Oberstdorfer Straßennamen erzählen (Teil 2)

von Alexander Rößle am 01.06.2017

Wollen wir uns nun den von der „hinteren oberen Gasse” abzweigenden Straßenästen zuwenden.

Da wäre als erstes gleich die Naglergasse, an deren Beginn eine Nagelschmiede stand. Als nächstes folgt die Gartenstraße, die die Verlängerung der Rechbergstraße ist und daher einst Äußere Rechbergstraße hieß. Der Name Gartenstraße hat den Bezug zu den vielen kleinen Flurparzellen, den sog. Krautgärten.

Ein ehemaliger Uferrain der Trettach ist namengebend für die Sackgasse Am Gstad und der Neuzeit ist der Name Obere Bahnhofstraße zuzurechnen. Einstens hieß dieses Straßenstück Äußere Pfarrstraße, von der wiederum die Trettachstraße abzweigt. Damit hätten wir auch das „hintere obere Viertel” erledigt.

Wir können uns nun dem „unteren vorderen Viertel” zuwenden. Dessen erste Abzweigung von der Weststraße ist die Fuggerstraße, die wir bereits besprochen haben. Die zwischen Fugger- und Prinzenstraße gelegene Sonnenstraße ist namentlich zweifelsfrei einem der drei ältesten Gasthöfe Oberstdorfs, dem Brauereigasthof Zur Sonne, zuzuordnen.

Der Megéver Platz, eine Neuschöpfung für unseren französichen Partnerort, ist eigentlich Teil der Prinzenstraße. Von ihm führt die Freiherr-von- Brutscher-Straße, an der evangelischen Kirche vorbei, durch den großen Parkplatz und dann südlich am Tennisplatz vorbei zur Freibergstraße. Sie ist nach dem Oberstdorfer Freiherrn von Brutscher benannt, der es vom Oberstdorfer Bauernbüblein durch Fleiß und Tüchtigkeit zum Freiherrn brachte; er war auch der erste Kultivator des Donaumooses. Das erste Straßenstück hieß anfangs, also 1910, Frühlingsstraße, diese bog dann an der evangelischen Kirche um 90 Grad ab und erschloss die 1907 gebaute Volksschule von Norden. Sie hieß daher auch Schulstraße. Dieser Teil der Straße wurde später in Paul-Gerhard-Straße umbenannt. Das war ein protestantischer Kirchenmusiker (1607 – 1667), der, so viel ich weiß, eigentlich nur den Bezug zu Oberstdorf hat, dass seine Lieder in der Kirche gesungen werden.

Nächste Abzweigung ist die Freibergstraße, die in ihrem Verlauf nach Süden genau auf die Freiberghöhe und damit auf den Freibergsee hindeutet. Dem Umstand ist bei der Namengebung Rechnung getragen worden. Die Freibergstraße ist, zusammen mit der Fuggerstraße, die Straße, die das Südviertel oder wie es früher auch hieß, das Villenviertel, erschließt und am Ende in die Meyersoygasse übergeht.

Westlich der Freibergstraße zweigt der Reithallenweg von der Weststraße ab. Hier ist die Namenforschung einfach, denn hier stand ab der 20er Jahre eine Reithalle, der eine Reit- und Fahrschule angeschlossen war.

Straßennamen - Heft 70

1930er Jahre – Blick von der Nebelhornstraße nach NO in die Obere Bahnhofstraße, links: der ehemalige Konsum, rechts: das Anwesen Zobel; am Ende der Straße das sog. „Schnapshäusle”, ehemals „Wendelinsklause”.

Straßennamen - Heft 70

1920er Jahre – Die Trettachstraße, mit Blick nach Nordosten; links: Anwesen Schwendinger, rechts: Bäckerei Zehetmeyer (später Vogler)

Die Lerchenstraße ist baulich und vom Namen her eine Schöpfung aus der Neuzeit. Tier- und Vogelnamen fanden in diesem Wohnquartier Verwendung bei der Namengebung: wir finden Amselweg, Finkenstraße, Burmentegässle, Spielhahnstraße. Sinnigerweise findet sich dort auch das Forsthaus in der Försterstraße. Berg- und Flurnamen standen Patron bei der Fellhornstraße, Schlappold- weg, Brunnackerweg, Am Stiegele. Damit wäre der engere südliche Bereich abgeschlossen und wir können uns dem Norden zuwenden.

