Dreimal Raffael in Oberstdorf (Teil 1)

von Werner Grundmann am 01.11.1984

Dreifache Berichte vom Ende des 19. Jahrhunderts liegen über Raffael-Bilder in Oberstdorf vor. Von drei verschiedenen Bildgestaltungen des italienischen Renaissancemeisters soll hier die Rede sein, einem Bilde Mariens mit dem Christkind und dem Johannesknaben, genannt das „Musterbild seiner III. Schule”, von einer „Caritas”, der Personifizierung der Mutterliebe, und von einem Bilde der Heiligen Familie, genannt „Die Perle”. Besitzerin dieser drei Raffaelbilder, letzteres von ihr selbst gemalte Kopie, war eine kunstsammelnde und kunstschaffende Oberstdorferin, Sophia Gschwender, geboren am 9. November 1816 als Tochter von Josef Anton Gschwender und Frau Elisabeth Sigler(in).

Nach einer gründlichen Ausbildung als Sprachlehrerin, als welche sie später in ausländischen adeligen Häusern wirkte, wandte sie sich sodann mit Eifer dem Studium von bildender Kunst, dem Eigenschaften von Bildern und Sammeln von Kunstwerken zu. Nach einem arbeits- und erfolgreichen über 30jährigen Leben im südlichen und westlichen Ausland kehrte sie 1878 nach Oberstdorf zurück, um hier ihre Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und womöglich später aus dem Erlös von Verkäufen ein Asyl für Notleidende zu gründen. 1896 ließ sie neben ihrem Wohnhaus in der heutigen Weststraße einen massiven Neubau (Haus Nr. 228' A, heute Cafe Knaus) errichten, in dem ein hoher, großer Raum im 1. Stock für die Galerie bestimmt war.

Von ihren Raffaelbildern hören wir vor diesem Neubau bereits 1892 in einem Berichte der belletristischen Beilagen zur Augsburger Abendzeitung „Der Sammler” (Nr. 134, Seite 8), unter dem Titel „Eine Gemäldesammlung in Oberstdorf im Allgäu”.

Im Folgenden sollen zunächst die drei Aufklärung gebenden gedruckten Berichte - teils wörtlich (in Anführungsstriche gesetzt), teils durch Angabe des Inhaltes und in Anmerkungen angefügte Erläuterungen wiedergegeben werden.

Nach einer begeisterten Schilderung der landschaftlichen Reize von Oberstdorf und der Erwähnung der erfolgreichsten Künstler der Allgäuer Heimat (Eberhard, J. A. Fischer, der Gebrüder Schraudolph und des Andreas Müller) fährt der nichtgenannte Schreiber im „Sammler” fort:

„Auch eine Dame, eine geborene Oberstdorferin aus der Familie Gschwender ergriff das Streben nach Kunst und Wissenschaft. Nachdem sie in Augsburg und München eine sorgfältige Ausbildung genoß, hielt sie sich eine lange Reihe von Jahren im fernen Frankreich, Spanien und Italien auf, wo sie im Lehrfache thätig war. Ihre vorzüglichen Leistungen eröffneten ihr die höchsten Kreise und den Verkehr mit hervorragenden Autoritäten der Kunst und Wissenschaft.

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

Oberstdorf Haus Nr. 228 1/2
(heute Weststraße 15)

Neubau 1896 von Sophie Gschwender
(1. Stock: Galerie, oben Atelier-Aufbau)

Dadurch fand sich bei ihrem unermüdlichen Ringen die ermunternde Gewißheit, ihr Wissen und Können zu steigern, namentlich durch Studien alter Kunst und zu eigener Kunstausübung. Ihre einflußreichen Beziehungen bahnten ihr außerdem die Wege zur Erwerbung werthvollster Kunstschätze. Sie brachte etwa 100 Oelgemälde, theils mit feinstem Verständnisse durchgeführte Kopien nach verschiedenen Meisterwerken, theils Originalbilder ersten Ranges in ihre Heimath mit, deren Anblick sie allen Kunstfreunden zugänglich erhält. Wenn die Berge ihren Bilderreichthum bei ungünstiger Witterung mit trübem Schleier verhüllen, bietet die liebenswürdige Besitzerin noch einen Einsatz durch ihren Bilderschatz für die Flüchtlinge, die bei dem Laren Oberstdorfs Schutz suchen müssen.

