 den Abschluß dieser Lehrergeneration. Sein Amt übernahm Alex Rößle.

Die letzte größere Baumaßnahme fand von 2000 bis 2002 statt, als wir zusammen mit der Oberstdorfer Blasmusik den leerstehenden Raum des Lehrschwimmbeckens zu einem Musiksaal umgestalteten. Wir nennen den Raum übrigens „Musikforum” und bei der Blasmusik heißt er „Vielharmonie”. Unsere Schwimmhalle wurde schon Mitte der neunziger Jahre aus Kostengründen geschlossen. Zum Schwimmen gehen wir seitdem in die Oberstdorf Therme.

Zum Schluß möchte ich mich ausdrücklich bei all denen entschuldigen, die sich über viele Jahre für unsere Schule einsetzten und ohne die Schularbeit gar nicht möglich wäre, trotzdem aber nicht namentlich genannt wurden. Ich denke da zum Beispiel an unsere Sekretärinnen, an alle die vielen Elternsprecher, an die Vorstandsmitglieder des Fördervereins und an die Reinigungskräfte. Außerdem blieben die vielen Sponsoren und Partner ohne Nennung, die uns halfen Dinge anzuschaffen, die wir über den gemeindlichen Etat nicht finanzieren konnten, das Schulleben für die Kinder aber spannender und unterhaltsamer machen.
... und natürlich blieben die Hauptakteure unerwähnt, für die wir alle Obengenannten da sind – unsere Schüler.
Sie alle sind zu Hause im südlichsten Schulhaus Deutschlands – in unserer Volksschule in der Ludwigstraße, die hoffentlich noch lange das Kinderlachen mitten im Ort erhält!

Kontakt

Verschönerungsverein Oberstdorf e.V.
1. Vorsitzender
Peter Titzler
Brunnackerweg 5
87561 Oberstdorf
DEUTSCHLAND
Tel. +49 8322 6759

Der Verein

Unser gemeinnütziger Verein unterstützt und fördert den Erhalt und Pflege von Landschaft, Umwelt, Geschichte, Mundart und Brauchtum in Oberstdorf. Mehr

Unser Oberstdorf

Seit Februar 1982 werden die Hefte der Reihe "Unser Oberstdorf" zweimal im Jahr vom Verschönerungsverein Oberstdorf herausgegeben und brachten seit dem ersten Erscheinen einen wirklichen Schub für die Heimatforschung. Mehr

Wir verwenden Cookies
Wir und unsere Partner verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um unsere Webseite optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern. Dabei können personenbezogene Daten wie Browserinformationen erfasst und analysiert werden. Durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ stimmen Sie der Verwendung zu. Durch Klicken auf „Einstellungen“ können Sie eine individuelle Auswahl treffen und erteilte Einwilligungen für die Zukunft widerrufen. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Einstellungen  ·  Datenschutzerklärung  ·  Impressum
zurück
Cookie-Einstellungen
Cookies die für den Betrieb der Webseite unbedingt notwendig sind. weitere Details
Website
Verwendungszweck:

Unbedingt erforderliche Cookies gewährleisten Funktionen, ohne die Sie unsere Webseite nicht wie vorgesehen nutzen können. Das Cookie »TraminoCartSession« dient zur Speicherung des Warenkorbs und der Gefällt-mir Angaben auf dieser Website. Das Cookie »TraminoSession« dient zur Speicherung einer Usersitzung, falls eine vorhanden ist. Das Cookie »Consent« dient zur Speicherung Ihrer Entscheidung hinsichtlich der Verwendung der Cookies. Diese Cookies werden von Verschönerungsverein Oberstdorf auf Basis des eingestezten Redaktionssystems angeboten. Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Cookies die wir benötigen um den Aufenthalt auf unserer Seite noch besser zugestalten. weitere Details
Google Analytics
Verwendungszweck:

Cookies von Google für die Generierung statischer Daten zur Analyse des Website-Verhaltens.

Anbieter: Google LLC (Vereinigte Staaten von Amerika)

Verwendete Technologien: Cookies

verwendete Cookies: ga, _gat, gid, _ga, _gat, _gid,

Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 730 Tage gespeichert.

Datenschutzhinweise: https://policies.google.com/privacy?fg=1

Externe Videodienste
Verwendungszweck:

Cookies die benötigt werden um YouTube Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Google LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 179 Tage gespeichert.
Datenschutzerklärung: https://policies.google.com/privacy?hl=de&gl=de

Cookies die benötigt werden um Vimeo Videos auf der Webseite zu integrieren und vom Benutzer abgespielt werden können.
Anbieter: Vimeo LLC
Verwendte Technologien: Cookies
Ablaufzeit: Die Cookies werden bis zu 1 Jahr gespeichert.

Datenschutzerklärung: https://vimeo.com/privacy