An der „Stempfle-Kreuzung” wie sie im Volkmund heißt, beginnt als Verlängerung der Hauptstraße die Bahnhofstraße, deren erste Anlage nach dem Bau der Eisenbahn im Jahre 1888 erfolgte. Erstmals musste in Oberstdorf wegen des Straßenbaues ein Gebäude der Neuerung weichen. Das Gemäuer der ausgebrannten Vierzehn-Nothelfer-Kapelle, das seit 1866 als Spritzenhaus diente, fiel der Spitzhacke zum Opfer. Nach kaum 100 Metern mündet die Straße schon in den Bahnhofsplatz ein, der aber erst 1930 entstand. Dem Trend der Zeit folgend wollte Oberstdorf auch nicht hintanstehen und so hieß der Bahnhofsplatz von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz.

Straßennamen - Heft 70

Um 1920 – Der Bahnhofsplatz; links: Bahnhof, rechts: Zollamt (heute Sparkasse), Gasthof Zum Stern (später Fischers Bahnhofsgaststätte) und der Turm der Villa Heimhuber

Als nächste Abzweigung der Walserstraße finden wir die Zollstraße, die ursprünglich Mauthstraße, hieß. Namensgebend ist hier die Zoll- oder Mautstation (Zollhäusle HsNr. 313), von wo ab 1816 bis zum Bau des Zollamtes am Bahnhof (ca. 1906) der Grenzverkehr ins Kleinwalsertal überwacht wurde.

Oberstdorfs Haupteinfall- oder Ausfallstraße ist heute die Sonthofener Straße, die einstige Altgasse. An der Nikolauskapelle verließ die Altgasse in Richtung Schöllang den Ort. Dies war früher die Hauptverbindung nach Norden. Heute ist es die Kreisstraße Nr. 5, die im Ortsbereich Oberstdorf Rubinger Straße heißt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Distriktsstraße als kürzere Verbindung über Fischen, die heutige Bundestraße 19, erstellt (vor unserer 1803 erzwungenen Angliederung an Bayern war Fischen noch Ausland).

Ein Stückchen außerhalb des Ortes zweigte die Klingengasse, heute Am Klingenbichl und Am Burgbichl, in Richtung Klingenbrücke und Klingenbichl ab. Bei der Abzweigung befand sich die „Bettlerlache”, wo das fahrende Volk, wie Kesselflicker und Scherenschleifer, kampieren durften. Die Klingengasse hatte ihren Namen von einem kleinen Wasserfall, über den die Stillach in den Klingenkessel fiel. Diese „Klinge” wurde im 19. Jahrhundert weggesprengt, denn sie verursachte öfter Überschwemmungen im Otterrohr. Es wurde lange vermutet, dass dort auf dem Burgbichl eine alte vorchristliche Höhenfestung existierte.

Die bisher beschriebene Struktur des Ortes erhielt sich über recht lange Zeit, denn die Äcker am Ortsrand und die Wiesen weiter draußen waren existentiell für das Überleben der bäuerlichen Dorfgemeinschaft und standen deshalb nicht für die Bebauung zur Verfügung. Erst als sich nach Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Tourismus und auch mit der Industrialisierung Alternativen abzeichneten, kam es zu den ersten zögerlichen Veränderungen. Im Süden gab 1856 der Bau des Jagdhauses des Prinzregenten Luitpold den Startschuss zur Erweiterung, die anfangs eher planlos vonstatten ging. Zuerst bauten dort nur Adelige wie Prinz Luitpold, Fürst Fugger und Baronin von Beck-Wülfingen oder Industrielle wie der Verleger Meyer und der Brauereibesitzer Melchior Jauss ihre Sommerresidenzen. Die ehemaligen Feldwege wurden zu Straßen ausgebaut und erhielten passende Namen. Der Sachsenweg, die Verlängerung der Metzgerstraße, wurde nach dem Sachsenhaus benannt, das der Leipziger Verleger Meyer (Meyers Lexikon) 1862 erstellen ließ. Die Prinzenstraße, die vom Marktplatz aus nach Süden abging, führte am Gesellschaftshaus, erbaut 1883, und am Jagdhaus des Prinzregenten vorbei zu den Lorettokapellen, weshalb sie vorher Prozessionsallee hieß. An der Fuggerstraße stand seit 1892, westlich der damals noch nicht existierenden evangelischen Kirche, das prachtvolle Fuggerhaus im Fuggerpark. Die Freibergstraße (Fortsetzung der Schraudolphstraße) führt durch die Wiesen über die Meyersoygasse zum Ziegelbach, wo Lehm abgebaut wurde, und dann weiter in Richtung Freienberg, auf dem sich der Freibergsee befindet. Ursprünglich hieß sie in ihrer Gänze Meyersoygasse und führte zu den Äckern des Meiers.