Zwei Gemälden hat die Besitzerin die ersten Ehrenplätze ihrer Sammlung zugetheilt. Einer Madonna mit dem Kinde von Raphael, dem sogen. Musterbilde zu seiner dritten Entwicklungsperiode. Sie brachte dasselbe 1878 den berufensten Korporationen und Kennern in Rom zur Vorlage, denen von der Kgl. Bayer. Gesandtschaft in Rom beglaubigte Atteste übereinstimmend dem Bilde die Kennzeichen von Raphaels eigener Hand, und die Uebereinstimmung mit seinen anderen Werken zuschreiben.

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

Rückansicht von Haus Nr. 228 1/2,
davor früheres Wohnhaus Gschwender
(Nr. 228 1/2 heute Weststraße 13)

Die Besitzerin ist stets bereit, allen Besuchern der Sammlung mit Vorzeigung der erwähnten offiziellen Prüfungsschreiben auch noch durch 70 Detail-Aufnahmen aus Raphaels Arbeiten und Entwürfen, die sie in Madrid, Paris, Dresden, München, Venedig, Florenz und Rom etc. sammelte, die Echtheit ihres Bildes nachzuweisen. Das auf Holz gemalte Bild ist 38 Zentimeter hoch und vollständig gut erhalten. Ein zweites prachtvolles Gemälde, 1,25 Meter hoch und 1 Meter breit, auf Leinwand, stellt Caritas mit drei Kindern dar.

Die Besitzerin hat es in den Siebziger Jahren in einem durch Uebermalung entstellten Zustande erhalten; doch ist es durch Reinigung in seinen Originalzustand glücklich zurückgeführt. Die Besitzerin stützt sich auf die Urtheile anerkannter Fachgelehrten, welche nun in dieser Darstellung ein von früheren Kunstschriftstellern gerühmtes, aber schon längst als verloren gegangen geglaubtes Werk Raphaels erkennen”.

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

Soweit spricht sich der ungenannte Autor von 1892 im „Sammler” über die beiden Raffaelbilder der Sammlung Gschwender aus. Drei Jahre später gibt ein Anonymus Adolf ... im Münchener Verlag von Louis Finsterlin eine Broschüre unter dem Titel „Rafael in Oberstdorf heraus.

Sein Zweck ist, Kenner und Kunstliebhaber auf die zwei Raffaelbilder aufmerksam zu machen; er hebt aber auch einen Baccio della Porta , einen Wouwerman und einen Fr. Boucher (Maria Antoinette als Schäferin) unter den vielen anderen Bildern hervor. Dann fährt er fort: „Ich kam vor einiger Zeit nach Oberstdorf, nachdem ich eine Tour über den Vierwaldstättersee, Luzern und Zürich gemacht hatte, wollte ich mich in Oberstdorf, dessen großartige Lage mir von vielen Seiten gerühmt wurde - einige Tage ausruhen, und die so berühmten kleinen Ausflüge von dort unternehmen. Leider machte ich die Rechnung ohne den Wirth, denn das Wetter vereitelte meine Pläne, und bannte mich in die kalte öde Wirthsstube...; da fiel mir ein kleiner goldener Rahmen auf, der eine Art von gedruckten Paragrafen einfaßte - mit der Überschrift: „Beweise für die Echtheit der Rafaelischen Bilder in Oberstdorf!”

Der Inhalt handelte von einem Rafaelischen Musterbilde, das aus Rom kommend und in einer altadeligen Familie verborgen blieb, ,daß man seit 35 Jahren überall nach einem ähnlichen Bilde suche - aber keines gefunden habe, das von so hoher Vollendung sei - ausgenommen halb und schlecht gemachter Copien von Rafaels Schüler - von denen keine der andern ähnlich ist, auch jede eine andere Madonnenfigur habe, welches der klarste Beweis sei, daß das Musterbild nie copiert werden durfte, somit das Bild nur von Ferne abgezeichnet und dann die Copie zu Hause gemacht wurde; dagegen haben alle Madonnen, welche Rafael in Rom machte, die Züge vom obigen Musterbilde.

Ein Punkt sprach dann noch von einer wundervollen Caritas von Rafael, welche auch beim Musterbilde sei - und mit ihren Beweisen jedem frevelhaften Angriffe spotte.

