«Es hat hinten und vorne gefehlt»
Verschönerungsverein - Aufgeheizte Diskussion um gescheiterten Nebelhornbahnneubau - Vereinsvorstand würde gern Aktien an Gemeinde abgeben, um Kräfte zu bündeln - Teilneuwahlen gehen schnell
Neuwahlen nach dem Rücktritt des einstigen Vorsitzenden Pius Geiger, offene Wunden nach dem Scheitern des Nebelhornbahnneubaus, eine Grundsatzdiskussion zu den Nebelhornbahn-Aktien und ein Darlehen an die Kur- und Verkehrsbetriebe Oberstdorf: Große Themen und aufgeheizte Diskussionen prägten die Mitgliederversammlung des Oberstdorfer Verschönerungsvereins.
Rasch über die Bühne gingen an dem Abend lediglich die Wahlen: Franz Ohmayer, der nach Pius Geigers Rücktritt im Herbst kommissarisch den Vorsitz übernommen hatte, wurde zum Vorsitzenden gewählt. Das Amt des Vize hat künftig Christoph Hörmann; neuer Schriftführer ist Hannes Kirschner. Die zu wählenden Beisitzer wurden im Amt bestätigt.
Um so ausufernder entwickelte sich die Diskussion um das Scheitern des Nebelhornbahn-Neubaus. Der einstige Vereinsvorsitzende Gustav Stempfle warf dem jetzigen Vorstand vor, den Mitgliedern vorenthalten zu haben, über das Thema zu diskutieren. «Die Vorstandschaft hat sich vor einer Entscheidung gedrückt, wo sie konnte», so Stempfle. Das halte er für feige.
Die Vorwürfe ließ Ohmayer nicht auf sich sitzen: Das letzte Finanzierungsmodell sei «zu verwaschen» gewesen; Punkte wie die Parkplatzfrage waren nicht gelöst. Ohmayer: «Es hat hinten und vorne gefehlt.» Darauf wiederum konterte Augustin Kröll, Aufsichtsratsvorsitzender der Nebelhornbahn, dass eine Lösung bis ins Detail ausgearbeitet gewesen sei. Weitere Vorstandsmitglieder stiegen in die Diskussion ein, Gemeindechef Laurent Mies mahnte schließlich: «Wir sollten lieber gemeinsam zukünftige Wege und Entscheidungen vorbereiten.»
Kein neues Thema ist für den Verschönerungsverein die Frage, ob der Verein seine Nebelhornbahn-Aktien an die Gemeinde abgeben sollte. Der Vorstand wollte jetzt wissen, ob sich die Mitglieder vorstellen könnten, die Aktien gegen eine Immobilie zu tauschen. Ohmayers Argumente pro Tausch: Es sei Aufgabe der Gemeinde, nicht des Vereins, massiv bei der Bergbahn einzusteigen. Sobald das Thema Neubau wieder auf dem Tisch liege, sei der Verein erneut nicht zu einer Kapitalerhöhung in der Lage. Gemeinderat Martin Rees unterstützte ihn: «Wenn Oberstdorf den Neubau wirklich langfristig will, sollten wir Kräfte bündeln.» Ohmayers Vorgänger Pius Geiger hingegen mahnte: Die Aktien gerade jetzt abzugeben, sei alles andere als vorteilhaft - nach dem Scheitern des Neubaus seien Dividenden absehbar. Stempfle ergänzte: Lieber sollte die Gemeinde zusätzliche Aktien kaufen, «statt Geld in Oberstdorf hin- und herzuschachteln, ohne dass dabei etwas herauskommt».
Beschlossene Sache ist: Der Verschönerungsverein wird den Kur- und Verkehrsbetrieben ein Darlehen gewähren zum Kauf des «Berghaus Schönblick» am Söllereck.