Straßennamen - Heft 70

Vor 1910 – Das Maut- oder Zollhaus an der ehemaligen Mauthstraße (heute Zollstraße), dahinter der Turm der Klausenkapelle

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1930er Jahre – Luftaufnahme; rechts: die Nikolauskapelle, an der Sonthofener Straße gelegen, links: das neuerbaute Postamt

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1930er Jahre – Der Sachsenweg mit Blick nach N: das Anwesen des Tierarztes Stefan Schmidt, rechts das namengebende Sachsenhaus

Auch auf der Nordseite des Ortes ergaben sich durch den Bau der Eisenbahn 1888 und der Fabrik 1894 größere Veränderungen. Die Hauptstraße erfuhr eine Verlängerung. Diese endete auf dem Bahnhofsplatz. Die Verlängerung der Bahnhofstraße bis zum Bannholz wurde erst um die Jahrtausendwende erstellt und Friedhofweg benannt. Beim „Schnapshäusle” wurde der nach Osten führende Feldweg zur Dummelsmooser Straße, später zur Fabrikstraße und 1910 zur Trettachstraße. Namengebend für die Fabrikstraße war die 1894 erbaute Baumwollweberei.

Im unbebauten südlichen Bereich wurden beinahe schachbrettartig Straßen geplant, jedoch kaum so umgesetzt. Eine touristische Todsünde wurde begangen als das Mühlenwegele, das von der Mühle an der Trettach als Fußweg bis zur Stillachbrücke führte, beim Bau der Finkenstraße unterbrochen wurde. Hinter den Tennisplätzen liegt noch versteckt ein kleiner Fußweg als Relikt aus alter Zeit. Eine Neuschöpfung ist im Zuge der Prinzenstraße der Prinzregentenplatz. Von dort wiederum führt der Sebastian-Kneipp-Weg als Fußweg hinüber in den Jaussgarten.

Es würde zu weit führen jedes kleine Sträßchen und Gässchen hier zu beschreiben oder solche Straßen, deren Namen sich klar an Flüssen, Bergen, Orts- und Flurnamen orientieren oder als Dialektableitungen stehen.

Da ist z. B. die Stichstraße Am Seeler, die wahrscheinlich vom nahen „Seelerhaus” (heute Wienerwald) inspiriert wurde und natürlich auf die Sölleralpe (mundartlich Seeler) zurückgeht. Weiter im Süden verband die Kratzerstraße (Bergname) die oben genannten von Ost nach West. Im Westen wurde diese durch die großzügig gebaute Straße Im Haslach verlängert. Zusätzlich wurde auch noch der Hammerspitzweg (Bergname) notwendig. Ganz im Osten wurde durch die Stichstraße Am Mühlacker, so hieß hier die Flur, ein kleines Baugebiet erschlossen. Um an die Langlaufloipe und das Kinderskigebiet an der Halde zu gelangen, wurde der Haldenweg ausgebaut,der dann als Fußweg weiter zu den Lorettokapellen führt. Von dort gelangt man entweder über die steile Krappbergstraße zum ehemaligen Gasthof Alpenrose oder über den Dienersberger Weg zum Moorbad, das Am Rauhen liegt, wo die Landwirtschaft raue (schlechte) Bedingungen vorfand. Die Lorettostraße heißt ab hier Birgsauer Straße, die zu dem gleichnamigen Weiler führt, der im von der Stillach durchflossenen Wiesental (= Au) mitten im Gebirge liegt. Schon nach wenigen Metern zweigt die Scheibenstraße ab. Dort soll sich nach der Überlieferung die alte Oberstdorfer Schießstätte befunden haben. Beim Holzgauer Platz (einer Neufindung), gleich beim Viehscheidplatz im Ried, zweigt die Straße nach Spielmannsau ab. Gleich zu Beginn muss sie die Burgstallsteig überwinden.

Flurnamen spiegeln sich im Am Wiesacker, Am Stiegele, Brunnacker-, Zweistapfen- und Karatsbichelweg wieder. Der letztere führt aus dem Ort hinaus zum Karatsbichel, wo sich früher ein Skilift befand, und dann weiter nach Ziegelbach zur der Talstation des Höllwiesliftes. Dort gewannen die Oberstdorfer früher den Lehm für ihre Ziegel und Töpfe.