Ich erfuhr, daß diese Bilder nicht in der Kirche, sondern im Besitze einer alten Dame wären, die über 30 Jahre in Italien, Frankreich und Spanien als Lehrerin in höchsten Kreisen war, und jetzt - nachdem sie dort vier verwandte Waisenkinder auf ihre Kosten großzog, wieder nach Oberstdorf zurückgekehrt sei; - und diese Bilder ihr einziges Vergnügen wären!

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

Raffael, Musterbild seiner 3. Schule

Dadurch wurde natürlich meine Neugierde noch reger und so ging ich nach dem Hause der besagten Dame... Die Dame (in ihrer Lebensthätigkeit selbst Künstlerin und Forscherin nach alten Kunstschätzen) legte mir die Gründe, die dafür sprachen, daß ihre Bilder echte Rafael seien, mit so tiefer überzeugender Weise mittels Rafaels- Studien und der Erklärung dar, daß Rafael überall, besonders aber in Florenz aus den Werken von Masaccio, Signorelli, Leonardo da Vinci, Fra Bartholome, wie aus andern der hervorragendsten Meisterwerke gewisse Punkte auffaßte - (die sichtlich im Bilde seien), welche er dann unbemerkbar als detail in den Schöpfungen seiner III. Entwicklungsperiode von Rom, wiederaus seinem Pinsel fließen ließ - gleichsam als Ergänzungen, mich immerwährend auf solche in den Photografien hinweisend - daß ich aus dem Erstaunen, in welches mich das bis ins kleinste detail geführte Nachforschen, und der eiserne Fleiß, mit welchem das geschehen sein mußte, versetzte - nicht herauskam. -... so hätte sie erst nach 10 jährigem Mühen und Untersuchen das Wahre am Bilde gefunden; obwohl sie lange Zeit in Madrid, Paris und Dresden mit Beihilfe hervorragender Kräfte alle jene Bilder, Zeichnungen und Stampen von Raf. d. Urb. im Ganzen, wie in ihren details durchstudierte und mit dem Bilde verglich, ja sogar seine Eigenheiten in Linien, Krümungen, Zusammenstellungen und Wiederholungen aufzeichnete, welche analog mit ihrem Bilde wären, und sich in den öffentlichen, wie in den Privatsammlungen und Photografien vorfinden; auch in mancher alter Stamp und Kupferstich Dinge wären gleich denen im Musterbilde”.

Der Schreiber fährt dann fort: „Natürlich ist das dem Ungläubigen kein Beweis, was die Besitzerin selbst wohl wußte, trotz all ihrer Sicherheit, daß das Bild nur allein von Rafaels eigner Hand stammen könne; somit wollte sie denn die Ansicht von Männern ausgesprochen hören, welche in der Kunstwelt den ersten Rang als Kenner Rafaelscher Werke einnehmen, und da in Deutschland keine Rafael’sche Schule besteht, scheute sie weder Mühe noch Opfer zu diesen Autoritäten zu dringen, die ihr Leben lang mit Rafael’schen Untersuchungen und Studien beschäftigt sind; sie reiste mit dem Bilde nach Rom; dort zeigte sie dasselbe den Herren Professoren Aug. Riedel und Herrn Emil Wolf, ehemaligem Präsidenten der Accademie von St. Luce- ohne ihnen etwas von ihren eigenen Untersuchungen mitzuteilen, welche das Bild gleich erkannten”. Schließlich legte Sophia Gschwender noch ein notariell deklariertes Attest mit Stempel und Unterschrift der bayer. Gesandtschaft vor, welches lautete:

„Die Unterzeichneten erklären, nachdem sie eine strenge Examination machten, daß das kleine herrliche Bild von Madame S.G. - darstellend die Madonna, welche Jesum auf den Knieen hält, der den Johannes küßt, ein wahres Original ist - und ganz ähnlich der großen Zahl von Wiedererzeugung in kleinen Theilen, welche man in den Werken der eigenen Hand von Rafael Sanzio sieht hier in Rom, sei es in der Farbe oder Zeichnung, uns sehend diese kleine Composition behandelt in der Manier leicht und Raphaelisch unwiderlegbar. Es wäre ganz unmöglich, es einem andern Artisten zuschreiben zu können, als ihm selbst!! indem man bei Rafaels Nachahmer diese Beweise der Analogie nicht findet!” Roma den 15. Mai 1879.

Ein weiteres Zeugnis, das von Francesco Martino Brogi, Inspektor der Accademie ä Sienna, der die Mängel des dort befindlichen falschen Bildes aufdeckte, derselbe schreibt:

Siena den 25. Juni 1879

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

...klar zeigen und vielfach beweisen, daß die Dame das wahre Musterbild zu Raffaels dritter Schule besitzt!"

An einzelnen Stellen der hier reproduzierten Seite 7 des Druckes sind von zarter, aber sehr sicherer Hand kleine Änderungen und Ergänzungen eingefügt, die gewiß von der Hand Sophia Gschwenders selbst eingefügt wurden. Es ist dieselbe Handschrift, die unter das bereits stark vergilbte Originalfoto des Musterbildes die Unterschrift setzte. Erwähnt wird die Stampensammlung im Palais Corsini. Es liegt im Stadtteil Trastevere und ist seit 1884 Sitz der Accademia dei Lincei mit einer Gemälde- und hervorragenden Kupferstichsammlung, über 2.000 Volum. Das Werk von Dr. Passavant.„Raffael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi”, erschien erstmals in Leipzig 1839 - 58 in drei Bänden, dann 1860 (2 Bände) in verbesserter französischer Ausgabe.

Der Verfasser beschließt seine Broschüre mit dem Wunsche, „daß sie nutzbringend und bahnbrechend sein möge zur Wallfahrt nach dem Rafael in Oberstdorf. Den 18. Juli 1895 A.R.

Schon ein Jahr später greift ein „Kenner und Kunstliebhaber” das Thema in einer neuen Broschüre auf unter der Überschrift „Mehr Licht zur Broschüre ,Rafael in Oberstdorf von N.W.”, Regensburg 1896.

Er kannte beide vorher veröffentlichten Arbeiten, die seine Sehnsucht nach dem „Wunder-Luft-Curorte” Oberstdorf verdoppelten. Nach Besorgung von Unterkunft und Erfrischung, betrat er das altehrwürdige Haus, das ihm als die gesuchte Kunststätte bezeichnet wurde. Seine Begegnung mit den Bildern schildert er so: „Auf Befragen nach den Bildern, führte man mich in einen im 1. Stocke gelegenen Saal, wo mich, ich muß gestehen, gleich beim Eintritte die ungeahnte Menge von Bildern höchst überraschte, die wahrlich einer bessern und ruhmvolleren Unterkunft würdig wären!

Besonders aber ein Bild fesselte mein Interesse - ein prachtvolles Gemälde - eine entzückend schöne Caritas mit 3 Kindern, über einen Meter hoch auf alter toil - sprachlos stand ich, wie gebannt vor dem Bilde. Die Besitzern, meiner Bewunderung und meines Interesses am Bilde ansichtig, erzählte in leutseliger Weise: Es wäre die aufgefundene Caritas von Raffael d’ Urbino mit den drei Kindern, nach welcher schon seit mehr als einem Jahrhundert gesucht wurde, weil zwei Kupferstiche dieser Composition von Rafael vorliegen - als Beweis, daß es bestanden habe! Auch Dr. Passavant schreibt in seiner Herausgabe über Raffael, daß er fünf Bilder nach Neapel lieferte, aber nur zwei oder drei davon entdeckt wären; auch werde nach allen gemachten Anstrengungen kein Anhalt gefunden, der irgend zu einer Entdeckung führen könne, daß ein anderes Bild außer diesem bestehe.

Nachdem nun das Bild, das nebst dessen Alter auch alle anderen Kennzeichen Raffaelischer Manier deutlich erkennen läßt, und einem andern Maler weder vom 15. oder 16. Jahrhundert - noch aus dem letzteren Jahrhundert zugeschrieben werden kann, muß jedermann zu dem Schlüße gelangen, daß das verloren geglaubte Bild nur mit dem hier vorliegenden identisch sein könne.

Das Bild stammt aus Neapel; von kunstsinniger Hand wurde es daselbst unter der darauf liegenden Schmutzkruste entdeckt, und von dieser befreit - um das Bild der Nachwelt zu erhalten.

Teil 1 Dreimal Raffael - Heft 6

Ich muß gestehen, ganz entzückt stand ich vor diesem Bilde - unübertrefflich ist die ingeniöse Darstellung (als Sinnbild der Religion) diese Rundung und Wärme im Fleische - ganz im Bologneser Styl, wie die Galatea im Corsinianum zu Rom; ein solches Bild ist immer Für das Auge wohlthuend, man kann es nicht oft genug ansehen.”