Auch der Bereich zwischen Bahnhof- und Nebelhornstraße füllte sich nun sukzessive mit Wohnbebauung. In seinem nordwestlichen Bereich verwendete man handwerkliche Benennung, wie Schmittegasse, Seilergasse, We8ber-, Gerber-, Färber-, Schlosser- und Holzerstraße. Mit den Straßen Am Gstad und Am Schelmenhag treffen wir wieder auf alte Flurnamen. Das Wort „Schelm” heißt so viel wie Kadaver. Hier befand sich hinter dem Hag also der Schindanger, wo Tierkadaver entsorgt wurden. Dort begann auch das sogenannte Bannholz. Die Bäume im dortigen Wald durften nur für die Eindämmung der Trettach gefällt werden. Drei Straßen, die eher in Richtung Trettach liegen, erinnern an die Pioniere des Alpinismus in unserem Raum, an Hermann von Barth, Anton Waltenberger und die Gebrüder Enzensperger.

Auch im Wohngebiet Faltenbach, wo vor dem ersten Weltkrieg nur ein Kalkofen, das Rietzlerhaus und die Schießstätte lagen, ging es ab den 30er Jahren aufwärts. Neben der Straße Am Faltenbach, der Schützenstraße und dem Schattenbergweg erschließt die Roßbichelstraße, die nach dem Weidegebiet oberhalb am Rubihorn benannt ist, in vielen Verzweigungen beinahe das gesamte Wohngebiet. Seit einigen Jahren besteht dort auch eine Schanzenstraße, die An der Flachsröste beginnt und an der Seealpe endet. Von der Schanze steigt die Oytalstraße den steilen Kühberganstieg hinauf. Östlich der Mühlenbrücke zweigt der Grubenweg nach Süden ab, der zum Weiler Gruben und dann weiter ins Trettachtal führt.

Nördlich des Bahnhofes wurde zu Beginn der 30er-Jahre das Wohngebiet Im Steinach erbaut. Die dortige Flur war nach dem oben genannten Steinebach benannt worden und wurde für Kraut- und Obstgärten genutzt und war durch den Alten Steinachweg erschlossen. Die neuen Straßen wurden fast durchgehend mit Begriffen benannt, die mit der Oberstdorfer Geschichte in Verbindung stehen. An alte Adelsgeschlechter, die bei uns früher Besitzungen oder Eigenleute hatten, erinnern Schellenberg-, Waldburg-, Heimenhofen-, Montfort-, Rettenberger-, Rothenfelser-, Hochstift- und Ehrenbergerstraße. Die rechtliche Stellung der Bauern bezeugen die Freibauern- und Tigenstraße. Eine Ausnahme bilden die Gelbe Buind (siehe Buindgasse) und die Alpgaustraße. Auf ihr fuhr bis zum Jahr 1953 die Eisenbahn, bis die Gleise an den Rand des Bannholzes verlegt wurden, um im Bahnhof Platz für längere Züge zu erhalten. Erschlossen wurde das Baugebiet von einem Feldweg, der beim Anwesen Hochfeichter in der Zollstraße nach Norden führte und sich in drei Arme aufsplittete: Alter Steinachweg und Oberer sowie Unterer Winkelweg. Die letzten beiden führten zu den Winkeläckern am Bannholz. Heute sind die Bezeichnungen insbesondere des Oberen Winkelwegs etwas verwirrend. Die Straße Im Steinach verläuft heute teilweise auf dem Oberen Winkelweg, der dann bei der ehemaligen Gemeindewaage auf den Parkplatz des Fenebergmarktes abzweigt. Daneben gibt es auch noch eine Straße Im oberen Winkel, welche die Alpgaustraße mit der Straße Im Steinach nahe der Schranke verbindet. Den Bahnhof erreichte man vor dem 2. Weltkrieg nur über einen Fußweg, der erst 1953 zur Poststraße ausgebaut wurde.

Straßennamen - Heft 70

Anfang 1960er Jahre – Durch das damalige Neubaugebiet führte der Alte Steinachweg, im Bild links, am Heinzenfeld entlang

Auch vor dem 2. Weltkrieg begann im Zwickel zwischen Walser- und Sonthofener Straße die Erschließung des Otterrohrs, ein ehemals mooriges Gebiet, in dem bis etwa zum Jahr 1900 noch Fischottern erlegt wurden. Die umschließenden Straßen sind im Westen die nach der Flur benannte Straße Am Otterrohr und im Norden die Verlängerung der Poststraße. Mit den weiteren Namen ehrte man für Oberstdorf wichtige Personen des 19. und 20. Jahrhunderts: Baumann-, Reiser-, Stützle-, Grundmann-, Heinrich-Zirkel-, Förderreuther- und Anton-Henkel-Straße (sie alle haben sich als Heimatgeschichtsforscher verdient gemacht, Anton Henkel als Förderer des Jugendskilaufs).