Der Verfasser fährt dann fort: „Hierauf führte sie mich zu einem Bilde in einem polirten Kästchen, sagend: Hier ist das Musterbild zu Rafaels III. Schule.”

Das Schaffen Raffael Santis (geb. 1483 in Urbino, gest. 6. 4. 1520 in Rom) wird allgemein in drei Epochen (Schulen) eingeteilt:

I. die umbrische (ab 1499 in Perugia Lehre Peruginos)
II. die florentinische (Einflüsse von Leonardo, Fra Bartolomeo und Michelangelo)
III. die römische (Erfüllung als Meister der Hochrenaissance)

Sophia Gschwender fuhr fort: „Wenn Sie Kenntnisse von Rafaels Studien haben, welche er in Florenz von 1504 - 1509 nach den dortigen, berühmtesten Meistern machte, z. B. nach Masaccio - Leonardi da Vinci - Signorelli und Fra Bartholome - so werden Sie den Kopf des Johannes hier mit dem Wellenhaar nach Masaccio - dann die Madonna mit dem auf eine Seite neigenden Kopfe nach Leonardi, nebst dem im Begriffe aufstehenden Lamme gleich erkennen, bei welchem Rafael die Hoheit und Anmuth der Madonnen studirte; etc. - denn diese Punkte hatte Rafael vorher nie in einem Bilde!

Nach Signorelli bediente sich auch Rafael der verschiedenartigsten Faltenmaniren, so wie Michael Angelo von diesem Meister sehr beeinflußt war; - denn, wenn wir (auf die Brust der Madonna zeigend) hier die Falten näheransehen und vergleichen, so finden wir dieselben auch bei Signorelli (in Moses an sein Volk) und in einer Gobelin von Mich. Angelo im Palais Pitti zu Florenz in gleicher Weise vertreten etc.

Ueberdies, wies die Dame noch sechs von ihr aufgezeichnete Merkmale auf, die sich in Bildern von Rafael und von Mich. Angelo nach Signorellis Einfluß deutlich erkennen lassen.

Die Gardinen hier im Bilde, mit dem kennzeichnenden Knopfe - fuhr sie weiter fort - sehen wir in allen biblischen Bildern und Zeichnungen von Rafael; - und die Compositions-Zeichnung vom Musterbilde hier, mit dem pose der Madonna, beschreibt Dr. Passavant, soll von Rafaels eigener Hand mit einer Schrift auf der Rückseite sich in einem Hefte von Maratti, im Besitze des Grafen von Leicester ä Norfolk (Holkam) befinden.”

Sophia Gschwender zählt im Folgenden noch viele Vergleichspunkte auf, dabei spricht sie auch von Johannes, der auf einem gespaltenen Steine kniet „den er auch schon bei der Madonna del Cartelino seiner II. Schule machte”. Gemeint ist offensichtlich die „Madonna del Cardellino” (Madonna mit dem Stieglitz) von ca. 1507 in den Ufflzien/Florenz, bei der jedoch der Johannesknabe nicht kniet. S.G. hat dieses Bild wohl mit der sehr ähnlichen „Madonna von Belvedere” verwechselt (datiert 1506), bei der Johannes über zwei großen Blättern einer am unteren Bildrande gemalten Pflanze kniet, die einem gespaltenen Steine ähnlich sehen. Auf die Frage, ob das Bild doch von einem andern Meister sein könnte, antwortete die Besitzerin „sie habe sowohl in Madrid, wie nachher in Paris, das Bildchen stets in der Hand, sorgsam in jedem Bilde und Stamp, wie in Zeichnungen von Rafael, jede Linie und alle Details, nebst den Zusammenstellungen und Wendungen im Faltenwurf etc. mit ihrem Bilde verglichen, und alles, was sie analog mit dem im Bilde fand, aufnotirt - sammt den Wiederholungen etc.

Längst schon sicher, daß das Bild nur von Rafaels Hand und Pinsel komme, wäre sie dennoch nach Dresden und München zurückgereist, da sie immer dieselbe Untersuchung in den Museen in der Menge Rafaelischer Zeichnungen und Stampen verfolgend, auch wieder 24 gleiche Details in Rafael (mit Wiederholungen) fand.”

(Fortsetzung folgt)

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