Das dritte Wohngebiet, das Ende der 30er Jahre in Angriff genommen wurde, war der Plattenbichl, der seinen Namen von den Schieferplatten erhielt, die dort häufig vorkommen. Eine gleichnamige Straße erschloss das Gebiet vom E-Werk her. Später wurde sie nach Norden bis ins Dummelsmoos hinunter verlängert. Eine zweite Straße führte vom Faltenbach aus herauf. Da sie am ehemaligen Schmelzofen des Baron von Hornstein vorbeiführte, wurde sie ursprünglich An der Schmelzhütte genannt. Heute heißt sie An der Flachröste und erinnert an die Zeit des Anbaus dieser Nutzpflanze. Nach dem Ernten wurden nämlich ihre Halme in eine wassergefüllte Grube gelegt, um sie verrotten zu lassen. Erst danach konnte man sie weiterverarbeiten, um später Leinen daraus zu gewinnen. Im Baugebiet selbst nahm man sich die Botanik zum Vorbild und benannte die Straßen nach unserer Gebirgsblumen Frauenschuh, Soldanelle und Enzian. Nur die Alpenrosenstraße hieß anfangs noch Am Viehtrieb. Nach dem Krieg kamen Aurikel-, Primel- und Edelweißstraße hinzu. Den Höhepunkt bildete schließlich das oberhalb liegende Baugebiet Am First, wo sich ein Grasrücken befindet, der einem Dachfirst ähnlich sieht.

Auch im Süden Oberstdorfs wurde nach dem 2. Weltkrieg das Villenviertel erweitert. Auf einer neuen Achse zu den Wiesen sollte man auf einem großzügigen Weg „promenieren”. Die Promenadestraße führt zum Promenadeweg, der fußläufig am Ortsrand den Heuweg (Verlängerung der Fuggerstraße) mit dem Gertrud-von-le-Fort-Weg (Verlängerung der Wannackerstraße) darstellt, verbindet. Die Wannackerstraße und auch die parallel zum Promenadeweg hinter der ersten Häuserzeile verlaufenden Speichackerstraße erinnern an alte Flurnamen in diesem Gebiet. Noch weiter im Süden wurden in der zweiten Reihe, neben der Prinzen- und Lorettostraße, einige Häuser durch die Wege Am Albergätter und Auf der Höhe erschlossen.

Straßennamen - Heft 70

Das Bebauungsmodell für den Plattenbichl um 1936 (Blick von S nach N).

Angepriesen wurden die Grundstücke deutschlandweit, besonders als Altersruhesitz, von der politischen Gemeinde, nachdem die Ortsgemeinde (Rechtler) enteignet worden war. Diese Enteignung wurde Ende der 1940er Jahre wieder rückgängig gemacht.

Straßennamen - Heft 70

Ende 1930er Jahre – Die erste Bebauung am Plattenbichl. Im Vordergrund der Faltenbach, ganz rechts: die heutige Flachsröste.

Einige Mitbürger versuchten im Norden im neuerschlossenen Baugebiet Helchenkreuth an der Rubinger Straße unterzukommen, dessen Name wahrscheinlich mit „weit abgelegene, gerodete Wiese” zu übersetzen wäre. Die Namen der Straßen dort wurden aus der Forstwirtschaft entlehnt: Ahorn- und Lindenstraße sowie Birkenweg. Über der Trettachbrücke finden wir noch die Adresse Karweidach. Dieser Flurname deutet den einstigen flußnahen Weidenbewuchs an.

Das letzte größere Baugebiet im Kernort Oberstdorf wurde in den 80er Jahren im Dummelsmoos auf den Weg gebracht. Früher befand sich hier, wie An der Halde und Am Karatsbichel, ein Kinderski- und Rodelgebiet, in dem mehrere Generationen von „Fabriklern” und „Siedlingern” das Skifahren erlernten. Seinen Namen kann man wahrscheinlich mit „hügeliges Moorgelände” übersetzen.

Nach Norden, am Rande der Rubinger Oy, liegen noch ein paar versprengte Häuser am Kalkofenweg. Hier befand sich ein Kalkofen. Und last not least wurde das große Verwaltungsgebäude der Firma Geiger am Kreisel vor dem Ort durch eine Straße erschlossen, die natürlich den Namen nach dem verdienten Firmengründer Wilhelm-Geiger-Straße erhielt.

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